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Das neue €49-Ticket
Verfasst: Di 2. Mai 2023, 10:48
von Dieselpower
Moin zusammen...
Nun ist es also da, das heilige Billigticket, das nun doch wieder so wunderbar einheitlich uneinheitlich ist. In diesem Bundesland gibt es das unter bestimmten Umständen wieder vergünstigt, die HSB legt ne einfache Fahrt zum Brocken drauf, die Diskussion, ob und in welchen "weißen" Zügen es gilt, und warum in manchen unverschämterweise nicht, nimmt kein Ende, dem einen ist es immer noch zu teuer (1,65 EUR/Tag, manche wollen wohl noch etwas rausbekommen, wenn sie den ÖPNV nutzen!
), andere stehen immer noch mit offenen Fragen da....ich gehe davon aus, daß das ne Light-Wiederholung von dem 9€-Chaos gibt, mit Diskussionen am Fernzug, Eskalationen mit dem Personal, überfüllte "schnelle und weit fahrende" REs, die schon ohne Ramschticket voll waren und (außer vielleicht am Wochenende und in den Ferien) kaum meßbarem Effekt auf dem Land. Die baldige Teuerung ist schon absehbar, da ja bis jetzt die Defizite von dem 9€-Gedöns noch nicht einmal bezahlt sind....
Hurra, es gibt immerhin endlich eine Lösung für die 1.Klasse...ähm....neee, nicht so ganz, ein Zusatzticket zum Preis von € 69,- gibt es nämlich für die, die vor dem Halligalli flüchten (möchten), das sind satte 141% Zuschlag - ABER: Das Ticket gilt nur für NRW, also geht auch hier die Kleinstaaterei wieder los - das wäre mir noch egal, dadurch würde das Monatsticket für mich z.B. fast 40 Euro billiger werden, als mich derzeit ein Wochen(!!!)ticket Au - Köln 1. Klasse kostet, ABER: Das Ding gibt es ebenfalls nur als Abo, ist also für jemanden, der das wochenweise mit großen Lücken dazwischen braucht, auch wieder uninteressant. Hinzu kommt, daß die "Kundschaft" - besonders die "neue" - vor der 1 an der Glastür null Respekt hat, der Satz "In der zweiten ist alles voll, also dürfen wir hier rein!", macht die Runde, wobei das "voll" bei manchen schon eintritt, wenn der Wunsch-Vierer besetzt ist. Das Personal ist nicht willens oder in der Lage, das durchzusetzen.....also uninteressant für mich, ansonsten wäre ich auch vermutlich bereit, den gepfefferten Zuschlag zu zahlen, aber wenn man in einem Dreiländereck lebt, wie ich, und es das nur als Abo gibt - schon wieder Schrott!
Langstrecken würde ich mir damit gar nicht antun, das ist ja mit Fernzügen schon eine Katastrophe, ein "bundesweit gültiges Nahverkehrsticket" ist für mich sowieso schon vom Grundgedanken her ein Paradoxon. Es erzeugt viel mehr unnützen Verkehr, als es an anderer Stelle verhindert, denn die Sparfüchse sagen sich: "Machen wir jetzt alles mit der Bahn, kostet ja nix mehr!", die nächste Chaos-Ergänzung (39-€-Fahrradzusatzticket) steht ja schon in den Startlöchern, dann wird es so richtig richtig lustig!
Schon fragen mich Bekannte "Kann man damit auch nach Hamburg fahren?" - ja, kann man, wenn man sich sowas antun möchte. Dann spar ich mir lieber das Geld, und bleibe daheim, bevor ich mich auf so nen Horrortrip begebe... nein Danke, laß mal!
Quintessenz: Für mich persönlich nicht nur unbrauchbar, sondern eine Verschlimmerung des Status quo, da man auf Zubringerlinien auch mit einem teuren Ticket nun die Segnungen eines Ramsch-Nahverkehrs in vollen Zügen genießen kann. Gut, daß ich den neuen Wagen mit 5000 km mehr pro Jahr beim Leasinggeber angemeldet habe....ich hoffe, er wird bald geliefert. BahnCard Abo....hmmmm, steht auch auf der Kippe...!
