Ich stamme aus Gau-Algesheim und unsere Familie besaß ein Spargelfeld, das 1934 von der Verbindungskurve Bk Wasserwerk - Ockenheim durchschnitten wurde. Ich selbst habe in den 60ern noch Züge fahren gesehen, auch den einen oder anderen Personenzug. Im Kursbuch von 1959 gibt es noch einen Zugpaar von Bingerbrück über Ockenheim nach Bad Kreuznach und umgekehrt. Im Volksmund heißt der Abschnitt "Zuckerbahn", denn hier ist in der "schlechten Zeit" (1946/47) mal ein Waggon mit Zucker umgekippt und schneller als die Bahn umladen konnte, hatten die Ockenheimer bereits "entladen". Auf der Strecke Bad-Kreuznach - Mainz gab es einen Bahnübergang genau in der Kurve der B 41, den Posten 2. Wenn man diesen Weg Richtung Nordwesten Richtung Gaulsheim geht, kommt man auch über den ehemaligen Feldweg-BÜ der Zuckerbahn. Hier liegt heute noch ein Rohr im Boden, durch das die Seile zum Vorsignal gerführt wurden. An das Vorsignal kann ich mich auch noch erinnern,wir haben als Kinder öfter mal am Seil gezogen...ohne große Wirkung Entlang der Strecke standen auch schöne Telegraphenmasten, irgendwann lagen sie alle auf dem Boden, ich glaub, ich hab sogar noch ein paar Isolatoren. Die Blockstelle Wasserwerk bestand noch bis in die 70er Jahre, denn hier wurde die mechanische Schranke am Posten 17 (Strecke Mainz-Bingen, heute eine elektrische Anrufschranke) bedient. Wenn die Eltern im Feld waren, bin ich mit meinem Rädchen dann immer gerne dorthin gefahren und ich durfte hinauf in das Stellwerk, wenn ein Bekannter Dienst hatte. Hätte gerne mal ein paar Bilder davon gesehen oder auch von dem interssanten BÜ 19 in Gau-Algesheim, von wo aus die Doppelschranken auf der Mainzer und der Kreuznacher Strecke bedient wurden (Schrankenwärter"turm" und Wohnhaus sind bereits abgerissen, es steht noch das markante runde Häuschen mit der Umspannstation).
Also, wer Bilder von den Bahnbauten dieser Umgebung hat - ich würde mich sehr freuen. Liebe Grüße, Horst.
Hindenburgbrücke: Die Nahe-Zulaufstrecke (1971, m8B)
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Re: Hindenburgbr?cke: Die Nahe-Zulaufstrecke (1971, m8B)
SOLANGE NICHT DIE KULTUSMINISTERKONFERENZ EINE EINSTWEILIGE VERFÜGUNG ERWIRKT UND SIE MIR PERSÖNLICH AN DER HAUSTÜR ÜBERREICHT,BLEIBE ICH BEI DER ALTEN RECHTSCHREIBUNG.
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Nachtrag Hindenburgbr?cke: Die Nahe-Zulaufstrecke (1971, m8
Stichwort Hindenburgbrücke.
In den 20er Jahren wollte die Reichsbahn vom beginnenden Autoboom und dem Rheintourismus profitieren, also öffnete sie die Hindenburgbrücke für den Kfz-Verkehr. Die Binger und Rüdesheimer Fährleute jedoch strengten einen Prozeß gegen die Bahn an und wurden hierbei vom Verkehrsreferenten im preußischen Handelsministerium, Regierungsrat Paul Milatz unterstützt, der die Auffassung vertrat, das jahrhundertealte verbriefte Fährrecht dürfe nicht von der erste 100 Jahre alten Bahn unterlaufen werden - und das auch noch ohne Rechtsgrundlage. Nach fast vierjähriger Prozeßdauer verlor die Reichsbahn das Verfahren 1930 und mußte den Brückenverkehr für Autos wieder einstellen.
Aus Dankbarkeit benannten die Binger dann eine Personenfähre nach ihrem Fürsprecher. Die "Regierungsrat Paul Milatz" fuhr noch in den 70er Jahren und war in Bingen stationiert.
In den Brückentürmen übrigens betrieben Winzer bis in die Kriegszeiten hinein
noch Weinausschank, wie mein Vater (Jahrgang 1924) berichtete. Und manch eine großzügig geplante Rheingauwanderung fand dann schon im Kempter Brückenturm ihr feuchtfröhliches vorzeitiges Ende. Für den Heimweg nahm man dann den Zug ab Gaulsheim. Denn interessanterweise hielten seinerzeit am Bf Kempten nur die Züge der Bahnstrecke Bingen-Alzey.
