Auch der schönste Urlaub geht irgendwann zu Ende.
So stand heute nun leider die letzte Etappe an, am frühen Abend musste mitten in Denver der Wagen abgegeben werden.
Als ich nach dem Aufwachen in Glenwood Springs die Gardine beiseite zog wurde ich davon überrascht dass es über Nacht noch mal kräftig geschneit hatte.
Und mir stand auf dem Weg nach Denver die Überquerung mehrerer sehr hoch gelegener Bergpässe bevor. Das sollte ja interessant werden...
Auf der Interstate kündigten dann auch die Leuchtschilder „All CMV must chain-up“ an das auf bestimmten Abschnitten für alle Nutzfahrzeuge Schneekettenpflicht bestand (und auch gleich wie viele hundert Dollar Strafe diejenigen zu erwarten haben die sich nicht dran halten).
Chain up area bei Vail. Hier zogen alle LKW-Fahrer brav die Schneeketten auf – teils sogar auf eine oder mehrere Anhängerachsen. War auch besser so denn direkt danach wachte die Highway Patrol.
Direkt nach Vail ging es ordentlich hoch und die Straßenverhältnisse wurden doch „leicht“ winterlich. Aber der Allradler bewährte sich bestens – 100% richtig dass ich mich für ein „ordentliches“ Auto entschieden hatte.
Auf der anderen Seite ging es dann natürlich in ordentlichem Gefälle wieder runter was aber ebenfalls dank Allrad recht gut ging – anders als bei mehreren anderen Verkehrsteilnehmern deren fahrende Untersätze sich für alternative Wege rechts und links der Fahrbahn entschieden hatten...
Unabdingbar vor wirklich jeder Abfahrt die Hinweistafeln was dort an „Food“, „Gas“ und „Lodging“ geboten wird. Sollte es wirklich mal nichts geben (es gibt kaum ein Dorf ohne Motels/Hotels, Fastfood und Tankstelle) gibt es extra den Hinweis „No Service“.
Silverthorne/Colorado, anschließend ging es wieder ordentlich hoch
Bis zum anschließenden, komplett im ordentlichen Gefälle liegenden Johnson Tunnel (West – Ost – Richtung, Baujahr 1979) bzw. Eisenhower Tunnel (Ost – West – Richtung, Baujahr 1973).
Deren westliches Portal liegt auf der beeindruckenden Höhe von 3400m über NN.
An der Ostseite der Rockies sah es dann deutlich anders aus, es gab jedenfalls keinen Neuschnee. Dafür aber ordentliche Salzpampe auf der Fahrbahn
Was man auch meinem Auto deutlich ansah
Östlich von Georgetown https://maps.google.de/maps?q=Guanella+ ... s&t=m&z=15 wird das spektakulärste Reststück einer Schmalspurbahn die dort mit u.A. einer Kreiskehre den steilen Anstieg erklimmt als Museumsbahn betrieben.
Sie wurde wohl 1984 einschließlich der großen Brücke wieder neu aufgebaut.
Devils Gate Viaduct von oben
Und von unten
Die alte Stanley Mine westlich von Idaho Springs
Die Aufbereitungsanlage der ehemaligen Argo Gold Mine in Idaho Springs
Auf der Weiterfahrt umkreiste ich bei Golden die gewaltigen Anlagen der Coors-Brauerei.
Die Anlage kann man von den Dimensionen her für deutsche Verhältnisse eher mit einem recht großen Stahlwerk vergleichen, auch was den umfangreichen Bahnverkehr angeht. Es werden wohl sowohl Ganzzüge mit Kohle für das Kraftwerk und die Rohstoffe für das Bier angeliefert wie auch der Versand zum guten Teil per Bahn abgewickelt. Nur war leider auf die Schnelle keine gute Fotostelle zu finden.
Dafür entdeckte ich zufällig das „Colorado Railway Museum“, dem ich natürlich trotz der etwas drängenden Zeit noch einen Besuch abstatten musste.
Im Museum stehen auf nicht miteinander verbundenen Gleissträngen diverse normalspurige Fahrzeuge. Außerdem gibt es ein einmal das Gelände umrundendes Schmalspurgleis auf dem im Sommer Dampfzüge für den Publikumsverkehr ihre Runden drehen sowie einen 5-ständigen Ringlokschuppen mit Drehscheibe und Dreischienengleis.
Einen Anschluss an das öffentliche normalspurige Streckennetz besteht nicht.
Eines der Exponate ist die 1890 gebaute 2-8-0 683, sie soll die letzte erhaltene normalspurige Dampflok der Denver & Rio Grande Western sein
F9A 5771 + F9B 5762 der D&RGW
West Side Lumber Co #12 war bis vor ein paar Jahren auf der Georgetown Loop Railway im einsatz. Nachdem der Staat dort einen neuen Betreiber beauftragt hat ist das vorher eingesetzte Material teilweise in Golden gelandet. #12 wird oder wurde auf dem Schmalspur-Rundkurs eingesetzt.
