Bevor hier nun falsche Eindrücke über die Arbeiten zum Erhalt der Strecken 2009-2013 oder generell über die Möglichkeiten entstehen, eine Bahnstrecke überwiegend mit Ehrenamtlichen zu betreuen, noch ein paar Worte zum Thema.
Bei der Reaktivierung Morbach-SBBN war ein lehr leistungsfähiges und -williges Team vorhanden, das -ausgestattet mit dem entsprechenden Equipment durch die HWB oder mit eigenem Material- in der Lage war, die Strecke binnen 6 Monaten durchgehend befahrbar herzurichten.
Daß hier auch wirtschaftliche Interessen der HWB hätten befriedigt werden können, z.B. durch Übernahme von Güterverkehr, ist nicht nur logisch, sondern auch konsequent.
Man hätte durch entsprechende Erlöse die Vorleistungen des Unternehmens, die ganz erheblich waren, wieder zurückführen können.
Ein solches Konzept der Verquickung wirtschaftlicher Interessen mit denen von Vereinsinteressen halte ich weder für ehrenrührig noch für bedenklich.
Wenn die HWB mit der Strecke irgendwann Geld verdient hätte - jeden Ehrenamtlichen hätte es gefreut, denn damit wäre die Strecke auch längerfristig finanzierbar gewesen.
Man muß sich bei der Erhaltung von Bahnstrecken von gängigen betriebs- und volkswirtschaftlichen oder von ideologisch geprägten Modellen verabschieden.
Eine auf den Einzelfall zugeschnittene Mischung aus Unternehmertätigkeit, dem Engagement von Ehrenamtlichen und der Akquise von Fördermitteln und Zuschüssen - nur diese drei Komponenten können in Kombination miteinander zum Erfolg führen.
Die Aktiven kamen seinerzeit überwiegend aus dem Raum Simmern bzw. der Region Rheinböllen-Bingen.
Leider konnte das Engagement der Truppe nicht auch noch auf den Streckenabschnitt Hermeskeil-Türkismühle ausgedehnt werden - die Entfernungen waren einfach zu groß.
Schon die Wiederbelebung des Streckenabschnittes Hermeskeil-Morbach im Winter 2008/2009 war ein gewaltiger logistischer Kraftakt - wie froh waren alle, als man endlich wieder von Hoxel aus in den Bf Morbach einfahren konnte.
Man hätte für Türkismühle-Hermeskeil noch ein paar Leute aus den entsprechenden Landkreisen gebrauchen können.
Jetzt sind sie kurioserweise da...
Selbstverständlich bin auch ich generell der Meinung, daß der Eigentümer der Infrastruktur eigentlich auch für sie verantwortlich ist. Das Grundgesetz spricht hier sogar von "sozialer Verpflichtung des Eigentums".
Leider besteht aber kaum die Möglichkeit, diese Verpflichtung von der DB einzufordern - zwischen Langenlonsheim und SBBN hat ein entsprechender Rechtsstreit zwischen EBA und DB sechs Jahre gedauert und am Ende sogar noch das Bundesverwaltungsgericht beschäftigt und so ganz nebenbei ein privates Bahnunternehmen (Rheinhessische Eisenbahn - Wolfgang Kissel) fast ruiniert.
Jeder kann sich ausrechnen, was man allein mit den Anwalts- und Gerichtskosten der Strecke Gutes hätte tun können.
Im übrigen hat sich die Bahn für Morbach-SBBN schon sehr weit nach vorne bewegt: Ein Kaufpreis von rund 500.000 Euro für 50 km Strecke kann man schon als ein Schnäppchen bezeichnen.
(Zum Vergleich: Die 9 km lange Strecke Armsheim-Wendelsheim kostete 2002 genauso viel.)
Ich wiederhole es gerne nochmal.
Das Konzept der Jahre 2008 bis 2011 war stimmig.
Einzig das Veto des Landes via ADD bescherte dem ganzen das Aus.
Es brachte auch die Arbeit der meisten Ehrenamtlichen zum Erliegen - mich persönlich inbegriffen.
Viele sahen damals nach diesem "Nein" der Landesregierung keine Zukunft mehr für ihr Engagement.
Es gab auch ein paar Differenzen innerhalb der Truppe, auch das möchte keiner leugnen.
Aber man hätte sich wieder zusammengerauft, dessen bin ich mir sicher.
Noch ein Wort zum Kampf gegen den Aufwuchs.
Die DB verwendete jahrzehntelang ein Derivat des Phenyl-Harnstoffes (DCMU) namens Diuron.
Das Präparat hatte den Charakter eines Totalherbizides und hatte die Eigenschaft, als Photosynthese-Hemmer u.a. "systemisch" zu wirken, d.h. es drang in die Pflanze ein und zerstörte sie nachhaltig.
Die Folge war, daß man jahrelang Ruhe hatte.
Das Mittel ist aber seit 1996 nicht mehr in Gebrauch.
Die heute zugelassenen Stoffe sind kostspielig und haben nur begrenzte Langzeitwirkung, die Anwendung muß dementsprechend oft wiederholt werden.
Das kann sich ein Konzern wie die DB leisten, ein kleines Infrastrukturunternehmen jedoch nur eingeschränkt.
Zudem sorgt jeder großflächige Rückschnitt entlang einer Strecke für einen stärkeren Lichteinfall und dementsprechend für einen verstärkten Austrieb.
Auch das muß man bedenken.