Cumbria/Scotland 2014, Tag 10, Brückentag!

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Dieselpower
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Cumbria/Scotland 2014, Tag 10, Brückentag!

Beitrag von Dieselpower »

Mittwoch, der 04.Juni 2014:
Bewaffnet mit zwei (!) Ausweisdokumenten ging es nach dem Frühstück zu Arnold Clark, wieder gespannt, was für ein Auto es wohl sein würde. Es war wieder ein Mondeo - wunderbar, willkommen zu Hause....Auf ging es in Richtung Highland Mainline. Das Wetter war zwar schon wieder mäßig, aber das Auto war nun mal gebucht, und so ging es zum ersten Zielort, dem Culloden Viaduct. Der ist ebenso wie die legendäre "Schlacht bei Culloden" nach dem nahen Ort benannt. Am 16.04.1746 wurde dort durch die englischen Regierungstruppen der letzte Jakobitenaufstand blutig niedergeschlagen. 1.250 Jakobiten fielen auf dem Schlachtfeld, allerdings "nur" 300 Engländer. Weitere 450 Verwundete Jakobiten sollen nach dem Sieg der Engländer exekutiert worden sein. Weitere große Zahlen wurden nach Gefangennahme hingerichtet....
Zum Aufnahmezeitpunkt, 268 Jahre später, ist dies zwar nicht vergessen, aber so weit verziehen, daß Schottland von England aus mit Zement versorgt wird. Der Zug 693K von Oxwellmains Lafarge nach Inverness fegte pünktlich mit einem Affenzahn über den Culloden Viaduct in Richtung Ziel. Laut RTT ist er planmäßig mit 60 mph unterwegs - 96 km/h...die Zweiachser tanzten bedrohlich....
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Zwei mal durfte ich 2014 die Ginsterblüte erleben - im April/Mai die im Westerwaldlied besungene daheim, und im Juni die schottische..."Ich komm' aus dem Land, wo der Ginster blüht..."! Der 693K verläßt das imposante Bauwerk...
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Es folgte der Turbostar in gleicher Richtung...
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...und wieder der Tesco-Expreß mit 18 Wechselbrücken auf 10 AAE-Wagen - Frische Lebensmittel für die Schotten....
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Dann war es genug, wir wechselten den Standort - zum Findhorn Viaduct, fälschlicherweise gern nach der nahegelegenen Ortschaft als "Tomatin Viaduct" bezeichnet. Den gibt es auch, ist aber nur eine kleine Steinbogenbrücke in der Ortslage. Hinter der filigranen Stahlbrücke kann man die ebenfalls den River Findhorn überspannende Brücke der berühmten A 9 (Quasi die Route 66 Schottlands, quer durchs Land von Edinburgh bis Thurso) erkennen. AUF dem Viadukt gaben sich zwei 158er die Ehre, der eine in "saltire"-, und der andere in "Barbie"-Livery.
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Hier mal eine (Heck-)Ansicht unseres sehr komfortablen Fuzzymobils....geparkt in einer der festungsartigen Einfahrten der "Findhorn Bridge", die am gleichnamigen Weiler liegt...
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Die Wartezeit wurde uns wieder einmal von lustigen Exemplaren der heimischen Fauna verkürzt, z.B. von diesen lustigen Langschnabelwatschlern am Ufer des Rivers....die stießen hochfrequente, fast schmerzhafte Töne aus...Ein Recherchenversuch ergab: Es könnten "Regenpfeiferartige Austernfischer" sein...naja, Langschnabelwatschler wäre für mich auch OK...
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Trotz eines bösartig scharfen Windes, der durchs Tal pfoff, wagte ich mich - nicht nur zum Langschnabelwatschlergucken in die Mitte der Brücke...ein Turbostar wurde auch noch verarztet...
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...bevor es zum nächsten Brückenbauwerk ging. Von einer Feldwegbrücke aus gelang in die andere Richtung ein "Einschnittfoto" mit einem heranrauschenden Turbostar. Unglaublich, mit welchem Affenzahn die Züge dort durch die Gegend sausen....
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Auf der anderen Seite der Feldwegbrücke bot sich dann die Aussicht auf das Objekt der Begierde, den achtbogigen Slochd Viaduct:
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Um nicht zu viele Wiederholungen zu bieten, hier ein Blick von weiter unten - hier gab es bei einem großen Schotterplatz ein "gate" und eine bis auf Schienenoberkante mit Schotter verfüllte Stelle, offenbar eine Möglichkeit zum Eingleisen von Zweiwegefahrzeugen.
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Weiter ging es nach Carrbridge, einem kleinen Bahnhof, der (ferngestellt) zum Kreuzen genutzt werden kann, im Grundzustand sind die Signale am Gleis 2 jedoch dunkel, das durchgehende Hauptgleis ist Gleis 1. Zwecks "Kreuzigung" rollte soeben ein doppelter Sprinter ein....
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...welcher dann auch fotogen vor dem Empfangsgebäude zum Halten kam.
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Das Einerlei von Turbostars und Sprintern wurde durch den zurückeilenden Tesco-Expreß 403U mit der 66301 aufgelockert...Dieser Zug ist mit nicht weniger als 75 mph (121 km/h) eingelegt. Das merkt man an mancher Stelle, wenn die Class 66 zeigen darf, was sie kann....
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Wir waren aber eigentlich auf der Suche nach einer offenen Stelle....nein, eigentlich nicht wegen eines Barbieturbos....
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...sondern eigentlich wegen dieses Prachtexemplars...da war er wieder - auch heute hatten wir dank Onlinedaten seinen Fahrplan. Der Royal Scotsman brachte seine 36 (!) Reisenden nach Carrbridge, wo ein Mega-Luxus-Bus wartete, um sie zu einer Destillerienrundfahrt abzuholen. Der Luxuszug fuhr dann leer weiter nach Aviemore, um bei der Strathspey Railway in Boat of Garden zu übernachten, wohin der Reisebus die Gäste nach der hochprozentigen Rundtour zum Abendessen und zur Nachtruhe im Schlafabteil brachte:
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Dieses Bild war eine Zitterpartie - ich stand an einer Böschung oberhalb einer (im Bild nicht erkennbaren) Straße - dauernd kamen große Fahrzeuge (Busse, Betonmischer...) vorbei. Zur falschen Zeit hätte er mir dieses Motiv zugefahren....

