Liebe Gemeinde...ImageShack ist wie auf Zuruf rechtzeitig zu den Lebenden zurückgekehrt - fast schon enttäuschend, daß offenbar kaum jemand dieses wichtige Datum entsprechend würdigt:
Vor einem Vierteljahrhundert wurde Geschichte geschrieben. Als gerade eben Volljähriger erlebte ich die Wiedervereinigung live am Bildschirm mit...und natürlich stand das erste Tramper-Monats-Ticket im Zeichen des einen Deutschlands - die drei Bilder meiner kleinen Themenreihe entstanden anläßlich der Wiedereröffnung des Grenzübergangs Walkenried/Ellrich für Reisezüge mit speziell eingelegten Eilzügen Northeim - Nordhausen u.z., welche mitten im Fahrplanjahr natürlich nicht im Kursbuch standen, sondern mittels Fahrplan-Handzetteln veröffentlicht wurden.
Wie habt Ihr die aufregende Zeit um den 3.10.1990 herum erlebt? Ich hoffe auf viele spannende (ein Vierteljahrhundert alte) Bilder.
25 Jahre Deutsche Einheit....(Zum Mitmachen)
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25 Jahre Deutsche Einheit....(Zum Mitmachen)
„Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher.“
Albert Einstein
"Ich bin, wie ich bin. Die einen kennen mich, die anderen können mich...!"
Konrad Adenauer
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Re: 25 Jahre Deutsche Einheit....(Zum Mitmachen)
Der Tag ist ja noch jung...
Ich weis noch, dass ich an diesem Tag mit den Eltern im Altenberger Dom war.
Ein paar (wenige) TMT-Reisen standen bei mir allerdings erst, wenn ich das richtig in Erinnerung habe, um 1992 an. Dabei hatte ich bereits im Spätherbst 1990 ebenfalls ein TMT, nach meiner Erinnerung sogar extra mit DR-Netz. Eine Reise ins Oberfränkische zum DDM nach Neuenmarkt Wirsberg im Winter 89/90 mit einem Zug der weiter in die bereits offene aber noch existierende DDR fuhr, hat mich allerdings (leider) auf längere Zeit abgeschreckt angesichts der damals massivst überfüllten "innerdeutschen" Züge. Die DDR habe ich somit weder vor noch nach der Grenzöffnung jemals betreten.
Die wenigen Reisen 1992 und 1993 nach Berlin, Leipzig und Dresden habe ich als faszinierend aber auch irgendwie sehr bedrückend empfunden. Ich sehe da noch auf den ersten Blick wunderschöne Sommerlandschaften im Mai 1992 vor Augen, aber bei näherem Hinsehen sah man eher verfallende Dörfer. Und gleich bei der ersten Reise quoll beim Halt in Gotha auf dem Nachbargleis eine grölende Horde Skinheads aus einem Schienenbus.
Ich erinnere mich auch noch an den Geruch, als ich in Leipzig Hbf ankam: Irgendwie wie ein überlasteter Staubsaugermotor. So roch es damals in der ganzen Stadt, oder zumindest bilde ich mir das heute ein.
Die wenigen Reisen in den "Wilden Osten" waren dennoch vermutlich die wertvollsten Touren die ich mit dem TMT gemacht habe, und heute ärger ich mich doch ein wenig, dass ich nicht mehr unternommen habe.
Zur Einheit:
Dass es so gekommen ist kann man wohl nur als einen riesigen Glücksfall bezeichnen, und wer den 3. Oktober als "Volkstrauertag" bezeichnet, entschuldigung, der hat sie irgendwie nicht mehr alle. Das Wesentlichste war für mich ersteinmal, dass der Kalte Krieg mit der Wiedervereinigung beendet war! Gerade die 80er waren ja noch geprägt von massivster Aufrüstung, wobei SS 20 und Pershing II unser Europa mir einer Vorwarnzeit von max. 5 Minuten in etwas schlimmeres als eine Hölle hätten verwandelt können (und den Rest der Welt hätten Titan II, Minuteman III und diverse Topols in weiteren 30 Minuten erledigt). Und bei der unüberschaubaren Masse an Waffen hätte auch ein winzige Störung, ein Fehlalarm oder ein einzelner durchgeknallter Millitär gereicht und wir säßen heute nicht hier. Und solche Störungen und Beinahekatastrophen gab es etliche, die wir nur mit viel Glück überlebt haben! Wie lange hätte das noch gut gegangen??? Diese Situation habe ich damals als ausgesprochen traumatisch in Erinnerung! Aber diese Gefahren waren mit einem mal, wenn auch nie ganz (bis heute) überwunden, aber doch erheblich entschärft worden! Schon dafür konnte man kaum dankbar genug sein!
