Hallo,
am 1. Juni 1971, dem schulfreien Dienstag nach Pfingsten, war wieder ein Familienausflug an die Mosel angesetzt. Kurz nach 11 Uhr erreichten wir mit dem Pkw Bullay, wo ich mit der Kameraausrüstung abgesetzt wurde. Wir hatten damals ja keine Handys, so dass flexible Absprachen ausschieden. Es wurde daher verbindlich festgelegt, dass man mich um 18 Uhr am Bahnhof in Bullay abholen werde. Auf mich warten brauche man nicht – ich würde dann allein mit der Bahn nach Rüdesheim fahren. Das war mir theoretisch die Freiheit wert.
Um 11.56 Uhr gings dann in einem 624 (2436) Richtung Ehrang. 11.46 Uhr wäre die planmäßige Ankunft in Pfalzel gewesen. Aber die laufenden Elektrifizierungsarbeiten an der Moselbahn verursachten eine Verspätung von einer Viertelstunde.
Bild 1:
Nach dem Passieren des Rangierbahnhofes Ehrang versuchte ich ein einziges Foto des Ringlokschuppens – doll ist es nicht, aber zumindest die Lage ist gut zu erkennen.
Bild 2:
Auf der Heimfahrt machte ich ebenfalls Bilder aus dem Zug. Eins hiervon zeige ich jetzt gleich wegen des naheliegenden Zusammenhangs: Hier der Ringlokschuppen von Süden.
Bild 3:
Vom Hp Pfalzel bot sich dieser Anblick.
Dann rasch in der Lokleitung anmelden – und wieder durfte ich mich auf dem Bw-Gelände frei bewegen.
Bild 4:
Zuerst nahm ich die Mayener 086 543 wahr, die ich schon in einem anderen Beitrag mit einem ähnlichen Foto gezeigt habe. Die Lok war vorübergehend zu Leistungen im Zusammenhang mit der Elektrifizierung der Moselstrecke hierher abkommandiert worden.
Bild 5:
Dann zur Ehranger 001 133, die Anfang November 1970 aus Paderborn gekommen war. Sie qualmte vor sich hin, war also in Betrieb.
Bild 6:
Das gleiche Motiv mit der SW-Film Spiegelreflex – doch etwas schärfer.
Bild 7:
Das gute Stück von der Tenderseite.
Ich ahnte nicht, dass ich sie jetzt zum letzten Male sah – sie wurde am 20. Oktober 1971 z-gestellt und Ende jenes Jahres ausgemustert.
Bild 8:
Dicht daneben stand die Ehranger 001 227, die ebenfalls angeheizt war.
Bild 9:
Mittlerweile waren dichte Wolken aufgezogen. An der Freistand-Drehscheibe warteten einige Ehranger Güterzugloks auf neue Aufgaben. Von links:
051 712, bis 15.02.1971 Bw Mayen;
044 086, 044 969 sowie 044 497.
Bild 10:
Kurze Zeit später rollte die Saarbrücker 023 080 heran. Sie war gerade frisch versorgt worden. Im Hintergrund die Ehranger 052 626 Kab.
Bild 11:
Ein Wannentender als Bahnhofswagen 75168.
Bild 12:
Die Rohre sowie die Rauchkammer der 044 143 werden gereinigt. Die Maschine war erst vor 5 Tagen aus Ottbergen nach Ehrang versetzt worden.
Bild 13:
Nun wird 044 143 bekohlt.
Bild 14:
Die Ehranger 044 178 auf dem Weg zur Pause auf dem Freistand.
Bild 15:
Auch die 044 185 kam vor 5 Tagen aus Ottbergen.
Bild 16:
Schließlich kommt auch die Dillinger 050 607 heran, um zu pausieren.
Bild 17:
Die 050 607 auf ihrem Ruheplatz. Links von ihr steht die 001 227, die erkennbar angeheizt ist.
Bild 18:
Die zuvor mit Wasser und Kohle versorgte 052 626 auf der Drehscheibe am Freistand.
Gegen 14.20 Uhr fasste ich den verwegenen Entschluss, den Aufenthalt in Ehrang zu beenden und dafür den Lokfriedhof Konz-Karthaus anzusteuern. Ich begab mich daher alsbald zum Hp Pfalzel.