Re: Das neue €49-Ticket
Verfasst: Di 2. Mai 2023, 20:35
von BSchötz
Hallo;
das Deutschland Ticket ist ein raffinierter Schachzug von Wissing und Co.zur Verhinderung einer vielleicht angedachten Verkehrswende,und,wie es der Geschäftsführer eine Verkehrsverbundes formulierte:das Ende der Nutzung des ÖV für 70-80 % der Bevölkerung.Es beschenkt die Pendler(wenn sie sich das antun wollen) und die einkommenschwächere Einwohnerschaft,die bei näherem Hinsehen bereits jetzt den Grossteil der Fahrgäste ausmacht.Die historischen Zwangskunden der fünf grossen A"s sind wieder da(Arm,Alt,Ausländer,Azubi,Arbeitslos).Die kriegen nun ihr vergünstigtes Ticket und sind damit versorgt.Irgendeine verkehrspolitische oder umweltmässige Auswirkung sehe ich nicht.Im Sinne der ÖV ist es unseriös,besonders die Finanzierung,da bis heute die Sicherung des Ist-Verkehrs wegen steigender Energie/Personalkosten nicht erreicht ist....geschweige des Ausbau des Angebotes.Persönlich weiss ich noch nicht,wie es weiter geht,da ich hauptsächlich Fernverkehr nutze,mit kurzem Zulauf.Begeisterung sieht aber anders aus....
Re: Das neue €49-Ticket
Verfasst: Do 4. Mai 2023, 12:08
von Dieselpower
Mein Reisenprofil (in unregelmäßigen Abständen wochenweise Einpendeln nach Köln, ansonsten überwiegend Fernverkehr) deckt sich auch nicht mit dem Ramschticket, und so schrieb ich heute an den NVR, der sich auch schon wieder einen schicken neuen Namen ausgedacht hat (Go.Rheinland)
, folgende Nachricht:
Sehr geehrte Damen und Herren,
Jetzt ist es also endlich da, das D-Ticket. Nachdem ich während der übertrieben langen Maskenpflicht die Vorzüge (ja, die gibt es auch) des Autos auf meiner bisherigen Relation Wissen - Köln kennen und schätzen gelernt hatte, war es eine Überlegung wert, auf die Schiene zurückzukehren. Als ich aber sah, daß dies nur als Abo möglich ist, und für mich ein (nur für NRW gültiger) 1.-Klasse-Zuschlag von 141% (!!!) fällig wird, wurde es wieder für mich, der nur wochenweise übers Jahr verteilt nach Köln einpendeln muß, wieder absolut uninteressant. Also zurück zu den Wochen(!)tickets, die auf dieser Strecke erster Klasse inzwischen mit sage und schreibe 125,00 zu Buche schlagen (also statt 118,-/Monat!!!).
In Anbetracht der Tatsache, daß die mißbräuchliche Benutzung der 1. Klasse durch sich selbst autorisierende Reisende 2. Klasse ("Unten ist ja alles voll, dann darf ich das!") oder Freigabe durch das Personal jedoch immer häufiger wird (was sich durch das Billigticket sicher nicht entspannen wird), und auf dem RE9 immer noch eine 50%ige Wahrscheinlichkeit der Zumutung "Talent2" herrscht, werde ich ganz sicher trotz aller Staus & Co. beim Auto bleiben, da sich hier für mich kein "Vorteil" in der 1. Klasse mehr bietet (es wird ja auch kaum kontrolliert!). Für 125 Euro pro Woche (Mit welcher Begründung können sie solche Preise angesichts des Ramschtickets eigentlich noch aufrechterhalten?) kann ich mit meinem künftigen Wagen (Plugin Hybrid) verdammt weit fahren - selbst wenn Köln völlig am Rad dreht, und nur noch E-Fahrzeuge in die Stadt läßt. Übrigens ist eine ICE-Wochenkarte Montabaur (genauso weit P+R-mäßig für mich wie Wissen) 1. Klasse nur noch unwesentlich teurer, denken Sie mal drüber nach...