Fortsetzung folgt bald...
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Heiner Neumann
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Re: Cumbria/Scotland 2014, Tag 10, Brückentag!

Beitrag von Heiner Neumann »

Klasse Aufnahmen. Dass die Züge dort mit so einem "Affenzahn" durchrauschen hätte ich nicht erwartet. Übrigens...der "Langschnabelwatschler" ist tatsächlich ein Austernfischer.

Gruß

Heiner
Wenn Du ein Licht am Ende des Tunnels siehst, bete, dass es kein Zug ist :shock: !!!

Vertraue nur Deinem eigenen Hintern - denn nur er steht immer hinter dir!
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Dieselpower
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Re: Cumbria/Scotland 2014, Tag 10, Brückentag!

Beitrag von Dieselpower »

Und weiter geht's!
Da wir ja wußten, daß der Royal Scotsman nach Aviemore mußte, um auf die Strathspey Rwy. zu gelangen, setzten wir uns in unser flottes Fuzzymobil, und düsten über die A9 dorthin. Kaum angekommen tuckerten sie auch schon um die Ecke, die beiden imposanten Maschinen mit ihrem Sonderzug....
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Nase an Nase gekuppelt brachten sie in Vielfachtraktion ("Blue Star"-Kompatibilität - siehe kleines "Sternzeichen" an der Front) mit ihren vereinigten 3550 Pferdestärken den leeren Zug in das als Wintersportzentrum bekannte Aviemore...
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Eine Portraitaufnahme dieser ebenso bemerkenswerten wie in GB beliebten Maschine mußte auch erlaubt sein - die lustigen "Blumenkübelbahnen" aus Whiskyfässern, rechts auf dem Bahnsteig sichtbar, sind ein erst kürzlich eingeführtes Deko-Attribut auf ScotRail-Bahnhöfen.
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Die Flanken des Royal Scotsman zieren nicht nur Kratzspuren von Bewuchs eher selten befahrener Strecken, sondern auch das Logo der "Great Scottish & Western Railway Company"...
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Der "Balkonwagen" des Royal Scotsman...eigentlich kennt man sowas nur von Wahlveranstaltungen US-amerikanischer Gouverneure...aber dieser Zug hat auch einen...
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Und schließlich stand auf unserer "to-do-Liste" noch die letzte existierende "Trestle"-Holzbrücke im regulär befahrenen Eisenbahnnetz Schottlands. Sie ist zwar mittlerweile durch zwei Betonpfeiler gesichert, ist aber immer noch eine klassische Holzbrücke. Dank guter Literatur und Auskunft von einheimischen Eisenbahnfreunden fanden wir sie bald in der Nähe der Ortschaft Moy.
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Des Fahrzeugeinerleis überdrüssig geworden bogen wir unsere Bahn-Fototour vorübergehend zu einer Landschafts-Fototour um, und machten uns in Richtung Loch Ness auf. Die Peripherie von Inverness empfing uns mit einem dicken Berufsverkehrsstau. Nachdem wir uns durch diesen hindurchgequält hatten, und endlich die diagonal entlang des Kaledonischen Kanals verlaufende A82 erreicht hatten, nahmen wir Kurs auf Drumnadrochit, dem touristischen Zentrum von Loch Ness, und knipsten einmal mehr über den Zaun die bekannte Ruine von Urquhart Castle...viel besser ist der kostenpflichtige Aspekt jenseits des Zauns auch nicht....
