Ausbau Andernach - Mayen Ost

Reiner
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Ausbau Andernach - Mayen Ost

Beitrag von Reiner »

Mit dem ersten Realisierungs- und Finanzierungsvertrag zwischen dem Land Rheinland-Pfalz, der Deutschen Bahn und dem Zweckverband für Schienenpersonennahverkehr Nord sollen höhere Geschwindigkeiten auf der Eisenbahnstrecke zwischen Andernach und Mayen-Ost ermöglicht werden. Dies hat Infrastrukturminister Roger Lewentz nach der Unterzeichnung der entsprechenden Vereinbarung mitgeteilt.
Die fahrbare Geschwindigkeit wird, je nach Streckenabschnitt, um 10 bis 40 km/h auf 100 km/h erhöht. Die somit gewonnene Fahrtzeitverkürzung hat verbesserte Anschlüsse an die Zugverbindungen der Rheinschiene zum Ziel. Verschiedene Eisenbahnüberführungen und Bahnübergänge werden zusammen mit der Leit- und Sicherungstechnik an die erhöhte Geschwindigkeit angepasst.
Die voraussichtlich Planungs- und Baukosten belaufen sich auf rund 2,3 Millionen Euro, die das Land übernimmt. Die Geschwindigkeitserhöhung dient der Umsetzung des Projekts „Rheinland-Pfalz-Takt 2015“. Sie wird zum Dezember 2014 umgesetzt.
Ziel des Projektes ist, die Pellenz–Eifel–Bahn von Mayen-Ost bis Koblenz Hauptbahnhof direkt zu verbinden und dort mit der Regionalbahn auf der Lahnstrecke zu einem durchgehenden Stadtexpress (SE) zu verknüpfen. Dadurch erhalten sowohl die Pellenz-Eifel, als auch die Lahnstrecke einen direkten Zugang zum neuen Haltepunkt Koblenz–Stadtmitte. In der Relation Koblenz - Andernach entstehen somit gemeinsam mit der Mittelrheinbahn und ergänzt durch das Regionalexpresszugpaar Richtung Köln drei Mal stündlich Fahrtmöglichkeiten (Pressemeldung Ministerium des Innern, für Sport und Infrastruktur, 07.05.14).

Gruß Reiner
Rolf
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Re: Ausbau Andernach - Mayen Ost

Beitrag von Rolf »

Eine sehr positive Nachricht! Deutliche Fahrtzeitverkürzungen steigern die Attraktivität einer Strecke ganz gewaltig. Ich beobachte einen ähnlichen Effekt gerade auf der Strecke Bonn - Duisdorf. Früher waren die Busse vom Hauptbahnhof Richtung "Bundesministerien" - Duisdorf am Morgen rappelvoll. Inzwischen wird bei der Bahn zwischen Bonn Hbf und Duisdorf statt mit 40 mit 80 km/h gefahren, so dass man viel schneller in Duisdorf ist. Zusammen mit dem Haltepunkt Duisdorf Helmholtzstraße wurde die Attraktivität der Strecke derart gesteigert, dass die Züge immer voller und die Busse leerer werden. Immer mehr Fahrgäste steigen um. Aus Gesprächen im Umfeld entnehme ich ferner, dass eine Durchbindung der Voreifelbahn zur Ahrtalbahn einen weiteren Attraktivitätsschub bringen würde (diese Maßnahme ist in der Diskussion, aber leider noch nicht beschlossen). Ich sehe hier deutliche Parallelen zur Strecke Mayen-Andernach. Auch hier wird die Geschwindigkeitserhöhung und die Durchbindung bis Koblenz die Attraktivität steigern und mehr Fahrgäste auf die Schiene bringen. Gut investiertes Geld! Das haben die Herren in Mainz ja alles richtig gemacht. Weiter so!
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Dieselpower
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Re: Ausbau Andernach - Mayen Ost

Beitrag von Dieselpower »