In den 20er Jahren wollte die Reichsbahn vom beginnenden Autoboom und dem Rheintourismus profitieren, also öffnete sie die Hindenburgbrücke für den Kfz-Verkehr. Die Binger und Rüdesheimer Fährleute jedoch strengten einen Prozeß gegen die Bahn an und wurden hierbei vom Verkehrsreferenten im preußischen Handelsministerium, Regierungsrat Paul Milatz unterstützt, der die Auffassung vertrat, das jahrhundertealte verbriefte Fährrecht dürfe nicht von der erste 100 Jahre alten Bahn unterlaufen werden - und das auch noch ohne Rechtsgrundlage. Nach fast vierjähriger Prozeßdauer verlor die Reichsbahn das Verfahren 1930 und mußte den Brückenverkehr für Autos wieder einstellen.
Aus Dankbarkeit benannten die Binger dann eine Personenfähre nach ihrem Fürsprecher. Die "Regierungsrat Paul Milatz" fuhr noch in den 70er Jahren und war in Bingen stationiert.
In den Brückentürmen übrigens betrieben Winzer bis in die Kriegszeiten hinein
noch Weinausschank, wie mein Vater (Jahrgang 1924) berichtete. Und manch eine großzügig geplante Rheingauwanderung fand dann schon im Kempter Brückenturm ihr feuchtfröhliches vorzeitiges Ende. Für den Heimweg nahm man dann den Zug ab Gaulsheim. Denn interessanterweise hielten seinerzeit am Bf Kempten nur die Züge der Bahnstrecke Bingen-Alzey.
SOLANGE NICHT DIE KULTUSMINISTERKONFERENZ EINE EINSTWEILIGE VERFÜGUNG ERWIRKT UND SIE MIR PERSÖNLICH AN DER HAUSTÜR ÜBERREICHT,BLEIBE ICH BEI DER ALTEN RECHTSCHREIBUNG.
Re: Hindenburgbrücke: Die Nahe-Zulaufstrecke (1971, m8B)
Hallo !
Anfänglich wurde diese Verbindungsstrecke wohl nur im Güterverkehr genutzt. Nach dem Krieg verkehrten aber auch Reisezüge Bingen-Gaulsheim - Ockenheim - weiter Richtung Bad Kreuznach, zumindest noch bis 1959. Über diese Kurve Richtung Hindenburgbrücke habe ich keine Reisezüge auf die Schnelle gefunden.
Reisezüge über die Hindenburgbrücke verkehrten entweder Richtung Laubenheim-Bad Kreuznach oder Richtung Ockenheim-Mainz.
Gruss
Rolf Becker
Anfänglich wurde diese Verbindungsstrecke wohl nur im Güterverkehr genutzt. Nach dem Krieg verkehrten aber auch Reisezüge Bingen-Gaulsheim - Ockenheim - weiter Richtung Bad Kreuznach, zumindest noch bis 1959. Über diese Kurve Richtung Hindenburgbrücke habe ich keine Reisezüge auf die Schnelle gefunden.
Reisezüge über die Hindenburgbrücke verkehrten entweder Richtung Laubenheim-Bad Kreuznach oder Richtung Ockenheim-Mainz.
Gruss
Rolf Becker
Herzlich Willkommen im MIttelrhein-Forum
Hallo,
dem angesehenen Autor ("Die Eisenbahnen an Glan und Lauter") ein "Herzliches Willkommen"!
Es ist schön zu wissen, dass auch solche Fachleute hier bei uns reinschauen und bei Fragen weiterhelfen.
Es grüßt
Günter Tscharn
dem angesehenen Autor ("Die Eisenbahnen an Glan und Lauter") ein "Herzliches Willkommen"!
Es ist schön zu wissen, dass auch solche Fachleute hier bei uns reinschauen und bei Fragen weiterhelfen.
Es grüßt
Günter Tscharn
Re: Hindenburgbrücke: Die Nahe-Zulaufstrecke (1971, m8B)
Hallo Bahnhistoriker,
der Reisezugverkehr auf der Verbindungskurve zwischen der linken Rheinstrecke ab dem Abzweig Wasserwerk und dem Bahnhof Ockenheim lässt sich auch im Kursbuch nachweisen. Ich habe das mal mit dem Sommerfahrplan des Jahres 1959 probiert:
Gemäß der Tabelle 249 (Köln - Koblenz - Mainz - Frankfurt (M)) fuhr täglich um 12.49 der Personenzug 2376 (vermutlich VT 95) von Bingerbrück über Bingen nach Bad Kreuznach. Das ist auch aus heutiger Sicht nichts Außergewöhnliches .....
