1937, trügerische Welt

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hochwald
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1937, trügerische Welt

Beitrag von hochwald »

Hier https://www.flickr.com/photos/htmpcc/13 ... /lightbox/ findet sich ein Art "Reichsbahn Jahrbuch" aus 1937, einige Bilder aus der Region (Mosel, Gerolstein; vor bzw. zurückblättern)...
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Dieselpower
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Re: 1937, trügerische Welt

Beitrag von Dieselpower »

Was für ein Bilderreigen - aber die Überschrift ist mir nicht so ganz klar...
Sehr sehenswert, eine Eisenbahn wie aus dem Bilderbuch! Ist ja auch eins... :wink:

Das Nachtbild der RBD Köln hat es mir besonders angetan mit dem illuminierten Dom und dem herrschaftlichen Gebäude (heute nur noch Frontfassade) der Direktion...

Danke für den Link!
„Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher.“
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hochwald
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Re: 1937, trügerische Welt

Beitrag von hochwald »

Ja das ist heilste Eisenbahnwelt und das in Szene setzen -nicht die Bildqualität selbst- genügt bis heute hohen Ansprüchen (natürlich kommen die ersten Autobahnen rein und auch der "Kraftverkehr" nimmt stark zu -lustig das Bild mit den Bussen als "Ersatzverkehr" für die Kreuznacher Kleinbahn), trügerisch eben deshalb weil das Naziregime 8 Jahre später viele dt. Städte und die meisten Eisenbahnbrücken e.t.c in Schutt und Asche hinterließen (natürlich schliesst das die Bombenangriffe ein, die hätts ohne Nazis aber nie gegben). Unglaublich bitter wenn man sieht wieviel "Substanz" (materielle, geistige) in diesen paar Jahren vernichtet wurde. Die frühe Reichsbahn der 20er war bis zur Wirtschaftskrise eine der größten Wirtschaftsgeblide weltweit, ein Hauch davon ist noch zu erkennen. Wenn man es mal rein bahnsystemisch betrachtet mit die höchste Dichte an Strecken, ziemlich hoher Reisekomfort und Güter komen noch fast überall auf die Bahn, die Anlagen werden gehegt und gepflegt, als "Bahner" wovon kann man mehr träumen!
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213
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Re: 1937, trügerische Welt

Beitrag von 213 »

Danke für den interessanten Beitrag.

Besonders interessant ist auch das Bild #67 mit dem Unkrautvernichtungszug. Es sieht so aus, als wären schon damals umgebaute Tender für den Zug verwendet worden.
zügige Grüße

FRANK

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Horst Heinrich
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Re: 1937, trügerische Welt

Beitrag von Horst Heinrich »

Gut gewählte Motive, phaszinierende Perspektiven, eine unbestechliche Fotoqualität, man ist beeindruckt.
Vielsagend auch die Botschaft zwischen den Zeilen: Deutschland spielt -20 Jahre nach dem verheerenden Weltkrieg- wieder in der ersten Liga, das Land zeigt sich allerorten von seiner besten Seite, nicht nur in puncto Eisenbahn. Trügerisch diese Welt, in der Tat, denn sie hinterließ 8 Jahre später nicht nur -wie überall verbreitet- nach einem zweiten Weltkrieg ein Volk der Täter, sondern nicht minder von Opfern. Doch wieder 20 Jahre später erstrahlte das Land erneut und 1957 hatten wir es abermals geschafft. Nur begann damit auch leider der Niedergang der Eisenbahnkultur in Deutschland.
Doch davon ist auf den 1937er Bildern zum Glück noch nichts zu sehen.
SOLANGE NICHT DIE KULTUSMINISTERKONFERENZ EINE EINSTWEILIGE VERFÜGUNG ERWIRKT UND SIE MIR PERSÖNLICH AN DER HAUSTÜR ÜBERREICHT,BLEIBE ICH BEI DER ALTEN RECHTSCHREIBUNG.
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Dieselpower
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Re: 1937, trügerische Welt

Beitrag von Dieselpower »

Dem ist nur zuzustimmen....

Was mich ein wenig nachdenklich stimmt: Kann man nicht einfach mal die Momentaufnahme aus diesem Jahr ohne jedwede Wertung, was "danach" oder "davor" kam, für sich gelten lassen?

Kann man nicht die "Betroffenheits- und Verantwortungskultur", die schon krampfhafte Züge annimmt, einfach mal außen vor lassen? Die Konfrontation von Kindesbeinen an ermüdet doch sehr, daß man dies nicht auch noch bei historischen Bildern über sich ergehen lassen muß, besonders, wenn man einer Berufsgruppe angehört, die einen dermaßen extremen Niedergang erleiden mußte....

Es ist einfach nur schön, sehen zu dürfen, was für eine ehrenhafte und in der Bevölkerung geachtete Tätigkeit die heutige, oft gescholtene 08/15-Arbeit einst war....

Nicht mehr und nicht weniger wollte ich damit sagen - auch als Denkanstoß für den Einen oder Anderen....
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Re: 1937, trügerische Welt

Beitrag von 213 »

Dieselpower hat geschrieben:Kann man nicht die "Betroffenheits- und Verantwortungskultur", die schon krampfhafte Züge annimmt, einfach mal außen vor lassen?
Natürlich kann man das. Indem man sich einfach nicht beteiligt.