Bild 19:
In Pfalzel konnte ich vor der Abfahrt noch die Ehranger 044 330 mit einem Ganzzug auf der ehemals viergleisigen Moselbrücke mit Fahrtrichtung Koblenz fotografieren.
Der Besuch des Lokfriedhofes war beklemmend. Bilder habe ich wegen der Vegetation nur wenig machen können. Dort musste ich ja auch zusehen, wie die von mir so geschätzte 001 128 zerlegt wurde. Ein Beitrag hierüber ist wohl weniger lohnend. Er spricht wahrscheinlich hauptsächlich Personen an, die die bedauernswerten Loks noch im Einsatz gesehen haben.
Die Zeit verging beim einsamen Rumstrolchen viel zu schnell, als mir das gegen 16.30 Uhr bewusst wurde. Also zurück zum Bahnhof Konz; Abfahrt 16.53 Uhr.
In Trier Hbf umsteigen in den 2479, einen 624. Beim Passieren des Ehranger Bereiches Fotos aus dem Zug. Dabei entstanden auch zwei Bilder, die vielleicht noch als Sichtungsfotos durchgehen, aber dennoch für mich historische Bedeutung haben, weil sie viel vom damaligen Hochbetrieb auf dem Gelände des Ehranger Rangierbahnhofs wiedergeben. Wer heute dort vorbeifährt, kann sich so etwas kaum mehr vorstellen: Rauchgeschwängerte Luft, ständig Dampflok-Betriebsgeräusche, Rangiergeräusche, unzählige Güterwagen ….
Bild 20:
Kein Kommentar.
Bild 21:
Akteur ist hier die Ehranger 044 126.
Dann ließ ich wieder auf mein Polster im 624 fallen und freute mich auf die Heimfahrt in unserem Pkw ab Bullay – traditionell verteilte dort meine Mutter auch einen leckeren Imbiss.
Aber dann ging die Fahrt nur noch schleppend voran: Baustellen!
Als der Zug gegen 18.30 in Bullay ankam, war von meinen Eltern nichts mehr zu sehen; bin ja selber schuld. Dann eine Fahrkarte nach Rüdesheim erstanden und um 19.08 in den Zug nach Koblenz (216 mit Silberlingen). Der Zug war proppenvoll. Ich ergatterte wenigstens noch einen Klappsitz am Wagenende. In Cochem Überholung durch einen Ganzzug mit einer 044. In Koblenz etwa 20.30 Uhr – natürlich massig verspätet – angekommen.
Nach Rüdesheim fuhr da kein Nahverkehrszug mehr. Also um 21.22 Uhr in den N 2277 nach Bingerbrück/Endstation. Planmäßige Ankunft 22.10. Ich lief dann nach Bingen an die Personenfähre, von der ich wusste, dass um 23 Uhr noch Eine nach Rüdesheim schippert. Hatte Hunger wie ein Bär. Da sah ich in der Nähe – direkt am Bahngleis – den noch offenen Imbissstand. Dort waren auch noch etliche Gäste; u. a. auch ein früherer Klassenkamerad aus der Grundschule. Noch zwei Bierchen zu den Würstchen: Da war der Tag auch wieder super!
Um Mitternacht sank ich dann zu Hause todmüde in mein Bett. Am nächsten Tag waren ja auch noch Ferien….
Es grüßt Euch
Günter
Erneut Dampf im Bw Ehrang am 1. Juni 1971 (21 B)
Erneut Dampf im Bw Ehrang am 1. Juni 1971 (21 B)
Zuletzt geändert von Günter T am Di 9. Jun 2020, 15:31, insgesamt 1-mal geändert.
Re: Erneut Dampf im Bw Ehrang am 1. Juni 1971 (21 B)
Vielen Dank für diese tolle Zeitreise.
Gruß: Schimi
-
- Oberinspektor A10
- Beiträge: 614
- Registriert: Fr 3. Nov 2006, 20:26
Re: Erneut Dampf im Bw Ehrang am 1. Juni 1971 (21 B)
Hallo.
Super ,sehr schöner Beitrag wie immer.
Gruß J.Th
Super ,sehr schöner Beitrag wie immer.
Gruß J.Th
- Heiner Neumann
- Amtsrat A12
- Beiträge: 1188
- Registriert: Di 17. Feb 2009, 16:21
Re: Erneut Dampf im Bw Ehrang am 1. Juni 1971 (21 B)
Traumhafte Bilder aus einer leider unwiederbringlichen Zeit. Wenn ich allein die Kollektion an historischen Autos auf Bild 3 sehe! Und dann natürlich diese Menge an schweren "Wasserkochern", die leise vor sich hinkokeln. Ich kann den Qualm förmlich riechen...