Spannend wird es aber dann in der Tabelle 272 (Mainz - Bad Kreuznach - Kaiserslautern):
Besagter 2376 aus Bingerbrück taucht wenig später in Ockenheim auf, um gegen 13.04 die Fahrt in Richtung Bad Kreuznach fortzusetzen.
Das ist eindeutig die Tour über die Verbindungskurve!
Viel Spaß beim Träumen und Stöbern wünscht euch
Günter
der Reisezugverkehr auf der Verbindungskurve zwischen der linken Rheinstrecke ab dem Abzweig Wasserwerk und dem Bahnhof Ockenheim lässt sich auch im Kursbuch nachweisen. Ich habe das mal mit dem Sommerfahrplan des Jahres 1959 probiert:
Gemäß der Tabelle 249 (Köln - Koblenz - Mainz - Frankfurt (M)) fuhr täglich um 12.49 der Personenzug 2376 (vermutlich VT 95) von Bingerbrück über Bingen nach Bad Kreuznach. Das ist auch aus heutiger Sicht nichts Außergewöhnliches .....
Spannend wird es aber dann in der Tabelle 272 (Mainz - Bad Kreuznach - Kaiserslautern):
Besagter 2376 aus Bingerbrück taucht wenig später in Ockenheim auf, um gegen 13.04 die Fahrt in Richtung Bad Kreuznach fortzusetzen.
Das ist eindeutig die Tour über die Verbindungskurve!
Viel Spaß beim Träumen und Stöbern wünscht euch
Günter
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- Präsident der Deutschen Bundesbahn B11
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- Registriert: Do 25. Aug 2005, 17:52
Re: Hindenburgbrücke: Die Nahe-Zulaufstrecke (1971, m8B)
Hallo Günter,
ich hab eben auch selbiges Kursbuch in den Fingern gehabt,
muss aber gestehn, dass ich nicht nach weiteren Strecken geschaut habe.
Ich war nur bei der Tabelle 249
ich hab eben auch selbiges Kursbuch in den Fingern gehabt,
muss aber gestehn, dass ich nicht nach weiteren Strecken geschaut habe.
Ich war nur bei der Tabelle 249
Re: Hindenburgbrücke: Die Nahe-Zulaufstrecke (1971, m8B)
Hallo Bernd,
das 59er-Kursbuch (ich hab's als Nachdruck) ist einfach herrlich - was da alles zu finden ist ....
Schau nur mal oben in der Tabelle 272 als Zweiten von links den Leichtschnellzug nach Basel SBB! Im Speisewagen durch's Alsenztal in die Schweiz
Es grüßt dich
Günter
das 59er-Kursbuch (ich hab's als Nachdruck) ist einfach herrlich - was da alles zu finden ist ....
Schau nur mal oben in der Tabelle 272 als Zweiten von links den Leichtschnellzug nach Basel SBB! Im Speisewagen durch's Alsenztal in die Schweiz
Es grüßt dich
Günter
Re: Hindenburgbrücke: Die Nahe-Zulaufstrecke (1971, m8B)
Hallo nochmals !
Der früheste mir vorliegende Fahrplan weist im Winter 1948/1949 einen abendlichen Personenzug über die Verbindungskurve aus. Der letzte mir vorliegende Fahrplan ist Winter 1959/1960. 1963 gibts darüber keine Personenzüge mehr, ebenso wenig vor dem Krieg.
Überhaupt: über die Hindenburgbrücke gab es in den wenigen Jahren Ihres Bestehens herrliche Zugläufe: Kaiserslautern - Aßmannshausen, Pirmasens - Wiesbaden, Mainz - Geisenheim, Bad Münster - Wiesbaden. Sie hatte im Personenverkehr aber wohl nur regionale Bedeutung. Der Glantalschnellzug ist 1926 wohl über Gau Algesheim nach Wiesbaden gefahren.
Gruss
Rolf Becker
Der früheste mir vorliegende Fahrplan weist im Winter 1948/1949 einen abendlichen Personenzug über die Verbindungskurve aus. Der letzte mir vorliegende Fahrplan ist Winter 1959/1960. 1963 gibts darüber keine Personenzüge mehr, ebenso wenig vor dem Krieg.
Überhaupt: über die Hindenburgbrücke gab es in den wenigen Jahren Ihres Bestehens herrliche Zugläufe: Kaiserslautern - Aßmannshausen, Pirmasens - Wiesbaden, Mainz - Geisenheim, Bad Münster - Wiesbaden. Sie hatte im Personenverkehr aber wohl nur regionale Bedeutung. Der Glantalschnellzug ist 1926 wohl über Gau Algesheim nach Wiesbaden gefahren.
Gruss
Rolf Becker