Letzter Bahnübergang seiner Art fällt weg.

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Horst Heinrich
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Letzter Bahnübergang seiner Art fällt weg.

Beitrag von Horst Heinrich »

Früher gab es sie öfters auf beiden Rheinstrecken, Bahnübergänge für Fußgänger, die nur mit einem Drehkreuz bzw. durch Pfeiftafel gesichert waren.
Sie dienten meist der Erreichbarkeit von Weinbergen an den Steilhängen, die nur von der Gleisseite aus zugänglich waren.
In über 150 Jahren ist hier meines wissens niemand überfahren worden und das, obwohl der Fußgängerverkehr zeitweise recht umfangreich war.
Jetzt wird der letzte dieser Bahnübergänge geschlossen.
Die hier allgegenwärtigen und im Rheintal imposant nachhallenden Achtungspfiffe werden verstummen.
Sie gelten heute als "unerträglicher" Lärm, auch und gerade auf der anderen Rheinseite.

http://www.allgemeine-zeitung.de/lokale ... 370850.htm
Zuletzt geändert von Horst Heinrich am Sa 26. Jul 2014, 12:55, insgesamt 1-mal geändert.
SOLANGE NICHT DIE KULTUSMINISTERKONFERENZ EINE EINSTWEILIGE VERFÜGUNG ERWIRKT UND SIE MIR PERSÖNLICH AN DER HAUSTÜR ÜBERREICHT,BLEIBE ICH BEI DER ALTEN RECHTSCHREIBUNG.
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Dieselpower
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Re: Letzter Bahnübergang seine Art fällt weg.

Beitrag von Dieselpower »

Als "unerträglich" würde ich persönlich diese typisch deutsche Eigenschaft bezeichnen, sich ständig über irgendwas zu beschweren, bzw. sich durch irgendetwas "belästigt" zu fühlen, und in den seltsamsten Fällen finden die Nörgler auch noch Plattformen und Gehör - es sei denn, es sei z.B. politisch inkorrekt, also nicht dem Mainstream folgend: Ich persönlich finde die mehrmals täglich minutenlang die Dörfer mit ihrer schrecklichen, hochfrequenten Dudelmusik terrorisierenden halbseidenen Gestalten mit ihren Schrott(sammel)autos viel schlimmer, aber solche Beschwerden verhallen dann ungehört. Selbst im Aufmacher des Lokalteils der WWZ wurden Behörden und Ordnungshüter zitiert, Tenor: Da muß man wohl mit leben, und auch die Befürchtung, sie würden Grundstücke zwecks Einbruchsplanung auskundschaften, wurde mit Hinweis auf die Statistik weggewischt. Auf die Idee, daß die jetzt im Hellen auskundschaften, und in der dunklen Jahreszeit noch mal wiederkommen, kommen unsere Naivlinge nicht, und die Tatsache, daß man sich dann einfach an Dingen bedient, die nicht für's Recycling gedacht waren (Also auf gut deutsch gesagt "klauen"), wird als "harmlos" abgetan...aber das weicht jetzt wieder zu sehr ab.

Wieder verschwindet ein Stück von der Original-Rheinstrecke....
„Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher.“
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Re: Letzter Bahnübergang seiner Art fällt weg.

Beitrag von 212 096 »

Genau!

In Marienheide gibt es den gleichen "Stress", seitdem die Züge wieder fahren. Ich frage mich immer nur, die Eisenbahn war doch in der Regel zuerst da....

"Wenn ich unter einen Vulkan ziehe, kann ich doch auch nicht darauf vertrauen, daß dieser nie mehr ausbricht....."

Aber das Schlimmste ist, wenn neue Häuser an befahrenen Bahnstrecken gebaut werden - wo gepfiffen wird - dann bekommen diese "Neureichen" auch noch Recht! Klasse Rechtssprechung! Es ist immer die Bahn....schade, daß die Bahn in Deutschland - immer noch - keine Lobby hat.....

Was ist mit den "getunten" Motorrädern und Autos die z.B. den ganzen Sonntag umher fahren.......dieser "Lärm" ist wieder mal "in Ordnung".

