Mittwoch, 28. Mai 2014:
Der Wecker sagte: "Aufstehen!", der Blick aus dem Fenster: "Liegenbleiben!". In bis dato völlig unbekannten Grautönen zeigte sich der Himmel beim Blick aus dem Hotelzimmer. Einzig die Aussicht auf das gewohnt "kräftige" Frühstück bewegte uns aus den Federn. Schon der Weg zum Bahnhof war nicht wirklich trocken. Wir wollten eigentlich an die East Coast Mainline nach Newcastle bzw. Berwick-upon-Tweed (wohin wir dann auch fuhren, aber dank des Wetters nicht lange verweilten). Hier standen zweierlei Reisemöglichkeiten zur Auswahl. Der direkte Weg oder der Umweg über Edinburgh Waverley, bekanntlich in Schottland:
Wir wählten letztere Möglichkeit, da sie nicht nur schneller war, sondern auch über First Class und den entsprechenden Service verfügte. Abgesehen davon nahezu stündlich funktionierte. Ein Sprinter gehört jetzt auch nicht unbedingt zu unseren Favoriten, was das Reisen anbelangt, und so fuhren wir mit dem Virgin-Pendolino nach Edinburgh und mit dem "Highland Chieftain"-HST der EastCoast dorthin, wobei Petrus zeigte, daß die Wolken nicht nur dunkelgrau sind, sondern auch voller Wasser, das der Trägheit folgend gen Boden plätscherte....
Ein Virgin-Pendolino surrte gen London Euston davon - man beachte auch die Rampe bzw. das Geländer des Bahnhofs Carlisle Citadel, der nur noch "Carlisle" heißt.
Bei dieser Gelegenheit ein interessantes geschichtliches Detail: An der von uns diesmal NICHT favorisierten Strecke nach Newcastle gibt es heute den Bf Brampton, keine 18 Meilen östlich von Carlisle. Hier tat 1836 Thomas Edmonson als Bahnhofsvorstand (des damals noch "Milton" heißenden Bahnhofes) Dienst, dessen Erfindung bis in unsere Zeit in vielen Ländern noch überlebt hat, die Edmonson'sche Fahrkarte. Nicht ganz so alt, aber dennoch sehenswert war dieser elektromechanische Fahrtanzeiger der "Westinghouse Brake & Signal Co.Ltd.", der heute noch in Betrieb ist, der Balken vor dem weiß beleuchteten Hintergrund zeigt nach wie vor die Stellung des Ausfahrsignals Richtung Norden an: waagerecht=Halt, nach links steigend=Fahrt. Die in den Antriebskasten eingegossene Zahl "6318" könnte entweder eine Artikelnummer sein, oder Aufschluß über das Alter geben...
Auch die 390er haben ein etwas unvorteilhaftes Äußeres, wenn die Bugklappe nicht zulaufen mag. Allerdings ist das ein eher seltener Anblick, ganz im Gegenteil zu den deutschen ICEs. Der dezent gekleidete Herr am rechten Bildrand interessierte sich kaum für den Fotografen.
Nach einer guten Stunde war Edinburgh Waverley erreicht, wo die West Coast-Züge an den Außenbahnsteigen ankommen. Allerdings ist auch dort die Peripherie einen Blick wert...
Wolle war auf der Suche nach einem aktuellen "Track Atlas" - ich hatte in Newcastle Tags zuvor das letzte Exemplar im WH Smith-Bookshop in Newcastle ergattert. Und so entstand dieses hübsche, von Grautönen dominierte Bild der City of Edinburgh von einer futuristischen Fußgängerbrücke aus...Man beachte den markanten Uhrturm des Hotel Balmoral direkt am Bahnhof - Ein Kuriosum: seine Uhr geht grundsätzlich zwei Minuten vor (außer in der Silvesternacht!), um Reisenden, die spät dran sind, noch ein wenig Reserve zu verschaffen...
Dann ging es mit dem "Highland Chieftain", dem einzigen HST-Service zwischen London und Inverness nach Newcastle. Hier erwartete der Tf den Abfahrtauftrag in Richtung Süden...
