Die Nöte eines Hobby Fotografen

Knipser1
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Re: Die Nöte eines Hobby Fotografen

Beitrag von Knipser1 »

TroubadixRhenus hat geschrieben: Sa 5. Aug 2023, 13:39
Dieselpower hat geschrieben: Fr 4. Aug 2023, 23:47 Na, an dieser - auch durch die Straße sehr zugänglichen - Stelle dürfte eigentlich niemand etwas dagegen haben. Schon merkwürdig....
Dürfte... eigentlich...

Man wurde als Eisenbahnfotograf ja schon immer mit fragenden Blicken bedacht: "Was macht der da eigentlich?" Weil Gesellschaft wie Behörden nach meinem Empfinden heute eher zu einer gewissen Parnoia neigen, wird man dann auch schnell mal zu einer amtlich "verdächtigen Person".

Und machen wir uns nichts vor: Wer wirklich interessante Blickwinkel fotographisch einfangen will, der bewegt sich immer wieder mal in einer Grauzone, was einen angreifbar macht. Wer weis schon wem der Grünstreifen oder die Wiese gehört, die man für das Motiv betreten muss? Oder sowas hier: :D

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Auch der verstorbene und hier bekannte Fotograf Wolfgang Clössner wusste da immer interessante Dinge zu berichten: "Wenn Du mit dem Rolli irgendwo am Gleis stehst, dann kann das in den Augen vieler ja nur bedeuten, dass man sich gleich umbringen will - auch wenn man ne fette Kamera in der Hand hat. Und wenn die Züge plötzlich auffallend langsam an einem voerbei fahren, und schliesslich gar kein Zug mehr kommt, dann konnte man sich schon auf Polizeibesuch einstellen." Sofern er sich absolut sicher war, dass er nichts Verbotenes gemacht hatte, hat er den Spass dann auch gerne mal "ausgesessen". :mrgreen:

Dass manche auch schon mal auf Fahrleitungs- oder Signalmasten geklettert sind, war und ist nach meiner Eisenbahnererfahrung doch eher die seltene Ausnahme, und da sollte man auch als Bahner differenzieren können, und nicht alle in einen Sack stecken.

Anzeige ist raus :lol:
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KoLü Ksf
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Re: Die Nöte eines Hobby Fotografen

Beitrag von KoLü Ksf »

Dann möchte ich zu diesem Thema auch mal meinen Senf dazu geben:

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Diese Stelle in FMB habe oft während meiner Mittagspause besucht, besonders wenn bedeckter Himmel war. Ansonsten war ich gegenüber. Das genaue Datum weiß ich nicht mehr. Wir, ein Hobbykollege und ich, standen wie schon so oft dort, als ein Tf der RHC, der abgelöste wurde, von der Lok herab mir lauthals gebot, "vom Gelände zu verschwinden". Ich lehnte sein Ansinnen mit der Bemerkung ab, dass ich mich auf einem öffentlichen Fuß- und Fahrradweg befände und er möge mich in Ruhe lassen. Er verschwand in der Lok. Eine ganze Weile wunderten wir uns, dass keine Züge mehr kamen. Ein Blick ins RIS verriet uns "Personen am/im Gleis". Die Übergabe nach GG-Dornberg mit 294 kam bis zum Signal vorgefahren und das Personal beschimpfte uns übel über unser "Vergehen". Ich bin dann aus Zeitgründen wieder ins Büro. Mein Hobbykollege erzählte mir dann am nächsten Tag, dass eine gute halbe Stunde nach meinem Fortgang die Polizei auftauchte, sich kurz erkundigte, ob mein Kollege jemanden im Gleis gesehen hätte. Danach ging der Zugbetrieb wieder ungehindert weiter. Hätte ich mehr Zeit gehabt, wäre ich sicherlich auch solange geblieben.

Seit dieser Zeit habe ich so meine Probleme mit dem Hinweis "Personen am Gleis", obwohl ich weiß, dass es sicher genügend solcher Fälle tatsächlich gibt.