Traurig war dann allerdings, was in der Folge passierte, etwa die Abwicklung der Industrie der neuen Bundesländer, wo sich einige Leute eine Goldene Nase an diesem Prozess des Ausblutens verdient haben. Viele Mitarbeiter der "Treuhand" muss man in diesem Zusammenhang wohl leider auch nennen. Im Westen hat man sich vielfach, teilweise bis heute, als "Gewinner" des Kalten Kriegs gesehen und ist häufig entsprechend arrogant aufgetreten. Große Teile der Ost-Bevölkerung hat man dabei im Regen stehen gelassen, und das nicht nur in den Neuen Bundesländern. Auch das Riesenreich Russland hat nur insofern profitiert, als dass einige wenige Oligarchen unermessliche Vermögen anhäufen konnte. Das Volk wurde ganz besonders dort bei den Prozessen nicht mitgenommen, sondern verarmte großflächig. Und mit Jelzin hatte der Westen vermutlich auch seinen "Teddybären" gefunden, den man nach Belieben knuddeln konnte... Wenn ich meine russische Arbeitkollegin nach dieser Zeit frage... man kann sich denken was sie dazu sagt...
Die Ukrainekriese etwa haben wir sicherlich auch diesen Dingen zu verdanken. Putin ist heute jemand, der wohl den meisten Russen aus der Seele spricht, und ich kann es ihnen letztlich nichtmal verdenken - vor allem wenn man sich mal anschaut wie sich die politische Weltkarte (entgegen mehrerer Versprechen) verschoben hat. Mir graut es wenn ich sehe, wie wir seit einiger Zeit wieder in die alten Ost-West-Lager zerfallen, mit allen gefährlichen Konsequenzen.
Grüsse:
Thomas
Ich weis noch, dass ich an diesem Tag mit den Eltern im Altenberger Dom war.
Ein paar (wenige) TMT-Reisen standen bei mir allerdings erst, wenn ich das richtig in Erinnerung habe, um 1992 an. Dabei hatte ich bereits im Spätherbst 1990 ebenfalls ein TMT, nach meiner Erinnerung sogar extra mit DR-Netz. Eine Reise ins Oberfränkische zum DDM nach Neuenmarkt Wirsberg im Winter 89/90 mit einem Zug der weiter in die bereits offene aber noch existierende DDR fuhr, hat mich allerdings (leider) auf längere Zeit abgeschreckt angesichts der damals massivst überfüllten "innerdeutschen" Züge. Die DDR habe ich somit weder vor noch nach der Grenzöffnung jemals betreten.
Die wenigen Reisen 1992 und 1993 nach Berlin, Leipzig und Dresden habe ich als faszinierend aber auch irgendwie sehr bedrückend empfunden. Ich sehe da noch auf den ersten Blick wunderschöne Sommerlandschaften im Mai 1992 vor Augen, aber bei näherem Hinsehen sah man eher verfallende Dörfer. Und gleich bei der ersten Reise quoll beim Halt in Gotha auf dem Nachbargleis eine grölende Horde Skinheads aus einem Schienenbus.
Ich erinnere mich auch noch an den Geruch, als ich in Leipzig Hbf ankam: Irgendwie wie ein überlasteter Staubsaugermotor. So roch es damals in der ganzen Stadt, oder zumindest bilde ich mir das heute ein.
Die wenigen Reisen in den "Wilden Osten" waren dennoch vermutlich die wertvollsten Touren die ich mit dem TMT gemacht habe, und heute ärger ich mich doch ein wenig, dass ich nicht mehr unternommen habe.
