Rheinhessenbahn 5 (letzter Teil): Albig & Alzey (1982-1988, 30B)
Verfasst: Mi 24. Feb 2021, 11:31
Hallo Rheinhessen-Freunde,
heute nun der 5. und damit auch der letzte Teil der Aufnahmen von Bingen bis Alzey.
Die vorherigen Teile findet Ihr hier:
Teil 1: https://www.drehscheibe-online.de/foren ... 17,9618357
Teil 2: https://www.drehscheibe-online.de/foren ... 17,9621772
Teil 3: https://www.drehscheibe-online.de/foren ... 17,9625759
Teil4: https://www.drehscheibe-online.de/foren ... 17,9629356
Die Direktionskarte aus dem Jahr 1980 zeigt die Lage der heute angebotenen Station Albig und Alzey.
Scan 0a
Einzige Betriebsstelle zwischen Armsheim und Alzey ist die Station Albig.
Scan 0b
Diesen einfach gegliederten Gleisplan des Bahnhofs Albig konnte ich anhand einer Aufzeichnung von Mark („Zaubermark“) erstellen; besten Dank an ihn.
Solange Albig noch das Ladegleis mitsamt Ein- und Ausfahrsignalen besaß, waren die wesentlichen Voraussetzungen für die Kategorie „Bahnhof“ erfüllt. Heutzutage handelt es sich nur noch um einen Haltepunkt.
Die Topografische Karte 1:25.000 zeigt 1970 nach meiner Einschätzung noch ein drittes Durchgangsgleis – 1975 ist es nicht mehr verzeichnet.
Bild 1:
Am 29. Juli 1982 war es 18.56 Uhr, als Andreas und ich das Bahnhofsgebäude im Abendlicht fotografierten.
Bild 2:
11 Minuten später kam an jenem Donnerstag, den 29. Juli 1982, die 212 353 mit ihrem 8387 (Alzey 19.05 – Albig 19.08 – Mainz Hbf 19.49) höchstpünktlich herangerollt. Das Einfahrsignal am rechten Bildrand ist noch offen. Auf dieser Seite des Fotos sieht man auch noch das Ladegleis und die auffällig freie Fläche bis hin zum Gleis 2.
Der kleine Junge auf seinem Dreirad ist heute sicher ein gestandener Mann in den vierziger Jahren
Bild 3:
Sechs Jahre später, am Samstag, den 2. August 1986, befand ich auf Bahnsteig 1 und erwartete den 8396 (Mainz 10.56 – Albig 11.39 – Alzey 11.43). Er bestand aus dem Mainzer 515 015 sowie einem weiteren unbekannten 515.
Auch alle anderen in diesem Beitrag gezeigten Akkutriebwagen waren im Zeitpunkt der Aufnahme in Mainz beheimatet.
Bild 4:
Am Montag, den 15. Februar 1988, entstand dieses Bild von der Ladestraße aus. Um mal das Empfangsgebäude und den Bahnsteig 1 aus der Südrichtung zu dokumentieren, löste ich die Kamera frühzeitig aus. Bei dem Zug auf Gleis 2 handelt es sich um den 6873 (Bingen (Rh) 13.24 – Albig 14.10 – Worms 14.57), bestehend aus dem 515 548 sowie 815 616. Die Bahnhofsuhr zeigt 14.10.
Bild 5:
Der Halt des 6873 von Bild 4 mit 515 548 und 815 616.
Bild 6:
Wenige Minuten später der Gegenzug 6870 (Worms 13.26 – Albig 14.12 – Bingen (Rh) – Bingerbrück 14.53), gebildet aus dem 515 551 und jeweils einem unbekannte 515 sowie 815.
Bild 7:
Ein halbes Jahr später, am 5. August 1988, erwischten wir um 14.30 Uhr den bereits aus den vorherigen Berichten bekannten Schienenbus-Sonderzug für Eisenbahnfreunde auch im Bahnhof Albig auf dem Weg in Richtung Armsheim, bestehend aus 798 726, 998 142 und 998 798.
So oft hat man hier bei den Zugläufen die Station Alzey gelesen – jetzt ist es endlich soweit, ihn näher kennenzulernen. Zunächst durch einen Blick auf einen von mir erstellten schematischen Gleisplan, der auf einer Aufzeichnung von Mark („Zaubermark“) aus dem Jahr 1993 beruht, aber im Wesentlichen mit meinen und Andreas‘ Beobachtungen bei unseren Besuchen in den Jahren 1982 bis 1988 übereinstimmt. Mark gilt für seine Unterstützung hierfür ein großes Dankeschön.
