Laurenburg: Liegengebliebener Vectus VT 251

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eta176
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Laurenburg: Liegengebliebener Vectus VT 251

Beitrag von eta176 »

Aufgrund eines offenbar erheblichen Schadens am Laufdrehgestell endete am Sonntagabend 28.09.2014 gegen 18 Uhr die Fahrt für den
vec 25582 im Haltepunkt Laurenburg. Der Doppeltriebwagen hatte Limburg um 17.45 Uhr in Richtung Koblenz verlassen und passierte
Balduinstein bereits mit rund fünf Minuten Verspätung. Der Zug erreichte dann zwar noch den Bahnsteig in Laurenburg, eine Weiterfahrt
war jedoch nicht mehr möglich. Werkstattpersonal aus Limburg stellte am Abend fest, dass auch ein abschleppen durch einen anderen
Vectus-Triebwagen nicht infrage kam. Am Montag traf ein Hilfszug aus Koblenz beim Havaristen ein, der das Fahrzeug auf ein spezielles
Hilfsdrehgestell setzte, auf dem der Zug am späten Nachmittag nach Limburg geschleppt werden sollte.
Da es nach massiven Rückbauten in der Gleis-Infrastruktur auf 18 Kilometern Länge zwischen Balduinstein und Nassau keine Weichen-
verbindungen mehr gibt, führte der eingleisige Betrieb am Montag zu zahlreichen Zugausfällen und Verspätungen. Der RE Koblenz-Gießen
war zeitweise nur zwischen Gießen und Limburg im Einsatz.
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Bad Camberger
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Re: Laurenburg: Liegengebliebener Vectus VT 251

Beitrag von Bad Camberger »

eta176 hat geschrieben: Da es nach massiven Rückbauten in der Gleis-Infrastruktur auf 18 Kilometern Länge zwischen Balduinstein und Nassau keine Weichen-
verbindungen mehr
gibt, führte der eingleisige Betrieb am Montag zu zahlreichen Zugausfällen und Verspätungen. Der RE Koblenz-Gießen
war zeitweise nur zwischen Gießen und Limburg im Einsatz.
Zeit, weitere Weichen auszubauen, um die Betriebsqualität noch zu verschlechtern. Da geht noch was! :twisted:
eta176
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Strecke nach 25 Stunden wieder frei ...

Beitrag von eta176 »

Ergänzungen zur Triebfahrzeug-Störung in Laurenburg:

Betroffen war 95 80 0648 151-8 D-VCT (VT 251) und dessen Antriebs-Drehgestell mit einer festsitzenden Achse.

"Falschfahrt" am BÜ in Balduinstein
Bild

... am Bahnsteig
Bild

Das Hillfsdrehgestell:
Bild

Vorbeifahrt bei "grenzwertiger Beleuchtung":
Bild

Das Fahrzeug konnte mit eigener Kraft und auf dem nachlaufenden Hilfsdrehgestell um 18:57 Uhr in Balduinstein das zwischen-
zeitlich seit 25 Stunden gesperrte Gleis räumen, um ab Fachingen auf dem Regelgleis nach Limburg weiterzufahren.
Weichen durften nur in Schrittgeschwindigkeit passiert werden. Von einem Hilfszug habe ich weder in Diez noch in Balduinstein
etwas gesehen ... Weiß jemand mehr?

VEC 25564 (FL ab 18:45) - gebildet aus einem einteiligen Lint 27 - war mit +10 der erste Zug, der nach der eintägigen Sperrung ab
Balduinstein auf dem Regelgleis in Richtung Nassau und Koblenz unterwegs war.
In der Gegenrichtung warteten in Balduinstein gegen 19 Uhr gleich zwei Regionalzüge auf ihre Weiterfahrt nach Limburg - einer am
Bahnsteig und der zweite vor dem Einfahrsignal.
TroubadixRhenus
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Re: Laurenburg: Liegengebliebener Vectus VT 251

Beitrag von TroubadixRhenus »

Vielleicht sollte soetwas diversen nassforschen Protagonisten (die auch in diesem Forum ihr Unwesen treiben...) mal zudenken geben. Aber wir, die von der alten Eisenbahn "träumen", die für solcherlei Dinge immerhin noch soetwas wie eine gewisse "Redundanz" vorzuweisen hatte, sind ja doch nur die Spinner und ewig gestrigen heutiger Tage!
Horst Heinrich
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Re: Laurenburg: Liegengebliebener Vectus VT 251

