Abbruch Stellwerk Balduinstein

[Horst Heinrich]

Hallo Udo, da muß ich Dir ein Kompliment machen - das ist eine vorbildliche Berufsauffassung, die in der Verbundenheit der Bevölkerung mit "ihrer" Eisenbahn und den Repräsentanten vor Ort ihre Bestätigung findet. Auch daß der Bahnhof dieses Erscheinungsbild hat, zeigt, daß das Personal an seinem Arbeitsplatz und dem Umfeld noch Interesse zeigt. Weiter so! Es sind kleine Hoffmungsschimmer
gegen den Mainstream von oben. Und vielleicht haben wir ja Glück und der DB fehlt ganz einfach künftig das Geld für diese idiotischen Elektronikorgien, wo schon ein einziger kleiner Blitzeinschlag über Stunden zehntausende Pendler und 30 Züge festsetzt.
Ich würde mich freuen,in Balduinstein und anderswo bliebe es bei dieser bewährten Technik - es wäre schließlich nicht zuletzt Schutz eines Denkmals, das ganz nebenbei auch noch alltagstauglich ist.

[Dieselpower]

Mensch Udo!
Treffender gings nicht! Zu viele Nicht-Eisenbahner sind bei der Bahn! Und die machen oft das Herzblut der echten Eisenbahner krank! Oder sie versuchen es zumindest! Solange sich die wenigen Eisenbahner mit Leib und Seele den Funken Hoffnung auf das, was Du sagst, nicht zerstören lassen, ist der Ofen noch nicht ganz aus....

Applaus!


Lieber eine menschenwürdige und menschliche Bahn mit antiker aber funktionierender Technik, als die "beste Bahn", die durch Kälte, Ausfälle, Anonymität und Störanfälligkeit glänzt.

[Horst Heinrich]

Fern des Geschehens warte ich hier mit "Herzblut" auf aktuelle Meldungen aus Balduinstein: Hat sich schon das Rollkommando über die Bausubstanz hergemacht oder wurde der Abriß wirklich gestoppt? Wer senkt meinen Blutdruck?

[eta176]

Hallo Horst,
wenn mich ein verantwortlicher Mitarbeiter von DB Netz am
Freitagnachmittag über Mobil-Telefon anruft, um mir mitzu-
teilen, dass der Abruch definitiv ausgesetzt wird, bin ich mir
sicher, dass dort auch nichts passiert. Es waren auch noch
keine Baumaschinen vor Ort. Aber wir haben ja einen aktiven
Eisenbahner "vor Ort", der heute Abend auch im Dienst ist
und den Beginn der Arbeiten notfalls zu verhindern weiss

Also: Erst mal Blutdruck senken, entspannen und Angebot von
DB Services Immobilien abwarten. Erst dann könnte man ggf.
Adrenalin-Ausstoß wieder erhöhen, Faust ballen ...

Gruß aus dem trist trüben Lahntal
Hans-Peter

[Dieselpower]

Das ist doch genau das, was ich immer meine, wenn ich wegen meiner "Früher-war-alles-besser-Einstellung" Kritik ernte. Ein organisch gewachsenes System, wie Bahn und Kommunikation (Bundesbahn und -post) mit volkswirtschaftlichem Auftrag kann man nicht in "lukrativ" und "nicht lukrativ, und damit überflüssig" zerpflücken. Wo das in den letzten 15 Jahren hin geführt hat, sehen wir im täglichen Leben. Fast-Monopolisten sitzen Probleme aus, und umgeben sich mit Rechtsabteilungen, um ihre oft perfiden Systeme gegen den Kunden und seine Ansprüche zu schützen. Der gewollte Effekt (Abbau der Bürokratie) ist nicht eingetreten - im Gegenteil. Service? Wat is dat denn? Rufen sie mal an unter "0900 - xyz für nur 3,25 EUR/min, mobil teurer!".
Die Bahn wird zum anonymen Transportmittel, Reisekultur bleibt auf der Strecke. Die Telekom streicht abgewanderte Kunden aus dem Telefonbuch (Ob das so korrekt ist? Die DB mußte damals auch zähneknirschend den ICX im Kursbuch aufnehmen!), und versucht sie dennoch hartnäckig zurückzulocken, verspricht einer breiten Bevölkerungsschicht "Entertainment total", um denn zu sagen: "Ätsch, du hast ja noch gar kein DSL100.000!"....Und dann bricht wegen eines kleinen Serverfehlers das Netz zusammen, und man kann nicht mal mehr telefonieren.
Profitable Gegenden werden versorgt, der Rest geht vor die Hunde, da sind die privaten Anbieter gut genug - und die schaffen das komischerweise auch meistens irgendwie. Und zuständig ist - wie immer - gerade der Kollege, der in Urlaub ist, oder der Geschäftsbereich, der gerade wegen Neustrukturierung nicht erreichbar ist!

