Eike hat geschrieben:
Was mich aber in den Hunsrückdörfern wundert: Die Bahnstrecke ist ja bereits genmehmigt und so lange man keine größeren Änderungen vornimmt, muß man nach den derzeitigen Gesetzen doch gar keinen Lärmschutz vornehmen, oder? Unter diesen Umständen sind Lösungen wie Tunnel meiner Meinung nach völlig übertrieben.
Das ist hier vor Ort -wie überall in Deutschland aber auch- weniger eine Frage des
Müssens eher des
Wollens und da spielen politische, nicht juristische Gegebenheiten eine Rolle.
Um das etwas aufzuhellen (ohne jegliche parteipolitische Orientierung meinerseits): Von 1989 bis 2009 stand der Ortsgemeinde Langenlonsheim eine SPD-Bürgermeisterin vor, auch ihr Nachfolger ist wieder SPD-Mann. Die Ortsgemeinde ist dank ihres Industrie- und Gewerbegebietes wohlhabend, verfügt über ein außerordentlich gutes Gewerbesteueraufkommen und finanziert faktisch die gesamte Verbandsgemeinde Langenlonsheim. Die SPD in der VG hat nicht nur großen Einfluß auf den Kreistag, sondern auch sehr gute Kontakte zur Staatskanzlei und zum Bad Kreuznacher Landtagsabgeordneten Carsten Pörksen.
Mit diesem politischen Potential war es nicht schwer, bei der Reaktivierung der Hunsrückbahn gleich die Maximalforderung einer Tunnellösung "durchzudrücken".
Die Forderung nach einer Entschärfung des BÜ an der B 48 (Hp Kloningersmühle)ist übrigens älter als ich und nicht erst im Zuge der Reaktivierung entstanden.
Problematisch ist hier aber nicht die Bahn, sondern die verzwickte Straßenführung. So gibt es regelmäßig einen Rückstau der Abbieger Richtung Gensingen auf die Gleise - an sich kein Problem, würde sich jeder an die StVO halten. Doch das kennen wir ja zur Genüge
Dennoch ist mir aus den letzten 40 Jahren kein entsprechender Unfall mit Schienenfahrzeugen bekannt. Daß sich Pkw gegenseitig auffahren, weil ein verantwortungsbewußter Autrofahrer nicht in einen BÜ einfährt, wenn es sich im weiteren Verlauf staut, kann nicht Problem der Bahn sein.
Nun, solange es noch die Bundesbahn gab, haben sich entsprechende politische Initiativen die Zähne ausgebissen. Einziges Entgegenkommen der DB: Eine nachträglich installierte akustische Anzeige, die das alte Läutewerk ersetzt hat.
Der zweite Kritikpunkt der kommunalen Mandatsträger ist ein Fußgängerüberweg im Bereich des Freibades, der nur durch zwei versetzte Geländer gesichert ist und im Sommer täglich von ein paar Dutzend Badbesuchern, vor allem Kindern, benutzt wird. Dieses Unikat würde aber im Zuge der Reaktivierung ohnehin wegfallen.
Auch daß dann Unbelehrbare den alten Pfaden folgen und die Gleise illegal überqueren würden, kann nicht vorrangig ein Bahnproblem sein.
Der zusätzliche Nebeneffekt eines Tunnels wäre aber auch Ruhe im angrenzenden Wohngebiet, das von einigen Ratsmitgliedern bewohnt wird
Die BI in Windesheim hängt sich nun an dieses kommunalpolitische Gegenklima dran und fordert -unter der sattsam bekannten Verwendung illegaler Mittel [spielende Kinder im Gleis] oder falscher Zahlen [100 Züge mit 100 km/h] nun ihrerseits das Maximum: Tunnel und/oder Schallschutz, am besten aber eine Abkehr von der Reaktivierung.
Da 2011 die Landtagswahl bevorsteht und die in Mainz allein regierende SPD dringend auf positive Stimmung in den Kommunen angewiesen ist (erst recht da die Gegenkandidatin von Kurt Beck aus der VG Langenlonsheim kommt) wird eilfertig den Anliegern so gut wie alles versprochen, auch wenn man rechtlich dazu gar nicht verpflichtet wäre.
Meine persönliche Meinung dazu ist freilich -wie hier im Forum ja auch bereits geäußert- daß es zu alldem nicht kommen wird, da das ganze Projekt möglicherweise gar nicht zum Tragen kommt.