Immer langsam mit den Lobeshymnen...
Auch im Oberwesterwald sollte bald mit bis zu 80 km/h gefahren werden, und was ist bisher passiert? Wochenlang standen Vermessungstechniker an der Strecke, ihre überall aufgesprühten Markierungen sind inzwischen wieder verwittert, oft gar nicht mehr erkennbar, und nichts ist passiert. Man hört auch nichts dergleichen mehr.
Nun gut, ohne einen "Eilzug" (Wozu wird jetzt diese blöde Zuggattung "SE" wiederbelebt, die es m.W. nur noch im RMV-Bereich gab? Eine Kategorie "RE" sollte doch reichen, den genauen Unterschied konnte mir niemand sinnvoll erklären, deswegen wurde er ja fallengelassen...es gab ja früher auch keine dreierlei "Eilzuggattungen"!) macht diese Beschleunigung eh wenig Sinn, der Gewinn auf den 78 km zwischen Au/Sieg und Limburg/Lahn soll bei einem Zug mit Halt an jedem Bf 7 Minuten betragen - wobei der Wert in meinen Augen rein rechnerisch sein dürfte, soooo viele Kreuzungsmöglichkeiten gibt es ja schließlich auch nicht mehr... :roll:

Ich habe mir mittlerweile angewöhnt, erst zu applaudieren, wenn das Versprochene eintritt und auch wirklich gut ist. Besonders, wenn solche Versprechen aus Mainz kommen...
„Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher.“
Albert Einstein
"Ich bin, wie ich bin. Die einen kennen mich, die anderen können mich...!"
Konrad Adenauer
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Re: Ausbau Andernach - Mayen Ost

Beitrag von Westeifelbahner »

Dieselpower hat geschrieben:(Wozu wird jetzt diese blöde Zuggattung "SE" wiederbelebt, die es m.W. nur noch im RMV-Bereich gab?
Da der Zug - je nach Abschnitt - mal als RB und mal als RE fahren soll. Würde man ihn RB nennen, würden die Leute denken, dass er auch garantiert an jedem Bahnhof hält. Und die Bezeichnung RE will man wohl nicht für einen Zug nutzen, der auf nicht unerheblich langer Strecke an wirklich jedem Bahnhof hält...
Gruß Westeifelbahner
Rolf
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Re: Ausbau Andernach - Mayen Ost

Beitrag von Rolf »

Dieselpower hat geschrieben:...Ich habe mir mittlerweile angewöhnt, erst zu applaudieren, wenn das Versprochene eintritt und auch wirklich gut ist. Besonders, wenn solche Versprechen aus Mainz kommen...
Okay, das Lob gilt natürlich nur für den Fall, dass den Worten auch Taten folgen!

Die Situation im Westerwald kann ich nicht beurteilen.

Wie viel würde denn eine Fahrtzeitverkürzung Andernach-Mayen bringen? Laut www.bahn.de sind es derzeit 27 Minuten vom Rhein bis Mayen Ost.
Horst Heinrich
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Re: Ausbau Andernach - Mayen Ost

Beitrag von Horst Heinrich »

Rolf hat geschrieben:Wie viel würde denn eine Fahrtzeitverkürzung Andernach-Mayen bringen? Laut http://www.bahn.de sind es derzeit 27 Minuten vom Rhein bis Mayen Ost.
Die Trassierung einer Strecke mit den Vorgaben und Präferenzen des 19.Jahrhunderts läßt sich ohne Auslassen von Halten nur schwerlich an die zum Teil mörderischen Ansprüche des 21.Jahrhunderts anpassen.
Für den Gewinn von ein paar Minuten :!: auf 30, 40 km Strecke werden Millionen investiert, während das überlastete Verkehrssystem jeden Zeitgewinn an anderer Stelle ohnehin wieder auffrißt. Ich habe diesen Schwachsinn schon in den 1970er Jahren erlebt: Für die Pünktlichkeit der Züge übers Maifeld haben sich ein Dutzend Eisenbahner pro Zugfahrt den "Ar... aufgerissen", nur um dann vor dem roten Signal an der Einfädelung in den Koblenzer Hbf ohnehin wieder zurückgeworfen zu werden.
Und der begehrte Eil- oder Schnellzuganschluß nach Köln und Mainz war weg, also tuckelte man im Nahverkehrszug hinterher. Trotzdem ist mir niemand bekannt, der das Gefühl hatte, daß ihm deswegen auch nur eine Minute seines Lebens geraubt wurde.
Das Leben ging trotzdem weiter und man lebte um einiges gelassener und bewußter als heute.
Man muß sich auch immer wieder klar machen, was eine Erhöhung der Streckengeschwindigkeit auf dem Land bedeutet: Ein Mehr an Risiko für jeden Beteiligten, vom Lokführer über den kreuzenden Individualverkehr bis hin zu den Anwohnern.
Ist es das wert?
SOLANGE NICHT DIE KULTUSMINISTERKONFERENZ EINE EINSTWEILIGE VERFÜGUNG ERWIRKT UND SIE MIR PERSÖNLICH AN DER HAUSTÜR ÜBERREICHT,BLEIBE ICH BEI DER ALTEN RECHTSCHREIBUNG.
Rolf
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Re: Ausbau Andernach - Mayen Ost

