Teil 1: Die Prototypen
Ende der 60er wurde - unter anderem um Kosten zu sparen - geplant, für U- und Stadtbahnnetze ein gemeinsames Fahrzeugkonzept für NRW auf die Schienen zu stellen. Ursprünglich geplant war ein kurzgekuppeltes Doppel-Fahrzeug mit je 2 Drehgestellen und ohne Übergang (!), das über eine Stromschiene, ggf. (auch) über Fahrdraht versorgt werden sollte.
Die Metropolregion Köln-Bonn war zu jener Zeit nicht nur durch die Bundesbahn schienentechnisch verbunden, sondern auch über die Köln-Bonner Eisenbahn KBE mit einer für Schnellzüge bis 120 km/h trassierten Rheinuferstrecke und der etwas "gemächlicheren" Vorgebirgsstrecke. Schon damals existierten die Pläne, die nach EBO konzessionierten Eisenbahnen BOStrab-mäßig irgendwie in die innenstädtischen U-Bahn-Netze durchzubinden. Da paßte der A-Wagen überhaupt nicht ins Konzept, und das Land kündigte an, keine Zuschüsse zu gewähren. Und ein altes Sprichwort sagt: "Wer A sagt, muß auch B sagen" - A ging nicht, also nur B, und man machte sich ans Reißbrett. Der geplante B-Wagen sollte ein "Hans Dampf in allen Gassen" sein, die eierlegende Wollmilchsau auf Schienen. Heraus kamen 1973 drei Prototypen des Konsortiums DÜWAG/SIEMENS/KIEPE (was auch in jedem Fahrzeug in Form eines Schildchens angezeigt wurde), zwei rot-weiße für Köln und einer in zweierlei Grüntönen für Bonn, sie hießen in Köln 2001 und 2002, und in Bonn (nach der lieferjahresbezogenen Nomenklatur) 7351. Die Triebwagen waren ein Quantensprung: Luftfederung, Polstersitze in vis-a-vis-Anordnung, Kleiderhaken und einige Gepäckablagen, stufenloses Fahren und vieles mehr wurden in einem Faltblättchen als die Neue Definition des urbanen Verkehrs beschrieben. Sie hatten die Achsanordnung B'2'B' mit zwei angetriebenen Enddrehgestellen und einem Jakobs-Laufdrehgestell sowie natürlich einem Durchgang im Gelenk. Der Antrieb bestand beim 2001 aus je einem 215-kW-Motor in Zweiachslängsanordnung, beim 2002 und beim 7351 kamen je 20 kW stärkere Maschinen zum Einbau, welche dann auch die ersten Serien erhielten. Damit waren satte 640 Pferdestärken am Start, um das im Vergleich zum Achtachser mit 39,0 Tonnen Leergewicht doch recht massige Fahrzeug auf 100 km/h zu beschleunigen. Bei den ersten Testfahrten wurden diese reichlich überschritten - bis zu knapp 150 km/h schnell soll der 2002 auf Probefahrten gelaufen sein. Eine weitere Stärke bestand in den drei verschiedenen Bahnsteighöhen, die er dank einer Klapp- und einer zusätzlich ausfahrbaren Trittstufe beherrschte. Mittels StVO-bedingter Zusätze wie Blinker, Bremslicht & Co, sowie einem später aufgesetzten dritten Spitzenlicht war eine Zulassung im BOStrab- UND EBO-Bereich nun kein Problem mehr. Da die Kölner Straßenbahnen bereits stolze 2,50 m Breite aufwiesen, und die Tunnelstrecken entsprechend dimensioniert waren, spendierte man ihm weitere 15 cm Wagenkastenbreite. Mit 2,65 m gehört er damit zu den großzügigeren Fahrzeugen im Urbanen Einsatz. Das elektrisch und (Westinghouse) druckluftgebremste Fahrzeug weist sogar vollständige Fahrzeuganschriften mit Bremsgewicht & Co auf.
Meine Damen und Herren, gestatten: Der B-Urgroßvater noch 1989 im Planeinsatz, heute leider nach einer Karriere als Fahrschulwagen verschrottet, der 2001 auf der Linie 2, welche auch einen Teil der Strecke als EBO-Mischverkehrsstrecke bestreitet (Abzw. Lind bis Frechen Bf):
![Bild](https://imagizer.imageshack.com/v2/1280x1024q90/923/iOeZuN.jpg)
Sehr gut erkennbar: Die Türanwahl "Rechts/SO" ist eingelegt, mit zentralem Öffnen macht er einen auf "Tag der offenen Tür". Die Klappstufen sind um 90° nach innen geklappt, und die Trittstufen sind ausgefahren. Die erkennbare rote Polsterung der Sitzrückwände im Türbereich wurden in Köln ab dem Serienwagen 2003 weggelassen. Links neben der ersten Klappstufe ist das umfangreiche Anschriftenfeld nach EBO zu erkennen.
Auch sein Bruder, der "Rennfahrer" 2002, welcher offenbar (wie ich selber erleben durfte) auch nie einen Begrenzer erhalten hatte (In einer Einzeltraktion brauste ich einmal mit 125 über die Rheinuferstrecke, als der Fahrzeugführer spürbar abschaltete!) ist auf der "2" unterwegs, und steht an der "SO"- (Also "Bahnsteighöhe Schienenoberkante") Haltestelle Brahmsstraße im Kölner Stadtteil Lindenthal kurz vor der Einmündung auf die HGK- (vormals KFBE-) EBO-Strecke.
![Bild](https://imagizer.imageshack.com/v2/1280x1024q90/923/7pTkcF.jpg)
Wer die Prototypen in Aktion sehen wollte, war auf der Linie 2 gut bedient, da hier nur Einzeltraktionen fuhren, und die Prototypen nur sehr selten in Doppeltraktion mit anderen Wagen eingesetzt wurden. Vermutlich wegen unterschiedlicher Antriebsleistungen oder Schaltvorgänge, man spürte bei der Fahrt einen deutlichen Unterschied zu den recht homogen schaltenden Serienwagen. Hier hat der 2002 aus Köln kommend den EBO-Abschnitt bereits hinter sich gebracht, und hält unterhalb (im Schatten) des HGK-Stellwerks am Frechener Bahnhof:
![Bild](https://imagizer.imageshack.com/v2/1280x1024q90/922/Irujtc.jpg)
Interessant hier: Die für die Mischverkehrsstrecken typische Kombination aus Lichthauptsignal nach ESO (Eisenbahn-Signalordnung) und der magnetischen Fahrsperre der KVB (der gelbe Kasten im Gleis). PZB-Magneten sind hier nicht verbaut, ein 2000-Hz-Magnet ca. 500 m vor dieser Station bremst Güterzüge und andere EBO-Fahrten vor dem Betriebsartwechsel.
Vom Bonner Pendant 7351 habe ich bisher leider noch kein Bild gefunden, sollte aber wider Erwarten eins auftauchen, wird es natürlich nachgereicht. Wenn jemand anders ein schönes hat, immer her damit...!
Auch der 2002 ging leider den Weg des alten Eisens, ich bin immer gern mit gefahren. Wie man sieht, war zu den Aufnahmezeitpunkten noch die Türteilung 1-2-2-2-2-1 aktiv, was sich später ändern sollte.
Bald geht's weiter...