Strecke Bullay-Hahn

Horst Heinrich
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Re: Strecke Bullay-Hahn

Beitrag von Horst Heinrich »

Rolf hat geschrieben: Ich weiß nicht, warum in Metropolen wie Köln und Frankfurt nachts geflogen werden muss. Der Widerstand dagegen wächst ständig; die politisch-administrativen Restriktionen gegen Flughäfen in den Metropolen werden zunehmen. Davon könnte Hahn mächtig profitieren. Und dann kommt die Bahn - vielleicht und hoffentlich - wieder ins Spiel. Wenn schon Güter geflogen werden, warum können diese nicht mit der Bahn verfrachtet werden? Wenn die politischen Weichen richtig gestellt werden, könnten Bahn und Flughafen Hahn vielleicht sogar eine nützliche Symbiose eingehen, auch wenn es auf den ersten Blick (noch) nicht zu passen scheint. Und wer weiß, vielleicht gibt es dann ja doch noch mal eines Tages eine Neubaustrecke...

(man darf ja noch träumen...)
Zum Glück sind wir Landbewohner nicht so blöd, daß wir auf "politisch-administrativen Restriktionen"
vor Ort verzichten, damit Kölner und Frankfurter nachts ruhig schlafen können. Der Duktus Deiner Ausführungen qualifiziert Dich meiner Meinung nach sehr für eine lukrative Position im Umfeld der Schumacher-Clique hier am Hahn.
Die erzählt uns nämlich auch permanent von den immensen Chancen für die Region, was natürlich gewisse Opfer erfordert.
Das Parteibuch spielt übrigens keine Rolle - hier sammelt sich so ziemlich jede Couleur.
Bei der Wohnungssuche bin ich dann gerne behilflich, ich hätte da z.B. in 10 Orten rund 100 leerstehende Wohnungen in den Einflugschneisen der ACG-Frachtmaschinen zu bieten, für echte Fans der Nachtfliegerei ein Muß! Herrlich, diese blinkenden und leuchtenden Titanicen der Lüfte wenige Meter über dem Dachfenster, die all das hin und her fliegen, auf das man auch im Leben verzichten könnte. Und natürlich hoffe ich auch, die Neubaustrecke Hahn-Mainz-Frankfurt noch erleben zu können. An der NBS Köln-Frankfurt kann man ja ablesen, daß solche Projekte schon nach 200-400 Jahren die Zinsen und nach weiteren 400 bis 600 Jahren die Tilgung ihrer Baukosten eingefahren haben, ergo sich recht zügig amortisieren (natürlich nur wenn man nicht in allzu engen menschlichen Dimensionen denkt, aber man soll ja langfristige Perspektiven entwickeln).
Träume können ja sehr schön sein, so z.B. auch der Traum von der Gewinnzone Hahn - man sollte es beim Traum belassen.
SOLANGE NICHT DIE KULTUSMINISTERKONFERENZ EINE EINSTWEILIGE VERFÜGUNG ERWIRKT UND SIE MIR PERSÖNLICH AN DER HAUSTÜR ÜBERREICHT,BLEIBE ICH BEI DER ALTEN RECHTSCHREIBUNG.
Eike
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Re: Strecke Bullay-Hahn

Beitrag von Eike »

Man kann das auch etwas optimistischer sehen, aber das gilt ja für fast alle Beiträge von Horst Heinrich :wink: :

Auch wegen der politischen Wende gab es durch mehr Verkehr einen Lärmanstieg z.B. am Frankfurter Flughafen. Gleichzeitig gab es im Hunsrück einen deutlichen Lärmrückgang und Arbeitsplatzabbau durch Abzug der Streitkräfte. Wenn jetzt Frachtflüge in den Hunsrück kommen, ist es immer noch deutlich leiser als vor 20 Jahren und es gibt sogar mehr Arbeitsplätze. Ich denke früher war eh' alles besser und die Leute viel härter und da soll das bißchen Nachtflugverkehr den Hunsrück leerfegen? Gegen einen startenden Düsenjäger sind das doch Peanuts :D

Ob der Flughafen Gewinn macht oder nicht, ist für die Region doch egal. Der Elektriker in Mainz kriegt das Geld doch immer versenkt, egal mit welchem Projekt oder auch ohne.