Auch Galloping Goose #7 wird auf dem Rundkurs eingesetzt
#6
D&RGW 491 gehört zur class K-37.
Ende der 1920er Jahre beabsichtigte die Bahn 10 neue schmalspurige Mikados zu beschaffen.
Stattdessen entschied man sich dann aber vorhandene „Consolidation“ class C-41 Normalspurloks (Baldwin 1902) umzuspuren.
Sie erhielten wieder von Baldwin gelieferte neue Rahmen, Zylinder und Radsätze. Kessel, Führerstand usw. wurden beibehalten, auch die Tender bekamen nur umgespurte Radsätze.
Letzte fotografierte Dampflok war die DL&G 191.
Die herrliche Westernlok mit ihrem „leicht“ überdimensioniert wirkenden Funkenfängerschornstein begann 1880 ihre Karriere als South Park #51 bevor sie später zur Denver Leadville & Gunnison #191 wurde. Heute kaum noch vorstellbar welche Passstrecken in den Bergen westlich von Denver diese Loks einst bezwangen.
Auch GE 52-ton GB&L 130 wurde bis vor ein paar Jahren auf der Georgetown Loop Railway eingesetzt und steht nun in Golden, der Schriftzug am Vorbau wurde übermalt.
D&RGW GP30 #3011 hat leider noch „etwas mehr“ Restaurationsarbeit nötig.
Das sollten die letzten Eisenbahnbilder für diesen Urlaub gewesen sein.
Wie Ihr sehen konnten war mittlerweile auch hier östlich der Rockie Mountains das Wetter in Schneeregen umgeschlagen. Außerdem wurde es Zeit den Weg in die Innenstadt von Denver zu finden, den Wagen vollzutanken und abzugeben.
Das klappte soweit auch trotz immer schlechterem Wetter ganz gut – auch wenn ich recht kurz vor dem Ziel eigentlich mal schön langsam rechts abbiegen wollte, der Wagen sich aber aus dem Lenkradeinschlag rein gar nichts machte – da war doch tatsächlich nur noch eine einzige Eisfläche auf der Kreuzung... Passiert ist aber zum Glück nichts.
Außerdem wollte mir die Zapfsäule der Tankstelle wieder mal nur Benzin mit Kreditkarte + ZIP-Code statt der Geheimzahl verkaufen statt mit der normalen Geheimzahl. Nur klappt das verständlicherweise nicht mit deutschen Postleitzahlen...
Ging dann erst nachdem mir die Säule nach etwas bitten und betteln von der Kassiererin frei geschaltet wurde und ich dann nachher am Schalter bezahlen konnte. Tolle Technik.Das der Wagen äußerlich „etwas“ verschmutzt war war genau so wenig ein Problem wie auch das er in den 10 Tagen rund 2300 Meilen/3700km neu auf der Uhr hatte – damit müssen die Vermieter halt rechnen wenn sie unlimited miles anbieten
Außerdem war der Mann in der Mietstation froh das bei dem Wetter überhaupt noch einige Wagen rein kamen – es hatten wohl schon mehrere Kunden angerufen die noch irgendwo im Graben steckten...12.01.2013
Heute ging es nur noch mit dem Bus zum Flugplatz. Eine Stadtbahn dorthin ist aber im bereits weit fortgeschrittenen Baustadium.
Anschließend dann per Lufthansa-747 nach Frankfurt.
Fazit:
Auch wenn nicht alles so spektatulär war wie Wyoming und Soldier Summit hoffe ich doch dass Euch auch die anderen Teile des Berichts etwas gefallen haben.
Die ganze Aktion am 01.01.13 in die Vereinigten Staaten zu fliegen war wie eingangs erwähnt eine doch recht kurzfristige, da erst am 26.12.12 entstandene, Idee.
Mit furchtbar viel Vorplanung hätte ich sicher manches „perfekter“ machen und einige Details mehr finden können. Umso höher wäre dann aber auch der Druck gewesen ja nichts zu verpassen.
So war es nun wieder mal umso toller einfach auf gut Glück spontan durch die Gegend zu reisen.
Ich würde es auf jeden Fall wieder genau so machen und kann nur jedem diese Art zu reisen, ebenso wie die gewählte Jahreszeit, voll empfehlen.
Bleibt zu überlegen was ich Euch als nächstes Zeige:
Zum einen gibt es einige nette Bilder die im Herbst 2011 auf einer 15-tägigen Wohnmobilreise von Whitehorse/Yukon nach Vancouver/BC entstanden.
Wahrscheinlich schiebe ich aber erst noch einen Bericht über einen kürzeren Besuch der OntarioNorthland vom Sommer 2012 ein.
Gruß
Carsten