Zur Einheit:
Dass es so gekommen ist kann man wohl nur als einen riesigen Glücksfall bezeichnen, und wer den 3. Oktober als "Volkstrauertag" bezeichnet, entschuldigung, der hat sie irgendwie nicht mehr alle. Das Wesentlichste war für mich ersteinmal, dass der Kalte Krieg mit der Wiedervereinigung beendet war! Gerade die 80er waren ja noch geprägt von massivster Aufrüstung, wobei SS 20 und Pershing II unser Europa mir einer Vorwarnzeit von max. 5 Minuten in etwas schlimmeres als eine Hölle hätten verwandelt können (und den Rest der Welt hätten Titan II, Minuteman III und diverse Topols in weiteren 30 Minuten erledigt). Und bei der unüberschaubaren Masse an Waffen hätte auch ein winzige Störung, ein Fehlalarm oder ein einzelner durchgeknallter Millitär gereicht und wir säßen heute nicht hier. Und solche Störungen und Beinahekatastrophen gab es etliche, die wir nur mit viel Glück überlebt haben! Wie lange hätte das noch gut gegangen??? Diese Situation habe ich damals als ausgesprochen traumatisch in Erinnerung! Aber diese Gefahren waren mit einem mal, wenn auch nie ganz (bis heute) überwunden, aber doch erheblich entschärft worden! Schon dafür konnte man kaum dankbar genug sein!
Traurig war dann allerdings, was in der Folge passierte, etwa die Abwicklung der Industrie der neuen Bundesländer, wo sich einige Leute eine Goldene Nase an diesem Prozess des Ausblutens verdient haben. Viele Mitarbeiter der "Treuhand" muss man in diesem Zusammenhang wohl leider auch nennen. Im Westen hat man sich vielfach, teilweise bis heute, als "Gewinner" des Kalten Kriegs gesehen und ist häufig entsprechend arrogant aufgetreten. Große Teile der Ost-Bevölkerung hat man dabei im Regen stehen gelassen, und das nicht nur in den Neuen Bundesländern. Auch das Riesenreich Russland hat nur insofern profitiert, als dass einige wenige Oligarchen unermessliche Vermögen anhäufen konnte. Das Volk wurde ganz besonders dort bei den Prozessen nicht mitgenommen, sondern verarmte großflächig. Und mit Jelzin hatte der Westen vermutlich auch seinen "Teddybären" gefunden, den man nach Belieben knuddeln konnte... Wenn ich meine russische Arbeitkollegin nach dieser Zeit frage... man kann sich denken was sie dazu sagt...
Die Ukrainekriese etwa haben wir sicherlich auch diesen Dingen zu verdanken. Putin ist heute jemand, der wohl den meisten Russen aus der Seele spricht, und ich kann es ihnen letztlich nichtmal verdenken - vor allem wenn man sich mal anschaut wie sich die politische Weltkarte (entgegen mehrerer Versprechen) verschoben hat. Mir graut es wenn ich sehe, wie wir seit einiger Zeit wieder in die alten Ost-West-Lager zerfallen, mit allen gefährlichen Konsequenzen.
Grüsse:
Thomas
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Re: 25 Jahre Deutsche Einheit....(Zum Mitmachen)
Nun ja, mit Blick auf Spanien, Großbritannien, und retrospektiv auch auf Jugoslawien könnte man auch sagen:
Neue Grenzen sind gezogen (für manche ist ja im Kopf sogar die hinter Walkenried noch vorhanden), andere abgebrochen - ob das alles so gut ist, soll jeder für sich selbst entscheiden, meine Einstellung zum vereinten Europa dürfte ja bekannt sein (Idee war gut, Ausführung besch...eiden), und momentan führen Abspaltungsgedanken und Uneinigkeit (bes. in Bezug auf die Flüchtlingsinvasion) innerhalb der Zwangs-WG im Haus Europa ja das Gelaber des Herrn Juncker ("Die größte Errungenschaft für den Frieden") ad absurdum. In meinen Augen der Anfang vom Ende der Zwangs-WG, welche spätestens seit Griechenland auch dem letzten als gescheitert einleuchten sollte. Länder, die weder sprachlich, noch wirtschaftlich, weder historisch noch kulturell etwas gemein haben, kann man nicht in ein Korsett namens EU quetschen, und blauäugig sagen: "Wir schaffen das schon!" - was für ein Satz in dieser Zeit! Es sind ja sogar dreierlei Schriften (!) vorhanden - und das soll dauerhaft gut gehen?
