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Der ganz normale Wahnsinn, Schulklasse im Gleis

Verfasst: So 9. Jul 2006, 20:19
von Bernhard Reifenberg
Hallo,
das hier steht in der Wochenendausgabe des Trierischen Volksfreundes:

"Unvorsichtig, aber nicht dramatisch"
07.07.2006

HERMESKEIL. Der erste Schreck hat sich gelegt, jetzt steht die Frage im Vordergrund, wie es zu dem Beinahe-Unfall mit Sch?lern auf den Schienen der Hochwaldbahn (der TV berichtete) kommen konnte.
Von
AXEL MUNSTEINER und BERND WIENTJES


Schulleiter Karl-Heinz Wortmann best?tigte dem TV gestern, dass es eine f?nfte Klasse des Hermeskeiler Gymnasiums war, die am Mittwoch gegen 8.30 Uhr bei einer Wanderung zwischen Hermeskeil und Nonnweiler mitten auf den Gleisen marschierte, als ein Zug der Hochwaldbahn auf seiner planm??igen Fahrt auf die Gruppe zurollte. Einen Zusammenprall mit m?glicherweise verheerenden Folgen f?r die zehn- und elfj?hrigen M?dchen und Jungen habe nur die Schnellbremsung des Lokf?hrers verhindert, betont der Betreiber der Strecke, die HWB-Verkehrsgesellschaft, die den TV ?ber den Vorfall unterrichtet hatte.
"Situation war nicht so dramatisch"


Zwar findet auch Wortmann deutliche Worte der Kritik und spricht von einem "unvorsichtigen Vorgehen", dass sich nicht wiederholen d?rfe. Der betroffene Lehrer habe ihm gegen?ber jedoch betont, "dass die Situation nicht so dramatisch gewesen ist, wie sie geschildert wurde", sagte der Schulleiter weiter. Der Schienenbus sei demnach in gr??erer Entfernung von der Gruppe zum Halten gekommen. Auch von einem Schaden an dem Triebwagen, den die Hochwaldbahn auf 1200 Euro sch?tzt, habe der P?dagoge nichts bemerkt. Das Betreten der Bahnanlagen ist ausdr?cklich verboten. Darauf weisen entlang der Strecke mehrere Warnschilder der Hochwaldbahn hin. Trotzdem scheint es nicht un?blich zu sein, dass auf den Schienen gewandert wird. Die Frage, mit welchen Konsequenzen der Lehrer rechnen muss, beantwortete Wortmann gestern mit "momentan keine". Der Rektor des Gymnasiums k?ndigte aber f?r Anfang der n?chsten Woche eine Dienstbesprechung an, "in der dieses Thema zur Sprache kommen wird". Seitens der Schulaufsicht bei der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) in Trier war gestern keine Auskunft zu bekommen, ob ein solcher Vorfall dienstrechtlich geahndet wird.

Die 150 PS starken Schienenbusse der Hochwaldbahn verkehren meistens nur an Feiertagen und am ersten Sonntag im Monat. Hin und wieder gibt es auch gebuchte Ausflugsfahrten f?r Vereine und Firmen. Auch G?terz?ge rollen auf der Strecke. Meist sind es Holztransporte oder Z?ge zum R?stungshersteller Diehl ins nahe gelegene Nonnweiler-Mariah?tte. Mit h?chstens 50 Stundenkilometern d?rfen die Z?ge auf der 1897 er?ffneten Strecke fahren.


Und das hier ist vom tag zuvor:

Gef?hrlicher Leichtsinn
06.07.2006

HERMESKEIL. (red) Ein umsichtiger Lokf?hrer hat auf der Hochwald-Bahn einen schweren Unfall verhindert. Mit einer Schnellbremsung vermied er den Zusammenprall mit einer Sch?lergruppe, die mit ihrem Lehrer auf den Schienen wanderte.

Nur mit viel Gl?ck ist am Mittwochmorgen ein schwerer Eisenbahnunfall auf der Strecke der Hochwald-Bahn in der N?he von Hermeskeil verhindert worden, wie die Hochwald-Bahn gestern mitteilte. Eine Wandergruppe aus einer Hermeskeiler Schule war mit ihrem Lehrer auf den Schienen unterwegs, die der Lehrer anstelle eines Wanderweges gew?hlt hatte. Nur eine Schnellbremsung des Lokf?hrers verhinderte die Kollision mit den Sch?lern und damit einen schweren Unfall. Am Zug entstand durch die Bremsung ein Sachschaden von rund 1200 Euro, weil an den Reifen Bremsflachstellen entstanden. Gegen?ber der Hochwald-Bahn gab der Lehrer an, er habe sich vorher informiert, auf der Strecke w?rden keine Z?ge mehr fahren. Seine Sch?ler wussten es besser ? ein M?dchen hatte sogar vor dem ihr bekannten Zugverkehr der Hochwaldbahn gewarnt. Die blanken Schienen der Strecke h?tten dem Lehrer ein weiteres Indiz f?r Zugverkehr sein k?nnen, au?erdem stehen entlang der Strecke ?berall Schilder, die das Betreten der Bahnanlagen ausdr?cklich verbieten.
Die Hochwald-Bahn warnt nochmals ausdr?cklich davor, die Gleisanlagen zu betreten. Insbesondere bei schlechter Sicht und nachts k?nnen die Zugf?hrer Menschen auf den Gleisen nicht rechtzeitig sehen. Die G?terz?ge rollen Richtung Nonnweiler ohne Maschinenl?rm bergab und sind daher schwer zu h?ren.

