Dieselpower hat geschrieben: Irgendwie ist für "Ästhetik" halt kein Geld da ..
Einspruch des Nationalökonomen, es geht hier nicht um Ästhetik, wir können ruhig ganz streng die Kostenseite betrachten, dann aber -wie ich schon öfters andeutete- bitte die makroökonomischen Kosten und nicht rein betriebswirtschaftlichen.
Ein EStw macht die ganze Strecke und den Betrieb um keinen Cent günstiger, im Gegenteil, für die Gesellschaft wird das ganze ein teurer Spaß, denn es bricht allein an der Lahn eine Wertschöpfung im sechsstelligen Bereich jährlich weg.
Eigentlich müßte man das ganze den Fans der Bahnrationalisierung einmal explizit vorrechnen, damit ein für alle mal mit dem gebetsmühlenhaften Schwachsinn von der besseren, weil effektiveren modernen Bahn aufgeräumt wäre, aber die Gefahr ist zu groß, daß so eine wissenschaftlich korrekte Ausarbeitung dann als Plagiat in irgendeiner modernen Masterarbeit landet (was mir schon zwei Mal passiert ist - aber sei's drum).
Hier praktisch das Vorwort zu einer früheren makroskopischen Berechnung über die Wertschöpfung eines Bahnhofes mittlerer Größe für den, den es interessiert).
http://www.das-rad-und-schiene-forum.de ... ung#p16249
Die Gesellschaft wird sich noch einmal nach dem seit 100 Jahren bewährten Betriebsverfahren, sich multifunktional verantwortlich fühlendem Vor-Ort-Personal (Fahrdienstleiter wie Udo Meister in Balduinstein haben die Aufgaben von gleich vier Mitarbeitern übernommen: Betrieb, Gebäudemanagement, Räum- und Streudienst, Kundenberatung) und vor allem nach deren konstanter Wertschöpfung zurücksehnen.
Nur ein Beispiel.
Ein A-8-Fahrdienstleiter hat im Laufe seines Lebens neben seinen originären Aufgaben in der Betriebsabwicklung und im Erhalt von Vermögenswerten (z.B. indem ein klassizistischer Bahnhof eben nicht von Vandalen heimgesucht [siehe Simmern], sondern durch liebevolle Pflege erhalten wurde) nicht nur seinem Unternehmen nachweisbar Nutzen gebracht, der mit dem Gehalt kaum abgegolten wurde, auch die Gesellschaft hat langfristig profitiert:
Das Einfamilienhaus wurde abgezahlt, die Kinder haben in einem sozial gefestigten Milieu -und das in einer strukturschwachen Region- ihren Weg gemacht, nebenbei wurden -und das unentgeltlich- viele Stunden ehrenamtlicher Arbeit rund um Wohn- und Dienstort geleistet (Feuerwehr, Gemeinderat, Ortsbürgermeister, Vereinswesen etc.) und selbst
im Alter profitieren alle noch von dem pensionierten "anachronistischen" und "uneffektiven" Bundesbahnbeamten:
Die Enkelkinder bekommen noch Zuschüsse zu Führerschein, Auto oder zur Miete für die Studentenbude bzw. der ersten eigenen Wohnung als junger Arbeitnehmer. Umverteilung einmal anders.
Die bundesweit paar hundert angestellten EStw-Bediener in den Betriebszentralen fernab ihres sozialen Umfeldes können das alles gar nicht auffangen und nach 30 Jahren Dauerberieselung mit elektronischen Impulsen sowie optischer und akustischer Reizüberflutung wird für sie allenfalls eine Rente knapp über der Sozialhilfe herausspringen.
Aber Hauptsache die Regionalbahn zwischen Koblenz und Gießen kann nun für 30 Cent pro Zugkilometer günstiger betrieben werden, wobei die eingesparten 30 Cent mitnichten dem Finanzier des ganzen, dem Steuerzahler, zurückerstattet werden, sondern in den unendlichen Weiten der Zweckverbände, Aufgabenträger, Aufsichtsgremien und EVU's versumpfen.
Lahntalbahn 2015 - schöner, moderner, effektiver... wer's glaubt...