Danke für diese Zeitreise!
Gruß
Heiner
Danke für diese Zeitreise!
Gruß
Heiner
Zuletzt geändert von Heiner Neumann am Fr 6. Mär 2020, 15:49, insgesamt 1-mal geändert.
Wenn Du ein Licht am Ende des Tunnels siehst, bete, dass es kein Zug ist !!!
Vertraue nur Deinem eigenen Hintern - denn nur er steht immer hinter dir!
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Re: Erneut Dampf im Bw Ehrang am 1. Juni 1971 (21 B)
Vielen Dank für den tollen Bericht!
Re: Erneut Dampf im Bw Ehrang am 1. Juni 1971 (21 B)
Das Bild der Mayener 086 543 habe ich gespeichert als gutes Farbbild das ich als Vorbild für eine Modellbahnalterung benutzen kann.
Obwohl ich schon ein Schild der Mayener "086 201-1" habe
Reinout
Obwohl ich schon ein Schild der Mayener "086 201-1" habe
Reinout
Reinout van Rees
Bau meiner Eifelquerbahn-orientierte Modellbahn: Eifelburgenbahn, eingleisige Nebenbahn in 1970
Erzählungen und Geschichten rund um meine Eifelburgenbahn
Bau meiner Eifelquerbahn-orientierte Modellbahn: Eifelburgenbahn, eingleisige Nebenbahn in 1970
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- Schaffner A2
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Re: Erneut Dampf im Bw Ehrang am 1. Juni 1971 (21 B)
Auch im zweiten Teil Ihrer “Ehrang“-Reihe, sehr geehrter Herr Tscharn, sehe ich mich um und gebe teilweise im Einzelnen folgenden Beitrag dazu ab, indem ich näher auf die ein oder andere Aufnahme eingehe.
Und auch in diesen Teilen der hiesigen Dokumentation sind Abbildungen Winkel und Farbe betreffend wirklich gelungen. Besonders “1“ und“15“.
Gelungene Totalaufnahmen sind „1“ und „2“ von Ringlokschuppen und Südbezirk des angrenzenden Güter- und Rangierbahnhofs.
Ebenso der Anblick vom Hp Pfalzel in Richtung Aussendrehscheibe.
Bei Bild „15“ fallen mir wieder die Fenster des Drehscheibenhäusiens auf, welche zu dem der Schuppendrehscheibe eine andere Bauart gewesen sein soll.
Am BESTEN gelungen ist „18“, oben genanntes, 052 626-9 , beim Drehscheibendienst, von der Zahl her „einheitlich“ mit der, welche die Anzahl der Schuppenstände einst betrug. Kabinentender, die einst dem Platz des Zugführers dienten, verleihen diesen Maschinen meiner Meinung nach ein besonderes Flair.
Ebenso der Anblick vom Hp Pfalzel in Richtung Aussendrehscheibe. Der "Stern" hatte schon etwas Besonderes.
Zu Bild "20" und Ihrem knappen Resümee zum einstigen Betriebsgeschehen erlaube ich mir zu ergänzen, dass man sich als Aussenstehender es wirklich nicht vorstellen kann, was für ein Betrieb dort einst herrschte und dass man vielleicht froh sein kann, wenn man die Ehre hat, ein Eisenbahnerenkelkind zu sein, wie es bei mir der Fall ist oder zumindest am Bahndamm aufgewachsen ist.
Das Aufheulen der Berg-, Abdrück- und somit Rangierlok, die den Güterzug über den Ablaufberg drückt, das kreischende Ablaufen der Wagen in die Richtungs- und Sammelgleise samt Auflaufen auf den Hemmschuh, die Lautsprecherrufe vom Bergmeister, der beispielsweise den Hemmschuhleger hoch ruft um Wagen per Handbremsung runter zu fahren sowie das donnernde Aufheulen und Anfahren der bespannten Lokomotiven, das alles ist es MEHR als WERT, solche Erinnerungen neben sämtlichen Dokumenten anhand persönlicher Zeitzeugenberichte FESTZUHALTEN!
