Eisenbahnforum der Region Mittelrhein

Vorgestern stolperte ich in Koblenz über dieses Wahlplakat:

(S-Bahn-Verkehr schreibt man mit Bindestrich)

Die Internetseite der "Partei" bietet dazu keinerlei Infos.
Per Google findet man diesen interessanten Artikel:
http://signalarchiv.de/Meldungen/10002373
Der Haltepunkt Stadtmitte, der darin gefordert wird, ist ja mittlerweile Realität, Urmitz Rheinbrücke ist ebenfalls reaktiviert und die beschriebenen 628er-Pendelfahrten wurden durch den VIAS ersetzt.

Grundfalsch ist die Idee mit der S-Bahn ja nicht, stadteinwärts ist regelmäßig Stau auf den Straßen, die Busse sind ebenfalls voll.

Ein kleines Gedankenspiel dazu
Fett: Bestehende Haltepunkte
Normal: Neu einzurichtende Haltepunkte

Es werden keine Gleise neu verlegt. Die Strecke Lützel-Metternich müsste reaktiviert und elektrifiziert werden.

S1
Boppard Süd
Boppard Hbf
Spay
Spay Nord/Brey
Rhens
Koblenz Stolzenfels
Koblenz Oberwerth
Koblenz Hbf
Koblenz Stadtmitte
Koblenz Lützel
Koblenz Lützel Nord (Gewerbegebiet)
Urmitz Rheinbrücke
Engers Nord/Rheinbrücke
Neuwied

S2
Neuwied
Engers
Bendorf
Vallendar
Koblenz Ehrenbreitstein
Koblenz Horchheim
Koblenz Hbf
Koblenz Goldgrube/Rauental
Koblenz Moselweiß
Koblenz Güls
Winningen
Kobern-Gondorf

S3
Niederlahnstein
Koblenz Hbf
Koblenz Stadtmitte
Koblenz Lützel
Koblenz Lützel Nord (Gewerbegebiet)
Römervilla (IKEA/Amazon)
Eifelstraße (IGS)
Koblenz Metternich (Universität)
Koblenz Rübenach


Und jetzt gehen wir zu den Verantwortlichen von "Ich Tu's" und fragen, wo die Nachfrage für so etwas ist, wer es bezahlen soll und woher die befahrenen Strecken und Bahnhöfe freie Kapazitäten nehmen sollen .

Die Strecke Lützel-Ochtendung hätte zudem einiges an Arbeit nötig, wie aktuelle Bilder belegen:

Ohje, schon wieder diese Spinner von Ich tu´s...

Die Frage ist, was die damit bezwecken. Es gibt ein recht gutes Bussystem in Koblenz, wo wäre da die Nachfrage nach einer S-Bahn? Die Stadt ist mit Autos verstopft, trotz der guten Busverbindung. Da würde auch eine Stadtbahn wenig bringen und in keinem Verhältnis zum Aufwand stehen.

Meine Meinung ist...

"Ich tu´s" will immer sehr viel, produziert aber wohl nichts als eine Menge heißer Luft und etwas Wirbel.

Bei der letzten Wahl wollten sie doch noch die Strecke Koblenz-Ochtendung "retten".


http://www.bahn.maifeldforum.de/kontakt.htm

Da scheint aber irgendwie eingeschlafen zu sein.


Naja, immerhin reichte es 2013 mal für einen Ausflug nach Gerolstein...


http://www.ofdemodinge.info/ich-tus-neu/?p=1166

Also, ich würde mal sagen - außer Spesen nix gewesen und so wird´s wohl bleiben.

Ich wäre sofort für eine S-Bahn um Koblenz.
Das Problem ist, dass vielen das Auto heilig ist und die Autolobby zu viel Macht hat. Welche aktuelle politische Institution würde sich denn trauen, ein Autoverbot für die Innenstadt zu verhängen? Keine, die werden nämlich von Autofahrern gewählt und -herstellern finanziert.

Der Busverkehr ist wie bereits beschrieben sehr gut ausgebaut und für Vielfahrer auch sehr günstig.
Eigentlich sollte es funktioniere, dass mehr Leute den ÖPNV nutzen, der wegen Nachfrage ausgebaut wird und alle von den Vorteilen (saubere Stadt, schnelles Ankommen) profitieren und noch öfter damit fahren. Leider ist es überall genau andersherum: Es gibt immer weniger Fahrgäste, Angebote werden ausgedünnt und eingestellt, was wiederum zu einem Grundmisstrauen gegenüber Bus und Bahn führt und in vielen Gebieten ein Auto unerlässlich macht. Ein Teufelskreis.

Die gibt es. Wohl auch schon etwas länger:
http://www.biko-ev.de/

Ist der gleiche Link wie oben, habe ich gerade festgestellt.

