TroubadixRhenus hat geschrieben:Vielleicht sollte soetwas diversen nassforschen Protagonisten (die auch in diesem Forum ihr Unwesen treiben...) mal zudenken geben. Aber wir, die von der alten Eisenbahn "träumen", die für solcherlei Dinge immerhin noch soetwas wie eine gewisse "Redundanz" vorzuweisen hatte, sind ja doch nur die Spinner und ewig gestrigen heutiger Tage!
Horst Heinrich hat geschrieben:Eine sehr gute Replik, die ich vollends unterstützen kann.
Mal sehen, wie die bereinigte Konzernbilanz schwächelt, wenn der erste Anwalt einmal erfolgreich einen Muster-Schadenersatzprozeß durchficht und man vielleicht mal höchstrichterlich feststellt, daß Kapazitätsrückbau im Streckennetz u.U. eine Fahrlässigkeit, vielleicht sogar einen Vorsatz darstellt.
Sicher aber wird dann von modernen jungen Menschen, denen weitsichtige Planungen oder so etwas wie Bevorratung und Reserve fremd sind, erklärt werden, daß es nicht einzusehen ist, für eine Weiche Geld zu bezahlen, nur weil sie vielleicht mal im Notfall benötigt wird und daß man sie ja wieder einbauen kann, wenn sie wirklich gebraucht wird.
Man sollte mit der gleichen Logik dann aber auch Rettungshubschrauber abziehen, wenn sie vielleicht ein Wochenende nicht gebraucht werden.
Wenn in der Zwischenzeit etwas passiert -Pech gehabt, das ist dann eben der Lauf der Dinge...
Oh, offenbar Anspielungen auf mich

. Nun gut:
Leute, merkt ihr es nicht? Die "modernen jungen Menschen" haben mit dem was da passiert ist
überhaupt nichts zu tun! Die "modernen jungen Menschen" waren noch Kinder, als die aus eurer Sicht fatalen Entscheidungen getroffen wurden, die Bahn zu privatisieren und alles mögliche zu rationalisieren! Also gebt bitte nicht "modernen jungen Leuten" die Schuld für Dinge, die andere Generationen verbockt haben (aus eurer Sicht)! Die "modernen jungen Menschen" müssen mit dem Zustand klar kommen, den sie vorfinden! Ob sie ihn gut finden oder ihn verbessern wollen oder sonstwas spielt für das Problem hier überhaupt keine Rolle! Vielleicht war es in diesem Fall ja sogar ein junger Triebfahrzeugführer, der nun den Mist an der Backe hatte, der durch die Entscheidungen Älterer entstanden ist?
Ja, natürlich wäre es schön, wenn hier noch ne Weiche wäre und dort noch Personal und hier noch ein Hilfszug. Aber ist es so? Nein! Haben "moderne junge Menschen" es so kommen lassen? Nein! Schön für euch, wenn ihr die (angeblich) paradiesischen Zustände bei der Bahn noch kennengelernt habt. Ich hatte keine Chance dazu! Irgendwer hat in meiner Kindheit die Bahnprivatisierung beschlossen, Mora C beschlossen usw. usf.! Sucht euch diejenigen raus! Sie werden nicht in meiner Generation zu finden sein!
Und was den hier besprochenen Vorfall betrifft: ja, es ist passiert. Ja, es ist sicher unangenehm für alle die dort betroffen sind. Aber ich prophezeie mal, dass die Bahn AG (die von Menschen aus älteren Generationen so geformt wurde, wie sie heute ist) hier trotzdem nichts ändern wird! Es wird keine Weiche eingebaut, es wird kein Posten besetzt und es wird auch keine Stationierung eines weiteren Hilfszugs geben! Wenn an einem Tag der Betrieb nicht richtig läuft, dann läuft er immer noch 99,73% des Jahres normal! Deswegen wird das bei den Entscheidern auch niemanden interessieren! Zumal nicht die Bahn AG die Schuld trifft. Ein Triebfahrzeug von Vectus war defekt. Wieso beschwert ihr euch nicht da? Nebenbei: Was ich persönlich davon halte spielt hier überhaupt keine Rolle! Der heutige Zustand ist und bleibt (mindestens kurz- bis mittelfristig) Realität! Einigen gefällt er nicht, anderen ist er egal, einige finden ihn akzeptabel. Wer den Zustand inakzeptabel findet, der soll versuchen etwas zu ändern! Es steht ihm frei und ich habe da auch nichts gegen (auch wenn hier einige offenbar der Meinung sind). Aber zu sagen "das ist doch alles Mist heute, ändere doch mal was du junger Mensch!" kann einfach nicht euer Ernst sein.
