Ausbau Andernach - Mayen Ost

Rolf
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Re: Ausbau Andernach - Mayen Ost

Beitrag von Rolf »

Dieselpower hat geschrieben:Also Fahrzeiten Kürzen ist das eine - Service und Komfort das andere, nur mit beidem geht es, Menschen vom Auto zur Bahn zu bewegen ...
Dann sind wir uns ja einig. Auch das mit den Brötchen sehe ich ähnlich; den Bezug zu unserem Thema sehe ich allerdings nicht. Eine umsteigefreie Verbindung Mayen-Koblenz bringt mehr Komfort, die Fahrtzeitgewinne mehr Lebensqualität. Der Fahrgast merkt doch von den maßvoll höheren Geschwindigkeiten praktisch gar nichts. Was soll da stressiger werden? Dann müssten Fahrgäste des ICE ja völlig entnervt aus dem Zug fallen, wenn sie einmal mit 300 km/h unterwegs waren. Das einzige, was der Fahrgast auf der beschleunigten Pellenz-Bahn bemerkt, ist, dass er früher am Ziel ist. Und das ist es, was zählt. 6 Minuten Fahrtzeitgewinn pro Strecke sind für den Pendler am Tag 12 Minuten bei Hin- und Rückfahrt, in der Woche gewinne ich eine Stunde, im Monat 4 usw. usw. - Zeit, die ich sinnvoller verwenden kann.

Ich war vor rund 10 Jahren drauf und dran, der Bahn die Gefolgschaft zu kündigen. Als dann der RE 5 eingeführt und die Fahrtzeit 10 Minuten kürzer wurde pro Strecke, bin ich der Bahn dann doch noch ein paar Jahre länger treu geblieben. Fast bis zu meinem beruflichen Wechsel nach Bonn 2010. Genau deswegen, weil der RE 5 erheblich schneller fuhr und es eine Verbesserung war in jeder Beziehung gegenüber den klapprigen Silberlingen, die bis dahin auf der Strecke (langsamer) unterwegs waren. Es war ein Gewinn an Zeit und an Lebensqualität, weniger Zeit für den Weg zur Arbeit verplempern zu müssen. Seit ich in Bonn arbeite und nur noch einen kurzen Weg zur Arbeit habe, ist die Lebensqualität weiter deutlich besser geworden; so viel freie Zeit hatte ich noch nie! Genau dieser Zeitgewinn hat den Rest des Tages entschleunigt. Kürzere Fahrtzeiten entschleunigen somit das Leben des Pendlers und sind daher gut! Weiter so!
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Dieselpower
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Re: Ausbau Andernach - Mayen Ost

Beitrag von Dieselpower »

Wie hast Du das denn jetzt interpretiert? Natürlich ist es nicht die Geschwindigkeit, die den Streß auslöst...aber es ist doch schon eine Krankheit unserer Zeit geworden, stets einen randvollen/übervollen Terminkalender zu haben, und der Bezug zu unserem Thema ist ganz einfach...
Damals waren halt aufgeblasene, künstlich veränderte Backwaren modern, heute hat man in diesem Bereich den Wert einer gesunden Ernährung wiederentdeckt.
Heute ist es trendy, jede Minute zu sparen, Du beschreibst es als "mehr Freizeit und damit Entschleunigung", die meisten jedoch als "Da kann man ja noch mehr erledigen!" - und wenn es nur sinnloses Handydaddeln und TV Glotzen ist. Das ist der Trend, den Du nicht müde wirst, als festgeschriebenes Gesetz stets zu betonen und zu untermauern. Vielleicht ist es aber morgen wieder trendy, zu sagen: "Nein, da habe ich keine Zeit für, das ist mir zu knapp mit dem Dienst und der Heimfahrt!". Es müssen erst mal nur genug Leute von Herzinfarkt und Burnout dahingerafft werden, und irgendein Medizinguru in irgendeinem Boulevardblatt schreiben: "Ihr müßt Euch wieder mehr Zeit nehmen, sonst geht Ihr alle über die Wupper!". Wenn ich das sage, wird müde abgewunken, aber wenn das irgendeine mediale Halbgottheit von sich gibt, ist das das Evangelium!