"Dat Ehrik woar friher en Knochenmihl" ("Das Ehrang war früher eine Knochenmühle".). So haben und sagen es heute noch die letzten der Ehranger Personale. Und das nicht nur zu Dampflokzeiten! Dieser Satz hat bis heute seine VOLLE "Berechtigung". Sowohl im Bahnbetriebswerk als auch im Güter- und Rangierbahnhof herrschte solch ein Treiben, selbst dann, als der Fahrdraht schon längst Einzug gehalten hatte und Feuer und Wasser , gepaart mit Kohle durch Strom und Elektrizität abgelöst worden waren.
Und auch in diesen Teilen der hiesigen Dokumentation sind Abbildungen Winkel und Farbe betreffend wirklich gelungen. Besonders “1“ und“15“.
Gelungene Totalaufnahmen sind „1“ und „2“ von Ringlokschuppen und Südbezirk des angrenzenden Güter- und Rangierbahnhofs.
Ebenso der Anblick vom Hp Pfalzel in Richtung Aussendrehscheibe.
Bei Bild „15“ fallen mir wieder die Fenster des Drehscheibenhäusiens auf, welche zu dem der Schuppendrehscheibe eine andere Bauart gewesen sein soll.
Am BESTEN gelungen ist „18“, oben genanntes, 052 626-9 , beim Drehscheibendienst, von der Zahl her „einheitlich“ mit der, welche die Anzahl der Schuppenstände einst betrug. Kabinentender, die einst dem Platz des Zugführers dienten, verleihen diesen Maschinen meiner Meinung nach ein besonderes Flair.
Ebenso der Anblick vom Hp Pfalzel in Richtung Aussendrehscheibe. Der "Stern" hatte schon etwas Besonderes.
Zu Bild "20" und Ihrem knappen Resümee zum einstigen Betriebsgeschehen erlaube ich mir zu ergänzen, dass man sich als Aussenstehender es wirklich nicht vorstellen kann, was für ein Betrieb dort einst herrschte und dass man vielleicht froh sein kann, wenn man die Ehre hat, ein Eisenbahnerenkelkind zu sein, wie es bei mir der Fall ist oder zumindest am Bahndamm aufgewachsen ist.
Das Aufheulen der Berg-, Abdrück- und somit Rangierlok, die den Güterzug über den Ablaufberg drückt, das kreischende Ablaufen der Wagen in die Richtungs- und Sammelgleise samt Auflaufen auf den Hemmschuh, die Lautsprecherrufe vom Bergmeister, der beispielsweise den Hemmschuhleger hoch ruft um Wagen per Handbremsung runter zu fahren sowie das donnernde Aufheulen und Anfahren der bespannten Lokomotiven, das alles ist es MEHR als WERT, solche Erinnerungen neben sämtlichen Dokumenten anhand persönlicher Zeitzeugenberichte FESTZUHALTEN!
"Dat Ehrik woar friher en Knochenmihl" ("Das Ehrang war früher eine Knochenmühle".). So haben und sagen es heute noch die letzten der Ehranger Personale. Und das nicht nur zu Dampflokzeiten! Dieser Satz hat bis heute seine VOLLE "Berechtigung". Sowohl im Bahnbetriebswerk als auch im Güter- und Rangierbahnhof herrschte solch ein Treiben, selbst dann, als der Fahrdraht schon längst Einzug gehalten hatte und Feuer und Wasser , gepaart mit Kohle durch Strom und Elektrizität abgelöst worden waren.
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Re: Erneut Dampf im Bw Ehrang am 1. Juni 1971 (21 B)
",Wasserkocher'" ist eine echt HAMMER Bezeichnung für diese Maschinen , die aber auch irgendwie sehr treffend ist und deren buchstäblich LEIBHAFTIGES Wirken wir dank der späten Elektrifizierung bis weit in die 70er Jahre hinein, allgemein ausgedrückt, hier im Moseltal miterleben durften.Heiner Neumann hat geschrieben: ↑Fr 6. Mär 2020, 13:09 Traumhafte Bilder aus einer leider unwiederbringlichen Zeit. Wenn ich allein die Kollektion an historischen Autos auf Bild 3 sehe! Und dann natürlich diese Menge an schweren "Wasserkochern", die leise vor sich hinkokeln. Ich kann den Qualm förmlich riechen...
Danke für diese Zeitreise!
Gruß
Heiner