Die Bahn zum Hahn feiert 10-jähriges Jubiläum!

[Nils]

Die Bahn zum Hahn kommt! Und zwar schon 2005 äh 2006 äh 2007 äh 2008 äh 2009 äh 2010 äh 2011 äh 2012 äh 2013 äh 2014 äh 2015 äääähh: also nicht gleich aber immer ein Jahr später. Versprochen!

Nachdem ich eben nochmal über die Ankündigung von Grünen-Fraktionschefs Daniel Köbler gestolpert bin, der Ende letzten Jahres einen Start der Hunsrückbahn für 2015 voraussagte (http://www.rhein-zeitung.de/startseite_ ... 18208.html), und damit wohl auch daneben liegt, hab ich mal kurz recherchiert.

Die älteste Meldung, die ich auf die Schnelle zur geplanten Reaktivierung der Bahn zum Hahn gefunden habe, stammt aus dem Jahr 2001.
http://www.fluglaerm.de/hahn/oeffent/ze ... 10201.html

Darin wird Axel Sattler vom rheinland-pfälzischen Verkehrsministerium mit den Worten "In 75 Minuten vom Hahn nach Mainz - dieses Ziel könnte bereits im Jahr 2005 erreicht sein" zittiert.

Wir währen also mit Köblers Aussage nun beim 10-Jährigen Jubiläum der Bahn zum Hahn! Ein Grund zum feiern! (Die Kleinigkeit, dass die Bahn immer noch nicht fährt, lassen wir mal solange außer Acht, bis wir genug Sekt getrunken haben, dass wir da gar nicht mehr dran denken müssen).

Oder bietet noch jemand mehr? Kann jemand eine frühere Ankündigung der Bahn zum Hahn belegen?

Eine Übersicht zur unendlichen Geschichte der Bahn zum Hahn findet sich übrigens überaschenderweise auf einer Internetseite einer BI gegen den Nachtflughafen Hahn:

http://www.fluglaerm.de/hahn/eisenbahn_titel.html#regio

[Markus Göttert]

Falsch,

wir feiern schon fast 20 Jahre.

Zu meiner Zeit als FDL in Simmern wurde darüber schon geschrieben und gesprochen.

Irgendwo hab ich auch dazu die Zeitungsartikel.

[Bernd Heinrichsmeyer]

1997 war ich bei der Bahngesellschaft Waldhof tätig, die zu der Zeit den Güterverkehr bis Morbach bestritten hat. Zu dieser Zeit war davon die Rede, dass bis 2000 die ersten Personenzüge wieder im Hunsrück fahren könnten. Das war auch Gegenstand vieler Besprechungen und auch die Hoffnung der RP Eisenbahn, als diese die Strecke gepachtet hat. Ich glaube mich zu erinnern, dass dann irgendwann das Jahr 2002 für einen möglichen Betriebsstart genannt wurde. Das wäre also 2018 nur um 16 Jahre verfehlt.

Völlig unabhängig vom Hahn wäre es doch nun wirklich zeitgemäß, diese Bahn wieder für den SPNV in Betrieb zu nehmen. Der Hahn sollte da bestenfalls als erfreulicher zusätzlicher "Deckungsbeitrag" gesehen werden. Mit dem Auto irgendwo bei Lautzenhausen, Kirchberg oder Simmern parken und bequem umsteigefrei nach Mainz und Frankfurt fahren - das wird auf jeden Fall angenommen. Man sieht es bei allen Reaktivierungen: Dort, wo das Angebot stimmt, stimmt auch die Nachfrage. Und das auch ohne Flughafen und Rynair.

[Horst Heinrich]

Ich kann auch noch ein Datum beisteuern: Es war kurz nach der Einstellung des Personenverkehrs zwischen Simmern und Langenlonsheim da brachte jemand, ich glaube es war 1985 das Hunsrücker FDP-Duo Brüderle/Rumpf (Brüderle wohnte damals in Neuerkirch und forcierte den Ausbau der B 50 bis Simmern, selbstverständlich uneigennützig ), eine "Begradigung" der Hunsrückbahn inform einer neuen Trasse ab Rheinböllen entlang der Bundesstraße 50 ins Gespräch, gewissermaßen als schnelle S-Bahn ins Rhein-Main-Gebiet. Zu der Zeit flogen auf dem Hahn noch die Amis und eine Schließung der Airbase stand überhaupt nicht zur Debatte. Es war eine reine Ertüchtigung des Nahverkehrs vorgesehen. Damals wurde auch die "Gensinger Spange" (gegen die wegen der Zerschneidung ihres lukrativen Gewerbegebietes sofort die Gemeinde Langenlonsheim in Position ging) "geboren". Die rheinland-pfälzische FDP hatte -warum auch immer- damals ihr Faible für die Bahn entdeckt (was ja ab 1991 auch in diverse Reaktivierungen in Rheinland-Pfalz mündete). Schon damals winkten Bund und Bahn ab, langfristig war die Totalstillegung ab Stromberg bereits im Kalkül und man wollte die fertige B-50-Planfeststellung nicht noch einmal gefährden. Der Hahn hat dann den Abbau der Querbahn eigentlich eher verhindert, ansonsten -so schätze ich- lägen hier schon 15 Jahre keine Gleise mehr (siehe Simmern-Emmelshausen).