Bei der Gelegenheit möchte ich betonen, meine selbst erstellten Gleispläne nicht als Dokumentation verstanden zu wissen, sondern lediglich als Orientierungshilfe für die Lokalisation der Aufnahmen.
Scan 7a
Bild 8:
Alzey hat 3 Bahnsteige mit 5 Gleisen; Gleis 1 ist der Hausbahnsteig.
Am 29. Juli 1982, einem Donnerstag, standen wir am Gleis 2 und lichteten um 16.14 Uhr den auf Gleis 1 angekommenen 8374 (Mainz 15.18 – Alzey 16.08), gebildet aus 515 104 + 515 015 + 815 624, ab.
Bild 9:
Die Garnitur von Bild 8 aus der Nähe.
Vom Hochsommer nun in den eiskalten Winter:
Am Donnerstag, den 3. Januar 1985, meldete man in weiten Teilen Rheinhessens eine Höchsttemperatur von minus 5 Grad. Das hielt Andreas und mich nicht ab, den ganzen lieben Tag auf Fototour zu sein. Unsere einzige Sorge galt lediglich den Batterien bzw. Akku-Konstruktionen für unsere Canon-Kameras, die an der frischen Luft schnell einen Spannungsabfall erlitten. Wir hielten sie aber mit Körperwärme leistungsbereit.
Bild 10:
An jenem 3. Januar 1985 standen wir um 15.18 Uhr in Alzey an Gleis 3 und hatten so freien Blick auf den gerade hereingekommenen Wendezug 8372 (Mainz 14.26 – Alzey 15.16) mit seiner 212 362.
Im Hintergrund sieht man die Südausfahrt mit dem Rechteckschuppen rechts, der damals noch auf einem Gleis von einem Triebfahrzeug genutzt werden konnte. Die übrigen Stände beanspruchten meistens Bahnbusse.
Bild 11:
Wir drehten uns einmal um, und schon war der gerade von der heute demontierten Bodenheimer Strecke („Amiche“) hereingerollte 515 126 als 6585 (Mainz Hbf 14.20 – Bodenheim 14.34 – Alzey 15.20) um 15.18 Uhr auf Gleis 1 im Bild.
Das Empfangsgebäude war am 10. Oktober 1944 durch Kriegseinwirkung völlig zerstört worden. Der Neubau wurde am 22. Juli 1954 eröffnet.
Bild 12:
Das Fahrzeug von Bild 11 um 15.24 Uhr: Der 515 126 hatte bereits die roten Schlussscheiben gesetzt bekommen, um die an diesen Tag letzte Fahrt übers „Amiche“ als 6594 (Alzey 15.32 -Gau Odernheim – Bodenheim – Mainz Hbf 16.32) zu absolvieren.
Bild 13:
20 Minuten später kam dann der 515 005 als 6872 (Worms 15.09 – 15.41 Alzey 15.54 – Bingen (Rh) 16.32) auf Gleis 1 herein, welcher damit die komplette Rheinhessenbahn abfuhr.
Dann wurde die hochnebelartige Wolkenschicht, die uns den ganzen Tag begleitet hatte, immer dünner. Für Fahrtaufnahmen war es zwar jetzt zu spät. Aber dafür gab es gegen 16.30 Uhr erste Anzeichen für ein interessantes Abendrot.
Was sich dann aber am südwestlichen Himmel entwickelte, war einfach atemberaubend. Das Fotografieren eines so prächtigen, feuerroten Abendhimmels hatten wir diesmal in aller Ruhe vorbereiten können – wir warteten gespannt mit Stativen und Spiegelreflex-Kameras auf den richtigen Zeitpunkt. Um kurz vor 17 Uhr ging es los. Per Drahtauslöser experimentierten wir mit verschiedenen Belichtungsvarianten. Auch kam unser lichtstarkes, leichtes Teleobjektiv mit 85 mm Brennweite zum Einsatz. Aber allzu viel Zeit hatten wir natürlich nicht ….
Bild 14:
Diese akzeptable Aufnahme gelang gemäß der Uhr vor dem Lokschuppen um 17.01 Uhr.
Bild 15:
Als die Ausfahrt für den 6679 (Bingerbrück 16.14 – 17.01 Alzey 17.16 – Worms 17.48) auf Gleis 3 gezogen wurde, probierten wir noch ein letztes Bild; es war 17.14 Uhr und schon deutlich dunkler.