Zwei andere Vorfälle gehören eher in die Kategorie lustig:
zum einen habe ich mit dem Auto in Klein-Gerau in einen Feldweg benutzt, der nur für Landwirtschaftlichen Verkehr und Anlieger frei war. Nun, ich hatte ja ein konkretes Anliegen. :lol: Irgendwann tauchte ein Streifenwagen auf, zwei junge Polizisten stiegen aus und kamen auf mich zu. Ich dachte erst, die wollten ein Verwarnungsgeld kassieren, aber die fragten mich, ob ich jemanden auf der Autobahnbrücke gesehen hätte, der von der Brücke springen wollte. Ich verneinte wahrheitsgemäß und man entfernte sich nach Kontrolle meiner Personalien und der Bitte, falls ich etwas bemerken sollte, möge ich doch bitte die Polizei informieren.

Im zweiten Fall stand ich mit einem anderen Hobbykollegen in der Ausfahrt FMB auf einem privaten Parkplatz, als zwei junge Bundespolizisten an der Strecke vorbei auf uns zu kamen. Sie kamen lachend näher, da sie unsere Kameras sahen und fragten uns, ob wir die beiden seien, die sich vor den Zug werfen wollten. Sie hätten einen diesbezüglichen Anruf bekommen. Sie blieben noch eine Weile, um mit uns ein wenig zu plaudern und gingen dann wieder.

Ich muss Marko insofern Recht geben, dass früher das Fotografieren an der Strecke und im Gleisbereich viel unkomplizierter und stressfreier - auch für die Lokführer - war. Wenn ich daran denke, wo wir damals zum Teil ziemlich nahe ohne Warnweste am Gleis standen und keiner hat sich aufgeregt. Allerdings gab es früher sicherlich auch bedeutend weniger Selbsttötungen im Gleis.

O tempora, o mores.
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Bad Camberger
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Re: Die Nöte eines Hobby Fotografen

Beitrag von Bad Camberger »

Hallo Wolfgang,

ich war selbst schon in der Situation, dass ich auf einem öffentlichen Feldweg stand, etwa 10m vom Gleis weg, und plötzlich machte neben mir ein ICE, trotz vorgehaltener Kamera, eine Schnellbremsung mit Sand. Die Bilder habe ich heute noch, sieht klasse aus. :D Und auf dem Foto sieht man einen Lokführer am Zugfunkgerät, der gerade ein Nothaltauftrag abgibt. Diese Situation wurde völlig zu unrecht aufgebauscht. Von Seiten des Fernverkehr Lokführers. Ich ging dann über öffentliche Wege zum Haltepunkt, wo es ja wenigstens Bänke gibt, während der absehbar langen Zugpause. Kaum dort angekommen, kamen etwa 3-4 BuPo-Wagen mit Hunden und Personal und suchten nach einer Person im Gleis. Als hätte ich es geahnt, zuckte ich mit den Schultern und las meine Drehscheibe weiter. :D In so einem Fall war ich mir keiner Schuld bewusst. Da kann die BuPo ruhig stundenlang die Gleise absuchen und der Lokführer hinterher den Anhörungsbogen ausfüllen. Und abführen lassen will ich mich wegen solchen Lokführern auch nicht.

Viele Lokführer, vor allem jüngerer Generation, haben Vorurteile gegenüber Fotografen. Von Hartz4lern bis zu Vollidioten bekommt man da alles zu hören. Wenn ich sie frage, was sie daran genau stört, kommt meist keine Antwort. Ich dagegen grüße und winke immer freundlich. :)
In meiner Karriere als Lokführer hatte ich noch nicht einen Fotografen, der ungünstig im Gleis stand oder eines Nothaltauftrages bedurfte. Gleislatscher und sonstige geistigen Tiefflieger hatte ich aber schon mehrere. Für mich als Eisenbahner ist eine Warnweste an einem Fotografen, egal wo er steht, immer ein Zeichen, dass er fotografieren will, uns sonst nichts. Bei dunklen Gestalten mit Kapuze kämen mir direkt andere Gedanken.

