Eifelquerbahn

Rolf
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Re: Hat die Eifel-Querbahn überhaupt noch eine Chance ?

Beitrag von Rolf »

Die Falschmeldung über einen kommunalen Anteil von angeblich 50% wurde korrigiert. Nun ist von 15% die Rede:

http://www.swr.de/landesschau-aktuell/r ... index.html
jojo54
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Re: Hat die Eifel-Querbahn überhaupt noch eine Chance ?

Beitrag von jojo54 »

Hier aktuelle Informationen aus dem Trierischen Volksfreund, Teilausgabe Daun und Gerolstein vom 22.11.2014.

http://www.volksfreund.de/nachrichten/r ... 51,4061857

MfG
jojo54
Horst Heinrich
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Re: Hat die Eifel-Querbahn überhaupt noch eine Chance ?

Beitrag von Horst Heinrich »

Jetzt liegt es in der Tat an dem halben Dutzend anliegender Kommunen, wobei ich eine leichte Tendenz hin zur Erhaltung und Ertüchtigung der Strecke erkennen kann.
Im unmittelbaren Einzugsbereich der Strecke wohnen etwa 50.000 Menschen, in den beiden relevanten Kreisen zusammen rund 122000. Der kommunale Anteil betrüge 3,6 Millionen Euro, das sind rund 30 Euro je Einwohner.
Dieser Betrag sollte doch machbar sein.
SOLANGE NICHT DIE KULTUSMINISTERKONFERENZ EINE EINSTWEILIGE VERFÜGUNG ERWIRKT UND SIE MIR PERSÖNLICH AN DER HAUSTÜR ÜBERREICHT,BLEIBE ICH BEI DER ALTEN RECHTSCHREIBUNG.
Westeifelbahner

Re: Hat die Eifel-Querbahn überhaupt noch eine Chance ?

Beitrag von Westeifelbahner »

Westeifelbahner hat geschrieben:Die Investitionskosten für den SPNV-Freizeitverkehre wären dann aber gar höher als seinerzeit (um 2010) für die Reaktivierung des SPNV geschätzt. Bei dem immer mal im Raum stehenden 20jährigen Betrachtungszeitraum kämen dann auf ein Jahr Touristikverkehr allein ein Anteil an den Investitionskosten in Höhe von über einer Millionen EUR. Und das noch ganz ohne Betriebs- und Instandhaltungskosten...
In dem verlinkten Artikel heißt es, dass ein Neubau der Kyllbrücke für etwa 6 Millionen EUR erforderlich sei - ob für Touristikverkehre oder täglichen SPNV. Ich denke, dass ist nachvollziehbar und entspricht ja auch dem, was schon Bundesbahnvertreter in den 80er Jahren diversen Gremien berichteten. Die Brücke in Pelm ist nun einmal schon viel viel älter geworden als je geplant. Für einen Zugbetrieb anno 2014 war sie nie gedacht. 6 Millionen EUR für einen Brückenneubau sind, finde ich, ein vertretbarer Preis.
Eine 15%-Beteiligung an 6 Millionen EUR durch die kommunalen Gebietskörperschaften zusammen müsste auch zu erbringen sein.

Doch das Land kalkuliert 24 Millionen EUR - also noch weitere 18 Millionen EUR, an denen sich die Kommunen beteiligen sollen. Hierüber liest man aber rein gar nix. Drei Viertel der geplanten Investitionen werden Medien und Öffentlichkeit nicht einmal genannt. Das trägt - neben der Finanzierungsfrage - aus meiner Sicht nicht zu einem ertragreichen Diskurs in den Kommunen bei.

Gruß Westeifelbahner
Horst Heinrich
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Re: Hat die Eifel-Querbahn überhaupt noch eine Chance ?

Beitrag von Horst Heinrich »

Westeifelbahner hat geschrieben:Doch das Land kalkuliert 24 Millionen EUR - also noch weitere 18 Millionen EUR, an denen sich die Kommunen beteiligen sollen. Hierüber liest man aber rein gar nix. Drei Viertel der geplanten Investitionen werden Medien und Öffentlichkeit nicht einmal genannt. Das trägt - neben der Finanzierungsfrage - aus meiner Sicht nicht zu einem ertragreichen Diskurs in den Kommunen bei.

Gruß Westeifelbahner
18 Millionen für fast 52 km Mittelgebirgsstrecke -das sind gut 350.000 Euro je km- ist eine seriöse Prognose.
Unter 250.000 Euro je km ist eine Sanierung nicht zu haben, das ist in der Fachwelt eine bekannte Tatsache und nach oben gibt es da fast kein Limit.
Ich wäre aber auch dafür, die tatsächlichen Zahlen transparenter zu machen, zumal die meisten Entscheidungsträger von der Materie unbeleckt sind.
Am Ende werden aber nicht die Zahlen allein die Entscheidung herbeiführen, sondern der politische Wille unter der Fragestellung "Wollen wir unsere Strecke erhalten oder nicht?"
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Westeifelbahner

Re: Hat die Eifel-Querbahn überhaupt noch eine Chance ?