Beim jetzt kaum erkennbaren Gleissperrsignal der Südausfahrt Gleis 3 (hier rechts) war die Beleuchtung ausgefallen.
Bild 16:
Danach drehten wir sogleich die Stative Richtung Bahnsteige, wo bereits die Dunkelheit um sich griff. Bei diesen Lichtwechseln und der knappen Zeit waren wir uns nicht sicher, diese faszinierende Idylle auch wirklich einfangen zu haben. Heute wäre das kein Problem mehr.
- Auf Gleis 5 (also links) standen noch die Nahverkehrswagen (Silberlinge) des von einer 212 gezogenen 8376 (Mainz 16.17 – Alzey 17.12).
- Auf Gleis 4 war abfahrbereit der beige-ozeanblaue 515 432 als 6679 (Bingerbrück 16.14 – Bingen (Rh) – 17.01 Alzey 17.16 – Worms 17.48).
- Und auf Gleis 3 sollte der rote 515 548 als 6878 (Worms 16.36 – 17.13 Alzey 17.31 – Bingen (Rh) 18.07) in die Gegenrichtung fahren.
Bild 17:
Dann wechselten wir rasch an das nördliche Ende des Bahnsteigs zwischen den Gleisen 2 und 3.
Für Gleis 3 stand schon die Ausfahrt (Hp 2) für den bereits auf Bild 16 zu sehenden roten 515 548 als 6878.
Im Hintergrund erkennt man das erleuchtete Wärterstellwerk „An“.
Nach der Wegfahrt des Akku-Triebwagens nach Bingen kehrte eine bemerkenswerte Stille in dem jetzt vor Kälte klirrenden Bahnhof ein. Da mir ohne Handschuhe fast die Finger am Stativ festgefroren wären, beschlossen wir, mit einem letzten Bild den Besuch des Alzeyer Bahnhofs abzuschließen.
Bild 18:
Das war also das Abschiedsbild in Blickrichtung Südwest.
Betrachte ich aber heute dieses Bild im Detail, bedaure ich, nicht mehr gemacht zu haben.
Diese Teleaufnahme von etwa 17.45 Uhr zeigt das Fahrdienstleiter-Stellwerk „Af“ auf dem Bahnsteig zwischen den Gleisen 4 und 5, das ich sträflichst vernachlässigt habe. Dann sieht man die Lichter aller fünf Ausfahrsignale im Südwesten und den beleuchteten Lokschuppen.
Auf der Heimfahrt nach Rüdesheim im beheizten Pkw beschlich uns eine Sehnsucht, so schnell wie möglich wiederzukommen. Und das geschah sogar schon am nächsten Tag, weil die Wettervorhersage uns anhaltenden Sonnenschein prognostiziert hatte.
Nach Zwischenstopps u. a. beim „Amiche“ (Bodenheim – Alzey) waren wir also am Freitag, den 4. Januar 1985, mittags wieder da; diesmal auf dem Nordteil des Hausbahnsteiges.
Bild 19:
In Anlehnung an die Nachtaufnahme von der Nordausfahrt (Bild 17) nun die gleiche Szenerie bei Sonnenschein.
Bild 20:
Zunächst sahen wir eine dreiteilige Akkutriebwagen-Garnitur mit dem 515 522 am Schluss sowie einem 515 und einem 815 als 6870 (Worms 13.22 – 14.04 Alzey 14.09 – Gensingen-Horrweiler (!) 14.38).
Bild 21:
Wenig später kam an jenem 4. Januar 1985 der 515 555 mit einem weiteren 515 als 6873 (Bingen (Rh) 13.24 – 14.11 Alzey 14.28 – Worms 14.57) auf Gleis 5 herein.
Bild 22:
815 610 und 515 120 verlassen auf Rangierfahrt das Gleis 2.
Wir verlegten dann am 4. Januar 1985 wieder zum „Amiche“ (Alzey – Bodenheim). Aber das wäre eine andere Geschichte.
Bild 23:
Exakt gleicher Fotostandort (Hausbahnsteig) am 26. Oktober 1985: In der Zuckerrübensaison kam uns die 211 177 mit ihrer Übergabe entgegen.
Nun zum ehemaligen Bahnbetriebswerk. Alzey war seit 1954 Außenstelle des Bw Worms geworden.
Dort lichteten wir am 2. August 1986 einige Fahrzeuge ab, die dort pausierten:
Bild 24:
Die Darmstädter 212 357.
Bild 25:
Dann die 212 359, ebenfalls eine Darmstädterin, vor einem aus Silberlingen bestehenden Zug.