Mag ja sein, daß ich da unmodern bin, bin ich gern...aber ich bin in den letzten Wochen lieber noch ein halbes Stündchen nach der Arbeit durch Köln gebummelt, und habe statt des überfüllten Plastikschrotts namens 442 um 15:23 Uhr lieber die "klapprigen" n-Wagen um 15:59 Uhr genommen, und konnte sogar einige meiner Schüler davon überzeugen. Dann war ich halt 45 Minuten später zu Hause, aber ich habe bequem gesessen, hatte keine Holzarmlehne in den Rippen, keine eingeschlafenen Beine, keine blauen Flecken von irgendwelchen, unmöglich montierten Müllbehältern, moderate Frischluftzufuhr und angenehme Temperierung durch Fenster und Heizung, 5 Toiletten und einen völlig barrierefrei vom Rolltor hinter der 111 bis zur Tür des Steuerabteils begehbaren Zug. Aber auch die Möglichkeit, einmal die Nase in den frühsommerlich duftenden Fahrtwind zu halten, auch bei 120 km/h. Hinzu kamen übrigens sage und schreibe 24 Türen (Die, an denen Du dich immer so störst) je Seite, die man zwar mit ein wenig Muskelkraft öffnen muß, aber derer keine einzige defekt war! Aber mal ehrlich: Gehen an deinem Auto, im Garten oder in der Küche die Türen per Knopfdruck auf???

Und irgendwie habe ich das Gefühl, daß man auch von Träger und/oder EVU die alten Züge schlechter macht, als sie sind, wenn ich mir die Fahrzeit so ansehe. Teilweise schaltete der Meister die 111 nur wenig auf, um am nächsten Halt wieder eine Minute nach erfolgtem Fahrgastwechsel noch auf den Zeigersprung zu warten - so kann man die "schlimmen alten Bahnen" auch schlecht machen. Beim Hamster reicht der Aufenthalt oft nicht mal für die Türenzeremonie, die das Ding immer nervig piepsend abhält (wenn's denn funktioniert)...so kann man einen Zeitgeist (Hektik, Hektik) auch als Positives verkaufen. Für mich nicht, nein Danke!

Da die Diskussion im Nachbarforum argumentativ einen anderen Verlauf nahm, liegt auch dort eine entsprechende Antwort vor, da muß man nicht alles doppelt schreiben... :wink:
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Re: Ausbau Andernach - Mayen Ost

Beitrag von Rolf »

Den Sitzkomfort in den Triebwagen (RB) finde ich aus absolut verbesserungswürdig. Der Dosto (RE 5) ist jedoch komfortabel und m. E. eine klare Verbesserung gegenüber den alten Silberlingen. Aber das ist wieder ein anderes Thema. Ich würde es auch begrüßen, wenn die RB-Triebwagen nicht nur schneller unterwegs, sondern darüber hinaus komfortabler ausgestattet wären. Müsste ich wählen, wäre mir die Fahrtzeitverkürzung aber wichtiger.
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Dieselpower
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Re: Ausbau Andernach - Mayen Ost

Beitrag von Dieselpower »

Siehst Du, so verschieden sind die Geschmäcker...mir wäre es bei entsprechendem Komfort egal, wie lange der Zug braucht - wenn es nicht gerade langsamer als mit einem Traktor oder Mofa ist....

Ich entdecke bei einer Bahnfahrt immer wieder neues, und wenn ich mich wohl fühle, darf es auch gern länger dauern. Die Bahnfahrt als Teil des Alltags zu akzeptieren, und das beste daraus zu machen, ist in meinen Augen eine Fähigkeit, die heutzutage nicht jedem gegeben ist (s.o.). Dabei ist es übrigens völlig irrelevant, ob ich nach vorne, hinten oder zur Seite herausschaue...
Natürlich machen es einem die modernen Verhältnisse (Enge, Überbesetzung, miserable Sitze) nicht einfach, das in Gesamtheit schön zu finden, daher auch immer wieder der abwägende Blick auf den Autoschlüssel oder die BahnCard...