Mit nachdenklichen Grüßen
Marko Lauten
Vielleicht würde ich ja wieder vermehrt den ÖPNV nutzen, aber nicht unter diesen Umständen, da lockt mich auch kein Angebot von 600 Euro im Jahr für die unbegrenzte Nutzung. Im Dorf fährt nur ein paar mal am (Werk)tag ein Bus, ich bin in der Regel also auf P+R angewiesen, also zwischen 10 und 30 Minuten Anfahrt mit dem Auto, dann ein mittlerweile sehr unzuverlässiger RE oder sogar nur ne S-Bahn (ab Au/Sieg) für fast 70 km und ohne 1. Klasse. Dann gäbe es angeblich ab 1. Juli (Warum dann erst???) dieses nur für NRW gültige (da geht der Kleinstaatereikram schon wieder los) €69,- Zusatzabo für die sogenannte "erste Klasse" (Wir wissen ja, was das in der Regel im NV heißt: Sitze invers gemustert, eng, bretthart und nicht selten voll mit Reisenden der 2. Klasse, welche ihren Wunschsitzplatz nicht mehr bekommen haben). Dieser - im Vergleich zur Gültigkeit des Originaltickets - massive Zuschlag ist eine Frechheit, für das, was man im NV in der ersten normalerweise geboten bekommt. Angeblich planen die angrenzenden Bundesländer - natürlich alle unabhängig voneinander - etwas ähnliches - ebenso wie ein Abo für die Fahrradmitnahme....wow, was für ein einheitlicher Tarif, ich bin begeistert! Und wenn dann die Fahrräder dazu kommen, wird's richtig lustig - wieder mal ein heißer Sommer für Kunden und Personal! Gute Reise!
Re: Das neue €49-Ticket
Verfasst: Do 4. Mai 2023, 17:07
von TroubadixRhenus
Kennt noch jemand die 1. Klasse im echten alten Silberling? Richtige 6-er-Abteile und Plüschsitze mit Federkern. Abends abdunkelbar und zumindest teilweise mit Leselämpchen, wenn ich mich da richtig erinnere. Echte Reisekultur im Nahverkehrs- und Eilzug.
Das mit den "Billigtickets" gab es aber schonmal Anfang/Mitte der 90er-Jahre, wo nichtmal das 9,-€-Ticket vom letzten Sommer mitkam:
Das "Schöne Wochenende Ticket". Anfangs für 15,-DM, galt bundesweit im Nahverkehr für ein Wochenende Samstag und Sonntag, und das für bis zu 5 Personen (ein Ticket!). Nachteil was nur, dass es nur Sa. und So.nutzbar war. Hat sich dann im Laufe der Jahre verteuert, galt für weniger Personen und auch nur noch Sa. ODER So. - wenn ich mich da richtig erinnere.
Re: Das neue €49-Ticket
Verfasst: Do 4. Mai 2023, 18:28
von Steffen
Nabend,
hat jetzt wieder die „Ich meckere über alles“-Orgie angefangen?
Die Mail an den Go.Rheinland ist so völlig überflüssig und was genau soll damit bezweckt werden?
Darauf gibt es die übliche Standardantwort und fertig, ab in den Papierkorb.
Natürlich sind mit dem Deutschlandticket nicht alle Probleme gelöst. ABER im immer schlimmer gewordenen Tarifwirrwarr in dem sich selbst Experten nicht mehr auskennen, ist jede Vereinfachung eine Verbesserung.
Wer will sich noch mit Wabenplänen, Übergangstarifen, 9-Uhr-Monatstickets, mit/ohne Mitnahmemöglichkeit und ähnlichem beschäftigen?
Dass sich nur durch Einführung des Tickets die Verkehrsprobleme nicht lösen lassen und eine 50-jährige politische Fehlentwicklung aufhalten lässt, dürfte klar sein.
Es ist aber ein großer Fortschritt und eigentlich traurig, dass erst durch die große Krise der letzten zwei Jahre so etwas zu Stande kommt.
Natürlich profitieren stadtnahe, gut im ÖPNV angebundene mehr davon als andere. Das ist aber ein politisches Problem, denn bestellt wird der Verkehr vom Land/Kreis/Kommune.
Und der Hunger kommt beim Essen. Soll das Ticket doch bitte für ordentlich Appetit sorgen, dass dem ÖPNV eine Chance gegeben wird, weil es endlich EINFACH ist diesen zu benutzen.