Bild 26:
Der 515 022 stand am 2. August 1986 an der Ladestation.
Bild 27:
Der 515 022 war wohl besonders gerne beim Laden – so auch wieder am 15. Februar 1988 an der Ostwand der Lokhalle.
Bild 28:
Dann hatten wir endlich auch am 15. Februar 1988 die Gelegenheit, den 1954 in Dienst gestellten Prototyp 515 002 angemessen zu fotografieren. Er war derzeit ebenfalls in Mainz stationiert und wurde ein Jahr später in Mönchengladbach ausgemustert. Zwischen 1960 und 1962 war er zum Beispiel auch mal in Oberlahnstein beheimatet.
Bild 29:
Der Mainzer Regionalbus der Marke Magirus-Deutz 260 L 117 mit dem amtlichen Kennzeichen DB 22-1 aus dem Jahr 1980 stand am 15. Februar 1988 auf dem Gelände des ehem. Bahnbetriebswerkes so schön im Licht, dass wir gnädiger weise noch ein Dia investierten.
Heute bin ich aber auch deshalb sehr froh über diese Aufnahme, weil von rechts noch ein wenig Flair der damals intakten alten Alzeyer Bahnwelt rüberkommt.
Bild 30:
Fünf Monate später, am Mittwoch, den 27. Juli 1988, kamen Andreas, Karl-Heinz R. und ich bei wechselhaftem Wetter auf Rückfahrt von einer Schwaben-Tour in Rheinhessen durch. Skeptisch positionierten wir uns im Nordteil des Bahnhofs Alzey – schräg gegenüber dem Wärterstellwerk „An“ -, um den 6887 (Bingen (Rh) 17.24 – 18.09 Alzey 18.24 – Worms 18.53) aufzunehmen. Während dann das Stellwerk bereits in der Sonne lag, verdunkelte die uns allen bekannte und verhasste „Fotowolke“ die Einfahrt der Prototyps 515 002. Dafür kamen aber zwei Regenbögen – der Rechte besonders schön ausgeprägt – gut zur Geltung.
Für mich wars ein Abschiednehmen: Denn weder den 515 002 noch den Bahnhof Alzey habe ich wiedergesehen.
Wie trostlos das heute m. E. in Alzey aussieht, hat Rodrigo H. Gebhard eindrucksvoll dokumentiert:
https://rgebhard.de/seite838.htm
Es gibt aber auch Positives zu berichten: Am 30. Mai 1999 – also lange nach unseren Fototouren – reaktivierte man das Teilstück der Donnersbergbahn von Alzey nach Kirchheimbolanden, das bereits am 20. Mai 1951 den Personenverkehr verloren hatte.
Ursprünglich verband die Donnersbergbahn ja die Stationen Alzey und Marnheim und war eine zukunftsträchtige Hauptbahn, die durch Sprengung des Pfrimmtalviaduktes zum Ende des Zweiten Weltkrieges zwischen Kirchheimbolanden und Marnheim für immer unterbrochen wurde. Im Sommer 1939 verkehrte noch beispielsweise ein Eilzugpaar (E 414 & E 431) zwischen Mainz – Armsheim – Alzey – Marnheim – Langmeil – Kaiserslautern – Pirmasens.
Heute verbinden die Züge Kirchheimbolanden mit der Landeshauptstadt Mainz im Stundentakt.
Die Lage der Donnersbergbahn sowie weiterer Bahnen in Rheinhessen zeigt der folgende Ausschnitt aus der „Eisenbahnkarte Deutschlands“ vom Juni 1939, die im Original im Maßstab 1 zu 300.000 hergestellt wurde und m. E. wegen ihrer Übersichtlichkeit von mir sehr geschätzt wird.
Hierzu habe ich mal vier Karten zusammengefügt (Nr. 35, 36, 43, 44; das Schnittkreuz lag leider Mitten in Rheinhessen) und geringfügig restauriert.
Scan 30a
Es grüßt Euch
Günter
heute nun der 5. und damit auch der letzte Teil der Aufnahmen von Bingen bis Alzey.
Die vorherigen Teile findet Ihr hier:
Teil 1: https://www.drehscheibe-online.de/foren ... 17,9618357
Teil 2: https://www.drehscheibe-online.de/foren ... 17,9621772
Teil 3: https://www.drehscheibe-online.de/foren ... 17,9625759
Teil4: https://www.drehscheibe-online.de/foren ... 17,9629356
Die Direktionskarte aus dem Jahr 1980 zeigt die Lage der heute angebotenen Station Albig und Alzey.