Ich erinnere an den Kampf mit dem Ersatzverkehr auf der Voreifel Bahn mit 218......Das waren maximal zwei Loks die in den Umläufen unterwegs waren, oft nur eine und.....die Anwohner darunter mehrere "hohe Tiere" haben es geschafft, daß kein "großes, lautes und stinkendes Ungeheuer" mehr dort gefahren ist....wo wenige Jahre zuvor der komplette Verkehr von 215 erbracht wurde.

Ein großer Teil der Deutschen hat nach meiner Einschätzung einfach "den Schuss nicht gehört".....

Dieses bestätigt sich auch fast täglich durch meine kundendiensttechnische Arbeit, manchmal würde ich am liebsten.........nun gut lassen wir das.



Gruß Pit
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Dieselpower
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Re: Letzter Bahnübergang seiner Art fällt weg.

Beitrag von Dieselpower »

Ganz genau, Pit, das Anspruchsdenken unserer Mitbürger nimmt derart skurrile Formen an, daß man sich gar nicht ausmalen mag, wie es in 10 Jahren aussehen wird. Wenn ich bedenke, wie empört manche "Kunden" (eher "Majestäten ohne jedwede Kinderstube, die meisten von Ihnen kennen nicht einmal die Gesprächseinleitung "Guten Tag!") sind, daß ich als Lokführer nicht dafür sorge(n kann - hab ja auch noch das eine oder andere zu tun), daß sie eine gültige Fahrkarte haben, daß sie ihr Fahrrad (wohlgemerkt gratis) auch bei einem vollen Zug noch mitbekommen, daß ich nicht am selben Bahnsteig halte, wo ihr Anschluß fährt, und ihnen nicht noch mit einem weißen Tuch über ihren Sitz wedele, bevor sie ihren Allerwertesten niederlassen, kommt mir auch die Galle manchmal hoch.

Die Deutschen haben die Meckerkultur perfektioniert. Dank gewisser anderer Volksgruppen, die sich im Urlaub aufführen, wie die "letzten Säue", merkt man es global jedoch nicht mehr ganz so extrem.

Es nervt einfach nur noch...
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Kai
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Re: Letzter Bahnübergang seiner Art fällt weg.

Beitrag von Kai »

Weil hier im Durchschnitt vielleicht 1-3 Leute pro Tag (wenn überhaupt?) über diesen Übergang gehen, sollen die Anlieger es hinnehmen, dass hier mehrere 100 Züge am Tag pfeifen? Das Rheintal ist eh schon recht laut und da muss ich sagen, dass ich die Anwohner verstehen kann! Eisenbahnromantik hin oder her, diese Sache (Lärm <> Nutzen) steht meiner Meinung nach in keinem Verhältnis und ich finde es (als Eisenbahnfan!) völlig in Ordnung, wenn der Übergang bzw. die Pfeiftafel verschwindet.
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Horst Heinrich
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Re: Letzter Bahnübergang seiner Art fällt weg.

Beitrag von Horst Heinrich »

Kai hat geschrieben:Weil hier im Durchschnitt vielleicht 1-3 Leute pro Tag (wenn überhaupt?) über diesen Übergang gehen, sollen die Anlieger es hinnehmen, dass hier mehrere 100 Züge am Tag pfeifen?
Natürlich ist auch dieses Argument nicht von der Hand zu weisen nur beobachte ich hier etwas Interessantes:
Während wir ansonsten -nicht nur im Bahnverkehr- aus allen möglichen, meist finanziellen Erwägungen oder aus Gründen besserer Praktikabiliät heraus uns von vielen sinnvollen Regelungen schneller verabschieden, als es oft vernünftig ist, ist man hier erstaunlich hartleibig.
Man könnte durchaus den Achtungspfiff an einem solchen, äußerst schwach frequentierten BÜ abschaffen und den BÜ mit dem Schild: "Auf herannahende Züge achten-Überschreiten der Gleise auf eigene Gefahr" ausstatten.
Doch da steht uns wieder unsere Vollkaskomentalität im Wege:
Ein einziger Unglücksfall an einem solchen Übergang und das deutsche Gezeter ginge los und die Gerichte bekämen Nachschub an Arbeit.
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