Aber das hier ist ja das historische Forum, und gern schwelge ich in Erinnerungen. Hier noch ein paar (nicht nur vom Format her) kleine Erinnerungen an die Zeit kurz nach der Wende - und hier wuchs zusammen, was zusammen gehört (und auch zusammen paßte - auch wenn mancher Depp was anderes meint!):
Neue Grenzen sind gezogen (für manche ist ja im Kopf sogar die hinter Walkenried noch vorhanden), andere abgebrochen - ob das alles so gut ist, soll jeder für sich selbst entscheiden, meine Einstellung zum vereinten Europa dürfte ja bekannt sein (Idee war gut, Ausführung besch...eiden), und momentan führen Abspaltungsgedanken und Uneinigkeit (bes. in Bezug auf die Flüchtlingsinvasion) innerhalb der Zwangs-WG im Haus Europa ja das Gelaber des Herrn Juncker ("Die größte Errungenschaft für den Frieden") ad absurdum. In meinen Augen der Anfang vom Ende der Zwangs-WG, welche spätestens seit Griechenland auch dem letzten als gescheitert einleuchten sollte. Länder, die weder sprachlich, noch wirtschaftlich, weder historisch noch kulturell etwas gemein haben, kann man nicht in ein Korsett namens EU quetschen, und blauäugig sagen: "Wir schaffen das schon!" - was für ein Satz in dieser Zeit! Es sind ja sogar dreierlei Schriften (!) vorhanden - und das soll dauerhaft gut gehen?
Aber das hier ist ja das historische Forum, und gern schwelge ich in Erinnerungen. Hier noch ein paar (nicht nur vom Format her) kleine Erinnerungen an die Zeit kurz nach der Wende - und hier wuchs zusammen, was zusammen gehört (und auch zusammen paßte - auch wenn mancher Depp was anderes meint!):
„Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher.“
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Re: 25 Jahre Deutsche Einheit....(Zum Mitmachen)
Dieselpower hat geschrieben:Nun ja, mit Blick auf Spanien, Großbritannien, und retrospektiv auch auf Jugoslawien könnte man auch sagen:
Neue Grenzen sind gezogen (für manche ist ja im Kopf sogar die hinter Walkenried noch vorhanden)...
Also ganz klar: Für mich als Rheinländer beginnt kurz vor Paderborn Russland!
Schon Adenauer hat damals, in seiner Zeit als Kölner Oberbürgermeister, wenn er mal in die damalige Reichshauptstadt Berlin musste, schon auf der Hohenzollernbrücke die Vorhänge im Abteil zugezogen und gesagt: "In Deutz beginnt der Bolschewismus, und hinter Braunschweig die Walachei!" Sagt man jedenfalls so.
Aber unser Bundespräsi hat eben in seiner Festrede laut Tagesschau.de auch wieder einen Spruch abgelassen, wo man sich fragen müchte, wo es dieses Kraut denn zu kaufen gibt:
"Wir werden unsere heutige Offenheit nicht halten können, es sei denn, wir entschließen uns zu einer besseren Sicherung der europäischen Außengrenzen"
Quelle: http://www.tagesschau.de/inland/festakt ... t-101.html
Also mal rein von der Logik her und egal wie man zum eigentlichen Thema steht: Mit dichten Grenzen ist man also offener? Oder umgekehrt? Und das Ganze im Kontext zur Wiedervereinigung? *hirnverwurstel* "Niemand hat die Absicht eine..." Ah... Sch... Das Zitat war jetzt woanders her, aber wenn der Präsi schon in solche Fetteimer talpen darf?
- Wolfgang Riedel
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Re: 25 Jahre Deutsche Einheit....(Zum Mitmachen)
Hallo Forengemeinde,
den 25. Jahrestag der deutschen Einheit habe ich im Preßnitztal verbracht.