Doch auch hier war uns Petrus nicht wirklich wohlgesonnen...doch in der Halle war es ja trocken, wo das Bild des "DB-Cross-Country"-Voyagers gelang, ein Fahrzeug, das fotografisch zwar halbwegs befriedigen mag, aber zum Reisen über Langstrecken eher den von diesem Konzern am Festland bekannten mangelnden Komfort aufweist. Hier sehen wir sogar den "Super-Voyager" (Class 221), dessen einzige Unterschiede jedoch ein dritter Mittelwagen (mit Antrieb) und die Neigetechnik sind.
Und eben diese Karre fuhr uns auch das einzige Motiv an diesem Mittag in Newcastle zu - die 66742 der GBRf ging nur als weit entfernter Bildausschnitt, als sie mit ihrem Kohlezug daher kam. Das Signal (sichtgeschützt nach einer Seite, um nicht zu Verwechslungen zu führen) zeigte Fahrt, und der erste Wagen brummte bereits an mir vorbei, als ich die Class 66 noch eben so mit Tele "erlegte":
Dieser Schnappschuß durch einen Mauerdurchlaß auf ein Taxi mitten im Waverley-Bahnhof sollte sich noch während dieses Urlaubs als goldrichtig erweisen. Nur wenige Tage später wurden nach Jahrzehnten die Kraftfahrzeuge aus dem Bahnhof verbannt, welche wie selbstverständlich Fahrgäste aufnahmen oder absetzten.
Dieser Aufsteller erregte meine Aufmerksamkeit. Die "frisierten" Zahlen der DB waren mir schon immer ein wenig suspekt. Hier die offiziellen Ergebnisse der Umfrage der "Europäischen Kommission" über Kundenzufriedenheit im ÖPNV und ÖPFV....wenn man einfach, wie bei uns, einen Zug mit "+5" noch als "pünktlich" bezeichnet, und ausgefallene Züge aus der Statistik fallen, sehen alle Zahlen gut aus....
Am östlichen Bahnhofskopf wartete im strömenden Regen eine entstellte Class 90 auf ihre nächtliche Arbeit, die Beförderung des "Caledonian Sleeper" nach London Euston. Man beachte nur die schrecklich einfallslose Farbgebung...
Der Gegenzug des "Highland Chieftain" wartete auf die Weiterfahrt nach Inverness...noch fast vier Stunden Fahrt hatte er auf diesem Bild noch vor sich.
Ein Virgin-Pendolino brachte uns zurück nach Carlisle, wo wir noch ein wenig "spotteten", doch außer einem weiteren 390 in Richtung Norden bot sich nicht allzu viel...
...und einem in die Gegenrichtung fahrenden doppelten "Super-Voyager" der gleichen Firma Virgin Trains. Er ist zwar laut (und ob zehn Cummins QSK 19 mit 750 PS wirtschaftlich sind, bleibt auch mal dahingestellt!), aber seine Ausstattung ist bei VT eher auf Reisekomfort ausgelegt, als auf maximale Auslastung, wie beim Konkurrenten DB-XC...
Und als wir dann zum Hotel zurück marschieren wollten, wummerte es plötzlich, und eine West Coast Railways Class 47 mit einem Reisezugwagen rollte ihrem undefinierbaren Ziel entgegen. Zum Glück gelang ein Notschuss von der Brücke...
Ein typischer "Naja"-Tag, wie er in jedem Urlaub vorkommen dürfte...am nächsten Tag sollte es noch einmal in die gleiche Richtung gehen. Wir wollten der berühmten "Forth Rail Bridge" einen Besuch abstatten - eine Brücke von unvorstellbaren Ausmaßen, die die Müngstener Brücke wie einen kleinen Durchlass aussehen läßt....
Cumbria/Scotland 2014, Tag 3, Petrus haßt uns....
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Re: Cumbria/Scotland 2014, Tag 3, Petrus haßt uns....
Ich bitte beim Tag 4 um ein wenig Geduld - nicht weniger als 100 Bilder alleine dieser Exkursion sind zu sichten, selektieren, bearbeiten und hochzuladen. Kein ganz leichtes Unterfangen - Ja/Nein/Vielleicht...aber bald geht es weiter, versprochen!
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