Gruß Eike
Pro 3.+4. Gleis der Rheintalbahn - Contra dem Bahnlärm durch Sparen am Lärmschutz durch die DB!

IGEL Breisgau - http://www.igel-breisgau.de
Bernd Heinrichsmeyer
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Re: Strecke Bullay-Hahn

Beitrag von Bernd Heinrichsmeyer »

Hallo,

gerade der Volkswirt sollte eigentlich erkennen ;-), dass der Leerstand von 100 Wohnungen auf dem Land und die Beeinträchtigung von vielleicht 10.000 Personen im Umfeld der Einflugschneisen, so arrogant das klingt, für unseren Staat geringer in den Auswirkungen ist, als die Millionen Menschen und deren Wohnungen in FFM und Umgebung.
Ich wäre auch nicht begeistert, wenn mir alle 5 Minuten ein Jet über den Kopf donnern würde. Dennoch - der Widerstand in den großen Ballungsräumen gegen Nachtflüge hat auf jeden Fall mehr Erfolg und wird politisch eher begleitet als unser "kleiner" Provinzairport in Lautzenhausen.

Für die Hunsrückbahn - und somit für die hier aktive Leserschaft - sind Nachflüge sehr wichtig. Wenn es gelingen soll, Güter der Luftfracht auf die Bahn zu holen, dann müssen Volumina und Zeitfenster passen. Nachts geht das am Besten.

Und um zum Thema zurück zu kommen :) - die direkte Verbindung über Bullay und weiter via Koblenz Richtung Ruhrgebiet ist das sehr wichtig ;-).
Bernd Andreas Heinrichsmeyer
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Rolf
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Re: Strecke Bullay-Hahn

Beitrag von Rolf »

Bernd Heinrichsmeyer hat geschrieben:...Für die Hunsrückbahn - und somit für die hier aktive Leserschaft - sind Nachflüge sehr wichtig. Wenn es gelingen soll, Güter der Luftfracht auf die Bahn zu holen, dann müssen Volumina und Zeitfenster passen. Nachts geht das am Besten....
Das sehe ich genauso. Die Reaktivierung der Hunsrückbahn bekäme eine zusätzliche Berechtigung, wenn man Güter ab Hahn per Bahn transportieren könnte. Gerade für diese Perspektiven sollte man sich mit aller Macht einsetzen.

Der Flughafen Hahn ist nun mal da. Er wird - hoffentlich - auch mal in die Gewinnzone fliegen (s. das Referenzprojekt Weeze, das sogar vom Bund der Steuerzahler gelobt wird). In jedem Fall wird man an Hahn festhalten. Das kann man gut oder schlecht finden, das ändert aber nichts, und daher sollte man als Bahnfreund den Hahn in seine Überlegungen mit einbeziehen. Für die Bahn gilt es m. E., das Beste aus dem Hahn zu machen und sich als Verfrachter anzubieten. Und sollte sich der Hahn zum Frachtflughafen mausern, was ich begrüßen würde, könnte das auch eine Chance für die Bahn sein.

Zum Flugverkehr allgemein: Klar ist keiner begeistert, wenn nachts die Flieger über sein Haus donnern. Aber wenn es schon Flughäfen gibt, dann ist es doch besser, wenn sich diese auf dem dünn besiedelten Land befinden und nicht mitten in der Stadt. Lärmintensive Betriebe findet man ja auch eher in abgelegenen Gebieten als in den Städten. Und wenn dann noch hinzu kommt, dass die Bevölkerung im Umfeld eines solchen Flughafens vorher den Höllenlärm militärischer Flieger erlebt hat, dann ist die Akzeptanz für einen solchen Provinzflughafen umso größer. Eine moderne startende Boeing erzeugt Lärmwerte von rund 70 dba. Ein startender Tornado oder eine F 15 beim Start mit Nachbrenner locker um die 100 dba. Das ist gefühlt der 8-fache Lärmpegel (Ein Schritt um 10 dba entspricht einer Verdopplung des Lärms).

