Teil 1: Der Anfang vom Ende (19 B.)
Der Urwald (diese Fotos eignen sich sehr gut als Vergleich: http://rgebhard.de/seite1154.htm) ist verschwunden! Es bietet sich ein guter Blick über das Gelände, einige Bauwerke sind schon dem Erdboden gleichgemacht. Hier ein paar Eindrücke von heute Nachmittag.
Das Stellwerk II äußerlich noch intakt, aber wohl schon entkernt:
Und auch "Or" steht noch, zeigt aber schon einige Auflösungserscheinungen:
Dagegen ist das Bauwerk am Ablaufberg nur noch ein Schutthaufen:
Abbauwerkzeug:
"Mp Nord":
Hp0 für immer, der zweite Flügel ist wohl schon länger verschwunden:
Das Dach der Verladehallen ist bereits teilweise demontiert:
Wie bezeichnend...
Das Chaos vorne stammt von einer kleinen Wellblechhütte, in der zuletzt noch ein alter Benz stand und die wohl von Obdachlosen bewohnt wurde. Der hintere Schutthaufen ist das ehem. Stellwerk 7(?), das Rangierstellwerk:
So sah es mal aus (Sommer 2013):
Blick auf die teilzerlegten Dächer:
Wagenwaage ohne Gehäuse:
Viel Metallschrott. Die gelben Teile gehörten wohl zur Lademaß-Lehre:
"Or" von der anderen Seite:
Und noch ein paar Eindrücke von der Fußgängerbrücke aus:
In die andere Richtung:
Interessante Gleisstrukturen:
So eine große Fläche, mit guter Bahnanbindung und stadtnah. Da könnte man doch was draus machen. Was für die Allgemeinheit. Einen Güterbahnhof zum Beispiel.
Eigentlich ein Unding, der Abbau und vor allem die geplante Nachverwertung der Fläche. Als diese Anlagen gebaut wurden, konnte sich die Bahn noch ausbreiten, später schmolz dann die Bebauung drumherum, wie in allen anderen Städten auch zu sehen. Was man jetzt an Fläche hergibt, wird man so nicht wieder zurückbekommen, sollte also jemals der Stückgutverkehr wieder an Bedeutung gewinnen wollen, würde die Entwicklung direkt im Keim erstickt, weil es logistisch nicht möglich ist. Ein Armutszeugnis für eine hochindustrialisierte und - technisierte Nation.
Nebenbei: Der "Stückgutverkehr" ist so aktiv wie nie zuvor - siehe Amazon und Co. mit ihren Lieferungen, Rücksendungen etc. Aber irgendwie hat die Eisenbahn da was verpasst, bzw. konnte nicht mit dem Bedürfnis "alles, sofort und am besten kostenlos" mithalten.
Zugabe: Auf dem Fußweg nach Braubach noch ein Motiv abgehakt.
Viele Grüße,
Christian
Abriss des Gbf Oberlahnstein (Bildersammlung)
Re: Oberlahnstein: Der Anfang vom Ende (19 B.)
Danke für die traurigen Bilder. Wenn ich seh was in den Städten vertickert wurde an Flächen, s. Frankfurt, zuletzt Stuttgart aber auch hier in Wien dann spielt sichs dort ja noch moderat ab (also was die bahn dafür bekommt). Es wollen alle höchstens noch am besten trimodale Drehkreuze für den Massen- und Ganzzugverkehr, die weiße Pest parkt heute am Feiertag mal wieder genau vor meinem Büro im Erdgeschoss, Verkehr gibts mehr denn je, aber selbst die Schweizer, letzte Bastion des Stückgutverkehrs, denken über Einschnitte nach. Ich berfürchte mit Elektroflüster LKW irgendwann wirds ganz und für immer vorbei sein für die Bahn, noch lärmen und stinken die LKW zu viel, vor allen Dingen Fressen sie viel zu viel Fläche.
-
- Oberrat A14
- Beiträge: 2194
- Registriert: Sa 18. Okt 2008, 23:07
Re: Oberlahnstein: Der Anfang vom Ende (19 B.)
Tja, Christian, eine langfristige betriebswirtschaftliche Bedarfsplanung ist so etwas auf keinen Fall, gerade an einem Bahndrehkreuz wie Oberlahnstein, aber ein verlockendes Prämiensystem beim DB-Konzern sorgt auch hier dafür, daß der letzte verstummt, der vielleicht noch Zweifel hatte.Lochris hat geschrieben:Eigentlich ein Unding, der Abbau und vor allem die geplante Nachverwertung der Fläche. Als diese Anlagen gebaut wurden, konnte sich die Bahn noch ausbreiten, später schmolz dann die Bebauung drumherum, wie in allen anderen Städten auch zu sehen. Was man jetzt an Fläche hergibt, wird man so nicht wieder zurückbekommen, sollte also jemals der Stückgutverkehr wieder an Bedeutung gewinnen wollen, würde die Entwicklung direkt im Keim erstickt, weil es logistisch nicht möglich ist. Ein Armutszeugnis für eine hochindustrialisierte und - technisierte Nation.
Prämien für stillgelegte Gleise, Prämien für ausgebaute Weichen, Prämien für verwertbare Immobilien - wer kann da widerstehen, wenn überall im Konzern genauso gehandelt wird?
Ich will der mittleren und höheren Führungsebene nicht mal absprechen, daß sie im Innern so denkt, wie wir, aber gegen die vermeintliche Macht der Sachzwänge aufzustehen, wer hat dazu schon die Kraft, zumal die grundsätzlichen Weichenstellungen zum Ausverkauf des Volkseigentums in Berlin gestellt werden?