Passend dazu gibt es heute einen Artikel auf der Bahnblogstelle.
https://bahnblogstelle.com/206390/deuts ... mnTG7-wRlQ

Viele Grüße,

Bad Camberger
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Wolfgang Riedel
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Re: Die Nöte eines Hobby Fotografen

Beitrag von Wolfgang Riedel »

Hallo zusammen,

danke für die Reaktionen auf meinen Beitrag.

Ich frage mich so langsam in welcher Welt wir leben.....

Eigentlich könnte doch "die Bahn und die Bahner" doch froh sein, das es noch Leute gibt die sich für die Eisenbahn interessieren.

Jedes Foto ist meiner Ansicht nach doch eine "stille Werbung" für das Verkehrsmittel Bahn.

Vielleicht ist das auch nicht gewünscht in einer Welt "Güter auf die Schiene oder Erweiterung des ÖPNV - - - aber bloß nicht vor meiner Haustür".

Nachdenkliche Grüße

Wolfgang
TroubadixRhenus
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Re: Die Nöte eines Hobby Fotografen

Beitrag von TroubadixRhenus »

KoLü Ksf hat geschrieben: Fr 18. Aug 2023, 16:55 Dann möchte ich zu diesem Thema auch mal meinen Senf dazu geben:

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Diese Stelle in FMB habe oft während meiner Mittagspause besucht, besonders wenn bedeckter Himmel war. Ansonsten war ich gegenüber. Das genaue Datum weiß ich nicht mehr. Wir, ein Hobbykollege und ich, standen wie schon so oft dort, als ein Tf der RHC, der abgelöste wurde, von der Lok herab mir lauthals gebot, "vom Gelände zu verschwinden".
Holla, die Waldfee! Was soll ich (als RHC-Lokführer) dazu sagen. Eher als solcher gar nix, aber privat gehe ich bei Dir davon aus, dass Du schon weisst, was Du machst.

Warum reagiert ein Tf so heftig? Ggf. hat der eine oder andere Tf Tatsächlich schlechte Erfahrungen mit dem Thema "Personen im Gleis" gehabt, vielleicht sogar selber einen PU erlebt. Dann kann ich verstehen, wenn diese Kollegen dünnhäutig reagieren. Ggf. triggert dann etwas, denn "damals" war das ja auch erstmal so, dass jemand "komisch" am Gleis stand, und man nicht einordnen konnte, was der da macht - und der dann letztlich vor den Zug gesprungen ist. Und jetzt steht da wieder jemand, und von weitem ist nicht zu erkennen, was der da will. Erst in der Annäherung, wenn die Pumpe schon auf 180 ist, erkennt man dann: "Nur ein sch... Fotograf...". Ergibt sich dann noch die Möglichkeit, letzteren mündlich zusammenzufalten, dann entläd sich da möglicherweise etwas an einer Stelle, wo es nicht hingehört.

Und wenn da ein "Frischling" auf der Lok sitzt, ist fielleicht auch zu überlegen, dass der Kollege noch nicht gelernt hat, Situationen richtig einzuschätzen, und ANGEMESSEN zu handeln. Ich habe mich in meinen ersten Jahren auch oft über Dinge heftig aufgeregt, und tatsächlich auch zuweilen unangemessen reagiert. Aber letztlich ist man nicht dazu unterwegs (und bekommt auch kein Geld dafür) um irgendwelche Leute zu erziehen. Und letztlich überlege ich es mir gut, aufgrund von sehr wagen Beobachtungen und "könnte, hätte, hastenichgesehen" langwierige Streckensperrungen zu veranlassen.