Beitrag von Westeifelbahner »

@Horst Heinrich und ivie 0810:

350.000 EUR je km - wofür?
Sanierung.
Das schreibt sich so leicht, wie es Landespolitikern aus dem Mund kommt.

Doch was heißt "Sanierung" im konkreten Fall? Wir reden hier eben nicht von Hochwald/Hunsrückquerbahn, stilllgelegten Streckenabschnitten und einer Infrastruktur, in welche seit vielen Jahren kaum mehr investiert wurde. Auch beim "Ring" hieß es, dass investiert werden müsse... - das Ende ist aber bekannt... Man sollte also schon bitte genau hinschauen, welche Infrastruktur warum als "sanierungsbedürftig" etikettiert wird.

Die Eifelquerbahn war nie stilllgelegt und ist es auch bis heute nicht. Das Gesamtprojekt Efq wird seit 2001 mit öffentlichen Mitteln unterstützt; ein Teilabschnitt erst vor wenigen Jahren mit einer siebenstelligen Investition saniert. Es dürfte weitaus andere Nebenbahnen in Deutschland geben, in die wesentlich weniger investiert wurde, die aber noch betriebsfähig sind. Mir ist keine einzige oberbaubedingte Langsamfahrstelle aus den letzten Betriebsjahren bis 2012 bekannt. Die Infrastruktur ermöglichte vielmehr noch Geschwindigkeiten wie in den 80er Jahren (und selbst beim Ausbau für SPNV wären kaum noch nennenswerte Fahrtzeitverkürzungen möglich gewesen).
Erst mit Ablauf des Jahres 2012 wurde die Efq dann zum "Sanierungsfall" erklärt, weil keine neue Betriebsgenehmigung erteilt wurde. Da darf und sollte man schon eine nähere Erklärung als einen pauschalen Oberbauwert je Streckenkilometer erwarten. Ich denke, dass man hier vielmehr über einzelne Bahnübergänge oder weitere Brücken sprechen müsste. Würde die Efq bei einer "Sanierung" so technisch aufgerüstet, dass diverse weitere Bü mit zusätzlicher Sicherungstechnik ausgerüstet würden? Das wäre für eine Diskussion in Anliegergemeinden nahe des Unfall-Bü aus 2009 sicher eine wichtige Frage.
Was ist mit der zweiten Nachkriegsbrücke (Boverath)? Ist hierfür auch ein Neubau einkalkuliert? Oder kann dieser noch dauerhaft abgewendet werden? Gibt es wo weitere Bauwerke, die Schwierigkeiten bereiten?
usw.

Unterm Strich sind wir dann tatsächlich wieder beim Westeifelbahnurteil - und zwar bei der Frage, welche Standards das Land RLP etabliert? Beim Westeifelbahnurteil ging es um die Standards für eine Betriebsgenehmigung; hier nun darum, was man in Mainz unter einer "Sanierung" nicht einmal stilllgelegter Strecken versteht. Eine aus meiner Sicht auch im Übrigen für andere Nebenbahnen in RLP nicht unbedeutende Frage. Denn das Land wird nicht für jede Nebenbahn 350.000,- EUR je Km ausgeben...

Gruß Westeifelbahner
Horst Heinrich
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Re: Hat die Eifel-Querbahn überhaupt noch eine Chance ?

Beitrag von Horst Heinrich »

Westeifelbahner hat geschrieben: Unterm Strich sind wir dann tatsächlich wieder beim Westeifelbahnurteil - und zwar bei der Frage, welche Standards das Land RLP etabliert? Beim Westeifelbahnurteil ging es um die Standards für eine Betriebsgenehmigung; hier nun darum, was man in Mainz unter einer "Sanierung" nicht einmal stilllgelegter Strecken versteht. Eine aus meiner Sicht auch im Übrigen für andere Nebenbahnen in RLP nicht unbedeutende Frage. Denn das Land wird nicht für jede Nebenbahn 350.000,- EUR je Km ausgeben...
Gruß Westeifelbahner
Eine ganz andere Frage wäre vorher zu klären:
Die Eigentumsfrage, denn die Eifelquerbahn gehört der Deutschen Bahn und es müßte eigentlich jeden seriösen rheinland-pfälzischen Finanzpolitiker bzw. den Rechnungshof auf die Barrikaden bringen, wenn Landesmittel in Bundeseigentum investiert würden.

Aber ich gebe auch @Westeifelbahner recht:
Es wäre mal interessant zu erfahren, welchen Sanierungsstandard man anstrebt.
Andererseits muß man auch bedenken, daß wir heute in einer Vollkaskogesellschaft leben, da strafen "halbe Sachen" sehr oft das Leben und nicht zuletzt strafen die Gerichte jede Nachlässigkeit.
Hat sich vor ein paar Jahren noch niemand ernsthaft mit der Bahn angelegt, wenn mal etwas passiert ist, werden heute schon wegen ein paar von einer Brücke heruntergefallener Schotterstücke Prozesse geführt.
Da möchte jeder, der den Betrieb wieder aufnimmt, auf der sicheren Seite sein, was ja auch nur verständlich ist.
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Westeifelbahner

Re: Hat die Eifel-Querbahn überhaupt noch eine Chance ?