Viele Grüße
Wolfgang Riedel
den 25. Jahrestag der deutschen Einheit habe ich im Preßnitztal verbracht.
Viele Grüße
Wolfgang Riedel
-
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Re: 25 Jahre Deutsche Einheit....(Zum Mitmachen)
Das Jahr 1990 bescherte uns Wessis einmal und nie wieder zwei Nationalfeiertage, am 17.Juni und am 3.Oktober. An beiden Tagen herrschte in Rheinhessen, wo ich zu dieser Zeit lebte und arbeitete, bahnmäßig an Sonn- und Feiertagen weitgehend Betriebsruhe, der Rheinland-Pfalz-Takt war noch nicht geboren.
Gerade hatten die Lokführermeldestelle Alzey die letzten ETA 150 verlassen, es wurde baureihenmäßig sehr eintönig, Darmstädter V 100 dominierten das Bild, in der Zuckerrübenzeit, die ja im Oktober anbrach, verirrten sich einzelne V 160 hier her, ebenso im Personenverkehr auf die Strecke Mainz-Alzey.
Mit dem VT 628 hatte man noch keine großen Erfahrungen, sie machten zumindest einmal einen zuverlässigen und robusten Eindruck und hatten gegenüber dem ETA den unwiderstehlichen Vorteil einer Türschließeinrichtung, was manchen älteren Zub lange Wege ersparte, die mit jedem Dienstjahr auch beschwerlicher wurden.
Über der ganzen Gegend hing das Stillegungs- und Abbaugespenst: Alzey-Worms, Alzey-Bingen, Alzey-Kirchheimbolanden, Armsheim-Wendelsheim, Bodenheim-Alzey, Gau-Odernheim-Dittelsheim/Heßloch, alles stand im Herbst 1990 zur Disposition, Südzucker AG und Landesregierung wollten die Umstellung des Zuckerrübentransportes auf die Straße, das wäre das Ende des Gv in Rheinhessen gewesen und so kam es dann ja auch.
Beherrschendes Thema unter den Eisenbahnern der Region war, daß nun noch mehr Geld aus dem Westen abgezogen und deshalb hier noch mehr gekürzt und abgebaut wird, viele, die damals um die 50 und älter waren, suchten die BSW-Berater auf um sich zu informieren, wie das mit der Zurruhesetzung wegen Dienstunfähigkeit aussieht.
Ein guter Freund, Dienstgruppenleiter bei der Mainzer Bahnpolizei berichtete, daß geplant sei, die Bahnpolizei aufzulösen und in den BGS zu integrieren. Auch hier setzten nun Ängste ein, weil jeder wußte, daß die Bahnpolizei nur eine polizeiliche Schmalspurausbildung beinhaltete, viele fürchteten, hier den Anschluß zu verlieren und am Ende wieder in den regulären Eisenbahndienst versetzt zu werden, möglicherweise wegen der vielen Stillegungen von Dienstposten und Strecken auch sehr weit weg von zuhause.
Alles in allem beschlichen uns Wessis also sehr ambivalente Gefühle.
Dem ganzen setzten dann die teils maßlosen Forderungen unserer sächsischen Verwandten die Krone auf, Höhepunkt war die Aussage meines Onkels (Jahrgang 1933), wenn er in drei Jahren in Rente gehe, dann möchte er die gleiche Rente haben, wie ein Westrentner, was wiederum meine Mutter (Jahrgang 1928), die von 1945 bis in die 1960er 20 harte Aufbaujahre hinter sich hatte, derart in Rage brachte, daß beide jahrelang nicht mehr miteinander sprachen.
Im Nachhall der deutschen Einheit von 1990 kam dann doch alles nicht so schlimm, wie befürchtet, zwar sind einige rheinhessische Strecken inzwischen wirklich verschwunden, dafür herrscht auf anderen wieder -was keiner gedacht hat- reger Betrieb, sogar eine Reaktivierung (Alzey-Kirchheimbolanden) galt es zu feiern.