Eine 100%ige Sicherheit gibt es sowieso nie. Und auch eine annähernd 100%ige Sicherheit dürfte so viel kosten, dass sich keiner mehr finden wird, der bereit ist, die Ticketgebühren oder Steuern zu bezahlen! Die Leute jammern doch jetzt schon, das alles zu teuer ist! Deswegen fahren doch auch so viele mit dem Fernbus. Klar, der Staat könnte auch weiterhin Schulden machen, genauso wie es die Generationen vor meiner gemacht haben (danke übrigens dafür, da werden meine Kinder und Enkel auch noch was von haben!), aber das ist doch keine Lösung! Wenn ihr einen realistischen Lösungsvorschlag habt, dann tragt ihn doch bei den betreffenden Stellen vor! Der Vorschlag von Marko klingt für mich persönlich schonmal so, als wäre er zumindest an wichtigen Hauptstrecken eine interessante Möglichkeit. Meint ihr es würde mich als Eisenbahnfan nicht freuen, wenn Gleisanschlüsse reaktiviert werden, Hilfsloks parat stehen etc.?
Um es mal noch drastischer auszudrücken: seid froh, dass der Staat noch 100% der Aktien der Bahn AG hält! Was meint ihr, was passiert, wenn die Aktien in den Handel kommen und irgendwelche Heuschrecken einsteigen?! Die würden auch noch den letzten Rest aus der Bahn pressen! Apropos Staat: wo wurden denn die aus eurer Sicht falschen Entscheidungen getroffen? In Bonn/Berlin? Aha! Haben vielleicht also die älteren Generationen einfach die falschen Parteien und Leute gewählt? Diese Wählergruppe geht doch auch noch bei Wind und Wetter mit Krückstock ins Wahllokal hab ich gehört!
Beispiel Rettungshubschrauber: Vergleichen wir nun Äpfel mit Birnen?! Bei dem Einen gehts um Menschenleben, bei dem Anderen um Verspätungsminuten! Aber auch bei Rettungshubschraubern gilt: Keiner kann es sich leisten in jedem Kaff einen Rettungshubschrauber inkl. Personal vorzuhalten! Auch die Feuerwehr auf dem Land funktioniert doch nur, weil sich genug Freiwillige finden (denen große Anerkennung zusteht!). Und ja, da sind tatsächlich auch Leute aus jüngeren Generationen dabei!
Falls noch jemand Lust hat sich weiter in das Thema einzulesen:
Farin, Klaus: "Früher war alles besser..." (2010). URL:
http://www.bpb.de/gesellschaft/kultur/j ... es-besser-
Hier ein kleiner Vorgeschmack:
Ausgerechnet die Jugend für den Wandel – und die Fehlentwicklungen – der Gesellschaft verantwortlich zu machen, hieße wohl, den Einfluss der Jugend krass zu überschätzen. Oder wie viele einflussreiche Politiker, Firmenbosse, NGO-Manager oder Chefredakteure unter 30 kennen Sie? Gerade weil die Jugend eben nicht über gesellschaftliche Macht verfügt, eignet sie sich so hervorragend als Blitzableiter für die Sorgen und Probleme der Erwachsenen. "Die Erwachsenengesellschaft setzt ihre Ratlosigkeit gern in Jugenddebatten um", bemerkte schon die Shell-Studie "Jugend 2000" (Deutsche Shell 2000, Bd. 1, S. 94)
Noch ein Hinweis: Leute, nehmt das alles bitte nicht persönlich, schließlich kenne ich euch garnicht und will euch auch nichts Böses. Ich gönne euch auch die Erinnerungen an die alten Zeiten und auch den Traum von einer besseren Bahn, aber trotzdem muss es erlaubt sein auf die Realität hinzuweisen!