[Wolfgang Riedel]

Hallo zusammen,

ich hätte da auch noch ein Jahr...

1997 hat der SWR in der Senderreihe "Fahr mal hin" den Hunsrück als Reiseziel. Man hat u. a. auch über den Erbeskopf berichtet und es wurde gesagt "bald schon sollen Wanderer direkt mit der Bahn am Erbeskopf anreisen können....".

Na ja, bald schon.....

.......doch "schon bald" , nämlich am 20. Dezember 1997 fand eine Sonderfahrt "Abschiedsfahrt über die gesamte stillgelegte Hunsrückquerbahn" von Koblenz - Bingen - Langenlonsheim - Simmern - Morbach - Hermeskeil - Trier - Cochem nach Koblenz statt.

Am 31.12.1997 dann noch eine Fahrt, diesmal von Bingen - Langenlonsheim - Simmern - Morbach - Hermeskeil - Türkismühle - Bad Kreuznach - Bingen.

Für mich waren das damals "wirkliche" Abschiedsfahrten. Ich habe zwar gehofft, das die Strecken reaktiviert werden - aber so recht dran geglaubt hatte ich nie.

Traurige Grüsse

Wolfgang Riedel
Viele Grüsse

Wolfgang

[Horst Heinrich]

Am 31.12.1997 dann noch eine Fahrt, diesmal von Bingen - Langenlonsheim - Simmern - Morbach - Hermeskeil - Türkismühle - Bad Kreuznach - Bingen.

Ich glaube, zu dieser Fahrt kann ich noch einen Bildhinweis geben.

Bildautoren: Franz und Richard Heyer
Das Bild ist vor gerade einmal 16 Jahren unweit des Erbeskopfs aufgenommen. Damals konnte man noch den gesamten Hunsrück von Langenlonsheim über Simmern und Hermeskeil bis Türkismühle mit dem Zug befahren und hinter der V 100 hängt ein aus VT gebildeter Sonderzug, der letzte, der die Gesamtstrecke befuhr.Abschied von einer Epoche, könnte man diese Fahrt nennen
Die Strecke war noch in einem guten Zustand, abschnittsweise waren sogar 60 km/h zugelassen.
Es zeigt die letzten 6 Eisenbahner des Hunsrückes. Es ist bitter kalt, aber sie beißen die Zähne zusammen, eine Lektion, die man im Hunsrück angesichts des unberechenbaren (Bahn-)Wetters gelernt hat. Zähne zusammenbeißen - und weiter geht es. Das Rad muß rollen - pünktlich und zuverlässig. Das Volk muß zur Arbeit, die Ware zum Kunden. 6 Eisenbahner aus Simmern, der letzten Bahndienststelle des Hunsrückes wo es noch zum Jahreswechsel 1957/58, also 40 Jahre zuvor über 500 von ihnen gab, von diesen motivierten und stolzen Eisenbahnern. Und auf den Bahnhöfen rundum arbeiteten noch einmal 200, vorwiegend Beamte und Arbeiter. 6 sind also von 700 übriggeblieben, von dutzenden Dienststellen eine einzige, von 100 Gebäuden ist auch nicht viel erhalten. Im günstigen Fall in gute Hände verkauft (z.B. Hoxel), oft in ungute Hände verscherbelt (z.B. Hirschfeld), ansonsten abgerissen (z.B. Buchholz) oder vergammelt wie eine Müllkippe (z.B.Simmern). Von den vielen hundert Tonnen Gleisen und Signalanlagen wanderte das meiste in Schmelzöfen, Kabel wurden abgeschnitten oder herausgerissen, selbst vor kyanisierten Telegraphenmasten machten rücksichtlose Plünderer, die unbehelligt von DB und Staat ihr Unwesen trieben, nicht halt und nun, wenn sie die gespaltenen Stücke in ihren Baumarktöfen verbrennen, kriegt die Nachbarschaft noch ihr Quecksilber ab, während sich der Abschaum in der Wärme die vergammelten Hände reibt.
Pars pro toto - der Niedergang einer ganzen Gesellschaft - anschaulich reduziert auf ein einziges Bild. 6 Männer und ihre treue Lok, auch sie, die letzte ihrer Art von hunderten aus unterschiedlichen Baureihen, die über den Hunsrück gezogen sind. Hat nicht auch sie ein "Gesicht" - von Angst und Skepsis geprägt? (Jetzt kann mich ruhig jeder für bekloppt halten, aber diese Maschinen haben auch eine Seele).Wer die Gesamtstrecke kennt, weiß, was diese Touren Mensch und Maschine abverlangt haben, Sommer wie Winter.
Jetzt hat wieder eine V 100 einen Schlußstrich gezogen.
Aber irgendwie will man noch nicht glauben, daß das ganze jetzt wirklich zuende geht...

