Liebling!
Nein, ich habe mich weder aus einem Partnerschaftsforum hierher verlaufen, noch habe ich zu viele Folgen der Rechtsanwaltsserie mit Manfred Krug aus Berlin-Kreuzberg geschaut.
Liebling, die Osteuropa “erfahrenen“ Eisenbahnfreunde wissen es sicher schon, ist ein Ort unweit von Timisoara in Rumänien.
Und genau in dieses Liebling wollte ich immer schon mal hin. Warum? Wegen des kuriosen Namens? Wegen der dort noch eingesetzten kleinen Malaxa-Triebwagen der Baureihe 77? Oder weil es auf der Strecke nur noch ein einziges Zugpaar gibt und ihr Fortbestand alles andere als sicher ist? Ich denke, alle diese Komponenten haben eine Rolle gespielt und als ich im Februar dieses Jahres am Abend den Malaxa nach Liebling in Jebel stehen sah war ich mir sicher, wenn die Strecke noch Verkehr aufweist, fahre ich im Sommer nach Liebling!
Am vergangenen Wochenende war es dann so weit. Von Frankfurt über München bringt mich der “Kranich“ nach Timisoara und ein Dacia standesgemäß von Aeroportul zum Gara Nord.
Bei der mich befördernden Transportkette greift ein Rad ins andere und so ist es mir aufgrund der pünktlichen Ankunft noch möglich, zunächst ebenfalls mit einem Triebwagenpärchen der Baureihe 77 (954 und 983) in Richtung Jimbolia aufzubrechen.
Wir sehen hier das Gespann auf den Stumpfgleisen des Bahnhofes Timisoara Nord. Von hier aus starten zahlreiche Nahverkehrszüge der CFR und von Regiotrans in Richtung Süden.
Die Fahrt in Richtung der Grenze zu Serbien führt uns bis nach Carpinis. Im ehemaligen Gertianosch müssen wir aussteigen und mit dem Gegenzug wieder zurück nach Timisoara fahren.
Während die zahlreichen Reisenden im Schatten auf den Zug warten, bleibt Zeit um eine Aufnahme der beiden 77er (952 und 925) zu machen, die mehrmals am Tag zwischen Carpinis und Ionel (Iohanisfeld) pendeln.
Pünktlich läuft der Personenzug aus Jimbolia nach Timisoara Nord ein. Im Schlepp einer modernisierten Diesellok der Baureihe 82 ein Doppelstockwagenpark aus Görlitzer Produktion.
Zurück in Timisoara sehen wir die Komposition nach dem Umsetzen schon wieder auf dem Rückweg nach Jimbolia.
Während sich der ex SNCF-Triebwagen aus der Caravelle-Familie der privaten Regiotrans in der Nachmittagssonne von seiner schönsten Seite zeigt ...
... laufen auf dem Nachbargleis die Protagonisten der nächsten Minuten bzw. Stunden ein.
77 970 und 77 951, von denen sich der erstgenannte 77 970 auf den Weg nach Stamora Moravita an der Grenze zu Serbien machen wird und seinen Bruder 77 951 bis nach Jebel mitnehmen wird.
Einige wenige Reisende haben sich zur Abfahrt um 16:17 Uhr eingefunden. Im Zugteil über Jebel nach Liebling werde ich inklusive der Rückfahrt nach Jebel der einzige Fahrgast bleiben.
Mein fotografisches Tun auf dem Bahnsteig in Timisoara will dem Triebwagenführer allerdings so gar nicht gefallen. Lautstark verlangt er nach einer “Legitimatia“ und stellt in Ermangelung einer solchen fest, dass ich keine “Autorisatia“ zum Fotografieren habe.
Ich erkläre ihm freundlich aber bestimmt, dass ich mich auf dem öffentlich zugänglichen Bahnsteigbereich und Rumanien in der EU befinde. Dort gibt es entsprechende Freiheiten. Weitere Zweifel beantwortete ich mit einem Fingerzeig auf ein Baustellenschild sowie dem darauf angebrachten Hinweis auf die nicht unerheblichen Fördermittel der EU und der Aussage, dass wer bezahlt auch Fotografieren dürfe.
Nun sind wir in Jebel (Schebel) angekommen. Es herrscht Hochbetrieb im kleinen Abzweigbahnhof. Nach der Ankunft des Triebwagengespanns werden die beiden zunächst getrennt. Anschließend verlässt ein Regiotranszug Jebel nach Giera.
Nach wenigen Minuten erreicht ein Güterzug aus Serbien Jebel. Bereits im Februar konnte ich den von einer “Ludmilla“ geführten Zug im Grenzbahnhof Stamora Moravita antreffen.
Für eine kurze Zeit befindet sich 77 951 nun fast allein im Bahnhof. Doch schon kurz darauf nähert sich der Personenzug nach Timisoara Nord in Gestalt von 79 0133 an der Spitze.
Nun heißt es rasch einzusteigen in den Personenzug von Jebel nach Liebling. Die einzige Verbindung des Tages macht sich pünktlich um 17:35 Uhr auf den Weg. Zehn Kilometer sind es bis nach Liebling, welches wir um 18:03 Uhr erreichen.
Was in den folgenden achtzig Warteminuten so alles Platz auf dem Kamerachip fand, seht Ihr hier in einer kleinen Auswahl.
Der Triebwagenführer sprach deutsch und befand mich auch ohne Legitimation für autorisiert ...
Wie schon angesprochen, finden sich auch zur Rückfahrt von Liebling nach Jebel neben mir keine Fahrgäste ein. Grund hierfür mögen auch die katastrophalen Anschlussmöglichkeiten in Richtung Timisoara sein.
Statt knapp zwei Stunden in Jebel auf den nächsten Regiotrans nach Timisoara zu warten, fahren wir rasch noch mit der nächsten Ferkeltaxe in Richtung Süden bis nach Voiteni (Wojteg).
Im Zugzielanzeiger der Einheit steht übrigens noch immer Leipzig-Plagwitz ...
Dann ging die Sonne unter und nach dem Schnellzug von Beograd nach Bucuresti folgte noch die Caravelle, die mich wohlbehalten nach Timisoara Nord zurück bringt.
Ein erlebnisreicher und interessanter Tag geht zu Ende. Und die Moral von der Geschichte: Rumänien – des Eisenbahnfreunds Liebling!
Gute Fahrt!
Herbert
Nachtrag
Wer wissen möchte, warum Liebling eigentlich Liebling heißt, bitte hier entlang:
http://de.wikipedia.org/wiki/Liebling
Liebling
- streckenbummler
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- Registriert: Do 29. Mär 2007, 21:40
Re: Liebling
Hallo Herbert,
sehr interessanter Beitrag mit schönen Bildern von teilweise urig wirkenden Fahrzeugen.
Danke für deinen schönen Reisebericht
sehr interessanter Beitrag mit schönen Bildern von teilweise urig wirkenden Fahrzeugen.
Danke für deinen schönen Reisebericht
- streckenbummler
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- Registriert: Do 29. Mär 2007, 21:40