Wenn ich nachher zum gefühlten 775. male in diesem Jahr die 78 km zwischen Au und Limburg bereise, kann ich mich trotz der ewig gleichen langsamen Fahrt an jeder Veränderung erfreuen. Dem frischen Grün, dem bereits wieder nachlassenden kräftigen Gelb der Rapsfelder, an dem Rotmilan, der erhaben allen widrigen Winden trotzt, an dem Rohbau, dessen Bauherr heute wieder etwas geschafft hat und auch an dem Reh, daß dank Vmax 60 und kurzer Reaktion auch morgen früh wieder die Sonne aufgehen sieht (so sie denn scheint), was bei 80 womöglich nicht mehr möglich gewesen wäre - oder auch an der Bahnhofskatze "'s Mädche", die sogar ihren nachmittäglichen Tiefschlaf unterbricht, wenn sie bei einer Zugkreuzung meine Stimme hört...und immer wieder erblicke ich etwas, bei dem ich verblüfft ausrufe: "Das ist mir in den ganzen Jahren zuvor nie aufgefallen...!". Alles ein Stück Lebensqualität. Sch.... auf den Sekundenzeiger! :)

Aber für so etwas haben die meisten modernen Maistreammenschen offenbar keinen Muskel mehr...ganz anders als z.B. Bill, der Texaner aus Westerburg, der gleich wieder vom Deutschkurs in Hachenburg kommend mit mir heim fahren wird, und der ständig aufs neue von der Wiederentdeckung der ländlichen Langsamkeit begeistert ist...(nein, der ist nicht meiner Phantasie entsprungen, den gibt's wirklich!) :wink:

Ich hoffe, es nimmt hier niemand übel, daß aus einer simplen Infrastrukturmeldung eine Abhandlung über die Philosophie des Reisens wird... :wink:
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Re: Ausbau Andernach - Mayen Ost

Beitrag von Rolf »

Wenn ich vorne im Zug säße und das wäre mein Arbeitsplatz, würde ich das auch so sehen. Wenn man aber weiter hinten im Zug sitzt und die Arbeit schon hinter sich hat, sieht man das in jeder Beziehung anders und will ganz schnell nach Hause!
Horst Heinrich
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Re: Ausbau Andernach - Mayen Ost

Beitrag von Horst Heinrich »

Dieselpower hat geschrieben: Ich hoffe, es nimmt hier niemand übel, daß aus einer simplen Infrastrukturmeldung eine Abhandlung über die Philosophie des Reisens wird... :wink:
Gerade diese Diskussion um die Philosophie des (Bahn-)Reisens ist meiner Meinung nach gerade in unserer heutigen Zeit notwendig. Der Zug ist kein Flugzeug und kein Auto auf Schienen, man sollte aufhören, dieses in sich stimmige Verkehrsmittel mit anderen zu vergleichen, denn all diese Vergleiche können nur absurd sein.
Die Bahn ist auch im 179.Jahr ihres Bestehens das überzeugendste Verkehrsmittel schlechthin. Alle Parameter sind in ihrer Gesamtbetrachtung allen anderen Verkehrsträgern überlegen, da können 5 Minuten auf 60 Kilometern keine wirkliche Rolle spielen. Und wer meint, der Zeitfaktor spiele eine wirkliche Rolle beim Reisen oder auch beim täglichen Pendeln, erst recht wenn es um Sekunden pro Kilometer geht (und um mehr geht es de facto nicht), dem sei abermals die Moritat Bert Brechts vom Glück, das hinterher rennt, ans Herz gelegt.
Und all die vielen Stunden, die man in den ersten 70 Jahren seines Lebens durch Fahrtzeitoptimierung, Arbeitszeitverkürzung, Rationalisierung aller möglichen Abläufe etc. eingespart hat, werden nun im letzten Zehntel des Lebens durch das öde Warten auf den Tod in irgendeiner Seniorenaufbewahrungseinrichtung aufgezehrt und man wird sich beim Starren auf die Zimmerdecke oder beim Blick aus dem Zimmerfenster ärgern, daß man diese schöne Welt so zügig durcheilt hat und sich nicht mehr Zeit genommen hat.
SOLANGE NICHT DIE KULTUSMINISTERKONFERENZ EINE EINSTWEILIGE VERFÜGUNG ERWIRKT UND SIE MIR PERSÖNLICH AN DER HAUSTÜR ÜBERREICHT,BLEIBE ICH BEI DER ALTEN RECHTSCHREIBUNG.
Rolf
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Re: Ausbau Andernach - Mayen Ost

Beitrag von Rolf »

