Kaiserbahnhof Niedermendig soll Bahnsteigdach verlieren

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eta176
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Kaiserbahnhof Niedermendig soll Bahnsteigdach verlieren

Beitrag von eta176 »

Der Landesbetrieb Mobilität in Koblenz veröffentlicht auf seiner Homepage die Planfeststellungs-Unterlagen
der DB für den Umbau Verkehrsstation Mendig
https://lbm.rlp.de/de/themen/baurecht/p ... rsstation/

Zur Illustration zitiere ich das Foto aus dem Formsignal-Beitrag von Andreas T:
Andreas T hat geschrieben: Mo 9. Mai 2016, 21:17 Bild
52 vIMG_5935 2016.05.06-07 Mendig 648707 648207 648 648 RB12652.jpg
Ein solches Foto ist nach dem Umbau nicht mehr wiederholbar. Der Fotograf stünde zukünftig
auf dem neuen 140m langen Außenbahnsteig (55cm üSO). Der Mittelbahnsteig ist dann weg,
ebenso das historische Bahnsteigdach. Dort stehen dann zwei "denkmalgerechte" EInheits-
wetterunterstände auf dem ebenfalls 55cm-Bahnsteig, der zum Gebäude noch eine rückwär-
tige Stützmauer mit Geländer erhalten soll :roll:

Aus dem Dokument 01 Erlaeuterungsbericht (476 kB)
Bahnsteigdach
Derzeit befindet sich auf dem Hausbahnsteig (Bstg.1) ein Bahnsteigdach. Dieses ist auf
Stützen bzw. am Empfangsgebäude gelagert. Es steht zur Hälfte auf bahneigenem Gelände.
Die andere Hälfte steht auf Privatgrund.
Eine Rückfrage bei der Denkmalschutzbehörde ergab, dass das Dach nicht unter Denkmal-
schutz steht. Da es an einem denkmalgeschützten Gebäude gelagert ist, ist für dessen
Rückbau dennoch eine denkmalschutzrechtliche Genehmigung erforderlich.

Sowohl die DB Station&Service AG, das Bahnhofsmanagement Koblenz sowie der Eigentümer
des Empfangsgebäudes äußerten den Wunsch, das Bahnsteigdach ersatzlos zurückzubauen.
Die denkmalschutzrechtliche Genehmigung wurde erteilt.
Abmessungen
Länge: ca. 34,00 m
Breite: ca. 7,00 m
Höhe: ca. 4,25 m

9.2.7 Schutzgut „Kultur und Sachgüter“
Das Vorhaben berührt keine Kultur- und Sachgüter.

Laut Erläuterungsbericht sollte die Maßnahme „Umbau Verkehrsstation Mendig“ von August
bis Ende September 2020
andauern. ABER:
Aufgrund der COVID-19-Pandemie wird nach § 3 Abs. 1 Planungssicherstellungsgesetz (PlanSiG)
die nach § 73 VwVfG angeordnete Auslegung der Planunterlagen durch eine Veröffentlichung
im Internet ersetzt. In der Zeit vom 20.07.2020 bis einschließlich zum 19.08.2020 werden
die Planunterlagen auf der Internetseite [des LBM s.o.] veröffentlicht.
Jeder, dessen Belange durch das Vorhaben berührt werden, kann bis spätestens zwei Wochen
nach Ablauf der oben genannten Auslegungsfrist, das ist bis einschließlich zum 02.09.2020,
unter Angabe von Name und Anschrift Einwendungen gegen den Plan erheben.
------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Ich frage mich, aus welchen Gründen gibt es in Rheinland-Pfalz überhaupt noch Denkmalschutz-
behörden, wenn weder die Untere Ebene beim Kreis, noch die als "Fachbehörde" zuständige
Landesbehörde - unter ihrem hochtrabenden Namen "Generaldirektion Kulturelles Erbe (GDKE)"
in Mainz - nicht Willens sind, Denkmäler auch zu schützen - und das Dach ist definitiv ein Teil des
Denkmals "Kaiserbahnhof". :oops:
.
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Dieselpower
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Re: Kaiserbahnhof Niedermendig soll Bahnsteigdach verlieren

Beitrag von Dieselpower »

Hallo HaPe

Ich glaube, das ist mittlerweile ein Don-Quixote-Kampf gegen Windmühlen in einer "kranken" Zeit. Man sehe nur, mit welcher Hysterie nun an der Daseinsberechtigung von Straßennamen, kaiserlichen Reiterstandbildern bzw. so ziemlich überhaupt allem, was vor 1945 entstanden/dargestellt/abgebildet ist, gesägt wird. Für mich ein klarer Fall von Geisteskrankheit einer ganzen Bevölkerungsschicht. Man betrachte, mit welcher "Liebe" die Lahntalbahn mit Brecheisen, Preßlufthammer und Betonspritze "modernisiert" wurde - ich bin nur noch ein einziges mal dort gewesen, seitdem die "Ampelzentrale" in Diez ihren Betrieb aufgenommen hat.