Beitrag von Horst Heinrich »

TroubadixRhenus hat geschrieben:Vielleicht sollte soetwas diversen nassforschen Protagonisten (die auch in diesem Forum ihr Unwesen treiben...) mal zudenken geben. Aber wir, die von der alten Eisenbahn "träumen", die für solcherlei Dinge immerhin noch soetwas wie eine gewisse "Redundanz" vorzuweisen hatte, sind ja doch nur die Spinner und ewig gestrigen heutiger Tage!
Eine sehr gute Replik, die ich vollends unterstützen kann.
Mal sehen, wie die bereinigte Konzernbilanz schwächelt, wenn der erste Anwalt einmal erfolgreich einen Muster-Schadenersatzprozeß durchficht und man vielleicht mal höchstrichterlich feststellt, daß Kapazitätsrückbau im Streckennetz u.U. eine Fahrlässigkeit, vielleicht sogar einen Vorsatz darstellt.
Sicher aber wird dann von modernen jungen Menschen, denen weitsichtige Planungen oder so etwas wie Bevorratung und Reserve fremd sind, erklärt werden, daß es nicht einzusehen ist, für eine Weiche Geld zu bezahlen, nur weil sie vielleicht mal im Notfall benötigt wird und daß man sie ja wieder einbauen kann, wenn sie wirklich gebraucht wird.

Man sollte mit der gleichen Logik dann aber auch Rettungshubschrauber abziehen, wenn sie vielleicht ein Wochenende nicht gebraucht werden.
Wenn in der Zwischenzeit etwas passiert -Pech gehabt, das ist dann eben der Lauf der Dinge...
SOLANGE NICHT DIE KULTUSMINISTERKONFERENZ EINE EINSTWEILIGE VERFÜGUNG ERWIRKT UND SIE MIR PERSÖNLICH AN DER HAUSTÜR ÜBERREICHT,BLEIBE ICH BEI DER ALTEN RECHTSCHREIBUNG.
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Dieselpower
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Re: Laurenburg: Liegengebliebener Vectus VT 251

Beitrag von Dieselpower »

Vielleicht sollte man sich auch hier mal ein Beispiel an GB nehmen, denn hier sind (örtlich blockelektrisch verriegelte) Handweichenpaare für solche Notfälle auf zweigleisigen Strecken vorhanden, das wäre vielleicht auch eine Möglichkeit, wenn eine elektrische Weichenverbindung ach so teuer wäre, daß der schöne Profit dahinschmilzt. Allerdings ist man in GB generell nicht (mehr) so knickrig mit Weichen...Für das Gehalt eines überflüssigen "Supermanagers" kann man sicher ein paar Dutzend Weichen unterhalten. Nur so als Denkanstoß (frei nach Bahnsprecher A. Staus)!
„Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher.“
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Kai
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Re: Laurenburg: Liegengebliebener Vectus VT 251

Beitrag von Kai »

TroubadixRhenus hat geschrieben:Vielleicht sollte soetwas diversen nassforschen Protagonisten (die auch in diesem Forum ihr Unwesen treiben...) mal zudenken geben. Aber wir, die von der alten Eisenbahn "träumen", die für solcherlei Dinge immerhin noch soetwas wie eine gewisse "Redundanz" vorzuweisen hatte, sind ja doch nur die Spinner und ewig gestrigen heutiger Tage!
Horst Heinrich hat geschrieben:Eine sehr gute Replik, die ich vollends unterstützen kann.
Mal sehen, wie die bereinigte Konzernbilanz schwächelt, wenn der erste Anwalt einmal erfolgreich einen Muster-Schadenersatzprozeß durchficht und man vielleicht mal höchstrichterlich feststellt, daß Kapazitätsrückbau im Streckennetz u.U. eine Fahrlässigkeit, vielleicht sogar einen Vorsatz darstellt.
Sicher aber wird dann von modernen jungen Menschen, denen weitsichtige Planungen oder so etwas wie Bevorratung und Reserve fremd sind, erklärt werden, daß es nicht einzusehen ist, für eine Weiche Geld zu bezahlen, nur weil sie vielleicht mal im Notfall benötigt wird und daß man sie ja wieder einbauen kann, wenn sie wirklich gebraucht wird.