Re: Das neue €49-Ticket
Verfasst: Fr 5. Mai 2023, 01:22
von Dieselpower
Werter Steffen,
zunächst einmal vielen Dank für die DSO-Niveau-Frage, ob jetzt hier die "Ich meckere über alles"-Orgie losgeht....
Ich habe meinen Unmut darüber zum Ausdruck gebracht, daß das 49-€-Ticket nur ein weiterer Baustein im Wirrwarr ist (Weil er das Chaos nur durch eine simple Methode ergänzt, aber nicht ersetzt), und im Endeffekt nur für bestimmte Endverbraucher ein paar Vorteile bringt, und eben in meinem Fall nicht zum Reiseprofil im Nahverkehr paßt. Ist ja schön, wenn Du dich freust, daß trotz der Erfahrungen mit dem €9,- Ramschticket, dessen Kostenballon bis heute noch bei weitem nicht abgelassen worden ist, nun dauerhaft die Verkehrsleistung und die Arbeitskraft der Mitarbeiter ebenso wie das Material verramscht wird. Was nämlich nicht in den Hochglanzflyern steht, ist, daß viele Stammkunden - so wie ich - verprellt wurden, und teilweise durch ein "neues", umfangreicheres "Publikum" ersetzt wurden, dem nichts gut und billig genug ist, denen es wurscht ist, wenn sie auf ihrer eigentlich überflüssigen Spaßtour mit Sack und Pack und demnächst noch mit Fahrrad drei Stammkunden einen Platz wegnehmen, die das fünfzehnfache bezahlt haben, weil sie auf ihrem Weg zur Arbeit eben andere Prioritäten setzen.
Würde man die ganzen überflüssigen Wasserköpfe von Verbünden und Aufgabenträgern zugunsten eines echten D-Tarifs, meinethalben mit regionalen Abteilungen aber bundesweit gleichen Tarifregeln ersetzen, wäre es ein großer Wurf, aber das hier ist wieder nichts mit gar nichts, Hauptsache billig - und die Rechnung trägt die Allgemeinheit, auch der Dorfbewohner, der nichts davon hat. Es ist nämlich ein Irrglaube, daß das Billigticket die Kosten eines Nahverkehrs erwirtschaftet, den manche dafür erwarten. Und was das für den ohnehin schon labilen Bahnverkehr bedeutet, konnte man auch prima beim €9-Großversuch sehen, stundenlange Diskussionen am/im ICE, Chaos auf den Bahnsteigen, indische Verhältnisse im ohnehin schon regelmäßig überfüllten schnellen RE, aber weiterhin gähnende Leere auf auch ansonsten schwach nachgefragten Verbindungen.
Und das gibt es nun dauerhaft für € 1,65/Tag auf dem gleichen Schienennetz, mit dem gleichen Rollmaterial und der selben dünnen Personaldecke wie damals. Heute hat schon eine Kollegin zu mir gesagt "Wenn das mit dem Fahrradgedöns dann auch noch dazu kommt, such ich mir nen anderen Job!" - wir brauchen nicht nur "Billig und einfach" , vor allem brauchen wir zu allererst mal wieder mehr von dem, was Mehdorn & Co. in den letzten 30 Jahren vernichtet haben!
Einfach mal trotz der Freude über diese Billigmobilität über den Tellerrand hinaus gucken - auch z.B. nach Luxembourg, der ach so toll bejubelte Gratis-Nahverkehr hat nämlich in Bezug auf weniger Individualverkehr nichts gebracht - gar nichts! Da war aber der Nahverkehr auch vorher schon deutlich billiger als bei uns - und mit seinen Tagestickets deutlich flexibler, als dieses Abo, was wir jetzt haben.
Ich meckere nicht über alles, ich denke nur nicht so oberflächlich, wie manch andere....
Re: Das neue €49-Ticket
Verfasst: Fr 5. Mai 2023, 01:50
von Dieselpower
TroubadixRhenus hat geschrieben: ↑Do 4. Mai 2023, 17:07
Kennt noch jemand die 1. Klasse im echten alten Silberling? Richtige 6-er-Abteile und Plüschsitze mit Federkern. Abends abdunkelbar und zumindest teilweise mit Leselämpchen, wenn ich mich da richtig erinnere. Echte Reisekultur im Nahverkehrs- und Eilzug.
