Cumbria/Scotland 2014, Tag 7, Einfach mal so ins Blaue...

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Dieselpower
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Cumbria/Scotland 2014, Tag 7, Einfach mal so ins Blaue...

Beitrag von Dieselpower »

Ich muß doch endlich mal weitermachen mit dem Reisebericht...im Januar steht doch schon wieder ein neuer an - wenn auch weitgehend ohne Eisenbahn...

Sonntag, der 01.Juni 2014:
Und wieder ein Tag mit veschlonztem Himmel, es regnete zwar nicht, und da die Arnold Clark-Filiale Sonntags geschlossen hatte, mußten wir den Tag mit dem Mondeo ja noch mal für ein paar Streckenbilder nutzen...
Außerdem wollten wir einmal eine der (meist per Bahn schlecht erreichbaren) kleineren britischen Museumsbahnen besuchen, die "Eden Valley Railway". Die "kleinen", meist eher unbekannten Museumsbahnen in GB sind selbstverständlich auch liebevoll betrieben, entbehren häufig jedoch nicht einer gewissen (charmanten) Skurrilität. Bewaffnet mit Navi, einem hochauflösenden Straßenatlas (im "very british" Maßstab 1 1/3 Zoll:1km...also 1:29.528 :lol: ) und angelesenem Vorwissen, was uns erwarten könnte, ging es erst mal nach Appleby-in-Westmorland, wo es auch einen Halt der S&C gibt. Ziemlich "unzeitig" kamen wir dort an, nur wenige Sekunden vor Einfahrt eines Planzuges, von dem mir nur ein unansehnlicher Notschuß gelang, den wird sicher Wolle nachliefern, der nicht erst noch sein Zeug aus dem Auto nehmen und abschließen mußte.
Dort konnte man uns aber nicht sagen, wo die EVR abfährt, obwohl die Gleisanlagen hier über eine Spitzkehre an das Network Rail-Gleisnetz angebunden sind - nicht einmal ihre Existenz war dem Mitarbeiter der "Friends of the S&C" bekannt. Diese (zugewucherte) Anbindung fanden wir zwar, nicht jedoch einen freigelegten Bereich, geschweige denn eine Abfahrmöglichkeit. Also wieder ab ins Auto und Richtung Warcop...kurz vor Warcop ließ uns ein Blick auf die Uhr und einer der seltenen offenen Streckenabschnitte anhalten. Und bereits kurz danach näherte sich ein seltsames Motorengeräusch, eine Mischung aus Wummern und Blubbern, und dann kam dieses Vehikel aus dem Wald....
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Bei der Ankunft in Warcop bot sich uns ein lustiges Sammelsurium diverser Fahrzeuge, die uns zwar irgendwie amüsierten, aber nicht so wirklich den Eindruck einer ernstzunehmenden britischen Museumsbahn erweckten. Dennoch war irgendwie überall jemand am werkeln. Es gab einen Gepäckwagen mit Literatur-Antiquariat, Souvenirs und kleiner Snacks und einen Bahnsteig...
Hier sehen wir einen kleinen B-Kuppler von Hunslet mit einem der "bösartig" aussehenden Schneepflüge von Network Rail, aufgebaut auf einem dreiachsigen Lokdrehgestell....
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Dieser Elektrotriebzug der Bauart 4CEP (Class 410) wird in Ermangelung einer Stromschiene nur als Wagenpark genutzt. Gezogen wird er dabei von einem der Beiden Akku-Gepäcktriebwagen S68003 und 005, welche jedoch zum Zeitpunkt unseres Besuchs neue (verstärkte und zusätzliche) Batterien erhielten, um einen ganzen Fahrplantag abdecken zu können, und daher leider nicht im Einsatz waren. Jawohl - echte ETAs jenseits des Ärmelkanals!!!
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Dieser C-Kuppler (Darlington Works) ist ähnlich der BR Class 04, und wartete mit einem illustren Fotogüterzug auf. Tatsächlich war die 1962 gebaute Maschine nie in Staatsbahndiensten, sondern zeitlebens Werkslok...
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Bald näherte sich wieder das bereits zuvor gehörte Blubberwummergeräusch, und wir gingen zum Bahnsteig. Dort erlaubte die offene Tür einen Blick auf den mächtigen Vierzylinder von English Electric mit 600 PS:
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Dann sah man, daß die andere Seite (Die "Fahrgastseite") bereits dunkelgrün lackiert ist - wenn auch noch nicht vollständig. Dies ist der Sachbeschädigung aus der Sprühdose gezollt, die er in Südengland nach der Ausmusterung erlitten hatte, bevor er in den Norden überführt werden konnte.
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Plüschig-rustikal, wie man es von einem "very british" Triebwagen erwartet, empfing uns der Innenraum mit seinen vielen Außentüren (an jeder Sitzgruppe), die sogenannten "Slam doors".