Die Strecke von Mayen nach Andernach (-Koblenz) ist eine klassische Nahverkehrsstrecke, die eine Großstadt mit dem Umland verbindet. Pendler bilden die wichtigste Kundengruppe. Und die wollen schnell zum Ziel und wieder zurück nach Hause. Und weil das mit dem KFZ schneller und bequemer ist, fahren 90% der Pendler lieber mit dem Auto. Diesen KFZ-Pendlern kann man die Vorzüge des "gemächlichen Reisens" bestimmt nicht näher bringen. Im Gegenteil, mit der Argumentation würde man nur Kopfschütteln ernten. Man würde als weltfremd abgestempelt. Wenn man diese Leute (wieder) für die Bahn gewinnen will, muss man schon was anderes bieten als die Bimmelbahn des 19. Jh. Die Voreifelbahn Bonn-Euskirchen ist ein Paradebeispiel, wie das gelingen kann:

Ich fahre seit 24 Jahren zu meiner Arbeitsstätte, meistens mit der Bahn (obwohl ich seit 2010 in Bonn arbeite, nehme ich mein Fahrrad auf der Hinfahrt am Hbf immer noch gelegentlich mit in den Zug nach Duisdorf und fahre nach der Arbeit gemütlich mit dem Rad zurück). Ich weiß daher ziemlich genau, wie Pendler ticken. Die reden miteinander, lesen, schlafen, arbeiten oder spielen mit dem Handy. Das schaut kaum einer noch gespannt aus dem Fenster. Im Gegenteil. Die wollen nur von A nach B. Schnelligkeit, Fahrtkomfort und Zuverlässigkeit sind hier die entscheidenden Argumente. Gerade die jüngsten Fahrtzeit- und Angebotsverbesserungen auf der Voreifelbahn haben mehr Menschen auf die Schiene gebracht. Am neuen Haltepunkt Helmholtzstraße erlebe ich, wie die Nutzerzahlen täglich zunehmen. Immer mehr Menschen realisieren, wie gut die Verbindung jetzt ist. Sogar einige Kollegen, bisher eingefleischte Autofahrer, nutzen plötzlich die Bahn, weil die Verbindung so viel besser und bequemer geworden ist. Das ist der Weg, der beschritten werden muss, um den ÖPNV mit der Bahn attraktiver zu machen und um Nebenstrecken wieder zu beleben. Deswegen sind die geplanten Maßnahmen für die Pellenzbahn aus meiner Sicht absolut richtig und zielführend.

Noch ein Wort zur "Reisekultur". Wenn ich eine Reise mache, nutze ich den Reisezug (früher hieß das D-Zug, heute IC oder ICE) und eine Fernverkehrsstrecke; meine Reisen gehen meistens Richtung Süden. Und bei solchen Gelegenheiten pfeife ich auch gelegentlich auf den Fahrtzeitgewinn, den mir die Reise via Neubaustrecke (Siegburg-Frankfurt) bringen würde. Stattdessen nehme ich den IC am Rhein entlang und genieße die Landschaft. Das ist aber ganz was anderes als die nervige Fahrt zur Arbeit. Das ist keine entspannte Reise, sondern ein notwendiges Übel. Und das sieht wohl jeder Pendler so. Und da die Pellenzbahn eine Nahverkehrsstrecke ohne Reisezugverkehr ist, gelten hier andere Prioritäten als im Fernreiseverkehr.
Westeifelbahner

Re: Ausbau Andernach - Mayen Ost

Beitrag von Westeifelbahner »

Ich muss zugeben, dass man hier im Westen der Eifel nicht viele tatsächliche oder potenzielle SPNV/ÖPNV-Pendler sprechen kann... Doch was man aus der Nachbarschaft schon mal hört, so ist manch einer eben genau wegen dem von Rolf beschriebenen Phänomen lieber mit dem Auto als mit der Bahn gefahren: Weil die Fortbewegung in der Bahn eben derart unangenehm war (zu voll, daher zu wenig Platz, schlechte Luft, Lärm usw.), dass man sich allenfalls noch mit dem Handy versuchen konnte abzulenken, aber ganz sicher nicht entspannt aus dem Fenster schauen.
Gruß Westeifelbahner
Horst Heinrich
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Re: Ausbau Andernach - Mayen Ost

Beitrag von Horst Heinrich »

