Arbeitsplätze Hunsrückbahn (Thema geteilt)

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Bad Camberger
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Arbeitsplätze Hunsrückbahn (Thema geteilt)

Beitrag von Bad Camberger »

Beiträge wurden aus "? zu Verabschiedung der DB und Begrüßung Rhenus Veniro" verschoben. Gruss Markus
Ralf1972 hat geschrieben:Hallo,

mich würds freuen wenn ihr abends kurz an meine Kollegen und mich denkt die ihre Arbeit verloren haben. Ich werd die zehn Arbeitsplätze sehr vermissen :cry:
Und wir dürfen nicht vergessen, dass das von der EU gewollt ist! :roll:
Rolf
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Re: ? zu Verabschiedung der DB und Begrüßung Rhenus Veniro

Beitrag von Rolf »

Knipser1 hat geschrieben:...na die Züge auf der Steilstrecke werden immer mit 2 Lokführern gefahren. ...
Das überrascht mich (bin nur 1x mit dem Zug nach Emmelshausen gefahren und habe nicht darauf geachtet). Warum fahren denn da 2 Lokführer mit?
Bernd Heinrichsmeyer
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Re: ? zu Verabschiedung der DB und Begrüßung Rhenus Veniro

Beitrag von Bernd Heinrichsmeyer »

Rolf hat geschrieben:
Knipser1 hat geschrieben:...na die Züge auf der Steilstrecke werden immer mit 2 Lokführern gefahren. ...
Das überrascht mich (bin nur 1x mit dem Zug nach Emmelshausen gefahren und habe nicht darauf geachtet). Warum fahren denn da 2 Lokführer mit?
Das steht so in der Steilstreckenvorschrift (Konzernrichtlinie 465). Im Steilstreckenabschnitt muss das Tfz 2männig besetzt sein. Eine Sicherheitsmaßnahme. Genau heißt es dort: "Führende Triebfahrzeuge und Steuerwagen an der Spitze des Zuges sind zusätzlich mit einem Triebfahrzeugbegleiter ...] [... zu besetzen."

Und kurz zu den Arbeitsplätzen: Rhenus Veniro lässt die Züge nicht per Funkfernsteuerung fahren. Unter dem Strich dürfte die Anzahl der Arbeitsplätze etwa gleich bleiben.
Bernd Andreas Heinrichsmeyer
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Schängel
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Re: ? zu Verabschiedung der DB und Begrüßung Rhenus Veniro

Beitrag von Schängel »

Bernd Heinrichsmeyer hat geschrieben:Und kurz zu den Arbeitsplätzen: Rhenus Veniro lässt die Züge nicht per Funkfernsteuerung fahren. Unter dem Strich dürfte die Anzahl der Arbeitsplätze etwa gleich bleiben.
Korrekt. Außerdem ist bei DB Regio wegen der Übernahme des Betriebes durch Rhenus-Veniro niemand betriebsbedingt gekündigt worden. Aus DB-Sicht wäre somit ein Wegfall von Leistungen die zutreffendere Beschreibung, als Wegfall von Arbeitsplätzen.
Bernd Heinrichsmeyer
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Re: ? zu Verabschiedung der DB und Begrüßung Rhenus Veniro

Beitrag von Bernd Heinrichsmeyer »