Ich kann es echt nicht fassen!
Lehrer, gebildete Menschen, die Sch?ler beibringen, dass man auf Gleisen rumlaufen darf!
Und das bei Gegenargumenten der Sch?ler!

Verzeihung, aber der geh?rt nicht mehr in den Schuldienst.


zwei mal editiert

Re: Der ganz normale Wahnsinn, Schulklasse im Gleis

Verfasst: Mo 10. Jul 2006, 06:29
von Der_Bopparder
berndreif hat geschrieben: Ich kann es echt nicht fassen!
Lehrer, gebildete Menschen, die Sch?ler beibringen, dass man auf Gleisen rumlaufen darf!
Und das bei Gegenargumenten der Sch?ler!

Verzeihung, aber der geh?rt nicht mehr in den Schuldienst.

Hallo Bernd,

dem ist nichts hinzuzuf?gen :arrow: uneingeschr?nkte Zustimmung :!: :!: :!:

Verfasst: Mo 10. Jul 2006, 10:18
von MarcusFBGK
Wenn Du beim Schienenfahrzeug die Bremse voll durchziehst, k?nnen die R?der blockieren - je leichter das Fahrzeug umso eher passiert das, d.h. der Schienenbus als leichtes Fahrzeug ist besonders gef?hrdet.

Und wenn die R?der blockiert haben, dann wird Material abgeschliffen, so dass eine Flachstelle entsteht - mit dem bekannten Gepolter beim weiteren Fahren. Weil das nicht nur ein akustisches Problem ist, sondern auch Lager, Achsaufh?ngung usw. mehr als gew?nscht belastet, m?ssen R?der mit Flachstelle abgedreht werden, sofern noch genug Material da ist oder es muss ein neuer Radreifen (aus Stahl nicht aus Gummi) aufgezogen werden.

Mariah?tte ist nicht mehr befahrbar. Da ist der Artikel nicht korrekt, aber das ist ja auch nicht Thema des Artikels gewesen.

Gru?

Marcus

Ja ja die Vorbilder

Verfasst: Mo 10. Jul 2006, 13:10
von Markus Göttert
in St Goar k?mpfen wir t?glich mit solchen vorf?llen. da sind es zwar die bahnschranken, aber nicht weniger gef?hrlich.

zum teil helfen die lehrer ihren sch?ler(innen) sogar ?ber die geschlossene schranke dr?ber. zu 90% handelt es sich um jugendherbergg?ste.

armer lehrer in hermeskeil. die elterm werden im jetzt ganz sch?n auf die spr?nge helfen :twisted:

Verfasst: Mo 10. Jul 2006, 21:43
von Bernhard Reifenberg
Hallo,
ich bin wirklich mal gespannt, was aus dem Lehrer wird.
Und es tut mir nicht leid, wenn er ein deftiges Diszi bekommt.

Lehrer und Vorbildcharakter

Verfasst: Mi 12. Jul 2006, 10:37
von Bernd Heinrichsmeyer
Hallo,

erster Beitrag im Forum und dann gleich ?ber Lehrk?rper herziehen - aber ernsthaft: Unsere Strecke k?nnte man so langsam als Wanderweg ausschildern. Allerdings sind wir noch nie in eine Schulklasse hinein gefahren. W?ren wir 2 min. fr?her gekommen, h?tten sich die Sch?ler auf der Behelfsbr?cke ?ber den L?sterbach befunden. Die hat auf einer Seite einen morschen Dienstweg und auf der anderen Seiten einen ganz morschen - d.h. das h?tte b?se enden k?nnen. Auch hilfreich: Wegen der Br?cke d?rfen wir da nur 10 km/h fahren. Der Kollege hatte gerade wieder beschleunigt und bei ca. 25 km/h die Schnellbremsung eingeleitet. Bei 50 km/h h?tten wir keine Chance mehr gehabt. Da es kurz zuvor geregnet hatte, haben wir nat?rlich gleich aufgesetzt - Flachstellen unvermeidbar. Die Kids waren schlauer als ihr Lehrer - ein M?dchen hat gesagt, sie wohne beim Bahnhof und wusste, dass Z?ge fahren. Der Lehrer h?tte das aber ignoriert und Ihr gesagt, sie habe doch keine Ahnung ... .

