Haupttransportgüter waren Ton, Schiefer, Erz aus einem Bergwerk bei Mengerschied und Holz aus dem Soonwald. Eine Verlängerung der Strecke mit Anschluss an die Nahetalbahn war angedacht, wurde jedoch nie ausgeführt.
Die Tatsache, dass die Strecke im Zweiten Weltkrieg nahezu unbeschädigt blieb, zeigt wohl ihre eher untergeordnete Bedeutung.
1959 wurde der Güterverkehr eingestellt und kurz darauf wurden die Ladegleise demontiert. 1963 endete dann auch der Personenverkehr, der zuletzt mit Schienenbussen in drei täglichen Zugpaaren bestritten wurde. Bereits im Folgejahr folgte der komplette Abbau der Gleise.
Die Trasse liegt also inzwischen seit mehr als 60 Jahren brach, demgegenüber war sie nur knapp über 40 Jahre in Betrieb.
Am 9. März 2025 bot das Hunsrückbahnmuseum Emmelshausen eine geführte Wanderung an, um die Relikte der Strecke zu erkunden und Interessierten einen Einblick in die trotz der kurzen Betriebszeit interessante Geschichte zu geben. Hunsrückbahnexperte Markus Göttert und die Kollegen vom Museum führten 15 Teilnehmer auf dieser Erkundung und erklärten unterwegs die Hintergründe, die markanten Punkte und erhaltenen Kunstbauten. Anhand von originalen Streckenkarten und der wenigen vorhandenen Fotos konnte man einen guten Überblick bekommen. Mit dabei waren auch ehemalige Eisenbahner aus Simmern. Für die Erkundung hatten wir uns den perfekten Sonntag ausgesucht: Alles war noch kahl vom Winter, das warme Wetter kündete aber schon vom kommenden Frühling.
Vom Bahnhof Simmern führte die Wanderroute zunächst entlang der Hunsrückquerbahn bis zum Einfahrsignal. Die Trasse der Gemündener Strecke ist hier gut anhand des breiten Einschnitts zu sehen.

Dann führte die Strecke in einem weiten Bogen aus Simmern heraus und unterquerte die B50. Der Verlauf ist auch hier anhand der Grünflächen noch erkennbar. Eine noch vorhandene Straßenbrücke wirkt heute sehr niedrig, da der Einschnitt teilweise aufgefüllt wurde.

Zur Querung der B50 muss ein kleiner Umweg zur Straßenbrücke gelaufen werden, dann erreicht man wieder die ehemalige Trasse. Der eigentliche Bahnkörper ist meist gut erkennbar als Damm oder Einschnitt, größtenteils aber so stark zugewachsen, dass man nur daneben vorwärts kommt. Zwei kleinere Brücken können entdeckt werden, danach geht es in einem weiten Bogen nach Holzbach.


Der Bahnhof Holzbach existiert heute nicht mehr, die Trasse ist im Ort mit Häusern überbaut.
Danach beginnt einer der tiefsten Einschnitte, der allerdings zum Teil verfüllt wurde. Am höchsten Punkt querte früher die L162 die Strecke auf einer Steinbogenbrücke.

Heute bemerkt man als Autofahrer auf der verbreiterten Straße nichts mehr davon. Unmittelbar danach ist der Einschnitt wieder zu sehen und die Wanderer standen an einer hohen Abbruchkante, geschätzt 20-25 Meter geht es dort steil bergab. Im weiteren Verlauf wechselt die Trasse erneut zwischen Damm und Einschnitt, es wurde beim Bau nicht viel Rücksicht auf die Topographie genommen.

Ein kurzes Stück auf dem Bahndamm ist nun sogar als Wanderweg ausgebaut und eine Ruhebank erlaubt bereits einen Blick auf den Ort Tiefenbach. Folgt man dem Damm, muss man nun mehrmals herunter- und hinaufklettern, denn die Brücken und Wegdurchlässe sind allesamt abgerissen. Für die immer größeren Landmaschinen waren sie vermutlich zu große Hindernisse.
In Tiefenbach findet man als Relikt nun die Bahnhofstraße. Das Bahnhofsgebäude selbst existiert noch, es wird heute als Wohnhaus genutzt. Trotz einiger Umbauten kann man es beim Vergleich mit einem alten Foto noch erkennen. Die Trasse selbst ist mit Häusern und Gärten verbaut, weshalb die Wanderer die parallele Bahnhofstraße nahmen.
Hinter Tiefenbach folgt ein Abschnitt durch den Wald, der ebenfalls stark zugewachsen ist. Anhand der Geländeform erkennt man aber noch den Streckenverlauf. Entdeckt haben wir dabei den einzigen erhaltenen und lesbaren Kilometerstein: km 9,1.

Nach Passieren des Ortsteils Layenkaul - einen Haltepunkt gab es hier nicht - erreichten wir Mengerschied. Vom Bahnhof ist nur noch ein Stück der Laderampe erhalten und der Bahndamm ist im Ort mehrmals durch Straßen zerschnitten. Auch hier wurden die Brückenbögen entfernt, um die Straßen zu verbreitern und sicherer zu machen. Die Aussicht aus dem Zug heraus auf den Ort muss sehr schön gewesen sein, wie einzelne Ausblicke verraten.
Nun führt die Trasse als Damm weiter entlang der Straße nach Gemünden. Eine Brücke ist erhalten, sie wurde scheinbar vor kurzem erst gereinigt und präsentiert sich in tollem Zustand inklusive Geländer. Das Motiv wurde gleich für ein Gruppenfoto genutzt.

Nach etwa zwei weiteren Kilometern erreichte die Wandergruppe schließlich den Ort Gemünden. Das Bahnhofsgebäude ist hier in gutem Zustand erhalten und wird als Wohnhaus und Herberge genutzt. Laut Streckenplan endete die Strecke hier exakt mit dem Kilometer 14,950.
Die zurückgelegte Wanderstrecke betrug ca. 16,5 km und entsprach laut GPS-Karte relativ akkurat dem Streckenverlauf, mit kleinen Abweichungen durch das unwegsame Gelände.

Der Tag wurde dann mit einem leckeren Essen im Gasthof Tiefenbacher Hof abgeschlossen.
Das Museum wird die Wanderung angesichts des großen Interesses voraussichtlich im Herbst oder im nächsten Jahr erneut anbieten, weitere Infos dazu werden auf der Homepage veröffentlicht.

VG, Christian