Markus Göttert hat geschrieben:
Sind kaiserliche Besuche in Bernkastel Kues bekannt?
Mitten in den revolutionären Wirren von 1849 wurde der preußische Kronprinz Friedrich Wilhelm (der spätere Kaiser Wilhelm I) von den selbstbewußten, liberal gesinnten Bernkastelern einmal mit faulen Eiern und matschigen Äpfel empfangen, was seinen Enkel, Kaiser Wilhelm II, 50 Jahre später dazu veranlaßte, einen Empfang, der für ihn ausgerichtet wurde, zu meiden. Bis 1918 wurden deutschlandweit rund 300 Fürstenzimmer auf Bahnhöfen bereitgehalten, in der Regel aber auch nur dort, wo der Adel regelmäßig logierte.
In Bernkastel gab es ebenfalls einen Warteraum für hochgestellte Reisende, immerhin hatten wir bis 1918 in Deutschland außer dem Kaiser weitere 25 Herrscher vom Range eines Staatsoberhauptes, vom bayerischen König, der sieben Millionen "Seelen" vorstand bis zum Fürsten von Schaumburg-Lippe mit bescheidenen 40.000 Untertanen.
Und alle Monarchen reisten gerne, am liebsten mit dem neuen Verkehrsmittel Eisenbahn.
Damit sie nach Ankunft des Zuges bis zur Abholung mit Automobil oder der "Chaise" nicht mit dem gewöhnlich Sterblichen warten mußten, wurden sie in die entsprechenden Räumlichkeiten geleitet.
Daß nun der Bahnhof Bernkastel durch einen dezenten Umbau und interessante Gastronomie eine solche Aufwertung erfahren hat, freut mich.
Das alles kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, daß die Nachnutzung der einstigen Gleisanlagen städtebaulich mißlungen ist. Die Betonwüste im Zuge des Edeka-Neubaus incl. dem bisher gescheiterten Versuch, die Decke der Tiefgarage irgendwie als "Forum" zu nutzen, ist ohne Beispiel.
Ich habe in einer Stadt mit einer vergleichbaren Historie selten etwas so Häßliches gesehen.
Insofern schließt sich wieder der Kreis zur Bahnstrecke:
Hier wäre einiges mehr drin gewesen als Abbau und gedankenlose "Überplanung".
Das sollte einen aber nicht hindern, das neue Lokal zu besuchen, deshalb auch an @Rolf eine Dankeschön für den Tipp!