Mein Kumpel von der Bahnpolizei konnte beim, BGS bleiben, es wurde ihm sogar noch der erleichterte Aufstieg in den gehobenen Dienst ermöglicht, im letzten Jahr ist er als PHK (A 11) in Pension gegangen, das hätte er 1990 keinesfalls erwartet, das mußte er beschämt bekennen (ich ehrlich gesagt aber auch nicht ).
Mutter und Onkel reden nun wieder miteinander, das Eis wurde gebrochen, als mein Onkel bei seinem ersten West-Besuch seit 1955 zugab: "Ihr müßt ja für euer Geld genauso hart arbeiten wie wir". Damals wurde so manche Schlaraffenland-Phantasie geradegerückt.
Mir freilich geht bei jedem "Nationalfeiertag" etwas anderes durch den Kopf, nämlich daß der Begriff "Deutschland", allen voran der geographische, in 1000 Jahren derart viele Wandlungen erlebt hat, daß man sich schwer tut, so etwas wie eine "Nation" zu definieren.
In Rumänien, Lettland, Dänemark, in Malmedy, im Elsaß und selbst in Polen leben Deutsche - wo hört Deutschland auf, wo beginnt es, welche Umrisse nehmen wir als Maßstab an, die von 1990, 1949, 1938, 1937, 1914, 1871, 1866, 1803...
Gerade der Historiker müßte sich mit einer eindeutigen Festlegung schwer tun.
Was aber auch nicht "geht" ist das "deutsche" Selbstbewußtsein, das sich folgendermaßen Bahn brach:
Schulhof 2015.
Der Pole und der Russe haben Streit, der Türke will schlichten.
Der Russe zum Polen:
"Was machst Du überhaupt in meine Land, Du Kardoffel?"
Der Pole:
"Das ist auch mein Land, Alder".
Der Türke zu beiden:
"Und wo seid ihr geboren?"
Schweigen.
Ich trete dazu und fordere sie auf, in meinem Land friedlich miteinander umzugehen.
Da holt der Türke seinen Paß heraus und sagt ganz stolz:
"Sehen Sie, ich bin Deutscher!".
Ich sehe mir den Paß an und da steht tatsächlich: Geboren am 13.Mai 1994 in Bad Kreuznach...
Wünsche einen schönen "National"feiertag gehabt zu haben...
Gerade hatten die Lokführermeldestelle Alzey die letzten ETA 150 verlassen, es wurde baureihenmäßig sehr eintönig, Darmstädter V 100 dominierten das Bild, in der Zuckerrübenzeit, die ja im Oktober anbrach, verirrten sich einzelne V 160 hier her, ebenso im Personenverkehr auf die Strecke Mainz-Alzey.
Mit dem VT 628 hatte man noch keine großen Erfahrungen, sie machten zumindest einmal einen zuverlässigen und robusten Eindruck und hatten gegenüber dem ETA den unwiderstehlichen Vorteil einer Türschließeinrichtung, was manchen älteren Zub lange Wege ersparte, die mit jedem Dienstjahr auch beschwerlicher wurden.
Über der ganzen Gegend hing das Stillegungs- und Abbaugespenst: Alzey-Worms, Alzey-Bingen, Alzey-Kirchheimbolanden, Armsheim-Wendelsheim, Bodenheim-Alzey, Gau-Odernheim-Dittelsheim/Heßloch, alles stand im Herbst 1990 zur Disposition, Südzucker AG und Landesregierung wollten die Umstellung des Zuckerrübentransportes auf die Straße, das wäre das Ende des Gv in Rheinhessen gewesen und so kam es dann ja auch.
Beherrschendes Thema unter den Eisenbahnern der Region war, daß nun noch mehr Geld aus dem Westen abgezogen und deshalb hier noch mehr gekürzt und abgebaut wird, viele, die damals um die 50 und älter waren, suchten die BSW-Berater auf um sich zu informieren, wie das mit der Zurruhesetzung wegen Dienstunfähigkeit aussieht.