Beitrag von Rolf »

Horst Heinrich hat geschrieben:
Rolf hat geschrieben:Wie viel würde denn eine Fahrtzeitverkürzung Andernach-Mayen bringen? Laut http://www.bahn.de sind es derzeit 27 Minuten vom Rhein bis Mayen Ost.
... Man muß sich auch immer wieder klar machen, was eine Erhöhung der Streckengeschwindigkeit auf dem Land bedeutet: Ein Mehr an Risiko für jeden Beteiligten, vom Lokführer über den kreuzenden Individualverkehr bis hin zu den Anwohnern.
Ist es das wert?
Verglichen mit der Straße, und das ist doch die Konkurrenz, ist die Bahn doch super sicher, egal ob sie 60, 100 oder 200 km/h unterwegs ist. Für jede Geschwindigkeit gibt es doch die adäquate Sicherheitstechnik; und die wird dann ja auch in der Eifel entsprechend angepasst. Ich finde absolut, dass es das wert ist. Je kürzer die Fahrtzeiten, desto attraktiver ist der ÖPNV. Für mich ist das der richtige Weg.
Knipser1
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Re: Ausbau Andernach - Mayen Ost

Beitrag von Knipser1 »

Hallo zusammen,

ich begrüße natürlich auch jede geplante Fahrzeitverkürzung, aber das wird ja bei 27 Minuten Gesamtfahrzeit bisher nicht die Welt sein.
Was holt man da raus - sicher keine 5 Minuten, oder?

Ich behaupte einfach mal - zwischen Andernach und Mayen ist man mit dem Auto bisher ja auch nicht schneller als der Zug, also das da wirklich beider Bahn irgendwo der Schuh massiv gedrückt hat kann ich mir eigentlich nicht vorstellen.

Und zwischen Mendig und Mayen ist die Strecke so eng und kurvenreich, da wird sich nicht viel machen lassen.
Ich vermute, das es auf der geraden und zweigleisigen "Rennbahn" zwischen Andernach und Niedermendig eher zu höheren Geschwindigkeiten kommen wird als im Abschnitt zwischen Mendig und Mayen.
Ich frage mich auch, was mit den Drehkreuzgesicherten Fußgänger-Übergängen wird. Da gibts ja auch noch ein paar, teilweise recht unübersichtlich im Kurvenbereich.---

Vorteil dürfte aber sein, Verspätungen besser wieder rausfahren zu können, sodaß der Takt nicht aus dem Takt kommt.

Viele Grüße

Gudio
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Dieselpower
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Re: Ausbau Andernach - Mayen Ost

Beitrag von Dieselpower »

Gerade auf dem Land ist jedoch mit so vielen Unwägbarkeiten zu rechnen (Z.B. umgestürzte Bäume oder Tiere), und die permanente Beschleunigung aller Lebensbereiche dient allem, nur nicht der Erhöhung der Lebensqualität. Ich denke, das wollte Horst Heinrich damit sagen.
Abgesehen davon, und auch da muß ich ihm zustimmen, geht es ihm wohl auch darum, daß wo anders ganze Regionen wegen ein paar tausend Euro ganz ohne Bahnanschluß da stehen, während hier für ein paar (theoretische) Minuten Millionen in die Hand genommen werden. Und wir wissen doch alle, was für ein Betrag aus den "ursprünglichen" 2,3 Millionen mal wird... :roll:
Als der 628 vor gut 20 Jahren auf der gleichen Strecke zum Einsatz kam, war es den Verantwortlichen auch sch...egal, daß sich die Fahrzeiten gegenüber den alten Garnituren mit yg-Wagen und 212 um mehrere Minuten verlängerten, bloß weil die 628.2 etwas "flügellahm" waren. Doch dies nur am Rande...
Theoretisch sind die Minuten deshalb, weil der linke Rhein und die Gleisbelegung in KKO und am neuen Einkaufszentrumhaltepunkt die gewonnene Fahrzeit wieder auffressen werden...