Ralf1972 hat geschrieben:Was ihr so alles wisst, ich bin wirklich schwer beeindruckt. Ihr macht euch gar keine Vorstellungen was bei uns abgeht. Aber Hauptsache es werden durch neue Betreiber Arbeitsplätze geschaffen. Wenn nicht so traurig wär' würd ich drüber lachen. Auf meinem Avatarbild lache ich, glaub das muß ich mal ändern.
Ich glaube, dass alle "Forianer" die Kollegen bei DB Regio und deren Gefühle verstehen. Auf der anderen Seite gibt es einen fairen Wettbewerb und man kann ja als Triebfahrzeugführer auch den Arbeitgeber wechseln, wenn einem das Unternehmen nicht mehr zusagt.
Und da ich weiß, dass Rhenus Veniro von unserem seinerzeitigen Angebot nicht weit entfernt war (wir waren ja bei der Ausschreibung auf Platz 2) und ich seinerzeit in keiner Weise einen Dumpingpreis gerechnet hatte, kann man auch nicht behaupten, die Privatbahnen würden alles billiger machen und hier der ehemaligen Staatsbahn das Wasser abgraben. Bei NE-Bahnen haben Lokführer in der Regel übrigens das gleiche oder gar ein höheres Einkommen, als bei der DB - also gibt es auch kein Lohndumping.
Inzwischen werden die ersten Privatbahnen wieder in Ausschreibungen durch andere Unternehmen abgelöst. Uns betrifft das 2010 in Zittau auch und da sind die Gefühle auch nicht so toll. So ist die Welt .... .
Bernd Andreas Heinrichsmeyer
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Rolf
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Re: ? zu Verabschiedung der DB und Begrüßung Rhenus Veniro

Beitrag von Rolf »

Bernd Heinrichsmeyer hat geschrieben:
Rolf hat geschrieben:
Knipser1 hat geschrieben:...na die Züge auf der Steilstrecke werden immer mit 2 Lokführern gefahren. ...
Das überrascht mich (bin nur 1x mit dem Zug nach Emmelshausen gefahren und habe nicht darauf geachtet). Warum fahren denn da 2 Lokführer mit?
Das steht so in der Steilstreckenvorschrift (Konzernrichtlinie 465). Im Steilstreckenabschnitt muss das Tfz 2männig besetzt sein. Eine Sicherheitsmaßnahme. Genau heißt es dort: "Führende Triebfahrzeuge und Steuerwagen an der Spitze des Zuges sind zusätzlich mit einem Triebfahrzeugbegleiter ...] [... zu besetzen."

Und kurz zu den Arbeitsplätzen: Rhenus Veniro lässt die Züge nicht per Funkfernsteuerung fahren. Unter dem Strich dürfte die Anzahl der Arbeitsplätze etwa gleich bleiben.
Vielen Dank für die Information (auch an @Ralf1972)! Das ist natürlich eine kostspielige Sache, so ein doppelt besetzter Führerstand!
Zuletzt geändert von Rolf am Fr 25. Sep 2009, 23:00, insgesamt 1-mal geändert.
Horst Heinrich
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Re: Arbeitsplätze Hunsrückbahn (Thema geteilt)

Beitrag von Horst Heinrich »