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Dann ging es los, und bald wußten wir, warum man in Appleby nichts von der EVR wußte, die Fahrt endete auf freier Strecke an einer Signaltafel analog unserem Sh2, und unser Lokführer marschierte durch den Schotter am knapp 60 m langen Zug entlang, und setzte die Rückfahrt in Gang. Bei der Rückkunft in Warcop warfen wir noch einen Blick auf die andere Seite dieses nicht sehr symmetrischen Triebwagen:
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Danach zog es uns wieder zu etwas Action in Form rasanter und eleganter Expreßzüge, und so zogen wir mit unserem "irgendwo hingequetschten" Mondeo mal wieder den Zorn einheimischer Landwirte auf uns, um das Treiben auf der West Coast Mainline noch einmal ins Bild zu setzen...links im Bild der Trecker, der (jedenfalls hatten wir den Eindruck) immer schneller an uns auf der Brücke durch den Staub vorbeibrüllte....der Intercity nach London fuhr jedoch noch wesentlich (bogen)schneller.
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Es folgte ein FTPE-Desiro in Gegenrichtung im farbenfrohen Design und mit für deutsche Fabrikate typischer Geräuschkulisse....selbst in voller Fahrt jaulen und heulen diese Dinger.... :roll:
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Hier fühlt er sich wohl, der "Pendolino Britannico" - so wie an dieser Stelle noch in eher sanfter Hügellandschaft, aber auch durch rauhere Gegenden wie im Hintergrund sichtbar schlängelt sich der 265-Meter-Zug mit hohem Tempo durch die Kurven der WCML in Cumbria....
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Überall blühte es an diesem ersten Junitag, im Vordergrund ist sogar noch einer der alten Mileposts zu erkennen - man erkennt die Zahl 23 und drei Punkte, letztere bedeuten "3/4 Meile" - sie stehen also ca. alle 400 Meter (4x400 m = 1,6 km = 1 mi.). Neuere Mileposts zeigen die volle Meilenzahl und "Chains", wobei 1 ch 1/80 Meile, also ca. 20 Metern entspricht....alles klar? Also auch nach Abschaffung des Duodezimalsystems beim Geld setzt man "drüben" auf komische Einheiten...
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Zurück in Carlisle wurde der Wagen geparkt, und noch einmal der Bahnhof mit seinem abendlichen Allerlei besucht. Kaum dort angekommen gab sich ein "Shed" von Direct Rail Services die Ehre. Den Spitznamen "Schuppen" haben die 66er wohl ihrer Form zu verdanken...
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Dann eine Szene wie bei "Thomas und seine Freunde": Während Gordon in Richtung Hauptstadt davoneilte, grüßte er noch kurz Henry, der sich nach dem Arbeitstag zur Ruhe begab..."Tüüüt tüüüüüt!":
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...und Henry verschwand in seinem Versteck, wo er vor den anderen fleißigen Zügen seine Ruhe hatte...
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Zum Beispiel vor James, der von der Hauptstadt kommend seinem wohlverdienten Feierabend entgegenbrauste. Hier wird übrigens der der Neigetechnik geschuldete "geknickte" Wagenkasten deutlich:
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Was sich nicht alles in Carlisle tummelt....wer entdeckt das deutsche Gesicht?
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Dieser Pendolino, der sich hier gerade durchs Gleisvorfeld windet, hatte eine Beklebung erhalten: "1914 - 1918 - We will remember them" - den Opfern des ersten Weltkrieges geschuldet.
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Dann widmeten wir uns nun dem Windhoff-Cargosprinter, der sich dazwischen gemogelt hatte. Bei uns waren sie ja ein Flop, in UK sieht man sie als Dienstfahrzeuge etwas häufiger. Dieser hier sorgt für saubere Schienenköpfe...im Vordergrund die Signalisierung einer vorübergehenden Langsamfahrstelle.
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Der Schienenbus 142017 mit seinem hochbeinigen Einzelradsatzfahrwerk verließ den Bahnhof kurz darauf in Richtung Newcastle...
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Den Schluß machte dann die mächtige 92037 mit ihrem Tesco-Zug. An diese Maschine müssen sich die Kunden des Caledonian Sleeper-Schlafwagenzuges bald gewöhnen. Sie wird für die Traktion unter dem Draht sorgen, allerdings wird es keine 92er von EWS sein, sondern eine von GBRf. Das Licht schwächelte schon enorm, wie auf diesem Bildausschnitt an der Schärfe erkennbar...
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Dieses war dann unser letzter Tag in Cumbria - am nächsten Tag zog es uns noch einmal ein paar 100 km weiter nach Norden - nächste Station Inverness!
„Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher.“
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