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Wir setzten die Fahrt fort, eingehendes Studium der Landkarte versprach einen spannenden Straßenverlauf ab Fort Augustus am Südwestende von Loch Ness. Die "schwarzen" Abschnitte der ansonsten "gelben" Darstellung der B862 identifizierten wir schnell anhand der Legende als "narrow" - "schmal", also eine der berühmten Single-Track-Roads mit Ausweichstellen....das Wissen um die Beschaffenheit von Loch Ness mit seinen steil abfallenden Ufern und die Nähe der A82 zu seinen Gestaden war mir jedoch wesentlich unheimlicher. An den meisten Stellen hat dieser See, der durch Gletscherwanderung entstanden ist, eine unglaubliche Tiefe. Nur wenige Meter vom Ufer entfernt hat das Wasser schon eine Tiefe von über 50 Metern...über 75° Neigung...keine tollen Aussichten, wenn man mal von der Straße abkommt....Hier nun der Blick von der Südwestseite in Richtung Inverness:
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Nun begann der Anstieg der B862 ("General Wade's Military Road"), über die (und die B861) wir dann später in der Nähe von Daviot wieder zur A9 kamen - das war eine echt geile Landpartie....
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Scotland at it's best - mit Ende der Zweispurigkeit....
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Hierbei kamen dann allerdings auch die Nachteile eines komfortablen Fuzzymobils zu Tage - Ist ja doch schon ein gewisses Kaliber, dieses Auto....
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Dann hatten wir uns angesichts der spektakulären Linienführung ein wenig verschätzt - und trotz herrlich erholsam dünner Verkehrsdichte waren wir der Uhrzeit verdammt nahe, als der HST aus London kommen sollte. Also versuchten wir unser Glück am Findhorn Viaduct erneut, allerdings näher und von der anderen Seite aus...naja, ging so...hätte schlimmer, aber auch besser gelingen können...kaum dort angekommen, donnerte er schon über den Viadukt.
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In Inverness parkten wir dann das Auto, bevor wir in strömendem Regen zum Hotel eilten, allerdings später noch einmal in Richtung Depot aufbrachen, wo wir den schwarzen Hofhund des Depot Inverness mit Tele "erlegen" konnten...
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...während der "Highland Chieftain" seinen Dieselvorrat an der am Gleisdreieck "Rose Street" gelegenen Tankstelle ergänzte...
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Während der Warterei erregte diese Möwe, die wie ein Wachmann auf dem Dach entlang watschelte, meine Aufmerksamkeit. Ob die Antenne im Hintergrund immer noch für einwandfreies Bild sorgte?
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Als letzte Amtshandlung des Tages wurde dann noch der aus Richtung Kyle of Lochalsh eintreffende Express-Sprinter verarztet, der uns in der Peripherie von Inverness zeigte, daß es auch in GB durchaus hier und da Schmuddelecken gibt - besonders im Bereich stillgelegter Gleisanlagen in Hafengebieten...
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Nun sollte unaufhaltbar der Abreisetag nahen...und der Wetterbericht versprach wenig gutes...
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KoLü Ksf
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Re: Cumbria/Scotland 2014, Tag 10, Brückentag!