Ein guter Freund, Dienstgruppenleiter bei der Mainzer Bahnpolizei berichtete, daß geplant sei, die Bahnpolizei aufzulösen und in den BGS zu integrieren. Auch hier setzten nun Ängste ein, weil jeder wußte, daß die Bahnpolizei nur eine polizeiliche Schmalspurausbildung beinhaltete, viele fürchteten, hier den Anschluß zu verlieren und am Ende wieder in den regulären Eisenbahndienst versetzt zu werden, möglicherweise wegen der vielen Stillegungen von Dienstposten und Strecken auch sehr weit weg von zuhause.
Alles in allem beschlichen uns Wessis also sehr ambivalente Gefühle.
Dem ganzen setzten dann die teils maßlosen Forderungen unserer sächsischen Verwandten die Krone auf, Höhepunkt war die Aussage meines Onkels (Jahrgang 1933), wenn er in drei Jahren in Rente gehe, dann möchte er die gleiche Rente haben, wie ein Westrentner, was wiederum meine Mutter (Jahrgang 1928), die von 1945 bis in die 1960er 20 harte Aufbaujahre hinter sich hatte, derart in Rage brachte, daß beide jahrelang nicht mehr miteinander sprachen.
Im Nachhall der deutschen Einheit von 1990 kam dann doch alles nicht so schlimm, wie befürchtet, zwar sind einige rheinhessische Strecken inzwischen wirklich verschwunden, dafür herrscht auf anderen wieder -was keiner gedacht hat- reger Betrieb, sogar eine Reaktivierung (Alzey-Kirchheimbolanden) galt es zu feiern.
Mein Kumpel von der Bahnpolizei konnte beim, BGS bleiben, es wurde ihm sogar noch der erleichterte Aufstieg in den gehobenen Dienst ermöglicht, im letzten Jahr ist er als PHK (A 11) in Pension gegangen, das hätte er 1990 keinesfalls erwartet, das mußte er beschämt bekennen (ich ehrlich gesagt aber auch nicht ).
Mutter und Onkel reden nun wieder miteinander, das Eis wurde gebrochen, als mein Onkel bei seinem ersten West-Besuch seit 1955 zugab: "Ihr müßt ja für euer Geld genauso hart arbeiten wie wir". Damals wurde so manche Schlaraffenland-Phantasie geradegerückt.
Mir freilich geht bei jedem "Nationalfeiertag" etwas anderes durch den Kopf, nämlich daß der Begriff "Deutschland", allen voran der geographische, in 1000 Jahren derart viele Wandlungen erlebt hat, daß man sich schwer tut, so etwas wie eine "Nation" zu definieren.
In Rumänien, Lettland, Dänemark, in Malmedy, im Elsaß und selbst in Polen leben Deutsche - wo hört Deutschland auf, wo beginnt es, welche Umrisse nehmen wir als Maßstab an, die von 1990, 1949, 1938, 1937, 1914, 1871, 1866, 1803...
Gerade der Historiker müßte sich mit einer eindeutigen Festlegung schwer tun.
Was aber auch nicht "geht" ist das "deutsche" Selbstbewußtsein, das sich folgendermaßen Bahn brach:
Schulhof 2015.
Der Pole und der Russe haben Streit, der Türke will schlichten.
Der Russe zum Polen:
"Was machst Du überhaupt in meine Land, Du Kardoffel?"
Der Pole:
"Das ist auch mein Land, Alder".
Der Türke zu beiden:
"Und wo seid ihr geboren?"
Schweigen.
Ich trete dazu und fordere sie auf, in meinem Land friedlich miteinander umzugehen.
Da holt der Türke seinen Paß heraus und sagt ganz stolz:
"Sehen Sie, ich bin Deutscher!".
Ich sehe mir den Paß an und da steht tatsächlich: Geboren am 13.Mai 1994 in Bad Kreuznach...
Wünsche einen schönen "National"feiertag gehabt zu haben...
SOLANGE NICHT DIE KULTUSMINISTERKONFERENZ EINE EINSTWEILIGE VERFÜGUNG ERWIRKT UND SIE MIR PERSÖNLICH AN DER HAUSTÜR ÜBERREICHT,BLEIBE ICH BEI DER ALTEN RECHTSCHREIBUNG.