Was es heißt, an einem Militärflughafen zu wohnen, weiß ich übrigens aus eigener Erfahrung. Ich bin in Weeze (an der Bahnstrecke Krefeld - Kleve) aufgewachsen, wo die Briten bis 1999 mit "Tornados" und "Harriern" ein Höllenspektakel veranstaltet haben. Dagegen ist der heutige Flugbetrieb ein laues Lüftchen, über das sich im Ort kein Mensch mehr aufregt (außer ein paar Zugezogene, die die militärische Zeit nicht erlebt haben). Im Gegenteil, man freut sich über die geschaffenen Arbeitsplätze in der ebenfalls strukturschwachen Region. Und als Bahnfreund freue ich mich, dass die Bahn auch vom Flughafen profitiert. Der Bahnhof Weeze wird jetzt (endlich) modernisiert und mit dem Flughafenshuttle verbunden. Die Fahrgastzahlen steigen, und es gibt auch hier bereits Überlegungen, ein Anschlussgleis zum Flughafen zu führen (für einen eigenen Flughafenbahnhof). Ferner dringen insbesondere die Höllander und die Grünen (!) darauf, die seit 1991 stillgelegte weiterführende Bahnstrecke Kleve-Nijmegen zu reaktivieren, um so den Flughafen besser anzubinden. Es wäre für mich eine große Freude. Ohne den Flughafen wäre die "Restrecke" Kleve-Krefeld, wie oft in der Vergangenheit, eine Stilllegungskandidatin.

Zum Hahn sehe ich Parallelen. Die Hunsrückbahn wäre ohne den Hahn wohl niemals reaktiviert worden. Wenn man jetzt noch Fracht auf die Schiene bekäme, wäre das doch eine tolle Sache für die Bahn. Es ist doch gar nicht einzusehen, dass das alles über die Straße abgewickelt wird. Hier müsste man vielleicht auch mal politisch aktiv werdern (vielleicht kann man den - nächtlichen - LKW-Verkehr ja irgendwie einschränken). Die Bemerkung über eine Neubaustrecke von Bullay nach Hahn ist natürlich ein Scherz, aber es wäre doch klasse, wenn die Hunsrückbahn noch mehr vom Hahn profitieren könnte. Der Frachtverkehr ist dafür eine Chance. Ich kann darin als Bahnfreund nichts Negatives sehen. Ganz im Gegenteil.
Horst Heinrich
Oberrat A14
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Re: Strecke Bullay-Hahn

Beitrag von Horst Heinrich »

Vom ständigen Wiederholen pollitischer Worthülsen werden die Fakten nicht besser. Der Flughafen Hahn ist nun seit 17 Jahren nicht nur gesamtökonomisch, sondern sogar betriebswirtschaftlich im Verlustbereich. Ohne die jährlichen Millionenbeträge aus unterschiedlichen Subventionstöpfen würden hier heute Segel- und Sportmotorflugzeuge herumgurken.
Außer den ca. 15 Mitarbeitern im Umfeld des Hahn-Geschäftsführers kenne ich niemanden, der von seiner Arbeit am Hahn leben könnte. Diese Menschen, Zielgruppe des "Jobmotors" finde ich nach Feierabend als Nebenerwerbslandwirte, -milchviehhalter, -brennholzhändler, -busfahrer, -türsteher, -bauhelfer... usw. und unisono höre ich:"Mit dem Lohn auf'm Hahn allein kämen wir nicht zurecht." Wenn man dann mal erfährt, welche Beträge hier ausgezahlt werden... die meisten Forianer würden sich dafür nicht im Zwei- oder Dreischichtendienst aus den Federn quälen.
Und wer glaubt, eine windungsreiche 107 Jahre alte Mittelgebirgsstrecke, die ausgerechnet auf eine der am stärksten befahrenen, chronisch überlasteten und aus topographischen Gründen nicht mehr expansionsfähige Hauptstrecke führt, könne Frachten schneller, besser und vor allem günstiger von einem am A... der Welt liegenden Wiesenflughafen in die Gewerbe- und Industriegebiete dieser Republik bringen, dem lasse ich seine Illusion.
Denn Zweckoptimismus, gerade wenn er unternehmerisch motiviert ist, ist ja schließlich nicht strafbar und ein Stück weit auch Balsam..
Ich habe es andernorts schon einmal geschrieben: 25 Tonnen Fracht per Lkw für 500 Euro plus MwSt vom Hunsrück nach Österreich in 10 Stunden. Tägliche Realität. Will da jemand mithalten?
Der Flugfhafen Hahn hat -und soviel zu dem immer wieder zitierten Flughafen Weeze- ein Alleinstellungsmerkmal, das
es andernorts so nicht gibt: Er liegt 150 km Luftlinie von all dem entfernt, was man mit "pulsierenden Wirtschafts- und Wohnzentren" umschreiben könnte und damit weitgehend abgekoppelt von Kaufkraft und Investition.
Das aber macht den Hunsrück eigentlich auch wieder lebenswert.
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Rolf
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Re: Strecke Bullay-Hahn

