Der Himmel weinte (immer noch oder schon wieder), und da wir wieder einen Tag für die Rückfahrt in unseren BritRail Paß eintragen mußten, brachten wir das Auto weg, deponierten die gepackten Koffer im Hotel und brachen zu einer Stippvisite nach Aberdeen über Elgin auf. Hin ging es mit einem Turbostar, der - wie in Schottland gewohnt - gut besetzt war. Während der Fahrt stellte sich uns immer wieder die Frage, ob wir die Strecke auch einmal ohne Regen sehen würden...
In Aberdeen angekommen - es regnete immer noch - nutzten wir die Zeit erst mal für ein paar Bilder, während die anderen Reisenden den Bahnsteig verließen. Als wir das dann schließlich auch wollten, standen wir vor verschlossenen Türen - Schwarzfahrer sperrt man hier mittels (wieder eingeführter) Bahnsteigsperren auch bei der Ankunft gleich ein...nun waren wir ja keine Schwarzfahrer, sondern hatten Papiertickets statt der üblichen Magnetstreifenbillets. Für diese Fälle gab es ein separates Gate mit einem Fensterchen, hinter dem eine Kamera plaziert war. Die Anleitung war ganz deutlich: 1. Klingeln, 2. Ticket in geringem Abstand vor die Kamera halten, 3. Tür wird geöffnet (Wenn dem Herrn oder der Dame am Monitor dein Ticket gefällt...ansonsten...
).Vorher entstanden diese beiden Bahnsteigschnappschüsse, viel mehr ging dank des Wetters und der teilweise "unterirdischen" Anlage des Bahnhofes nicht...die beiden Standardbaureihen von First ScotRail, der Turbostar...:
...und der Express-Sprinter:
Für den Fernverkehr sorgte der (noch) in EastCoast-Diensten stehende HST - hier abfahrbereit nach London King's Cross:
Wie wir ja wissen, sollen mehr als zwei Dutzend dieser Züge nach Freiwerden an der Ostküste zum neuen Franchisenehmer von ScotRail ab 2015 (Abellio) wechseln, und dort die längeren innerschottischen Strecken bedienen, mit denen die heutigen Baureihen schlicht überfordert sind. Von mir aus gern...
Auch in Aberdeen fanden sich die (noch nicht bepflanzten) Whiskyfässerzüge...
Auch der HST macht mit seiner zeitlosen Form noch eine gute Figur neben dem 100 mph schnellen Turbostar von Bombardier....ich bin sehr auf seine "schottische Verkleidung" gespannt....
Plötzlich hörte man wieder ein sehr vertrautes Geräusch - DB Schenker näherte sich, und hielt für einen Personalwechsel inne....
...um danach bis zum Ausfahrsignal vorzuziehen...
Also ich wußte nicht genau, wo sich der Brummer herumgetrieben hatte....
...aber offenbar waren die französischen (!) Kesselwagen eine ganze Weile an ihrem letzten Standort geparkt gewesen...
Beim HST gibt es sie noch - gedruckte Zuglaufschilder....man beachte den Hinweis am unteren Rand: "Bahnhöfe, die in Großbuchstaben geschrieben sind, haben Bahnsteige, die kürzer als der Zug sind. Bitte vergewissern Sie sich, daß Sie an einer Tür aussteigen, die sich am Bahnsteig befindet!".
Könnte mal bitte jemand einen Notarzt für den mitlesenden EBA-Mitarbeiter rufen? 
Fahrt Frei für den HST - 523 Meilen hat er bis "Kings X" vor sich, knapp 840 km...
Wenn sich am Bahnsteig gerade kein Zug befand, wurde auf die rutschigen Bodenverhältnisse wegen des Regens hingewiesen...
Dann ging es in einem ebenso vollen Zug zurück, die letzten Stunden in Schottland für dieses Jahr waren angezählt. Das Wetter bleib unfreundlich und düster...der Zug wurde zeitig bereitgestellt, aber - wie in GB üblich - erst mal komplett durch den Zugführer gecheckt, ob er denn auch in einem adäquaten Zustand für die Kundschaft ist...Fahrscheine für den Sleeper gab es in der Bahnhofshalle....
Rechts im Bild ein Wagen der Mk3-Baureihe der 70er Jahre, unser Schlafwagen (Coach "J" - die Wagen haben in GB Buchstaben statt Ordnungsnummern) mit Scheibenbremsen und 200 km/h Höchstgeschwindigkeit, die er im Sleeper natürlich nicht erreicht, und links der Salonwagen (Lounge Car) aus der Mk2-Serie der 60er. Er läuft "nur" 160 km/h und besitzt noch Klotzbremsen aus Grauguß. Beide haben noch die "Slam Doors", die "(Zu)Knall-Türen" ohne Schließeinrichtung mit der berühmt-berüchtigten Innenbedienung durch das offene Fenster. Die Schriftzüge "First" und "ScotRail" sind die längste Zeit gemeinsam am Wagen angeschrieben....
Wir hatten die beiden besten Abteile des Zuges...nur wenige Schritte vom erstklassigen Salonwagen entfernt...der Schlafwagen hing sogar "richtig herum"...
Durch das Fenster des kombinierten Sitz-/Gepäckwagens - auch ein Mk2 - offenbarte sich, warum diese Wagen als "Brake" bezeichnet werden....
Ab April stehen für die Kombination EWS (DBS) und First die Signale des Sleepers auf "rot". Ich hoffe, die neuen Betreiber werden den gleichen Komfort und Service bieten. Serco und GBRailfreight konnten bisher nicht ihr Fernverkehrsgeschick beweisen....die vorgesehenen Dieselloks lassen mich jedenfalls etwas zweifeln...
Das Logo des Unternehmens bringt jedenfalls mehr Dynamik, Stolz und Lokalkolorit mit, als das stinklangweilige, einfallslose DB-Logo...in friedlicher Eintracht sind hier der englische Löwe, der walisische Drache und der schottische Hirsch vereint....
Was wird aus den freiwerdenden 3200 PS starken und 200 km/h schnellen Loks werden, die einst für den Postverkehr in 30 Exemplaren beschafft wurden....? Der Zustand von 67011 wirkt schon fast wie ein Vorgeschmack auf die ungewisse Zukunft ab dem Frühjahr, obwohl die Flagge über der Nummer immer noch von einem Gefühl der Zugehörigkeit zu zeugen scheint...
Alles einsteigen, die Fahrt beginnt bald - noch sind die Türen freigegeben (Orangefarbene Leuchte an der Tür)...
Zu späterer Stunde ließen wir uns als "Krönung" der Reise bei der Aussicht auf die allmählich verdunkelten Highlands, die im Regen mit 50-60 mph vorbeizogen, ein paar lokale Köstlichkeiten servieren. Nach dem 12 Jahre alten Auchentoshan sollte es dann noch der Macallan Gold sein....Stilvoll auf Echtledersofas genossen...
Wir wollten uns einfach nicht von diesem Wagen trennen - während der Servicemitarbeiter bereits mit der Abrechnung und den Frühstücksbestellungen beschäftigt war, saßen wir immer noch, und ließen die Reise noch einmal Revue passieren, während alle anderen bereits in ihren Abteilen schlummerten....
Schließlich machten auch wir uns auf in unsere zwei Abteile, um (ohne es zu ahnen) eher als erwartet dem Fiasko Deutsche Bahn entgegenzurollen....