Ästhetik, Geschichte, Tradition, Schönheit, für all sowas ist in D 2020 kein Platz mehr. Vielleicht sollte man sich - anstatt sich ein Magengeschwür herbeizuärgern - damit abfinden, und die Schöpfung einer/s schönen neuen Welt/Buntlands all den Racketen, den Gretas, den Floyds, den Gratis-ÖPNVern, den Erste-Klasse-Abschaffern, der Fun-Generation, den Zeitgeistlern ("Das ist halt heute so!") und Ökokriegern dieser Zeit überlassen. Mit Sicherheit ließe sich auch der Platz des Bahnhofsgebäudes sinnvoller für ein weiteres Zufallsenergie-Windrad nutzen.

Theoretisch könnte ja auch die große Bahnhofskapelle am Kölner Hbf weg - so ein Filetstück mitten in der City....ein weiterer Konsumtempel, der nur mit "Gesichtsaccessoires" bzw. "Alltagsmasken" betreten werden darf (Gibt es noch bescheuertere Ausdrücke dafür?), noch eine Arena für Konzerte gegen Rechts ("Panem et circenses" - klappte schon vor 2000 Jahren prima!), ein Wartungscenter für E-Scooter und Fahrräder (Die Mobilität der neuen Heiliggesprochenen), noch ein Bürogebäude mit horrenden Mieten, vielleicht in angedeuteter Dom-Form - das wärs doch...die Reiterstandbilder an der Brücke ersetzen wir durch gigantische Plastiken von Campino und Klaus Kleber...und unten die Altstadt mit ihren unbrauchbaren schiefen mittelalterlichen Häuschen? Weg damit....das gibt die neue "Playa de Colonia" mit Beachvolleyball, Schinkenstraße und Ballermann 50677...

Blöd, daß ich mit meinen Prophezeiungen immer gut lag, in den letzten Jahren....ich hör lieber auf... :wink:
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Re: Kaiserbahnhof Niedermendig soll Bahnsteigdach verlieren

Beitrag von Rolf »

Wenn man sich alte Bilder anschaut, erkennt man eine schöne, alte Holzkonstruktion. Mir ist völlig unverständlich, dass so etwas abgerissen werden soll. Da 2021 Wahlen sind, sollte man nicht mal die Politik darauf ansetzen? Das wäre doch auch mal eine Aufgabe für den Verein.
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Re: Kaiserbahnhof Niedermendig soll Bahnsteigdach verlieren

Beitrag von Dieselpower »

Das Ergebnis wäre absehbar, da werden Versprechen gegeben, alles ein wenig auf Eis gelegt, und nach den Wahlen doch alles so gemacht, wie geplant.
So funktioniert die EU schon seit vielen, vielen Jahren, hat sogar mal der Juncker in besoffener Redseligkeit zugegeben.
Wie sagte Tucholsky so schön? "Wenn Wahlen etwas ändern würden, wären sie verboten." - aber da die Hoffnung zuletzt stirbt, versucht man wenigstens das noch.

Und dann gibt es seit Merkel ja den Begriff der "Unverzeihlichkeit" - dann werden Wahlen eben "rückgängig" gemacht!
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Re: Kaiserbahnhof Niedermendig soll Bahnsteigdach verlieren

Beitrag von Dieselpower »

Übrigens....
Wenn man irgendwo aufwendig zu restaurierende Bahnsteigdächer hat, dann kann das danach auch so aussehen - aber nur in Ländern, in denen man Wert auf ein wenig Tradition legt - und die Eisenbahn liebt...