Beitrag von Westeifelbahner »

Horst Heinrich hat geschrieben:Eine ganz andere Frage wäre vorher zu klären:
Die Eigentumsfrage, denn die Eifelquerbahn gehört der Deutschen Bahn und es müßte eigentlich jeden seriösen rheinland-pfälzischen Finanzpolitiker bzw. den Rechnungshof auf die Barrikaden bringen, wenn Landesmittel in Bundeseigentum investiert würden.
Nein, es wird nicht in Bundeseigentum investiert, da die Infrastruktur nach Ausschreibung nach § 11 AEG von der DB AG an eine NE-Bahn übertragen wurde, sodass die Zuständigkeit vom Bund auf das Land wechselte.
Es besteht somit keine Rechtsgrundlage mehr für Bundesmittel.
Pächter der Infrastruktur ist die VEB.
Gruß Westeifelbahner
Horst Heinrich
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Re: Hat die Eifel-Querbahn überhaupt noch eine Chance ?

Beitrag von Horst Heinrich »

Westeifelbahner hat geschrieben:Nein, es wird nicht in Bundeseigentum investiert, da die Infrastruktur nach Ausschreibung nach § 11 AEG von der DB AG an eine NE-Bahn übertragen wurde, sodass die Zuständigkeit vom Bund auf das Land wechselte.
Es besteht somit keine Rechtsgrundlage mehr für Bundesmittel.
Pächter der Infrastruktur ist die VEB.
Gruß Westeifelbahner
Das war mir entgangen, ich war der Meinung, die gesamte Strecke Andernach-Gerolstein gehört noch der DB.
Vielen Dank für die Aufklärung!
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Re: Hat die Eifel-Querbahn überhaupt noch eine Chance ?

Beitrag von jojo54 »

Hallo zusammen,

die finanzielle Situation des Landkreises Daun wird heute (10.12.2014) im Trierischen Volksfreund, Teilausgabe Daun,
dargestellt.

http://www.volksfreund.de/nachrichten/r ... 51,4078018

Wie viel Geld da für eine Reaktivierung der Eifelquerbahn übrig bleibt, brauch man wohl nicht zu kommentieren.

Der Zug scheint zumindest in den nächsten Jahren abgefahren zu sein.

MfG
jojo54
Horst Heinrich
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Re: Hat die Eifel-Querbahn überhaupt noch eine Chance ?

Beitrag von Horst Heinrich »

jojo54 hat geschrieben:die finanzielle Situation des Landkreises Daun wird heute (10.12.2014) im Trierischen Volksfreund, Teilausgabe Daun,dargestellt.
Daun ist leider nur der Anfang.
Schon 2006 hat Kurt Pirmann, jetziger Oberbürgermeister von Zweibrücken mit seiner Klage gegen die Verteilung des Solidaritätszuschlages für Aufsehen gesorgt und darauf aufmerksam gemacht, daß den Kommunen auf dem Land immer weniger Geld bleibt für Investitionen, ja sogar für notwendige "Pflichtausgaben".

Dabei setzt sich ein bundesweit feststellbarer Trend fort, der nun auch die Eisenbahn trifft:
Immer mehr einstige Aufgaben des Bundes werden über die Länder an die Kommunen weitergereicht, ohne daß diese in der Lage sind, die entsprechenden Mittel aufzubringen.
Das Todesurteil für die meisten Bahnstrecken, nicht nur in der Eifel.
Nicht zuletzt geht es hier auch um die Akzeptanz beim Bürger, der mit der "alten Bimmelbahn" vor seiner Haustüre nichts mehr anfangen kann und dem kommunale Investitionen in eine Bahnstrecke kaum mehr plausibel gemacht werden können,
solange in anderen wichtigen Bereichen der Daseinsvorsorge (Kindergarten, Feuerwehr etc.) gekürzt wird.
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Re: Hat die Eifel-Querbahn überhaupt noch eine Chance ?

Beitrag von Rolf »

Horst Heinrich hat geschrieben:...
Nicht zuletzt geht es hier auch um die Akzeptanz beim Bürger, der mit der "alten Bimmelbahn" vor seiner Haustüre nichts mehr anfangen kann und dem kommunale Investitionen in eine Bahnstrecke kaum mehr plausibel gemacht werden können,
solange in anderen wichtigen Bereichen der Daseinsvorsorge (Kindergarten, Feuerwehr etc.) gekürzt wird.
Nicht zu vergessen die Schulen. Was sich da an Defiziten staut, ist unbeschreiblich. Die Kommunen kommen nicht mehr nach mit ihren Aufgaben; die Ausstattung ist. z. T. über 50 Jahre alt, und das digitale Zeitalter kommt vielfach mit 10 Jahren Verspätung an. Jedenfalls in Bonn, und wie man es so mitbekommt, soll es in der Eifel vielfach auch nicht viel anders sein. Vor diesem Hintergrund dürfte es fast unmöglich sein, bei den Kommunen große Geldsummen für die Bahn locker zu machen.
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