Pikant an der Sache: Alle 2 Jahre werden die Eisenbahnunternehmen von der Aufsichtsbeh?rde bereist. Dies war just genau diese Fahrt.

Verfasst: Mi 12. Jul 2006, 11:15
von Carsten Frank
Hallo,

sollte man bei sowas nicht vielleicht besser Leerk?rper statt Lehrk?rper schreiben? :cry:
Und sowas soll unsere Jugend "bilden". Oder bestimmt altenativ dazu unsere Politik... :-(

Gru?
Carsten

Verfasst: So 16. Jul 2006, 14:28
von Bernhard Reifenberg
Hallo,
leider bleibt das Ganze ohne Konsequenzen f?r den Lehrer.
Und ich kann auch nicht verstehen, dass seitens der HWB keine Anzeige erstattet wird.

lest selbst:


Trierischer Volksfreund vom 14.07.2006

Fehler ohne Folgen


HERMESKEIL. Der Spaziergang einer Schulklasse auf den Schienen der Hochwaldbahn wird f?r den verantwortlichen Lehrer kein Nachspiel haben. Die Betreiber der Strecke werden nach dem Beinahe-Unfall keine Anzeige erstatten. Auch Schulleitung und Schulaufsicht sehen keine Veranlassung, wegen des Vorfalls dienstrechtliche Schritte einzuleiten.
Von unserem Redakteur
AXEL MUNSTEINER

"Ganz klar: Ich habe einen Fehler gemacht und bedaure den Vorfall, f?r den ich die Verantwortung trage." Das betont im Gespr?ch mit dem TV der Lehrer des Hermeskeiler Gymnasiums, der am 5. Juli mit einer f?nften Klasse zwischen Hermeskeil und Nonnweiler auf den Gleisen der Hochwaldbahn marschierte, als ein Schienenbus auf die Gruppe zurollte, und so den Lokf?hrer zu einer Schnellbremsung zwang. (der TV berichtete)
"Bahngleise sind selbstverst?ndlich kein Spazierweg, und ich muss grunds?tzlich daf?r sorgen, die Risiken m?glichst klein zu halten", sagt der P?dagoge weiter. Er hatte mit 29 Jungen und M?dchen im Alter von zehn und elf Jahren eine Wanderung gemacht und sich dabei auf die Aussage der Sch?ler verlassen, dass auf der Strecke au?er an Wochenenden keine Z?ge verkehren w?rden.

Der Lehrer betont jedoch, dass an der Stelle, an der die Gruppe auf die Gleise gelangte, keine Verbotsschilder gestanden h?tten. Aus seiner Sicht habe auch keine "reale Gefahr f?r die Sch?ler bestanden". Er r?umt aber ein, "dass mehr h?tte passieren k?nnen". Er und die Sch?ler h?tten den langsam fahrenden Schienenbus, der sich durch Pfeifen bemerkbar gemacht hatte, herankommen geh?rt und seien sofort von den Gleisen gesprungen, sagt der Lehrer. "Die Lok ist aber nicht quietschend auf uns zugefahren, sondern sie ist problemlos neben uns zum Stehen gekommen." Daraufhin habe ihn der Lokf?hrer "zu Recht" zur Rede gestellt und ihm und seinen Sch?lern dann einen Weg von den Bahngleisen weg gewiesen. Von einem Schaden habe er nichts bemerkt, sagt der P?dagoge. Danach setzte die Klasse ihre Wanderung fort. Die Eltern der Kinder wurden nach Auskunft des Lehrers noch am Nachmittag ?ber den Vorfall informiert.

"Unglaublicher Leichtsinn"


Zwar will auch Bernd Heinrichsmeyer, der Gesch?fsf?hrer der Hochwaldbahn (HWB) und an diesem Tag Fahrer des Schienenbusses, nicht von einer "dramatischen Situation" sprechen. "Es h?tte aber schlimm ausgehen k?nnen", stellt er klar und wundert sich zugleich ?ber den "unglaublichen Leichtsinn" des Lehrers.

Erstens habe die Klasse noch wenige Minuten zuvor eine schmale Behelfsbr?cke f?r Bahnpersonal ?ber den L?sterbach passiert, auf der bei einem Zusammentreffen ein Ausweichen kaum m?glich sei und zudem eine "hohe Absturzgefahr" bestehe. Zweitens, sei die Lok gerade nur 25 Stundenkilometer schnell gewesen. Drittens k?nne man von Gl?ck sagen, dass die Bremsen eines Schienenbusses eine bessere Wirkung haben als die eines G?terzuges.