Bild

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Re: Kaiserbahnhof Niedermendig soll Bahnsteigdach verlieren

Beitrag von BSchötz »

Hallo,....Das Problem bei einen Bahnhof wie Mendig besteht in einer Interessenkollision zwischen Eigentümer und Bahnsteigsbereich.Zwei sehr ähnliche Fälle(ich weis nicht,ob denkmalrelevant) fallen mir ein :Balduinstein/Lahn und Bickenbach/Bergstrasse.In beiden Fällen war das Bahnsteigdach an der Hausfront mit Nutzung des Gebäudes als Warteraum ein angenehmer Aufenthaltsort.Mit Verkauf der Gebäude und Zweckentfremdung (Fehler der Bahnreform.bei der man Gebäude bei der DB liess,die sie nicht brauchte,statt der öffentlichen Hand zuzuweisen)wurde der neue Bahnsteigsbereich meist weg vom Haus ins Freie verlegt.Bei meinen Beispielen stet das Dach noch,ist aber nicht mehr zugänglich,in Mendig wird er wohl in erhöhter Ebene vor dem Haus bleiben.Da will der Eigentümer wohl weniger Leute sehen.
Dass die neuen Bahnsteige in Deutschland eher Designerschrott als nutzbare Warteräume darstellen,ist eine andere Tragik.....ich erinnere mich an die Vorstellung des neuen "Normbahnhofs" in den achtziger Jahren bei den Schienentagen in Horb.Die Bausumme hochtreiben,war mein erster Gedanke..und wenn man alleine den teuren und aufwendigen Betonpflasterbelag (im Gegensatz zu den geteerten Flächen im Ausland)sieht......ähnlich die genormten V-förmigen Dächer,die bestenfalls leichten,senkrechte Regen abhalten...
Gruss,Bruno
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Re: Kaiserbahnhof Niedermendig soll Bahnsteigdach verlieren

Beitrag von Dieselpower »

Dann müssen Bahnhofsgebäude eben grundsätzlich unter der Prämisse verscherbelt werden (Sorry, da gibt es keinen anderen Ausdruck für, wenn man Dinge verkauft, die andere bezahlt haben), daß es solche Konflikte erst gar nicht gibt, und die Belange des Bahnbetriebs (wie es in der Natur der Sache liegt) absoluten Vorrang haben. Ein Vorgang, wie er bei jeder ähnlichen Immobiliengeschichte mit öffentlicher Beteiligung (Stichwort "Dienstbarkeit") selbstverständlich ist.
Das wiederum setzt aber guten Willen voraus...."Ich kann nicht" wohnt bekannterweise in der "Ich-will-nicht-Straße"! Ein tolles Negativbeispiel war damals der Bf. Nassau (Lahn)! Dort hing ein Schild an der Tür "Aufenthalt in der Bahnhofshalle verboten, Durchgang erlaubt!"

Da wir es aber mit einem von jedwedem Traditionsbewußtsein und Ästhetikgedanken befreiten Selbstbedienungsladen zu tun haben, der offenbar primär nur dafür da ist, unfähige Manager und beschäftigungslosen Politikerschrott zu alimentieren, wird das bei uns wohl ein frommer Traum bleiben.


Sorry, nach dem heißesten Tag des Jahres mit allen Unzulänglichkeiten der modernen Plastikbahn hat das Feierabendbierchen beim Freund gut geschmeckt, und das lockert die Zunge....
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Re: Kaiserbahnhof Niedermendig soll Bahnsteigdach verlieren

Beitrag von BSchötz »

Hallo...Das Kind ist mit der Bahnreform in den Brunnen gefallen.Der DB wurden die Gebäude als Immobilien überlassen;da der überwiegende Teil nicht mehr zu Betriebszwecken benötigt wurde war klar:irgendwie an Privatpersonen verkaufen,was keiner haben wollte:verfallen lassen und Abreissen.Eigentlich gehört ein Bahnhof in die Zuständigkeit einer Gemeinde,aber die haben sicherlich bei der Idee abgewinkt,wegen der Folgekosten.Es fehlt,um fehlte besonders damals an Gesamtkonzepten für ÖPNV und Denken über den eigenen Tellerrand.Eine Vorgabe zur Mitnutzung privater Bahnhöfe für den ÖPNV Kunden hätte sicher viele Verkäufe nicht zustande kommen lassen.Die Neubesitzer sind oft etwas sonderlich(es gibt auch gute Beispiele),aber oft entsteht ein kitschiges Hexenhäuschen oder der Spitzenreiter in Hässlichkeit:BF Goldhausen/WW ,wo sich der Besitzer mit einer "Berliner Mauer" eingebunkert hat.
Ob die heutigen Nutzer des ÖPNV,die auf dem Land wieder meistens "Zwangskunden" sind,die Unzulänglichkeiten überhaupt bemerken,weiss man nicht.Neukunden erreicht man damit nicht.

Gruss,Bruno
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