Ich bin wahrscheinlich immer noch nicht verstanden worden, denn @Rolf und auch @Westeifelbahner beschreiben den Jetzt-Zustand der Reisenden-Erwartungen - der ist mir wohlbekannt.
Aber es geht mir darum, diesen Jetzt-Zustand eben nicht permanent bedienen zu wollen, weil eben diese zum großen Teil maßlosen Erwartungen an ein um das Jahr 1900 trassiertes Verkehrsmittel nur unter verhältnismäßig hohen finanziellen und auch sozialen Opfern leistbar sind und -konsequent zuende gedacht- auch an ihre Grenzen stoßen müssen.
Und diese Grenze ist meiner Meinung nach -Erwartungen moderner Menschen hin oder her- bei einem Fahrzeitgewinn von unter 10 Prozent auf einer Strecke von knapp 60 km und einem prognostizierten Investitionsvolumen von 2,3 Millionen Euro überschritten.
Diese 2,3 Millionen Euro könnten nämlich andernorts schon fast für den Erhalt und die Befahrbarkeit einer 73 km langen Strecke reichen oder sind ausreichend, um 12 km Nebenbahn wieder für ÖPNV in Betrieb zu nehmen.
Es ging mir auch nicht darum, der Reisekultur der 1920er Jahre kritiklos zu huldigen, dann schon eher der Einstellung dieser Epoche zu Lebensgestaltung und dem Faktor Zeit schlechthin, denn das wird ja wohl keiner bestreiten, der kritisch durchs Leben geht: Nahezu alle "Fahrzeitoptimierungen" gehen einher mit einer Verschlechterung der persönlichen Lebensqualität, denn die Beschleunigung des täglichen Lebens kostet -@Marko hat ja die medizinische Komponente ins Spiel gebracht- immer mehr Menschen Gesundheit und auch Leben, gleichzeitig wird vor Bildschirmen und in allen möglichen Konsumpilgerstätten soviel Zeit vergeudet, wie nie zuvor.
1964:Samstags gehört Vati mir - 2014:Samstags gehört Vati dem Supermarkt.
Wie gesagt, es geht mir nicht um die Verhinderung einer echten Qualitätsverbesserung des Nahverkehrs, sondern darum, im ganzen etwas maßvoller und überlegter zu agieren, denn auch das ist klar:
Alle Investitionen in den Nahverkehr amortisieren sich höchstens zu 60 %.
Die restlichen 40% werden -da die öffentlichen Haushalte seit Jahrzehnten mit Defiziten abschließen- auf Kosten unserer Kinder und Kindeskinder durch Kredite finanziert.
SOLANGE NICHT DIE KULTUSMINISTERKONFERENZ EINE EINSTWEILIGE VERFÜGUNG ERWIRKT UND SIE MIR PERSÖNLICH AN DER HAUSTÜR ÜBERREICHT,BLEIBE ICH BEI DER ALTEN RECHTSCHREIBUNG.
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Re: Ausbau Andernach - Mayen Ost

Beitrag von Rolf »

Horst Heinrich hat geschrieben:...Aber es geht mir darum, diesen Jetzt-Zustand eben nicht permanent bedienen zu wollen, weil eben diese zum großen Teil maßlosen Erwartungen an ein um das Jahr 1900 trassiertes Verkehrsmittel nur unter verhältnismäßig hohen finanziellen und auch sozialen Opfern leistbar sind und -konsequent zuende gedacht- auch an ihre Grenzen stoßen müssen.
Und diese Grenze ist meiner Meinung nach -Erwartungen moderner Menschen hin oder her- bei einem Fahrzeitgewinn von unter 10 Prozent auf einer Strecke von knapp 60 km und einem prognostizierten Investitionsvolumen von 2,3 Millionen Euro überschritten.
Diese 2,3 Millionen Euro könnten nämlich andernorts schon fast für den Erhalt und die Befahrbarkeit einer 73 km langen Strecke reichen oder sind ausreichend, um 12 km Nebenbahn wieder für ÖPNV in Betrieb zu nehmen...
Das eine schließt doch das andere nicht aus; von mir aus kann Mainz gerne noch irgendwo 2,3 Mio. in eine stillgelegte Strecke investieren.