Man sollte mit der gleichen Logik dann aber auch Rettungshubschrauber abziehen, wenn sie vielleicht ein Wochenende nicht gebraucht werden.
Wenn in der Zwischenzeit etwas passiert -Pech gehabt, das ist dann eben der Lauf der Dinge...
Oh, offenbar Anspielungen auf mich :). Nun gut:

Leute, merkt ihr es nicht? Die "modernen jungen Menschen" haben mit dem was da passiert ist überhaupt nichts zu tun! Die "modernen jungen Menschen" waren noch Kinder, als die aus eurer Sicht fatalen Entscheidungen getroffen wurden, die Bahn zu privatisieren und alles mögliche zu rationalisieren! Also gebt bitte nicht "modernen jungen Leuten" die Schuld für Dinge, die andere Generationen verbockt haben (aus eurer Sicht)! Die "modernen jungen Menschen" müssen mit dem Zustand klar kommen, den sie vorfinden! Ob sie ihn gut finden oder ihn verbessern wollen oder sonstwas spielt für das Problem hier überhaupt keine Rolle! Vielleicht war es in diesem Fall ja sogar ein junger Triebfahrzeugführer, der nun den Mist an der Backe hatte, der durch die Entscheidungen Älterer entstanden ist?

Ja, natürlich wäre es schön, wenn hier noch ne Weiche wäre und dort noch Personal und hier noch ein Hilfszug. Aber ist es so? Nein! Haben "moderne junge Menschen" es so kommen lassen? Nein! Schön für euch, wenn ihr die (angeblich) paradiesischen Zustände bei der Bahn noch kennengelernt habt. Ich hatte keine Chance dazu! Irgendwer hat in meiner Kindheit die Bahnprivatisierung beschlossen, Mora C beschlossen usw. usf.! Sucht euch diejenigen raus! Sie werden nicht in meiner Generation zu finden sein!

Und was den hier besprochenen Vorfall betrifft: ja, es ist passiert. Ja, es ist sicher unangenehm für alle die dort betroffen sind. Aber ich prophezeie mal, dass die Bahn AG (die von Menschen aus älteren Generationen so geformt wurde, wie sie heute ist) hier trotzdem nichts ändern wird! Es wird keine Weiche eingebaut, es wird kein Posten besetzt und es wird auch keine Stationierung eines weiteren Hilfszugs geben! Wenn an einem Tag der Betrieb nicht richtig läuft, dann läuft er immer noch 99,73% des Jahres normal! Deswegen wird das bei den Entscheidern auch niemanden interessieren! Zumal nicht die Bahn AG die Schuld trifft. Ein Triebfahrzeug von Vectus war defekt. Wieso beschwert ihr euch nicht da? Nebenbei: Was ich persönlich davon halte spielt hier überhaupt keine Rolle! Der heutige Zustand ist und bleibt (mindestens kurz- bis mittelfristig) Realität! Einigen gefällt er nicht, anderen ist er egal, einige finden ihn akzeptabel. Wer den Zustand inakzeptabel findet, der soll versuchen etwas zu ändern! Es steht ihm frei und ich habe da auch nichts gegen (auch wenn hier einige offenbar der Meinung sind). Aber zu sagen "das ist doch alles Mist heute, ändere doch mal was du junger Mensch!" kann einfach nicht euer Ernst sein.

Eine 100%ige Sicherheit gibt es sowieso nie. Und auch eine annähernd 100%ige Sicherheit dürfte so viel kosten, dass sich keiner mehr finden wird, der bereit ist, die Ticketgebühren oder Steuern zu bezahlen! Die Leute jammern doch jetzt schon, das alles zu teuer ist! Deswegen fahren doch auch so viele mit dem Fernbus. Klar, der Staat könnte auch weiterhin Schulden machen, genauso wie es die Generationen vor meiner gemacht haben (danke übrigens dafür, da werden meine Kinder und Enkel auch noch was von haben!), aber das ist doch keine Lösung! Wenn ihr einen realistischen Lösungsvorschlag habt, dann tragt ihn doch bei den betreffenden Stellen vor! Der Vorschlag von Marko klingt für mich persönlich schonmal so, als wäre er zumindest an wichtigen Hauptstrecken eine interessante Möglichkeit. Meint ihr es würde mich als Eisenbahnfan nicht freuen, wenn Gleisanschlüsse reaktiviert werden, Hilfsloks parat stehen etc.?

