[PL] Masurische Impressionen

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streckenbummler
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Registriert: Do 29. Mär 2007, 21:40

[PL] Masurische Impressionen

Beitrag von streckenbummler »

Masurische Impressionen

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Meine Reise ins Land der tausend Seen und tiefen Wälder beginnt auf polnischem Boden ganz profan auf dem Warschauer Flughafen, wo ich meinen Mietwagen in Empfang nehme. Erstmals beginne ich eine Bahnreise in unser östliches Nachbarland auf gummibereiften Rädern.

Erster fester Programmpunkt ist die Strecke zwischen Szczytno, dem ehemaligen Ortelsburg, und dem nahe gelegenen Port Lotniczy Olszytn-Mazury.
Da der entsprechende Zug Szczytno jedoch erst nach 17:00 Uhr verlassen wird, bleibt noch Zeit für einen kleinen Umweg. Dieser führt zum Schmalspurbahnhof von Mlawa.

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Planverkehr nach Makow Maz. gibt es hier schon seit vielen Jahren nicht mehr und auch auf die gelegentlichen Sonderfahrten auf einem Teilstück deutet kaum noch etwas hin. Auf dem Bahnhofsgelände stehen sich einige Fahrzeuge buchstäblich die Räder eckig und rosten still vor sich hin.

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Neben einer Lxd2 ist auch noch eine Px48 zu sehen, bei der die Aufarbeitung möglicherweise unterbrochen wurde.

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Weiter Richtung Nordosten führt die Fahrt nach Szczytno. Gegen 17:15 Uhr trifft der Triebwagen auf seiner Fahrt von Olzytyn Glowny (Allenstein Hbf) nach Szymany Lotnisko ein. Während des Fahrtrichtungswechsels steigen viele Reisen aus, aber noch immer mit rund 15 Personen an Bord geht es auf die Trasse in Richtung Wielbark.

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Kurz hinter Siodmak zweigt dann die Neubaustrecke zum Flughafen ab. Der Flug der Sprint Air aus Krakow (Krakau) bringt 25 Fluggäste nach Masuren, von denen auch einige anschließend den Triebwagen zur Fahrt nach Olsztyn nutzen.

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Für mich ist in Szczytno Endstation und es geht weiter mit dem Pkw über Pisz (Johannisburg) nach Elk, dem einstigen Lyck.
Ende der neunziger Jahre war ich zum ersten Mal in dieser Gegend auf Reisen und zu dieser Zeit wies die Schmalspurbahn noch einen bescheidenen Planverkehr auf. Am kommenden wolkenverhangenen Morgen steht jedoch zunächst eine Fahrt nach Bialystok auf dem Programm. Dort reizt die Mitfahrt im neu an den Sommerwochenenden verkehrenden Triebwagen nach Walily. Die einst über Zubki nach Weißrussland weiterführende Strecke wird im Ausflugsverkehr wieder befahren. Und tatsächlich finden sich über 20 wanderlustige und pilzsammelfreudige Reisende zur Mitfahrt ein.

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Vor der Abfahrt gelingt noch ein Foto der tschechischen 754 beim Rangieren, die hier in Masuren mit weiteren Brillen als Lokhilfe eingesetzt wird.

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Über fünf Stunden müssen der Triebwagen und sein Personal nun auf die Rückfahrt nach Bialystok warten. Eine sehr lange Zeit, wenn man sich nicht fürs Pilzsammeln begeistern kann. Abhilfe schafft ein Fußweg ins nahegelegene Grodek zum Bus zurück nach Bialystok.

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Der Rückweg nach Elk führt dann zu den Resten des einstigen Lycker Netzes. Auf dem Streckenzweig nach Turowo (Thurowen bzw. Auersberg) sind Kalinowo und Turowo selbst meine Stationen. Der ehemalige Bahnhof von Turowo ist als privates Anwesen leider nicht mehr frei zugänglich. Zum Glück habe ich noch meine Aufnahmen aus dem Jahr 1998.
Ein kurzer Halt auch in Sypitki (Vierbrücken). Hier enden im Sommer die Touristenzüge aus Elk und man kann sich zwei Stunden im Ort, am Grill oder im Bierglas umschauen. Anzuschauen gibt es auch diese Brücke über die Lega, in deren Anschluss Gras und Gebüsch die Strecke schlucken.

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Der Sonntagmorgen beginnt mit Sonnenschein. Auf geht es nach Olecko. Aktuell findet kein Personenverkehr auf der Schiene zwischen Elk und dem ehemaligen Treuburg statt. Unmengen von Stammholz und offenen Güterwagen lassen dort jedoch auf regelmäßigen Güterverkehr schließen. Ziel des Abstechers sind die Reste der ehemaligen Treuburger Kleinbahn im Abschnitt zwischen dem heutigen Olecko und Swietajno (Schwentainen). Sichtbare Relikte befinden sich in Form von Gleisresten auf dem Vorplatz des Bahnhofes, auf dem sich einst der Kleinbahnhof befand.