Daher immer wieder auch mein gut gemeinter Rat: Wenn ihr irgendwo in Gleisnähe steht, wo normalerweise kein "Zivilist" steht, oder wo das irgendwie "komisch" wirken könnte: Zieht Euch eine Warnweste über! Das nimmt direkt einen Großteil der Spannung aus der Situation!
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Re: Die Nöte eines Hobby Fotografen

Beitrag von Dieselpower »

Hallo Thomas....

so ändern sich die Zeiten. Als ich einmal mit einem Freund vor vielen vielen Jahren am Butzweilerhof dem nachmittäglichen Treiben der KFBE (also irgendwann Ende der 80er) auflauerte, hatten wir uns Warnwesten angezogen. Denn so richtig offizielle Zuwegungen im Bereich der BAB-Brücke oder des ex-Stellwerks gab (und gibt) es ja nicht wirklich. Das Nippeser Gleis war total verrostet, und wurde gelegentlich mit Schrittgeschwindigkeit mit Schrott- oder Dispowagen vollgestellt. Alles lief da noch über Ehrenfeld. Als uns ein Bauxitzug aus dem Hafen Niehl passierte, griff der Lokführer zum Schwanenhalsmikro, und rief über den offenen Funkkanal, Rufname "Berta", sowohl den Fdl als auch die Kollegen, die in Gegenrichtung unterwegs waren. Sinngemäß versuche ich den Funkverkehr wiederzugeben:

Dä Aachunzwanzijer för Berta? - Ejo! Kalle, wat ess loss? - Do stonn ald widder zwei aan de Schinne un sinn am Knipse. Am Butzweilerhoff am ahle Turm, Hadder üch hück morje all rasiert un schön jemaat? (Gelächter) - Ejo, Berta verstande, ich jeff et och an dä Norbert wigger - (anderer Lokführer) Wo stonn die dann do? - Op dä räächte Sick om Nippeser Jleis, die sinn wigg jenoch fott vom Jleis....ach jo, un die hann esujar Warnweste aan! (Gelächter) - (anderer Lokführer Gelächter) - Ja näää, dann es et jo joot Berta Ende! - (ein weiterer Lokführer) Die Jecke stirve nit uss! - Och, loss denne doch ihr Hobby, die dunn noch nüüs....

Übersetzung und Erläuterung:
28 für Berta (Rufname f. Fdl Bickendorf) - Ja, Kalle, was ist? - Da stehen wieder zwei am Gleis und fotografieren. Butzweilerhof am alten Stellwerk. Habt Ihr euch heute morgen alle rasiert und fein gemacht? - Ja, Berta, alles klar, ich geb's weiter an Norbert (benachbarter Fdl Niehl) - Wo stehen die denn da? - Rechts, auf dem Nippeser Gleis, auch weit genug weg ach ja, die haben sogar Warnwesten an - Alles klar, Berta Ende - Die Bekloppten sterben nicht aus - Laß denen doch ihr Hobby, die machen doch nix....

Jaja, das waren noch Zeiten. Woher ich von diesem Gespröäch erfahren habe? Wir hatten uns bei Radio Shack einen Funkscanner und über Bekannte die Funkfrequenzen von KBE und KFBE besorgt, und uns damals selbst live über das Funkgespräch amüsiert..... :lol: :lol: :lol:
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Hartmut Wunderlich
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Re: Die Nöte eines Hobby Fotografen

Beitrag von Hartmut Wunderlich »

N' Abend Allerseits,

es ist beinahe schon lächerlich, was heute so abläuft, wenn Personen sich die Gleise nur näher anschauen... :shock:

Da stehen 15 Meter vom Gleis entfernt Leute in der Brombeerhecke: Alaaarm, Personen im Gleis oder in Gleisnähe :oops: :oops: An der übernächsten Ecke steht 20 Meter entfernt vom Gleis einer mit Leiter oder Hochstativ: Alaaarm...

Ich bin jetzt seit über 35 Jahren als Lokführer unterwegs: Es gab in all' diese Jahren keine Streckensperrung, die ich wegen Brombeerpflückern, Fotographen oder sonst wem hätte auslösen müssen. Da gehört natürlich immer auch Augenmaß und in vielen Fällen einfach auch nur Glück dazu.

VG Hartmut
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