Diese Gesellschaft hat sich in nur 20 Jahren kolossal verändert. Damals war die Stimmung zugunsten eines nachhaltigen Verkehrskonzeptes noch vorhanden, allerorten war auch eine Grundbereitschaft für ökologische Weichenstellungen da, oft gegen den erbitterten Widerstand konservativer Kreise.
Inzwischen ist der Hype um die "Bewahrung der Schöpfung" verflogen und mit ihr sind alle guten Verkehrskonzepte in den Schubladen verschwunden. Jetzt zählt -auch verkehrsmäßig- wieder das Individuum, die Bedingungen, unter denen wir existieren (nachweislich auf Kosten unserer Ressourcen und künftiger Generationen) spielen kaum noch eine Rolle und selbst so marginale Weichenstellungen wie die "Energiewende" gibt es nicht aus ideologischen Gründen oder weil die Welt gerettet werden muß, sondern weil man hier knallhart Geld verdienen kann. Oder glaubt jemand ernsthaft, die Atomkraftwerke in Deutschland würden abgeschaltet, um ein europäisches Fukushima zu verhindern? Hier geht es nur um Geld, um sonst nichts. Und wenn man mit einer S-Bahn mehr verdienen könnte, als mit mehreren tausend Autofahrern täglich in Koblenz wäre sie bereits in Betrieb.

Lochris hat geschrieben:

Die Strecke Lützel-Ochtendung hätte zudem einiges an Arbeit nötig

Wenn man sich das Wahlplakat ansieht, und dann die Begleitfotos, entstehen unweigerlich erhebliche Zweifel daran, ob denn tatsächlich der Slogen "wir tun was" + Taten..... in den Zeiträumen abseits der Phasen der Kommunalwahlkämpfe dahingehend genutzt wird. Es beschleicht einen Ortsunkundigen sogar der Verdacht, dass es sich nur auf einer auf Wahlkampfmodi abgestimmte Initiative handelt? Denn sonst würden wirklich verkehrsplanerisch viele Daten erhoben werden, denn sonst würden auch aktive Grünpflege betrieben werden, denn sonst würde auch juristisch einiges im Sinne des AEG und der EBO beantragt werden.
Immerhin, sie investieren etwas Geld für Wahlplakate und Websiten.

Hier gibt es eine aktuelle Selbstdarstellung der Gruppierung zur Bahnstrecke Koblenz-Mayen und insbesondere zum Freistellungsverfahren (Koblenz-Ochtendung), das am 12.Juni 2014 um 11.15 Uhr vor dem Verwaltungsgericht Koblenz verhandelt wird.
http://www.ofdemodinge.info/ich-tus-neu/
Der Auftritt der beiden Spitzenkandidaten freilich ist Geschmackssache, ob er dem Streckenerhalt dienlich ist, mag jeder selbst beurteilen und ob die zwei nach der Kommunalwahl am 25.Mai Chancen haben, in irgendein politisches Gremium einzuziehen, auch.
Es gilt hier wohl, was auch andernorts bereits beklagt werden mußte:
Das Engagement des "normalen" Bürgers für die stillgelegte Strecke vor seiner Haustür nimmt sich sehr bescheiden aus.

Basaltlunkerschotter hat geschrieben:
Wenn man sich das Wahlplakat ansieht, und dann die Begleitfotos, entstehen unweigerlich erhebliche Zweifel daran, ob denn tatsächlich der Slogen "wir tun was" + Taten..... in den Zeiträumen abseits der Phasen der Kommunalwahlkämpfe dahingehend genutzt wird. Es beschleicht einen Ortsunkundigen sogar der Verdacht, dass es sich nur auf einer auf Wahlkampfmodi abgestimmte Initiative handelt? Denn sonst würden wirklich verkehrsplanerisch viele Daten erhoben werden, denn sonst würden auch aktive Grünpflege betrieben werden, denn sonst würde auch juristisch einiges im Sinne des AEG und der EBO beantragt werden.
Immerhin, sie investieren etwas Geld für Wahlplakate und Websiten.

Die fordern in jedem Ort was anderes...

In Koblenz die S-Bahn, in Bendorf einen Bahnhof ("Bendorf braucht einen Bahnhof"), etc. etc.

Für mich sieht das ziemlich nach "Verzettelung" aus. Ja nach Ort wird halt irgendwas "Passendes" gefordert und das Wahplakat mit einem gelben Zettel umgestaltet.

Ob man das wirllich ernst nehmen kann muß jeder für sich entscheiden...

Hallo,

auf den Seiten der "BIKO" steht eine Bemerkung zum Freischnitt der Strecke.

Im übrigen nach Begehung dieser gesamten Strecke kann dieser Rückschnitt mit wenigen Leuten an wenigen Tagen erfolgen.

http://www.bahn.maifeldforum.de/ziele.htm

Ist diese Einschätzung noch aktuell, oder ist der aktuelle Zustand schlimmer? Die Bäume im Gleis sind schon recht hoch und massiv, dafür braucht man vermutlich schwereres Gerät. Möglicherweise wurden auch schon Schwellen oder Gleise durch den Wildwuchs beschädigt?

Viele Grüße,
Christian