Beitrag von KoLü Ksf »

Hallo Marko,

ein wirklich interessanter und kurzweiliger Reisebericht. Mein Favorit: The royal Scotsman mit seinen urigen Maschinen.

Und Loch Ness mal ohne Nessi ? :wink: :roll: :lol:

Herzliche Grüße
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Dieselpower
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Re: Cumbria/Scotland 2014, Tag 10, Brückentag!

Beitrag von Dieselpower »

Hallo Wolfgang, danke sehr!

Ganz vorbei ist er noch nicht, der Abschluß (Ein Ausflug bei Regenwetter nach Aberdeen und die vermutlich letzte Fahrt im Caledonian Sleeper in First-Konfiguration mit Lokschaden von DB Schenker... :P ) kommt ja noch. Und mit dem Auftritt des Royal Scotsman hatten wir ja gar nicht gerechnet, der war sozusagen eine kleine Überraschung, und nur dank guter Infosysteme (realtimetrains.co.uk) mit einplanbar. Ich revidiere dahingehend meine immer wieder skandierte Aussage, daß früher alles besser war, zu fast alles. Das gab es früher nicht, aber wir hatten früher andere gut funktionierende Infosysteme...alte Buchfahrpläne, Fplos, gute Kontakte zu überall anwesenden Fdl... :P

Tja, Loch Ness hatte Nessie wohl verliehen - mittlerweile will ja (um der Touristen willen) jedes noch so kleine Loch auch sein Monster haben, manche gehen noch weiter, und behaupten steif und fest, alle "Lochs" seien über unterirdische Kanäle miteinander verbunden. Wenn man dann mit Physik beginnt zu argumentieren (Verschiedene Seehöhen und kommunizierende Röhre), wechseln sie in der Regel sofort das Thema.... :lol:

Wie auch immer, es gibt wohl tatsächlich etwas "großes" in Loch Ness, auf Ultraschallaufnahmen des unergründlichen Gewässers wurde schon öfters - jedoch immer nur kurzzeitig - "ein sehr großes, und schnelles, wendiges Tier" gesichtet, die Version, daß es sich wohl um einen sehr großen Fisch handelt, der ungefährdet in den Tiefen des Sees altern und wachsen konnte (welche Gattung auch immer), halte ich jedoch für wahrscheinlicher.... :wink:
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Re: Cumbria/Scotland 2014, Tag 10, Brückentag!

Beitrag von 212 096 »

Hallo Marko,

ich bin auch von jedem neuen Foto von dieser Reise von Dir sehr angtan. Es ist einfach mal etwas "anderes" und toll von Dir in Szene gesetzt!

Viele Grüße

Peter
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Re: Cumbria/Scotland 2014, Tag 10, Brückentag!

Beitrag von Dieselpower »

Hallo Peter, auch an dich noch mal ein Dank für die Blumen...

Da weiß man wenigstens, wofür man sich die Stunden um die Ohren haut... :D
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