"Ich bin zwar unheimlich erschrocken. Die Sache ist f?r mich aber erledigt, und den Schaden zahlt die Versicherung", beantwortet Heinrichsmeyer die Frage, welche Konsequenzen der Beinahe-Unfall aus Sicht der Hochwaldbahn hat. F?r ihn sei nach diesem Vorfall vor allem eines wichtig: "Die Leute sollen wissen, dass auf dieser Strecke immer noch Z?ge verkehren ? und zwar mehr als fr?her." In Zukunft werde er deshalb Anzeige erstatten, "wenn wir Leute auf unserer Strecke und auf der Bahnhofsanlage entdecken. Schlie?lich bin ich in der Betriebsverantwortung".

Am Hermeskeiler Gymnasium hat derweil Schulleiter Karl-Heinz Wortmann in einer Dienstbesprechung die Weisung erteilt, dass "bei Wandertagen grunds?tzlich nicht mehr ?ber Gleise gegangen wird." Er betont, dass ein solch "leichtsinniges Vorgehen nicht mehr vorkommen darf". Disziplinarische Schritte will der Schulleiter ebenso wie die Schulaufsicht jedoch nicht ergreifen.

Die ADD in Trier hat inzwischen die schriftliche Stellungnahme des P?dagogen, der nach Auskunft von Pressesprecher Michael Ziewers "als erfahrene und umsichtige Lehrkraft gilt", gepr?ft. Das Ergebnis: "Nat?rlich h?tte sich der Lehrer ?ber die Verkehrslage informieren m?ssen. Es hat aber keinen Versto? gegen formale Bestimmungen gegeben", sagt Ziewers.

Verfasst: Mo 17. Jul 2006, 00:16
von Steffen
Er hatte mit 29 Jungen und M?dchen im Alter von zehn und elf Jahren eine Wanderung gemacht und sich dabei auf die Aussage der Sch?ler verlassen, dass auf der Strecke au?er an Wochenenden keine Z?ge verkehren w?rden.

Im ersten Bericht stand doch noch, dass ihn einzelne Sch?ler auf den Bahnverkehr der HWB hingewiesen hatten, oder?
Mu? wirklich erst etwas passieren damit Konsequenzen gezogen werden?
Ich kann mir kaum vorstellen, dass ein "normaler" Arbeitgeber so r?cksichtsvoll w?re, wenn derart fahrl?ssig gehandelt wurde.


Nat?rlich h?tte sich der Lehrer ?ber die Verkehrslage informieren m?ssen

Also wird in Zukunft erst der Fahrplan studiert und dann auf den Gleisen gewandert - einfach unfassbar!

Na dann gute Nacht.

Reaktion der Hochwaldbahn

Verfasst: Mo 17. Jul 2006, 10:34
von Bernd Heinrichsmeyer
Hallo,

ich bin auch sehr ver?rgert ?ber die l?ssige Darstellungsweise. Letztlich ist der Lehrer aber nicht unser Arbeitnehmer und ich kann nicht einwirken.
Ich kann mich nicht vierteilen und auch noch solches Zeug erledigen. Eine Anzeige erfordert Aussagen aller Beteiligten und viel Schreibkram.
Die geschaffene ?ffentlichkeit in der Zeitung d?rfte auch zun?chst mal eine gewisse Wirkung haben. ?brigens stehen Hinweisschilder - wenn auch noch von der DB. Ich werde demn?chst neue in unserem Design aufstellen. Ich suche noch Freiwillige, die uns dabei helfen :)

Verfasst: Mo 17. Jul 2006, 19:15
von Steffen
Vielleicht w?re es ja eine M?glichkeit wenn die Klasse mit ihrem Lehrer im Rahmen eines Schulprojektes die entsprechenden Schilder aufzustellen hilft.

Zusammen mit einem kleinen Rundgang und einem Einblick in den Bahnbetrieb mit Grillen am Abend, d?rfte das Interesse und der Bezug zum Thema "Bahn" wesentlich besser werden.

Es gibt heute sogar Kinder, die in ihrem Leben noch nie mit dem Zug gefahren sind und bislang keine Ber?hrung mit der Bahn hatten.
Wenn man das nur richtig anpackt, sollten alle Seiten ihre Vorteile daraus ziehen k?nnen.

Gru?,
Steffen

Verfasst: Mo 17. Jul 2006, 21:07
von MarcusFBGK
Hallo Steffen, hallo Markus,

das ist allerdings eine Idee, die weiter zu verfolgen ist. Wir hatten so eine Aktion an der Schule schonmal vor einigen Jahren gemacht. Da sind wir dann sogar mit einem f?nfteiligen Schienenbus gefahren um alle Sch?lerinnen, Sch?ler und deren Eltern zu fahren.
Vielleicht gelingt ja eine Wiederholung.

Gru?

Marcus