Früher war nicht alles besser - auch ein Handy hat seine Vorteile (im Notfall zB, wenn man denn Netz hat), und eine Klimaanlage im Zug ist auch eine angenehme Sache (Wenn sie denn funktioniert, ansonsten rollende Sauna ohne Lüftung)...

Aber früher brauchte es auch kein Handy, irgendwie haben wir da auch überlebt - und Fenster zum Öffnen....ich könnte mich nicht erinnern, daß das mal nicht klappte (Stets Vierkant griffbereit... ). Früher war alles menschlicher - ich hoffe, da stimmt mir wenigstens eine breite Schicht zu. Dazu gehören liebevoll gepflegte Anlagen, wo die Menschen, die dort arbeiten, noch Freude dran haben, und das spürt auch der Kunde. Dazu gehört das Postamt auf dem Lande, das zwar nur zwei Stunden offen war (Dann ging der Beamte ins Postamt im nächsten Dorf), aber man konnte sich drauf einstellen. Dazu gehörte auch der Briefträger, der zwar wußte, wer wann wo im Urlaub war (War das denn sooo schlimm?), aber auch genau seine Kunden kannte, manchmal auch zwei mal klingelte und einmal im Monat fünf Mark (!) Rundfunkgebühren kassierte, aber auch die Telefonstörung weitermeldete.
Aber unsere Talfahrt, die Dirk andeutete, geht ungebremst weiter - immer schneller. Zurück in die Länderbahnzeit und Kleinstaaterei.

Weiter ab vom Thema will ich gar nicht führen. Schön, daß das Stellwerk noch steht, und eine reelle Chance zu bekommen scheint.

[Klaus]

Hallo Dieselpower,

prima Beitrag, recht gebe ich dir. Heute zählt nur noch der gewinnoptimierte und Dividenden bringende Bereich.

Gruß Klaus

[Horst Heinrich]

Auch von mir natürlich volle Zustimmung, denn so ist die Realität - ganz anders als in den teuer bezahlten Werbefeldzügen dargestellt.
Doch da dem Menschen das selbständige Denken aberzogen wurde, damit er zum kritiklosen Konsumenten wird, fehlt der breiten Masse die gemeinschaftsstiftende "Power" - da hatten die Teilnehmer des Hambacher Festes in einer ansonsten als rückständig verschrienen Epoche allesamt mehr "Drive" als die 82 Millionen Schnarchnasen heute hinter Bildzeitung, PC und Glotze.

[eta176]

W a h n s i n n, offenbar hat man jetzt "kalte Füße" bekommen

Seit gestern oder heute ist - mit Datum vom 17.11. - die "Verfahrensleitende Verfügung"
der EBA-Außenstelle Frankfurt an DB Netz, Regionalbereich Mitte, Anlagenrückbau in Hanau
zum Abbruch des Stellwerks Balduinstein im Internet veröffentlicht worden:
http://www.eba.bund.de/cln_015/SharedDo ... /RP105.pdf

Gerade heute hatte ich eine Mail ans EBA Bonn vorbereitet, um dort mal zu fragen, nach
welchen Kriterien solche Veröffentlichungen erfolgen ... oder eben nicht.
Normalerweise wäre das Stellwerk bei Veröffentlichung schon Geschichte gewesen

[LM-Zigarre]

Hallo zusammen,

ich bin hierher auf vielerlei Hinweise gekommen. Als Neuling und ortsansässiger interessiere ich mich auch für den Erhalt des "Bo". Hat jemand News von der Interessengemeinschaft? Ich selber kann zwar finanziell nichts beisteuern, aber handwerklich stelle ich mich gerne der ein oder anderen Aufgabe. Wem kann ich mich also anschließen?

Gerade heute war ich mal wieder an den Türen. Unten sieht es ja wüst aus. Oben hat glücklicherweise jemand einen Riegel vorgemacht, damit nicht noch mehr Vandalismus betrieben wird. Es wird Zeit, dass da mal aufgeräumt und alles vor dem Verfall geschützt wird.

Zum "Betreiben" hätte ich auch schon so manche Idee. Mit wem darf ich mich dann mal kurzschließen?

Viele Grüße
Martin