Um es mal noch drastischer auszudrücken: seid froh, dass der Staat noch 100% der Aktien der Bahn AG hält! Was meint ihr, was passiert, wenn die Aktien in den Handel kommen und irgendwelche Heuschrecken einsteigen?! Die würden auch noch den letzten Rest aus der Bahn pressen! Apropos Staat: wo wurden denn die aus eurer Sicht falschen Entscheidungen getroffen? In Bonn/Berlin? Aha! Haben vielleicht also die älteren Generationen einfach die falschen Parteien und Leute gewählt? Diese Wählergruppe geht doch auch noch bei Wind und Wetter mit Krückstock ins Wahllokal hab ich gehört!

Beispiel Rettungshubschrauber: Vergleichen wir nun Äpfel mit Birnen?! Bei dem Einen gehts um Menschenleben, bei dem Anderen um Verspätungsminuten! Aber auch bei Rettungshubschraubern gilt: Keiner kann es sich leisten in jedem Kaff einen Rettungshubschrauber inkl. Personal vorzuhalten! Auch die Feuerwehr auf dem Land funktioniert doch nur, weil sich genug Freiwillige finden (denen große Anerkennung zusteht!). Und ja, da sind tatsächlich auch Leute aus jüngeren Generationen dabei!

Falls noch jemand Lust hat sich weiter in das Thema einzulesen:

Farin, Klaus: "Früher war alles besser..." (2010). URL: http://www.bpb.de/gesellschaft/kultur/j ... es-besser-

Hier ein kleiner Vorgeschmack:
Ausgerechnet die Jugend für den Wandel – und die Fehlentwicklungen – der Gesellschaft verantwortlich zu machen, hieße wohl, den Einfluss der Jugend krass zu überschätzen. Oder wie viele einflussreiche Politiker, Firmenbosse, NGO-Manager oder Chefredakteure unter 30 kennen Sie? Gerade weil die Jugend eben nicht über gesellschaftliche Macht verfügt, eignet sie sich so hervorragend als Blitzableiter für die Sorgen und Probleme der Erwachsenen. "Die Erwachsenengesellschaft setzt ihre Ratlosigkeit gern in Jugenddebatten um", bemerkte schon die Shell-Studie "Jugend 2000" (Deutsche Shell 2000, Bd. 1, S. 94)
Noch ein Hinweis: Leute, nehmt das alles bitte nicht persönlich, schließlich kenne ich euch garnicht und will euch auch nichts Böses. Ich gönne euch auch die Erinnerungen an die alten Zeiten und auch den Traum von einer besseren Bahn, aber trotzdem muss es erlaubt sein auf die Realität hinzuweisen!
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Dieselpower
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Re: Laurenburg: Liegengebliebener Vectus VT 251

Beitrag von Dieselpower »

Daß die Fehler von früheren Generationen gemacht worden sind, ist unstrittig.
Daß aktuelle Generationen diese SB-Plastikbahn mit ihren Internetauftritten, Äpps, ihren Laptopsteckdosen und ihrer sogenannten Barrierefreiheit (Hatte heute wieder das Vergnügen mit so einer Plastikbahn voller gelb markierter Stolperfallen - wunderbar barrierefrei!) meist toll finden, und sie kritiklos hinnehmen, hingegen nicht. Maximal wenn es mal wieder keinen Sitzplatz gab, wird sich beschwert.

Wenn es ein Auto wäre, daß in einer Baustelle liegenbleibt, und einen kilometerlangen Stau verursacht, würde man sich als Halter des Wagens (oder als einer, der im Stau steht) auch nicht damit trösten, daß 99,99992% dieses Fahrzeugtyps den Stau NICHT verursacht haben. Die Anspielung auf das EVU ist Blödsinn, schließlich war es ein DB-Schenker-Zug, der nur zwei Wochen vorher die Gegenrichtung bei Nassau für Stunden blockierte. Unzuverlässiges Rollmaterial zu bauen und einzusetzen steht im Widerspruch zur Philosophie "Die meiste Zeit braucht man keine Weichen für den Notfall!". Aber da spart ja jedes mal ne andere Firma, sowas wird ja heute immer höchst filigran auseinander gerechnet. Heute habe ich auf einem Stellwerk wieder so einen Irrsinn erfahren, da geht es um ein Verbot von Durchsagen des Fdl und die Demontage der Bedienapparatur für die Bahnsteiganzeiger, weil die Kunden (EVUs, meist sogar konzerneigen) nicht dafür zahlen wollen, hier sind gleich drei Geschäftsbereiche betroffen - das EVU, Station ohne Service und Netz...welch bürokratischer Aufwand wegen Peanuts. Allein der Schriftverkehr dieses Vorgangs dürfte ein kleines Vermögen kosten.