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Die Unterführung der Kleinbahn an der südlichen Bahnhofseinfahrt ist ebenfalls noch sicht- und nachvollziehbar, dann verliert sich der Verlauf der Kleinbahn jedoch im Reich der Mutmaßungen.
Im ehemaligen Endbahnhof Schwentainen deuten dann leider keine konkreten Anzeichen mehr auf die Bahn hin. Das auf einigen Bildern im Internet noch sichtbare flache Bahnhofsgebäude ist restlos verschwunden. Überwuchert von Gras und Gebüsch sind auf dem Boden noch Steinplatten sichtbar. Auch der See scheint einiges vom ehemaligen Raum zwischen der Straße und dem Ufer wieder eingenommen zu haben.

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Über Sulejki (ja, angeblich das aus Siegfried Lenz “So zärtlich war Suleyken“) geht es zurück nach Elk und dort zur Touristen-Schmalspurbahn.
Dort ist heute Großkampftag angesagt. Vor dem Blick auf die Museumsgarnitur begeben wir uns auf einen kleinen Rundgang durch das Museum. Hier hat sich einiges getan. Das Gelände ist eingezäunt, Gebäude renoviert und die Fahrzeuge werden in ordentlichem Zustand und in ansprechendem Rahmen präsentiert. Die Führerstände einer Ol49 und einer Ty2 können über Treppen erreicht werden. Kurzum, für Otto-Normalbesucher eine schöne Sache.

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Für einen kurzen Moment wollen wir das Museumsgeschehen hinter uns lassen und dem nahegelegenen “echten“ Bahnhof Elk einen Besuch abstatten. Gerade ist der TLK aus Szczecin Glowny (Stettin Hbf) nach Bialystok eingefahren. Die Gamma hat hier vorläufig Feierabend. Auf der Reststrecke übernimmt eine EU07.

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Etwas versteckt hinter einem Güterschuppen sonnt sich an diesem Morgen eine ST44.

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Jetzt wird es aber Zeit zur Touristenbahn zurückzukehren. Immer mehr Familien mit erwartungsfrohen Kindern streben dem Schmalspurbahnhof zu. Die Garnitur mit drei geschlossenen und zwei offenen Wagen füllt sich zusehends. Vor der Abfahrt schieße ich noch ein paar Bilder und mache mich dann auf dem Weg nach Laski Male (Klein Lasken).

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Dort habe ich mir einen Fotostandort ausgesucht, zu dem mich auch die sehr interessante Webseite http://www.bernd.ragutt.de/lebensbilder ... tml#/bored angeregt hat.

Nun beginnt das Sonne-Wolken-Lotto. Und ich habe Glück. Gerade rechtzeitig zur Durchfahrt des Zuges schickt die Sonne ihre Strahlen durch ein Loch in der Bewölkung.

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Auf Menschenmassen im unweiten Sypitki verzichte ich und beschließe stattdessen nach Zawady-Tworki zu fahren. Hier, im einstigen Grenzwacht, endete der zweite Ast des Lycker Netzes. Unter teilweise sehr starker Vegetation verborgen erreichen die Gleise den ebenfalls privateigenen Bahnhof. Ein Blick auf die Örtlichkeit weckt Erinnerungen auf frühere Besuche auf der Schiene.

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Die Zeit bis zur Rückfahrt nach Warschau vertreibe ich mir mit einem Abstecher nach Nowa Wies Elcka. Dort fährt mir der Triebwagen auf seiner Fahrt von Olsztyn nach Elk auf der südlichen der einst drei Verbindungen vor die Linse.

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Es heißt Abschied nehmen von Masuren mit seinen zahlreichen Seen und herrlichen Wäldern. Gerne möchte ich Land und Bahnen noch einmal wiedersehen. Besonders die Schmalspurbahn von Elk, die ich als erste der vielen Schmalspurbahnen Polens bereist habe. Fraglich ist nur, was von der kleinen Bahn, die mir so ans Herz gewachsen ist, dann noch übrig ist …

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KoLü Ksf
Präsident der Deutschen Bundesbahn B11
Beiträge: 5395
Registriert: Fr 5. Aug 2005, 19:02

Re: [PL] Masurische Impressionen

Beitrag von KoLü Ksf »

Ein sehr interessanter und abwechselungsreicher Beitrag.
Herzlichen Dank, dass du uns ins Land der Seen und Wälder mitgenommen hast.
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Heiner Neumann
Amtsrat A12
Beiträge: 1189
Registriert: Di 17. Feb 2009, 16:21

Re: [PL] Masurische Impressionen

Beitrag von Heiner Neumann »

Ein herrlicher Urlaubsbericht! Jetzt noch ein Elch auf den Gleisen und die Idylle wäre perfekt! :lol: :lol: :lol:

Gruß

Heiner
Wenn Du ein Licht am Ende des Tunnels siehst, bete, dass es kein Zug ist :shock: !!!

Vertraue nur Deinem eigenen Hintern - denn nur er steht immer hinter dir!
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Pablo
Hauptsekretär A8
Beiträge: 345
Registriert: Mi 11. Mai 2011, 12:13

Re: [PL] Masurische Impressionen

Beitrag von Pablo »

Danke fürs zeigen. Toll!
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