Bei der ganzen Diskussion um Privatisierung und Arbeitsplätze sollte man nicht vergessen, daß es die Parlamentarier waren, die von nichts und niemandem mehr kontrolliert (am allerwenigsten vom Wähler) tun und lassen was sie wollen und bei ihren Weichenstellungen alles andere als "das Wohl des Volkes" im Auge
haben. Hier wurde seit den 1950er Jahren zu Lasten der Steuerzahler ein in 100 Jahren gewachsener, hervorragend strkturierter Staatsbetrieb unter dem Deckmantel des "Wettbewerbs" zerschlagen. Wettbewerb ist gut, wenn es denn einen gibt und das ist nun einmal bei der Bahn und den Bahnen nicht der Fall.
Wie übrigens in vielen anderen Produktions- und Dienstleistungsbereichen ebenfalls nicht mehr. Klassischer Wettbewerb läge vor, könnten alle Marktbewerber mit gleichen Chancen und Bedingungen starten.
Um bei den Tf zu bleiben, nur ein Beispiel: Private Bahnen können sich -je nach
gewonnener Ausschreibung- für ein paar Jahre das Personal in ganz Europa zusammenkaufen. Was das für Auswirkungen auf die sozialen Bindungen, die gesellschaftlichen Strukturen,das Thema Alterssicherung (Wer baut denn heute noch z.B. ein Haus, wenn er alle paar Jahre innerhalb Europas den Arbeitslatz wechseln muß)und nicht zuletzt auf die Qualität der Dienstleistung hat, möchte ich hier gar nicht beleuchten. Es kann also ein Tscheche theoretisch zu einem günstigen Gehalt für die Strecke Boppard-Emmelshausen eingesetzt werden. Wenn die
Ausschreibung verloren geht, schickt man den Mann wieder weg.
Die Deutsche Bahn hat noch -auch um beiden Seiten eine Sicherheit zu geben-
bis in die 1990er Jahre fleißig verbeamtet. Das war ja auch kein Fehler, denn
in einem Unternehmen, in dem Züge mit 130 km/h hintereinander herfahren oder ein Milliardenvermögen an Anlagen und Immobilien betreut wird, stehen für den Steuerzahler Kontinuität, Loyalität und Zuverlässigkeit an oberster Stelle.
Zur Zeit arbeiten noch rund 44000 Beamte bei der DB. Rund 1,5 Milliarden Euro jährlich erstattet die Bahn dem Bundeseisenbahnvermögen. Etwa 500 Millionen Euro jährlich kosten den Steuerzahler die leistungsfähigen und meist auch noch leistungswilligen (Bundesbahn-)Beamten, die bereits leichtfertig und oft auch mit mafiösen Methoden -wiederum zu Lasten des Steuerzahlers- "entsorgt" wurden,
um die Bilanz zu schönen. Allein von meinem Geburtsjahrgang (1962) gibt es in meinem Bekanntenkreis drei Dutzend pensionierte Bundesbahnbeamte von A 7 bis A 12, zum Teil schon seit 8 Jahren "daheim".Meist, wie gesagt, wider Willen.
Die verbliebenen Beamten -darunter auch an der Steilstrecke- erwirtschaften zumindest einen Teil der Erstattungsbeträge an das Bundeseisenbahnvermögen selbst. Der Mitbewerber tut dies nicht. Ein wirklicher Wettbewerb würde aber voraussetzen, daß die DB entweder von der Erstattungspflicht freigestellt würde, der Beamte entlassen und sofort wieder zu einem "Wettbewerbslohn" eingestellt
würde oder aber alle übrigen EVU ebenfalls eine Bundeseisenbahnvermögens-
abgabe leisten. Nur mit den bescheidenen Trassenentgelten sind diese Kosten nämlich noch nicht aufgefangen, im übrigen auch nicht die Vorleistungen des Staates in Billionenhöhe über 140 Jahre hinweg, die es einem privaten EVU heute überhaupt erst möglich machen, auf dem Netz zu fahren.
Da hörte nämlich das Interesse, am "Wettbewerb" teilzunehmen erst recht auf, wenn das EVU ab 14.12. auch für die Infrastruktur zu sorgen hätte.
Und das alles sind nur wenige von vielen Facetten rund um die "Privatisierung" der Steilstrecke und anderer Strecken. Es gibt nämlich nur noch wenige "einfache" Wahrheiten - meist steckt viel mehr dahinter als "nur" ein Wechsel des EVU.
SOLANGE NICHT DIE KULTUSMINISTERKONFERENZ EINE EINSTWEILIGE VERFÜGUNG ERWIRKT UND SIE MIR PERSÖNLICH AN DER HAUSTÜR ÜBERREICHT,BLEIBE ICH BEI DER ALTEN RECHTSCHREIBUNG.
Eike
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Re: Arbeitsplätze Hunsrückbahn (Thema geteilt)

Beitrag von Eike »

Da frage ich mich, warum die Bahn überhaupt in eine AG umgewandelt wurde, es lief doch vorher alles super. Saubere und pünktliche Züge, super Service, riesige Gewinne jedes Jahr für die Staatskasse, keine Streckenstillegungen... Wie eigentlich immer, wenn der Staat was macht. Willst Du einen tollen und schnellen Service, geh' einfach in ein Amt und bloß nicht zu einem Privaten.

Gruß Eike
Pro 3.+4. Gleis der Rheintalbahn - Contra dem Bahnlärm durch Sparen am Lärmschutz durch die DB!

