@Horst Heinrich: Meine Kritik bezog sich auch nicht insgesamt auf das Forum. Es ist - nicht grundlos - das einzige "soziale Netzwerk", in dem ich mich beteilige. Ich finde auch, dass es hier viele fachlich fundierte Diskussionen gibt. Trotzdem bin ich der Meinung, dass der "schwarze Peter" für die Stilllegung Jünkerath - Losheim nicht im Bundestag zu suchen ist. Da macht man es sich zu einfach, indem man die Verantwortung möglichst weit weg schiebt.
Denn @Rolf: Es gab in Deutschland auch noch nie einen Staat, der dauerhaft erhebliche finanzielle Betriebslasten für die Eisenbahn tragen wollte - mit oder ohne Bahn-Reform.
Bis zur "Verkraftung" des Verkehres in den 50er/60er Jahren war das Eisenbahngeschäft noch halbwegs erträglich - nicht jede Strecke, aber in der Summe. Was auf der einen Strecke an Verlusten erwirtschaftet wurde, konnte andererorts häufig noch ausgeglichen werden.
Seit den 50er/60er Jahren geht die Rechnung aufgrund der zunehmenden Pkw-Nutzung nicht mehr auf.
Und der Staat? Hat die Deutsche Bundesbahn zur wirtschaftlichen Optimierung verpflichtet.
Schon in den 50er Jahren hat der Bundestag erheblich Druck auf das Präsidium der Bundesbahn aufgebaut, um rentabel zu arbeiten. Die Folge: Streckenstilllegungen.
Wer - wie ich - die großen Stufenpläne zur Rationalisierung des Schienenverkehres auf Initiative des Bundes erlebt hat, der kann sich schwer damit anfreunden, wenn hier die Lösung aller Probleme beim Bund gesucht wird. Ich weiß ehrlich nicht, ob wir heute nicht noch viel weniger SPNV in der Fläche hätten, wenn Leute wie einst Koch (Hessen) und Steinbrück (NRW) einen neuen Stufenplan zur Kürzung des SPNV durch die "Deutsche Bundesbahn" entwerfen können.
Bis zur Bahnreform konnten Leute in Frankfurt am Main, Bonn oder Berlin über die Zukunft einer Bahnstrecke in der Eifel entscheiden - das war nicht immer die beste Lösung... Und der Bund hätte auch keinen Pfennig mehr gezahlt, nur weil die Bahn der Region wichtig war - die Rechnung wäre auch seinerzeit in Mainz gelandet.
Ich erinnere auch daran: Die Strecke Jünkerath - Losheim hätte die Bahnreform gar nicht mehr erlebt, wenn sie nicht aus NATO-Gründen noch einmal vor 1994 instandgesetzt worden wäre.
Ohne die Bahnreform wäre dann aber auch spätestens 1999 Ende im Gelände gewesen, als es keine militärischen Bedenken gegen die Stilllegung gab und sich die neue DB AG von der Strecke trennen wollte. Die Bundesbahngesetzgebung hätte auch in diesem Fall zum Stilllegungsverfahren geführt, welches ziemlich sicher zur Stilllegung geführt hätte, da - auch hier - andernfalls das Land der Bundesbahn einen erheblichen Zuschuss hätte zahlen müssen.
Nur die Bahnreform ermöglichte, dass auf private Initiative 2000 erstmals wieder Schienengüterverkehre nach Losheim aufgenommen werden konnten.
Ob Stadt, Verbandsgemeinde, Kreis, Land oder Bund: Es braucht Menschen, die für ihre Bahn einstehen. Und daran mangelte und mangelt es.
Wo ein Wille ist, ist vieles möglich - auch mit Bahnreform. Aktuelles Beispiel:
http://www.noz.de/lokales/meppen/artike ... en-saniert
Rolf hat geschrieben:Dabei gerät oft außer Acht, dass das Land diese Aufgabe mit der Bahnreform (für zu geringe finanzielle Kompensation) vom Bund übernommen hat; der hat sich aber gewissermaßen aus der Verantwortung heraus gekauft, als er den Ländern im Tausch gegen die Verantwortung für die regionalen Strecken Regionalisierungsmittel gewährt hat. Diese haben anfangs vielleicht sogar ausgereicht, als die Infrastruktur noch im relativ gepflegten DB-Zustand war. Die "Zeitbombe" Infrastruktur (und deren Erhalt) explodiert ja erst mit erheblicher Verzögerung, so dass erst mal Gras über die Sache wachsen konnte. Und mit Verspätung merken die Länder, dass sie über den Stuhl gezogen wurden und dass die Regionalisierungsmittel doch nicht ausreichen.
Nein, Regionalisierungsmittel sind zweckgebunden an den Betrieb des öffentlichen SPNV.
Da schon bis 1994 die bundespolitische Zielrichtung war, dass unrentable Strecken nun einmal stilllgelegt werden müssen, hat der Bund auch 1994 keine Länder zum Erhalt unrentabler Strecken vorgesehen. Die Neuordnung der Finanzierung im Schienenverkehr bezog sich darauf, dass die Länder nun selbst über ihr Zugangebot des öffentlichen SPNV entscheiden sollten.
NE-Bahnen sind aber keine neumoderne Erfindung. Auch zu Bundesbahnzeiten gab es Länder und Landesinitiativen, um von der Bundesbahn unrentabel bewertete Strecken trotzdem weiterzubetreiben. Beispiele gibt es vor allen in Baden-Württemberg.
Ein erfolgreiches Beispiel für die Privatisierung sind auch die Rurtalbahnen. Kaufpreis: 1 DM.
Und damit wieder zurück ins Kylltal, wo sich in den letzten Jahren der Bahn fast kein Mensch mehr für deren Erhalt interessiert hat - ganz anders als in den 90er im Rurtal. Wir reden hier über eine Strecke, von der 99,9% der Bevölkerung zwischen 2001 und 2004 nicht einmal hätten sagen können, ob sie stilllgelegt ist oder nicht oder wer sie betreibt.
Gruß Westeifelbahner