Grundsätzlich sind Ausbauvorhaben im ÖPNV begrüßenswert, aber es ist nicht nur die Fahrzeit, die zählt. Solange sich ein guter Teil der Bevölkerung nach Einbruch der Dunkelheit nicht mehr an gottverlassene Haltepunkte mit beschmierten Wänden und zerdepperten Wartehäuschen traut, bringen die schönsten Fahrzeitgewinne nix!
„Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher.“
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Horst Heinrich
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Re: Ausbau Andernach - Mayen Ost

Beitrag von Horst Heinrich »

Ja; renn nur nach dem Glück
doch renne nicht zu sehr!
Denn alle rennen nach dem Glück
Das Glück rennt hinterher.
Denn für dieses Leben
ist der Mensch nicht anspruchslos genug
drum ist all sein Streben
nur ein Selbstbetrug

dichtete schon 1928 Bertolt Brecht.
1928 wurde der Rheingold kreiert, alle anderen Züge zwischen Hoek van Holland und Basel waren ihm untergeordnet.
Möglichst zügig sollte er drei Staaten durchqueren.
Schon damals erkannte der Reisende, daß die durchfahrenen Landschaften eigentlich zum Vorbeeilen zu schade waren und daß diese Sucht nach Fahrzeitoptimierung immer auf Kosten der Lebensqualität geht.
Was hat man aus alledem gelernt?
Es ist traurig, daß denkende Menschen -auch in diesem Forum- dieser perversen Technik- und Optimierungsgläubigkeit das Wort reden. Was bringt es denn wirklich, statt 57 Minuten von Mayen bis Koblenz Hbf nunmehr nur noch 52 Minuten unterwegs zu sein? Und Guido hat recht, denn mehr als diese paar Minuten sind ohnehin nicht drin.
In den 1920er bis 1960er Jahren, so berichten alte Winzer und Gastronomen, kamen viele Menschen in die Städtchen und Dörfer des Mittelrheines, die von der Schönheit der Region vom Zugfenster aus beeindruckt waren. Sie beklagten die viel zu schnellebige Zeit und verbrachten ein paar ruhige Stunden, bis es wieder mit dem Bummelzug zum nächsten "Schnellzug" nachhause ging.
Vor ein paar Jahren machte einmal der Begriff "Entschleunigung" die Runde.
Die Bahn war immer prädestiniert für dieses "entschleunigte Reisen", man hatte als Bahnreisender das Privileg, wie der Autofahrer ebenfalls zum Ziel zu gelangen, vielleicht ein paar Minuten später, aber dafür entspannter.
Jetzt will man das Auto mit dem Zug "toppen" - und das auf Kosten von Sicherheit und Reisekultur.
Das ist gerade in so einer schönen Region wie der Eifel eigentlich ein Schwachsinn erster Güte.
Wie gesagt, wegen ein paar lächerlicher Minuten zwischen Mayen und Koblenz.
SOLANGE NICHT DIE KULTUSMINISTERKONFERENZ EINE EINSTWEILIGE VERFÜGUNG ERWIRKT UND SIE MIR PERSÖNLICH AN DER HAUSTÜR ÜBERREICHT,BLEIBE ICH BEI DER ALTEN RECHTSCHREIBUNG.
Rolf
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Re: Ausbau Andernach - Mayen Ost

Beitrag von Rolf »

