Das kann ich nachvollziehen. Dennoch muss man verstehen, dass es für "die Politik" nicht um die Förderung eines Hobbys geht, sondern um eine elementare Richtungsentscheidung für ein wichtiges Infrastrukturprojekt. Das ist für die Politik keine leichte Entscheidung, da es um viel Geld geht und die Wahl zwischen Bahn und Fahrradweg gewissermaßen einen endgültigen Charakter hat.
Ich bin vor eine paar Jahren mal auf dem Maare-Mosel-Radweg unterwegs gewesen und in eine Erhebung von Geografiestudenten reingeraten, die an verschiedenen Stellen (auch in Daun und Wittlich) Befragungen durchgeführt hatten (ich glaube, es ging um eine Examensarbeit). Dabei haben sich erschreckend wenige Befragte (es mag Zufall und nicht repräsentativ gewesen sein) für eine Bahnlinie ausgesprochen. Die weitaus meisten Befragten fanden, der Fahrradweg ist die bessere Alternative (soweit ich mich erinnere, über 90%). Mein "Eisenbahnerherz" schmerzt sowas, aber andererseits muss ich gestehen, dass ich Bahntrassenradwege als Fahrradfahrer ganz toll finde (nichtsdestotrotz sind mir die Bahnlinien lieber). Ich kann allerdings auch nachvollziehen, dass die Politik Rücksicht darauf nimmt, dass die große Mehrheit eher für Fahrradwege als für Bimmelbahnen zu sein scheint. So ist das nun mal in einer Demokratie. Da hilft kein Jammern, und Schimpfen darüber ist m. E. erst recht ungerecht. Vielmehr sollte es darum gehen, Überzeugungsarbeit zu leisten. Nur so sind - vielleicht - andere Mehrheiten zu gewinnen.
Dann kommt noch ein weiterer wichtiger Faktor hinzu: Mit der Übernahme einer Bahnstrecke bindet sich eine Kommune langfristig und übernimmt die Pflicht, die Strecke in Stand zu halten, wenn entsprechende Nachfrage besteht. Da kommt die Kommune dann nicht mehr so schnell raus. Und die Kosten für die langfristige Instandhaltung der Strecke sind unabsehbar und könnten gewaltig ausufern. Welcher Politiker bindet sich sowas gerne ans Bein? Ich kann die Zurückhaltung verstehen!
Schlussendlich werden Fahrradwege gewaltig bezuschusst. Die EU steuert bis zu 50% der Kosten aus dem Interreg-Programm bei, die Länder einen weiteren erheblichen Anteil (nicht selten 25%). Der verbleibende Anteil für die Kommunen fällt so entsprechend niedrig aus. Und die Folgekosten sind sehr niedrig. Ein asphaltierter Fahrradweg bedarf kaum der Pflege und verursacht nur geringe Folgekosten. Wer kann es da verdenken, dass Politiker darauf gerne zurückgreifen?!