Das war in der Blütezeit der Bahn(en) zwar auch nicht anders, aber die "Rheinprovinz" erwies sich immer als stark genug, für sich eine passable Entwicklung nach vorne herauszuschlagen.
Leider ist von diesem rheinischen Selbstbewußtsein nicht mehr viel zu sehen, in Oberlahnstein und anderswo.
Kompliment für die Bilder, gleichsam erinnern sie mich an die Blütezeit der Dokumentarfotografie während der "Great Depression". Walker Evans, Dorothea Lange und andere hätten das Oberlahnsteiner Geschehen sicher ähnlich "gesehen".
Vielen Dank.
SOLANGE NICHT DIE KULTUSMINISTERKONFERENZ EINE EINSTWEILIGE VERFÜGUNG ERWIRKT UND SIE MIR PERSÖNLICH AN DER HAUSTÜR ÜBERREICHT,BLEIBE ICH BEI DER ALTEN RECHTSCHREIBUNG.
Re: Oberlahnstein: Der Anfang vom Ende (19 B.)
Danke für die Bilder.
MfG
jojo54
MfG
jojo54
Re: Oberlahnstein: Der Anfang vom Ende (19 B.)
Naja nach jahrelanger Beschäftigung mit den Knoten Bingerbrück und Oberlahnstein muss man halt sagen die letzte "Blütezeit" dieser Knoten liegt nicht 10 Jahre, nicht 20 Jahre sondern gut 30 Jahre zurück, wir werden alle älter auch wenn wir in den Ohren noch genau das quietschen und puffern am Ablaufberg, das anfahrende Dreibein usw. habe. Welche und wieviele Güterzüge kommen denn noch von den Zubringern, von Lahn und Nahe, denn ganau dafür wurden diese Bhf gebaut (ich würde sagen da gibts mehr Bauzüge als GV)? Ich sehs doch in Ehrang, eigentlich werden dann irgendwann nur noch 3-4 Ausweichgleise zum Personalwechsel und zur Überholung benötigt, dazu ein zwei Aufstellgelise für den Schrotti und Hafenanschluss. Das ist es dann schon mit einem früheren GV Knotenpunkt, sicher die Langläufe aus Frankreich nach Gremberg usw. da brachts einfach auch keine Lokwechsel mehr, eigentlich eine positive Sache, spart leider auch jede Menge Infrastruktur. Die Bahn heute hat einfach rein gar nix mehr mit vor 30 Jahren zu tun, nur die Chinesen haben noch Visionen wie jetzt etwa wieder die Südamerikaquerung.
- Dieselpower
- Direktor A15
- Beiträge: 2782
- Registriert: Di 24. Dez 2013, 00:34
- Kontaktdaten:
Re: Oberlahnstein: Der Anfang vom Ende (19 B.)
Welche Bahn???hochwald hat geschrieben: Die Bahn heute hat einfach rein gar nix mehr mit vor 30 Jahren zu tun, nur die Chinesen haben noch Visionen wie jetzt etwa wieder die Südamerikaquerung.
Ach das bißchen Ganzzugverkehr, Intermodal, ICE und S-Bahngedöns und der gammelige, oft an Private abgestoßene Regionalverkehr in der Fläche mit seinen attraktiven Anlagen? DAS meinst Du!
„Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher.“
Albert Einstein
"Ich bin, wie ich bin. Die einen kennen mich, die anderen können mich...!"
Konrad Adenauer
Albert Einstein
"Ich bin, wie ich bin. Die einen kennen mich, die anderen können mich...!"
Konrad Adenauer
Re: Oberlahnstein: Der Anfang vom Ende (19 B.)
Danke für diese gute Dokumentation!
Gute Eisenbahnfotografie zeigt sich in der Kunst, der Eisenbahn einen würdigen Rahmen Natur zu verleihen.
(frei nach Peter Müller)
Meine Beitrags-Linklisten (derzeit unvollständig und problematisch):http://forum.hunsrueckquerbahn.de/viewt ... 15&t=50299
Re: Abriss des Gbf Oberlahnstein (Bildersammlung)
Danke für eure Kommentare. Hier folgt nun
Teil 2: Schutt und Weichentausch (7 B.)
Die Hallen sind bereits komplett weg:
Nur noch Schutt ist übrig:
"Or" steht noch, aber sicher nicht mehr lange:
Hier hat sich noch nicht viel getan:
Im Überholbahnhof werden zwei Weichen getauscht:
Der Schotterzug ist mit 211 074 bespannt:
Die Konstrukteure der V100 haben wohl ein Meisterstück abgeliefert. Zeitloses Design und mittlerweile fast 60 Jahre im Einsatz. V 100 1074 wurde 1962 abgeliefert und ist seit 2003 bei der Erfurter Gleisbau GmbH:
Lebenslauf der Lok: http://v100.de/index.php?nav=1000084&la ... n=portrait
Viele Grüße,
Christian
Teil 2: Schutt und Weichentausch (7 B.)
Die Hallen sind bereits komplett weg:
Nur noch Schutt ist übrig:
"Or" steht noch, aber sicher nicht mehr lange:
Hier hat sich noch nicht viel getan:
Im Überholbahnhof werden zwei Weichen getauscht:
Der Schotterzug ist mit 211 074 bespannt:
Die Konstrukteure der V100 haben wohl ein Meisterstück abgeliefert. Zeitloses Design und mittlerweile fast 60 Jahre im Einsatz. V 100 1074 wurde 1962 abgeliefert und ist seit 2003 bei der Erfurter Gleisbau GmbH:
Lebenslauf der Lok: http://v100.de/index.php?nav=1000084&la ... n=portrait
Viele Grüße,
Christian
Re: Abriss des Gbf Oberlahnstein (Bildersammlung)
Danke für die Bilder!
Rodrigo
Rodrigo