Das mit den "Billigtickets" gab es aber schonmal Anfang/Mitte der 90er-Jahre, wo nichtmal das 9,-€-Ticket vom letzten Sommer mitkam:
Das "Schöne Wochenende Ticket". Anfangs für 15,-DM, galt bundesweit im Nahverkehr für ein Wochenende Samstag und Sonntag, und das für bis zu 5 Personen (ein Ticket!). Nachteil was nur, dass es nur Sa. und So.nutzbar war. Hat sich dann im Laufe der Jahre verteuert, galt für weniger Personen und auch nur noch Sa. ODER So. - wenn ich mich da richtig erinnere.
Hallo Thomas,
vergiß dabei aber nicht die edlen 1.-Klasse-Bereiche in yl oder yg oder den kleinen Plüsch-Sechser im 515.6 oder ab und an sogar mal nen waschechten Am mit unvorstellbarer Beinfreiheit.
Und daß das Wochenendticket immer mehr eingeschränkt wurde, lag wiederum - wie heute - an Aasgeiern, denen 15 DM noch zu teuer waren, und die es Samstagsabends weiterverhökerten, bis ein Name draufgeschrieben werden mußte, oder die einfach ohne Ticket einstiegen, und sich durchschnorrten, bis sie nen Doofen gefunden hatten, der sie auf ihrem noch nicht ausgereizten Ticket mitnahm. Wie immer fiel das also weitgehend den "Nassauern" zum Opfer, denen nichts billig genug ist.
Da gab es aber noch Infrastruktur- und Rollmaterialreserven. Ich erinnere mich selbst an einen Sonntag in Köln Hbf, als man den überfüllten Eilzug der rechten Rheinstrecke mal eben mit ner V60 um 3 Bm-Wagen verstärkt hatte, und mit "+15" abfuhr. Heute wegen Inkompatibilität der vorhandenen Plastikbahnen und Knopf-auf-Kante-genähter Bahnsteiglängen undenkbar. Von einer besetzten Rangierlok und dem Allerallerwichtigsten - der ungeklärten Kostenfrage - ganz abgesehen.
Irgendwie will man alle mit heißer Nadel gestrickten "Wenden" nun mit der Brechstange umsetzen, weil wir "keine Zeit mehr haben", anstatt sich ruhig und weniger hysterisch mit Bedacht und kleinen, machbaren Schritten zufrieden zu stellen. Jeder kann was machen, aber mit brachialen Hauruck-Methoden, nicht realistischen Zeitplänen und Restriktionen schafft man mehr neue Probleme, als alte aus der Welt! Ja, man KANN was machen, man HÄTTE früher anfangen können, aber JETZT SOFORT alles auf einmal geht eben nicht. Ich würde auch gern mein uraltes Haus komplett sanieren, aber die neuen Regenrinnen haben schon wieder alle Reserven aufgefressen. Dafür trocknet jetzt endlich das Mauerwerk besser ab....daß ich eine 15 Jahre alte Ölheizung nun austauschen soll, war nicht geplant, und hat in meinen Augen auch mit "nachhaltig" nix zu tun. Ein Balkonkraftwerk bremst meinen Stromverbrauch, ein Plugin-Hybrid ersetzt demnächst den Diesel, die letzten konventionellen Leuchtmittel werden durch LED ersetzt - aber alles auf einmal geht einfach nicht!
Re: Das neue €49-Ticket
Verfasst: Sa 13. Mai 2023, 19:02
von reinout
Ich bin schuldig. Ich habe mit Fahrräder in Deutsche Züge gereist. Und damit ehrliche Berufsfahrer Plätze weggenommen. Verzeihung! Sogar mit Gepäck (wie in eine andere Faden bemeckert). Soll ich dazu noch sagen das es dabei zwei Liegefahrräder gab? Und reichlich Feriengepäck? Die Frechheit... Ich entschuldige mich... Und die genannte freie Brockenfahrt der HSB wenn man das Ticket da bucht: gerade diese Sommer habe ich eine Ferien in die Harz geplant und begutachtete mich das €49 Angebot und die freie Brockenfahrt.