Was sind denn 2,3 Mio. im Vergleich zum hier immer wieder zitierten Nürburgring, wo dreistellige Millionensummen versenkt wurden? Nichts! Wenn die Infrastruktur einmal angepasst ist an die höheren Geschwindigkeiten (durch Versetzung der Signale, Anpassung der Technik, Absicherung der Übergänge usw.), dann zieht diese Maßnahme so gut wie keine Folgekosten mehr nach sich. Damit ist das eine sehr, sehr nachhaltige Investition, von der spätere Generationen noch lange profitieren werden. Genau deswegen ist dies eine gute und sinnvolle Investition.
Horst Heinrich hat geschrieben:... Nahezu alle "Fahrzeitoptimierungen" gehen einher mit einer Verschlechterung der persönlichen Lebensqualität, ...
Das stimmt einfach nicht! Jeder Pendler, der das jahrelang mitgemacht hat wie ich, wird das bestätigen: Je weniger Zeit für die tagtägliche, nervige Pendelei zur Arbeit verplempert wird, desto mehr Zeit bleibt für alle anderen Aktivitäten. Durch die Einführung des RE 5 habe ich damals etwa eine halbe Stunde Freizeit pro Tag gewonnen, was schon sehr erfreulich war, und durch den deutlich kürzeren Weg zur Arbeit seit 2010 sogar fast zwei Stunden. Ich habe seither viel mehr Freizeit und einen herrlich entspannten Tag, wie ich es noch nie hatte seit ich berufstätig bin. Für mich hat sich der Alltag durch den kürzeren Weg zur Arbeit erheblich entschleunigt und ich kann jetzt sogar länger schlafen, weil mich kein unerbittlicher Wecker mehr so früh aus dem Schlaf reißt (und meine Frau gleich mit) und ein ebenso unerbittlicher Fahrplan dazu zwingt, in aller Herrgottsfrühe pünktlich an einem zugigen Bahnsteig auf den Zug zu warten. Eine wahrlich traumhafte Verbesserung der Lebensqualität!

Ich freue mich für die Pendler aus Mayen, dass ihre Fahrt nach Koblenz künftig umsteigefrei und kürzer, und damit bequemer und entspannter wird. Und ich danke den Verantwortlichen in Mainz dafür! Weiter so!
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Dieselpower
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Re: Ausbau Andernach - Mayen Ost

Beitrag von Dieselpower »

Rolf hat geschrieben:Wenn ich vorne im Zug säße und das wäre mein Arbeitsplatz, würde ich das auch so sehen. Wenn man aber weiter hinten im Zug sitzt und die Arbeit schon hinter sich hat, sieht man das in jeder Beziehung anders und will ganz schnell nach Hause!
Okay, wenn man mit einem vollbesetzten Dieseltriebwagen zwischen Schallschutzmauern hindurchröhrt, mag das stimmen - das hat nicht mehr Wert, als die Fahrt mit einer U-Bahn...Ich kenne die Voreifelbahn und den "reizvollen" Abschnitt zwischen Bonn Hbf und Duisdorf sehr gut...aber nicht alle Pendler müssen solch "schöne" Strecken zurücklegen.
Die Fahrt auf der Siegstrecke ist für mich mehr als nur ein notwendiges Übel, und dieses Übel kann man sich so angenehm wie möglich gestalten - also lasse ich den Plastikbomber davonjaulen, und warte auf die richtige Eisenbahn, so lange ich diese Wahl noch habe. Auch wenn ich die Türen mit Muskelkraft öffnen muß, und der echte Zug nur 120 fährt, anstatt mich mit unangenehmem Längsruckeln bei 140 in einer stickigen Plastikdose transportieren zu lassen...
Ich sprach nämlich auch von meinen Pendlererfahrungen als Besitzer einer VRS-Wochenkarte. Das war auch "nach der Arbeit". Aber ich dachte, das hätte ich verständlich dargelegt in den Ausführungen ("egal ob nach vorn, hinten oder zur Seite aus dem Fenster schauen...") zuvor.

Aber nichts desto trotz wird auch jetzt wieder ein "ja, aber..." kommen, die Einstellungen sind in gewissen Bereichen einfach weder ähnlich, noch vereinbar. Es gibt eben solche und solche Menschen, Pendler, Bahnkunden....Horst Heinrich und ich gehören eben zu einer anderen Kategorie als Rolf... :wink:
„Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher.“
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Re: Ausbau Andernach - Mayen Ost

Beitrag von Westeifelbahner »

Horst Heinrich hat geschrieben:Ich bin wahrscheinlich immer noch nicht verstanden worden, denn @Rolf und auch @Westeifelbahner (...)
...ich auch nicht :(
Denn ich stimme Horst Heinrich und Dieselpower zu. Inhalt meines Beitrages war, dass ich die Position von Rolf NICHT teile.
Gruß Westeifelbahner
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