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Horst Heinrich
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Re: Arbeitsplätze Hunsrückbahn (Thema geteilt)

Beitrag von Horst Heinrich »

Eike hat geschrieben:Da frage ich mich, warum die Bahn überhaupt in eine AG umgewandelt wurdeGruß Eike
Das kann ich Dir beantworten: Um sie kaputt- und der automobilen Konkurrenz den Weg frei zu machen.
Eike hat geschrieben: , es lief doch vorher alles super. Saubere und pünktliche Züge, super Service,
So war es, und zwar nicht nur in Mannheim, München oder Hamburg, sondern auch in Lindenberg, Büchenbeuren und Radevormwald.
Eike hat geschrieben:riesige Gewinne jedes Jahr für die Staatskasse,
die sind per se schon nicht möglich und auch nicht nötig. Denn
eine öffentliche Infrastruktur ist eine staatliche Aufgabe und kann nicht der Beliebigkeit einer betriebswirtschaftlichen Kalkulation untergeordnet werden.
Nach dieser Logik dürfte es in Orten mit weniger als 500 Einwohnern weder fließendes Wasser, noch Telefon, noch elektrischen Strom geben. Denn die Kunden dort bringen nicht mal die Wartungskosten herein.[/quote]
Eike hat geschrieben:. Willst Du einen tollen und schnellen Service, geh' einfach in ein Amt und bloß nicht zu einem Privaten.
Gruß Eike
Das würde ich sofort unterschreiben, wenn wir noch einmal
Struktur, Personal und das Netz der 50er Jahre hätten und in den Treibstoffpreis würden die wirklichen Kosten des Straßenverkehrs hineingerechnet. Dann wären wir bei 3,50 ehrlichen Euro je Liter Super und jeder wäre froh, wenn er -von einem Beamten, für den die Bahn Stück seines Lebens ist und nicht nur ein "Job"-
eine günstige Fahrkarte verkauft bekäme.
Wenn ich solche Beiträge lese, bin ich schon wütend darüber, was die Verblödungsmafia in Politik und Medien aus jungen Leuten gemacht hat.
SOLANGE NICHT DIE KULTUSMINISTERKONFERENZ EINE EINSTWEILIGE VERFÜGUNG ERWIRKT UND SIE MIR PERSÖNLICH AN DER HAUSTÜR ÜBERREICHT,BLEIBE ICH BEI DER ALTEN RECHTSCHREIBUNG.
Eike
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Re: Arbeitsplätze Hunsrückbahn (Thema geteilt)

Beitrag von Eike »

Wie das immer so ist, mit Vorurteilen: Ich bin weder jung (38) noch blöd (Diplomkaufmann).

Aber was solls, ich wollte nur nicht Deine Theorie von der "perfekten Bahn" unkommentiert stehen lassen.

Gruß Eike
Pro 3.+4. Gleis der Rheintalbahn - Contra dem Bahnlärm durch Sparen am Lärmschutz durch die DB!

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Horst Heinrich
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Re: Arbeitsplätze Hunsrückbahn (Thema geteilt)

Beitrag von Horst Heinrich »

Eike hat geschrieben:Wie das immer so ist, mit Vorurteilen: Ich bin weder jung (38) noch blöd (Diplomkaufmann).

Aber was solls, ich wollte nur nicht Deine Theorie von der "perfekten Bahn" unkommentiert stehen lassen.

Gruß Eike
Um Gottes Willen - es ist wie immer:Ein Volkswirt, ein Betriebswirt, drei Meinungen. Gute Nacht!
P.S. Perfekt war die Bundesbahn sicher nicht und ich habe manchen Streit mit verbohrten Beamten ausgefochten.(Kurt Tucholsky: Das deutsche Ideal - hinter einem Schalter zu sitzen. Das deutsche Schicksal - vor einem Schalter zu stehen) Aber das, was die Privatisierung übrig gelassen hat, ist ein Trauerspiel. Gerade auch aus volkswirtschaftlicher Sicht.
SOLANGE NICHT DIE KULTUSMINISTERKONFERENZ EINE EINSTWEILIGE VERFÜGUNG ERWIRKT UND SIE MIR PERSÖNLICH AN DER HAUSTÜR ÜBERREICHT,BLEIBE ICH BEI DER ALTEN RECHTSCHREIBUNG.
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