Was mir nur immer wieder auffällt - Meine Beispiele ausländischer Bahnen finden nie Resonanz...und bitte keine Vergleiche vom Verhältnis Staatsfläche zu Streckennetz - dafür gibt es Unterteilungen in Regionalbereiche hüben wie drüben. Da bei uns jedoch der Begriff "Anschlußgewährleistung" heute ja eh ein Fremdwort ist, und ein kleinstaaterischer Verein (Zweckverband, Verkehrsverbund oder wie auch immer man das nennt) mit dem anderen nicht zusammenarbeitet, ist ein "sehr zufriedener Kunde" bei kontinuierlich steigenden Preisen und immer mieserem Service und Komfort vorprogrammiert. Und ja, für mich ist es mieser Komfort, zusammengepfercht auf engstem Raum auf brettharten Sitzen in einer grellen "Zahnarztwartezimmeratmosphäre" seinem Ziel heulend, pfeifend, jaulend und ruckelnd entgegentransportiert zu werden - am besten noch (wie vorhin) mit Blick auf eine hellgraue Wandverkleidung statt durch ein Fenster. Ich erwarte keinen Ohrensessel, wie an anderer Stelle vorgeworfen, aber ein gescheiter Sitz mit ausreichend langer und breiter Sitzfläche (oder auch eine 2er-Sitzbank) ohne harte Kanten, der auch ein paar mm beim Draufsetzen nachgibt, dürfte ja wohl drin sein.

Der einzig sichtbare Erfolg der Bahnreform ist der, in jedem Sub-Sub-Sub-Sub-Unternehmen eine Armada gutverdienender Nichtsnutze zu ernähren, deren Gehälter in keinem Verhältnis zu denen der "wertschöpfenden" untersten Hierarchiestufe stehen. Daß man da natürlich Infrastruktur abbauen muß, und Service einschränken, um zu sparen, ist ja logisch, denn auch der Staat als Inhaber will seine Dividende. Das Märchen von der "unbürokratischen, schlanken" Bahn hat man uns Anfang der 90er erzählt. Daß das Blödsinn war, wissen wir von Jahr zu Jahr besser! So wirklich geglaubt habe ich das auch nie....daß es jedoch SO schlimm wird, wagte ich mir in meinen schlimmsten Alpträumen nicht auszumalen. Drei Flocken Schnee, und kein Zug fährt mehr plan....

Natürlich sind die Fehler in der Politik zu suchen, gar keine Frage, und daß die nicht gerade überbesetzt von "U30" ist, ist auch unstrittig. Aber ebenso unstrittig ist, daß Politik, Medien und der "Bildungs"apparat auch eine Meinungsbildung von Kindesbeinen an betreiben. Wenn ältere, kritische Menschen dann sagen: Das ist aber alles gar nicht gut, was hier in den letzten Jahren so abgeht, ist der konfektionierte junge Mensch oft sehr schnell mit seinen Urteilen - so äußerte sich bei uns nach der Auszählung der Europawahl der Sohn der Bürgermeisterin empört über einen 7%-Stimmen-Anteil der AfD. Sein Kommentar: "Wie kann man sowas wählen? Die sind gegen Europa!" - man kann über die AfD denken, wie man will, aber da wirkte die rechte Pauschalkeule gegen die "Neuen" offenbar gut. Eine derart indifferenzierte politische Information ist leider Alltag. Aber daß die Phantastereien der "Linken" oder "Grünen" oft jedweder ökonomischer Basis entbehren, kommt in den gleichen Quellen nicht vor. Ich weiß, das schweift wieder ab, aber der angesprochene "Generationenkonflikt" hat viele Gründe. Fakt ist, daß die jungen Leute (da können sie wirklich nichts für) von gewissen "älteren" auf Linie getrimmt werden - und es dank Übersättigung mit telekommunikativem Schmonzes aller Art gar nicht merken bzw. kritiklos als "gegeben" und "unabänderlich" hinnehmen. Da paßt natürlich auch eine "Rückwärtsgang-Ansicht" einiger Kritiker ebenso wenig rein, wie eine entsprechende politische Gruppierung. Die muß man dann als Träger unmoderner Träumereien abstempeln, daran habe ich mich schon gewöhnt.