Im DSO-HiFo erschien kürzlich ein Zeitungsausschnitt aus den 50er Jahren, in dem um ausgemusterte Lokalbahn-Waggons geht, die am Rande der Stadt Kiel aufgestellt wurden, um ein Zigeunerlager aufzunehmen.

Nach nur wenigen Einträgen entwickelte sich dort eine Diskussion um den Begriff Zigeuner. Es ist in der Tat erschreckend mitanzusehen, wie ein Eisenbahn-Thema derart ausarten kann.

Das erinnert mich an den Roman "1984" von George Orwell. Darin gibt es ja die politisch korrekte Sprache "Neusprech".

Übrigens: Die Berliner Polizei verwendet offiziell die Bezeichnung "mobile, ethnische Minderheit". Ihr könnt ja mal in ein Restaurant gehen und ein "mobiles, ethnisches Minderheiten-Schnitzel" bestellen. Ich wäre gespannt auf das Gesicht des Kellners. :D
zügige Grüße

FRANK

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Horst Heinrich
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Re: 1937, trügerische Welt

Beitrag von Horst Heinrich »

213 hat geschrieben: Übrigens: Die Berliner Polizei verwendet offiziell die Bezeichnung "mobile, ethnische Minderheit". Ihr könnt ja mal in ein Restaurant gehen und ein "mobiles, ethnisches Minderheiten-Schnitzel" bestellen. Ich wäre gespannt auf das Gesicht des Kellners. :D
Und wie darf denn in Zukunft die Operette "Der Zigeunerbaron" von Johann Strauss (Sohn) politisch korrekt genannt werden?
Mobiler, ethnischer Minderheiten-Baron, oder ist auch das Wort Baron in Zukunft nicht mehr salonfähig, weil es auf "unerträgliche Weise" an die Zeiten der Adelsherrschaft in Europa erinnert.
Darum ist es wohl auch in Zukunft verwerflich, die beiden US-Eisenbahnpioniere Hays und Harriman von der Union Pacific als Eisenbahnbarone zu bezeichnen...
Herzlich anempfohlen sei diesbezüglich jedem das neue Buch von Thilo Sarrazin "Der neue Tugendterror".
Ich kann nur jedem raten, sich diesem Zeitgeist zu widersetzen, sonst wird uns als Volk der Täter bald noch das Atmen verboten und alle vor 1945 gebauten Dampflokomotiven bleiben künftig kalt, sie könnten ja, was unerträglich ist, Züge in die Vernichtungslager gezogen haben.
Hat darüber eigentlich schon einmal jemand nachgedacht, wenn er einen solchen Sonderzug besteigt :?:
Die echten "Zigeuner" gehen übrigens sehr entspannt mit diesem Begriff um.
So haben die beiden legendären Musiker Django Reinhardt und Stéphane Grapelli, die erfolgreichsten europäischen Jazzmusiker der 30er Jahre, den Begriff Zigeuner-Jazz (bzw. Gipsy-Jazz) selbst geprägt.
SOLANGE NICHT DIE KULTUSMINISTERKONFERENZ EINE EINSTWEILIGE VERFÜGUNG ERWIRKT UND SIE MIR PERSÖNLICH AN DER HAUSTÜR ÜBERREICHT,BLEIBE ICH BEI DER ALTEN RECHTSCHREIBUNG.
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Re: 1937, trügerische Welt

Beitrag von Knipser1 »

Horst Heinrich hat geschrieben:
213 hat geschrieben: Übrigens: Die Berliner Polizei verwendet offiziell die Bezeichnung "mobile, ethnische Minderheit". Ihr könnt ja mal in ein Restaurant gehen und ein "mobiles, ethnisches Minderheiten-Schnitzel" bestellen. Ich wäre gespannt auf das Gesicht des Kellners. :D
Und wie darf denn in Zukunft die Operette "Der Zigeunerbaron" von Johann Strauss (Sohn) politisch korrekt genannt werden?
Mobiler, ethnischer Minderheiten-Baron, oder ist auch das Wort Baron in Zukunft nicht mehr salonfähig, weil es auf "unerträgliche Weise" an die Zeiten der Adelsherrschaft in Europa erinnert.
Darum ist es wohl auch in Zukunft verwerflich, die beiden US-Eisenbahnpioniere Hays und Harriman von der Union Pacific als Eisenbahnbarone zu bezeichnen...
Herzlich anempfohlen sei diesbezüglich jedem das neue Buch von Thilo Sarrazin "Der neue Tugendterror".
Ich kann nur jedem raten, sich diesem Zeitgeist zu widersetzen, sonst wird uns als Volk der Täter bald noch das Atmen verboten und alle vor 1945 gebauten Dampflokomotiven bleiben künftig kalt, sie könnten ja, was unerträglich ist, Züge in die Vernichtungslager gezogen haben.
Hat darüber eigentlich schon einmal jemand nachgedacht, wenn er einen solchen Sonderzug besteigt :?:
Die echten "Zigeuner" gehen übrigens sehr entspannt mit diesem Begriff um.
So haben die beiden legendären Musiker Django Reinhardt und Stéphane Grapelli, die erfolgreichsten europäischen Jazzmusiker der 30er Jahre, den Begriff Zigeuner-Jazz (bzw. Gipsy-Jazz) selbst geprägt.

Und erst die Zigeuner-Weiche....

Das wäre also dann eine Mobile-ehntnische-Minderheiten-Weiche... ;-)

Aber das diese Weiche ja Zungen - und Herzlos ist - das gibt bestimmt doppelten Ärger...
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