Re: 25 Jahre Deutsche Einheit....(Zum Mitmachen)
25 Jahre Deutsche Einheit. Man kann es nicht glauben, wie schnell diese Jahre verstrichen sind.
Nachdenklich stimmt mich, dass die Wiedervereinigung fast den gesamten lokalen Schienenverkehr im hessisch-thüringischen Grenzgebiet zum Erliegen gebracht hat und auch alle Bemühungen von Eisenbahnfreunden, bestimmte Strecken (-Abschnitte) zu erhalten, kläglich gescheitert sind.
Gleich nach der Wende bin ich zum Bahnhof Vacha gefahren, den man zu DDR-Zeiten von einem Hügel aus in Hessen gut einsehen konnte und wo es rund um die Uhr Zugverkehr gab.
Heute ist der Bahnhof "tot", alles ist zugewachsen und wartet auf besserer Zeiten, die seit langer Zeit von Eisenbahnfreunden immer wieder versprochen werden.
Gescheitert ist eine Reaktivierung der Feldatalbahn, die z. Z. zwischen Weilar-Unshausen und Kaltennordheim zu einem Radweg umgebaut wird. In Kürze dürfte auch hier der Rest folgen.
Auch die geplante Wiederinbetriebnahme des Abschnitts Heimboldshausen - Schenklengsfeld (Reststück der Hersfelder Kreisbahn)
konnte bis jetzt nicht umgesetzt werden.
Etwas positiver sieht es Dank des neuen Holzwerkes der Firma Krenzer in Dorndorf für das Teilstück Bad Salzungen - Dorndorf aus.
Dagegen lässt die immer wieder angekündigte Aufnahme von Zugfahrten zwischen Dorndorf und Vacha weiter auf sich warten.
Sind Informationen lokaler Medien richtig, so soll die Strecke Vacha - Unterbreizbach, seinerzeit erster sozialistischer Bahnbau in der DDR für das Kaliwerk Unterbreizbach, abgebaut und die Trasse zu einem Rad- und Wanderweg umgestaltet werden.
Die Bahn hat in dieser Region ihre Schuldigkeit getan.
Zwei Aufnahmen von mir entstanden im Bahnhof Vacha.
MfG
jojo54
Nachdenklich stimmt mich, dass die Wiedervereinigung fast den gesamten lokalen Schienenverkehr im hessisch-thüringischen Grenzgebiet zum Erliegen gebracht hat und auch alle Bemühungen von Eisenbahnfreunden, bestimmte Strecken (-Abschnitte) zu erhalten, kläglich gescheitert sind.
Gleich nach der Wende bin ich zum Bahnhof Vacha gefahren, den man zu DDR-Zeiten von einem Hügel aus in Hessen gut einsehen konnte und wo es rund um die Uhr Zugverkehr gab.
Heute ist der Bahnhof "tot", alles ist zugewachsen und wartet auf besserer Zeiten, die seit langer Zeit von Eisenbahnfreunden immer wieder versprochen werden.
Gescheitert ist eine Reaktivierung der Feldatalbahn, die z. Z. zwischen Weilar-Unshausen und Kaltennordheim zu einem Radweg umgebaut wird. In Kürze dürfte auch hier der Rest folgen.
Auch die geplante Wiederinbetriebnahme des Abschnitts Heimboldshausen - Schenklengsfeld (Reststück der Hersfelder Kreisbahn)
konnte bis jetzt nicht umgesetzt werden.
Etwas positiver sieht es Dank des neuen Holzwerkes der Firma Krenzer in Dorndorf für das Teilstück Bad Salzungen - Dorndorf aus.
Dagegen lässt die immer wieder angekündigte Aufnahme von Zugfahrten zwischen Dorndorf und Vacha weiter auf sich warten.
Sind Informationen lokaler Medien richtig, so soll die Strecke Vacha - Unterbreizbach, seinerzeit erster sozialistischer Bahnbau in der DDR für das Kaliwerk Unterbreizbach, abgebaut und die Trasse zu einem Rad- und Wanderweg umgestaltet werden.
Die Bahn hat in dieser Region ihre Schuldigkeit getan.
Zwei Aufnahmen von mir entstanden im Bahnhof Vacha.
MfG
jojo54