Natürlich sind nicht alle, die die Bahn von früher besser fanden (übrigens, jetzt kommen Herbst und Winter, wieder eine neue Herausforderung für die Sparbahn, das wird wieder ein Fiasko, versprochen! "Alle reden vom Wetter, wir ganz besonders!"), Anhänger der AfD, das will ich damit nicht sagen, aber ihre wachsende Präsenz sollte den Volksparteien allmählich die Augen öffnen, daß es sehr wohl Alternativen zum ständigen "Vorwärts!" gibt, denn auch bergab geht es meistens "vorwärts". Wie gesagt, auch im zwangsvereinten Europa gibt es Länder, die es besser vormachen...aber die Idioten sorgen sich ja nur um ihre Stimmanteile, nicht um die Bedenken kritischer Bürger....
„Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher.“
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Re: Laurenburg: Liegengebliebener Vectus VT 251

Beitrag von TroubadixRhenus »

Kai:

Ich muss einräumen, dass ich mit meinem etwas flapsigen Satz ein wenig arg gewisse Stereotypen gepflegt habe. Und da ist auch vieles dran, an dem, was Du im letzten Beitrag geschrieben hast. Die "Jugend" - also ich kreise den Begriff mal auf die heutigen Menschun U30 ein - ist für die Weichenstellungen von Damals, an denen wir heute zu knabbern haben, genau so wenig schuld wie z.B. an den beiden Weltkriegen!

Und ansonsten: Die "Jugend" ist auch immer irgendwie das "Produkt" der Generationen davor. Und alle über einen Kamm scheren ist sowieso primitiv - hat hier auch niemand gemacht. Marko hat etwa begeistert von seinem Azubi berichtet. Und genau so einen Praktikanten haben wir in unserer Firma auch, bzw. derzeit hat er sein Praktikum längst beendet, kommt aber trotzdem nicht von uns los (freiwillig! :mrgreen: ).

Das eigentliche Problem ist eher nicht in den Generationen zu finden. Wenn von "grün hinter den Ohren" oder den "Nassforschen" die Rede ist, sind meines Erachtens eher Leute gemeint, die einen Laden führen wollen, nur weil sie ein bisschen BWL studiert haben, und dann, mit der Lizenz zum Erbsenzählen, einen Dachdeckerbetrieb leiten wollen, ohne je einen Nagel in den Balken geschlagen zu haben. Und tatsächlich kommt es dann sicherlich oft zu Situationen, wo ein frisch von der Uni gerotzter Grünschnabel einem Altgedienten mit einem dicken Koffer voll Erfahrung erklären will, wie sein Job funktioniert. Aber auch das ist dann vielleicht eher das Ergebnis von dem, was man auf der Uni so beigebracht bekommt. Und Menschen sind unglaublich biegsam...
Horst Heinrich
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Re: Laurenburg: Liegengebliebener Vectus VT 251

Beitrag von Horst Heinrich »

TroubadixRhenus hat geschrieben: Aber auch das ist dann vielleicht eher das Ergebnis von dem, was man auf der Uni so beigebracht bekommt. Und Menschen sind unglaublich biegsam...
Mein alter Oberstufe-Mathelehrer hatte nach seiner Pensionierung einen tollen Job:
Er brachte angehenden Ingenieuren auf der nahegelegenen FH Mathe bei.
Nach drei Jahren wurde er nicht mehr gebraucht.
Da die Mathe-Kurse immer voller wurden und schon in den Einführungsveranstaltungen kaum mehr ein Student den Vorlesungen folgen konnte, reduzierten die Professoren ihr Niveau.
Nach weiteren drei Jahren hatte mein alter Mathelehrer dann privat einen Erstsemester-Studenten als Nachhilfeschüler für eine Klausurvorbereitung.
Es war der Stoff, den wir in den 1970er Jahren in der 9.Klasse durchgenommen hatten...
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