Beitrag von Rolf »

Ob der Hahn jemals so gewinnbringend sein wird wie Weeze, weiß ich nicht. Jedenfalls hat ihm die Allianz mit Frankfurt nicht so gut getan wie erhofft. Inzwischen versucht man in Hahn, das Erfolgsmodell Weeze nachzuahmen. Ob mit Erfolg, wird man sehen. Dass eine "Lowcost"-Flughafen auch viele Billig- und Teilzeitjobs bietet, ist unstrittig.

Dass die Frachtraten für LKW so günstig sind wie beschrieben, erklärt zwar den gegenwärtig schweren Stand der Bahn, spricht aber nicht unbedingt dagegen, dass dies langfristig anders werden könnte. Wenn der Staat, ähnlich der Schweiz, stärker lenkend eingreifen würde, könnte es in Zukunft auch wieder besser aussehen für die Bahn. Eine schrittweise Erhöhung der LKW-Maut oder die Befreiung der Bahn von überhöhten Wegekosten könnten hier viel bewirken. Man wird sehen, ob sich dafür in Zukunft politische Mehrheiten finden lassen. Sollte der prognostizierte LKW-Zuwachs zum Verkehrsinfarkt führen, könnte ein Umdenken ganz schnell erfolgen. Und dann wird der Gütertransport per Bahn vielleicht wieder attraktiver. Ich bin da nicht gänzlich ohne Hoffnung.
Eike
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Re: Strecke Bullay-Hahn

Beitrag von Eike »

Rolf hat geschrieben: Dass die Frachtraten für LKW so günstig sind wie beschrieben, erklärt zwar den gegenwärtig schweren Stand der Bahn, spricht aber nicht unbedingt dagegen, dass dies langfristig anders werden könnte. Wenn der Staat, ähnlich der Schweiz, stärker lenkend eingreifen würde, könnte es in Zukunft auch wieder besser aussehen für die Bahn. Eine schrittweise Erhöhung der LKW-Maut oder die Befreiung der Bahn von überhöhten Wegekosten könnten hier viel bewirken. Man wird sehen, ob sich dafür in Zukunft politische Mehrheiten finden lassen. Sollte der prognostizierte LKW-Zuwachs zum Verkehrsinfarkt führen, könnte ein Umdenken ganz schnell erfolgen. Und dann wird der Gütertransport per Bahn vielleicht wieder attraktiver. Ich bin da nicht gänzlich ohne Hoffnung.
Die Güterbahn sollte mehr selbst tun, um profitabel zu werden. Mauterhöhung war gerade erst und die Bahn bekommt schon jetzt Milliardenzuschüsse während der Straßenverkehr Milliardenüberschüsse erwirtschaftet.

Gruß Eike
Pro 3.+4. Gleis der Rheintalbahn - Contra dem Bahnlärm durch Sparen am Lärmschutz durch die DB!

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