[jojo54]

Halllo zusammen,

Wolfgang Riedel hat mit seinen Bemerkungen vollkomen recht. Im Dezember 1997 waren die wirklichen Abschiedsfahrten, was danach kam, war nur noch Krampf und hatte aus meiner Sicht lediglich eine Alibifunktion.

Was hatte man 1997 bei der Übernahme durch die RPE und die BGW alles versprochen, vieles sollte besser werden und was ist letztendlich daraus geworden ? Ähnlich war es doch auch im Raum Hermeskeil.

Einzelheiten möchte ich mir hier ersparen und bekannte Dinge nicht wiederholen, die Bahn-Interessierten des Hunsrücks wissen es doch selbst am besten, was nach 1997 alles geschehen ist.

An einen Bahnverkehr gleich welcher Art in dieser Region glaube ich erst dann wieder, wenn dort der erste Zug fährt und nicht eher.

Vermutlich werden wir noch mehrere Jubiläen mit einer Eisenbahnstrecke zum Hahn und ohne Zugverkehr feiern.

MfG
jojo54

[Westeifelbahner]

Was die Bilder im Abstand von 16 Jahren aus meiner Sicht verbindet: Die fehlende Wertschätzung für die Arbeitsleistung von Menschen, die keinen "Job" gemacht haben, sondern mit hoher Verantwortung und viel Engagement eine Aufgabe zuverlässig bewältigt haben.
Wünschenswert wäre für unsere Gesellschaft, dass diese Menschen die Anerkennung erhalten, mit denen Landes- und Kommunalpolitiker in den letzten Jahren stattdessen lieber irgendwelchen "Investoren" begegnet sind. Jahrelang hat man in Bitburg einem Investor den Hof gemacht, dessen "Konzept" - vorsichtig formuliert - "sehr optimistisch" schien, um dann festzustellen, dass daraus gar nix wird...
Nicht Kapital, sondern Menschen verdienen Anerkennung.
Gruß Westeifelbahner

[jojo54]

Genau so ist es....

Vielen Dank für diese Ansichten.

jojo54

[Rolf]

Noch eine Anmerkung zum Hahn: Die EU will ihre Richtlinien in Bezug auf eine Subventionierung von Regionalflughäfen aufweichen, womit der Hahn dann wohl weiter auf Subventionen und ein Weiterbestehen hoffen darf. Obwohl ich das prinzipiell nicht gut finde, auch deswegen, weil privat finanzierte Flughäfen wie Weeze, die ohne eine solche Rückendeckung arbeiten, dadurch wettbewerbsverzerrend benachteiligt werden, bedeutet das dann wohl, dass eine reaktivierte Bahn somit weiter auf einen gewissen Fahrgäste-Zufluss durch den Hahn bauen darf:

http://www.airliners.de/deutsche-flugha ... plan/31532

[Bernd Heinrichsmeyer]

Was und wer fuhr denn letzte woche mit alten Wagen bergwärts und dann widder runter?

Wir

[Rolf]

Die neuen EU-Richtlinien besagen, dass in 10 Jahren Schluss sein muss mit den Subventionen. Allerdings bleiben Hintertüren. So darf etwa in die Infrastruktur investiert werden. Es bleibt als Raum zum Tricksen. Am Hahn geht es also erst mal weiter. Damit bleibt auch noch eine kleine Hoffnung für eine Reaktivierung der Bahn bis zu Hahn:
http://www.airliners.de/eu-kommission-k ... efen/31566