Ja, 1928 war alles anders. Und da waren die Bahnfahrt fast alternativlos. Heute muss die Bahn aber mit dem KFZ und gut ausgebauten Straßen konkurrieren. 90% des Verkehrs werden heute auf der Straße abgewickelt, gerade auch deswegen, weil die Bahn so lange vernachlässigt und nicht modernisiert wurde. Ganz besonders in der Fläche. Wenn man die Fahrgäste zurückgewinnen will, dann geht das nur mit Qualität, gutem Angebot und möglichst kurzer Fahrtzeit. Bei den ersten beiden Punkten sind wir uns sicher einig. Beim letzten Punkt muss ich heftig widersprechen. Keine Durchschnittsreisender hat heutzutage Zeit und Lust, unnötig lange in einem Zug zu sitzen. Zeit ist ein ganz wichtiger Faktor. Vielleicht nicht beim Urlaubsreisenden, der einmal im Jahr in Urlaub fährt und bei der Anreise die Landschaft genießen will. Aber bestimmt beim Berufspendler, den die Strecke nicht mehr interessiert. Als langjähriger Pendler, der viele Jahre zwischen Köln und Bonn unterwegs war, war es mir sehr schnell völlig egal, ob Schloss Falkenlust oder irgendeine Raffinerie an meinem Fenster vorbei rauscht. Alles schon 1000 Mal und öfter gesehen. Auf der Hinfahrt habe ich gelesen, auf der Rückfahrt geschlafen. So haben es die meisten gemacht. Jeder Pendler wollte schnell nach Hause und hat sich nicht an der Landschaft ergötzt. Ich habe mich immer für die schnellste Verbindung entschieden, möglichst umsteigefrei. Es ist nämlich wenig entspannend, auf zugigen Bahnhöfen zu stehen, wegen verpasster Anschlüsse oder ähnlicher Unwägbarkeiten. Ich könnte ein dickes Buch der Leiden darüber schreiben. Bei der Pellenzbahn geht es vorrangig um Pendler. Wenn man diesen künftig eine schnellere Verbindungen und umsteigefreie Durchbindung nach Koblenz anbietet, so ist das genau der richtige Weg, um die Attraktivität des ÖPNV auf der Strecke zu steigern. Ein Ärgernis (Umsteige- und Anschlussrisiko) fällt ganz weg, das andere (Fahrzeit) wird reduziert. Genau das würde ich mir als Pendler wünschen! Das ist absolut der richtige Weg, um die Eisenbahn in der Fläche zu beleben! Nostalgische Gefühle für die Bimmelbahn in der Fläche entwickelt vielleicht der Bahnenthusiast, aber kein normaler Pendler, für den die Bahn nur ein Verkehrsmittel ist, dessen Wert sich nicht zuletzt nach der Fahrtzeit bemisst. Und die geplante sensationelle Geschwindigkeit von 100 km/h ist andernorts auch kein Thema. Woanders wird sogar mit 200 und 300 km/h gefahren. So what? Auch wenn es hier gelegentlich Mode ist, die verantwortlichen Damen (?) und Herren in Mainz ob ihrer Verkehrspolitik zu schmähen, hier liegen sie meiner Meinung nach absolut richtig.
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Re: Ausbau Andernach - Mayen Ost

Beitrag von Dieselpower »

Nun, auch das sind wieder Kriterien, über die sich vortrefflich streiten läßt...

Rolf spricht ja auch dem Zeitgeist als unveränderliche Größe nach den Lippen. Aber ich bin mir wie Horst Heinrich sicher, daß irgendwann das "immer schneller, immer stressiger" und "Geiz ist geil" als der falsche Weg bekannt gegeben wird. Beispiel gefällig?
Meine Eltern hätten mit ihren handwerklich gefertigten Backwaren in den 80ern den vor Backmitteln und Zusatzstoffen strotzenden, ewig knusprigen, aufgeblasenen "modernen" Brötchen & Co. auch beinahe das Feld überlassen müssen - sie waren wirtschaftlich fast am Ende mit ihrer kleinen Bäckerei mit den "kleinen gummihaften Brötchen" (welche jedoch nach 24 Stunden Liegen und 3 Minuten Toaster wie ofenfrisch waren!) - und heute??? Stammkundschaft aus Rhein-Ruhr und Rhein-Main, die kofferraumweise das Backwerk bestellen und abholen! Allergiker, Ernährungsbewußte, Feinschmecker und ganz normale Menschen, die einfach nur gut essen wollen...

Klar will man heutzutage möglichst wenig Zeit im Zug verbringen - warum wohl? Na, schaut Euch doch die neuesten Gruselschöpfungen á la LINT und TALENT2 an, wie sie möglichst viele Menschen auf möglichst kleinstem Raum in eine Art Sitzhaltung gequetscht von A nach B transportieren. Das ist kein Reisen - die Autos werden immer bequemer, die Züge immer unmöglicher...Ich fahre gar nicht gern Auto, aber ich habe mich als Berufspendler in den letzten Wochen in der Hamsterbacke auf Au/Sieg gefreut, weil ich dann endlich in einem ergonomischen Sitz ohne Holzarmlehne in den Rippen Platz finden durfte - ich mußte zwar selbst lenken und aufpassen, aber ich saß bequem, und hatte die Beschallung und die Temperatur, die ICH wollte.

Also Fahrzeiten Kürzen ist das eine - Service und Komfort das andere, nur mit beidem geht es, Menschen vom Auto zur Bahn zu bewegen - bei mir setzt sich derzeit leider immer mehr die Gegenrichtung durch!!! Das hätte ich früher nie für möglich gehalten. Auch den ursprünglich mit Kombiticket geplanten Muttertagsausflug werden wir nun wohl mit dem Auto durchführen. Die sonntäglich volle Holz- äääh Plastikklasse kann ich meinen Schwiegereltern nicht zumuten...auch nicht barrierefrei und mit Wickeltisch und Handysteckdose!

Wartet mal vier Wochen, dann zeige ich Euch, wie Nahverkehr in der Fläche in anderen Ländern aussieht!
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