Ich hätte eine PKW mieten sollen. All das Eisenbahzeug ist doch mist. PKW fahren! Das ist die Zukunft! Ich habe schon zwei Unterkünfte in Benneckenstein und Harzgerode für die Sommerferien gemietet, peinlichst ausgesucht das es sowohl eine Bahnanschluß und eine Supermarkt gab. Weil wir die übele gedanke hatten das es möglich wäre mittels Bahn eine nette Ferien zu haben.
Zum Glück gibt es ein Eisenbahnforum um uns zu belehren das es besser ist doch eine PKW zu mieten!
Reinout
Re: Das neue €49-Ticket
Verfasst: Mo 15. Mai 2023, 10:51
von Dieselpower
Herrje, lieber Reinout....
fühl dich doch nicht gleich auf den Schlips getreten, ich wollte mit dem Beitrag nur sagen, daß der beschrittene Weg so nicht praktikabel ist, man muß - bevor man die Menschen auf die Schiene lockt - doch erst mal die Voraussetzungen dafür wieder schaffen, die über 30 Jahre zerstört wurden. Und wo bitte steht, daß man im Urlaub einen PKW mieten soll?
Bald wird man feststellen, daß 49 Euro im Monat immer noch bei weitem nicht ausreichen, besonders, weil man ja die Defizite aus dem 9-Euro-Experiment noch nicht verdaut hat, dann wird es wieder teurer, und alles motzt herum. Und wenn man die Personalsituation durch eine solche Überbelastung weiter verschärft, ist auch niemandem geholfen. Das Gratis-Experiment in Luxemburg hat übrigens bewiesen, daß es nicht der Preis ist, sondern die Qualität, dort hat sich im NV so gut wie nichts geändert. Und mit der Qualität der deutschen Bahnen ist es momentan so schlecht bestellt, wie nie zuvor. 30 Jahre Bahnreform sei Dank! Nie zuvor gab es solche Unpünktlichkeit, so viele Ausfälle, so marode Strecken, so viele Sperrungen wegen Bauarbeiten (Komisch, früher ging sowas unter dem rollenden Rad, aber dafür wurde in letzter Zeit zu viel auf Verschleiß gefahren, und nix getan - was man Anfang der 90er der Reichsbahn vorwarf!), so knappes Personal, so unbrauchbare Infrastruktur (auf 110 m eingedampfte Bahnsteige bei 108 m langen Zügen), so wenig Gleiskapazitäten - und dann sagt man: "Los, Leute, ab jetzt fahren alle mit der Bahn" - wie soll das gehen???
Nachher sind alle unzufrieden - Personal, Stammkunden, Neukunden, Anwohner...oder eben die Sylter, weil ihre Insel plötzlich für jedermann zugänglich geworden ist....weißt Du, wie oft in den drei Monaten mit dem Ramschticket meine Kollegen und auch ich sich Sätze anhören mußten wie "Schei.. Bahn, unfähige Nichtskönner, wenn man die Bahn mal braucht, klappt nix (!), hängt doch einfach mehr Wagen dran, wir haben dafür bezahlt, also müßt IHR dafür sorgen, blablabla" und so weiter. Wie viele waren tatsächlich der Meinung, für 30 Cent pro Tag die ganze Eisenbahn gekauft zu haben. Ergebnis: Viele Krankmeldungen von Personal, das da einfach keinen Bock mehr drauf hatte, was die Situation für die Standhaften noch verschärfte...
Und da es weiterhin 1000 Sonderregeln gibt, ist das 49-Euro-Ticket in Wirklichkeit nur oberflächlich eine Vereinfachung, solange tausend Verkehrsverbünde im Hintergrund weiterwurschteln, regional beschränkte Sonderregelungen und Ergänzungen erfinden - es ist einfach nur noch ein Angebot mehr in einem völlig unübersichtlichen Wirrwarr, das bei genauem Hinsehen selbst wieder ein Opfer der Kleinstaaterei im Nahverkehr wird.
Audiatur et altera pars!
Gruß, Marko