Scan 0a
Einzige Betriebsstelle zwischen Armsheim und Alzey ist die Station Albig.
Scan 0b
Diesen einfach gegliederten Gleisplan des Bahnhofs Albig konnte ich anhand einer Aufzeichnung von Mark („Zaubermark“) erstellen; besten Dank an ihn.
Solange Albig noch das Ladegleis mitsamt Ein- und Ausfahrsignalen besaß, waren die wesentlichen Voraussetzungen für die Kategorie „Bahnhof“ erfüllt. Heutzutage handelt es sich nur noch um einen Haltepunkt.
Die Topografische Karte 1:25.000 zeigt 1970 nach meiner Einschätzung noch ein drittes Durchgangsgleis – 1975 ist es nicht mehr verzeichnet.
Bild 1:
Am 29. Juli 1982 war es 18.56 Uhr, als Andreas und ich das Bahnhofsgebäude im Abendlicht fotografierten.
Bild 2:
11 Minuten später kam an jenem Donnerstag, den 29. Juli 1982, die 212 353 mit ihrem 8387 (Alzey 19.05 – Albig 19.08 – Mainz Hbf 19.49) höchstpünktlich herangerollt. Das Einfahrsignal am rechten Bildrand ist noch offen. Auf dieser Seite des Fotos sieht man auch noch das Ladegleis und die auffällig freie Fläche bis hin zum Gleis 2.
Der kleine Junge auf seinem Dreirad ist heute sicher ein gestandener Mann in den vierziger Jahren
Bild 3:
Sechs Jahre später, am Samstag, den 2. August 1986, befand ich auf Bahnsteig 1 und erwartete den 8396 (Mainz 10.56 – Albig 11.39 – Alzey 11.43). Er bestand aus dem Mainzer 515 015 sowie einem weiteren unbekannten 515.
Auch alle anderen in diesem Beitrag gezeigten Akkutriebwagen waren im Zeitpunkt der Aufnahme in Mainz beheimatet.
Bild 4:
Am Montag, den 15. Februar 1988, entstand dieses Bild von der Ladestraße aus. Um mal das Empfangsgebäude und den Bahnsteig 1 aus der Südrichtung zu dokumentieren, löste ich die Kamera frühzeitig aus. Bei dem Zug auf Gleis 2 handelt es sich um den 6873 (Bingen (Rh) 13.24 – Albig 14.10 – Worms 14.57), bestehend aus dem 515 548 sowie 815 616. Die Bahnhofsuhr zeigt 14.10.
Bild 5:
Der Halt des 6873 von Bild 4 mit 515 548 und 815 616.
Bild 6:
Wenige Minuten später der Gegenzug 6870 (Worms 13.26 – Albig 14.12 – Bingen (Rh) – Bingerbrück 14.53), gebildet aus dem 515 551 und jeweils einem unbekannte 515 sowie 815.
Bild 7:
Ein halbes Jahr später, am 5. August 1988, erwischten wir um 14.30 Uhr den bereits aus den vorherigen Berichten bekannten Schienenbus-Sonderzug für Eisenbahnfreunde auch im Bahnhof Albig auf dem Weg in Richtung Armsheim, bestehend aus 798 726, 998 142 und 998 798.
So oft hat man hier bei den Zugläufen die Station Alzey gelesen – jetzt ist es endlich soweit, ihn näher kennenzulernen. Zunächst durch einen Blick auf einen von mir erstellten schematischen Gleisplan, der auf einer Aufzeichnung von Mark („Zaubermark“) aus dem Jahr 1993 beruht, aber im Wesentlichen mit meinen und Andreas‘ Beobachtungen bei unseren Besuchen in den Jahren 1982 bis 1988 übereinstimmt. Mark gilt für seine Unterstützung hierfür ein großes Dankeschön.
Bei der Gelegenheit möchte ich betonen, meine selbst erstellten Gleispläne nicht als Dokumentation verstanden zu wissen, sondern lediglich als Orientierungshilfe für die Lokalisation der Aufnahmen.
Scan 7a
Bild 8:
Alzey hat 3 Bahnsteige mit 5 Gleisen; Gleis 1 ist der Hausbahnsteig.
Am 29. Juli 1982, einem Donnerstag, standen wir am Gleis 2 und lichteten um 16.14 Uhr den auf Gleis 1 angekommenen 8374 (Mainz 15.18 – Alzey 16.08), gebildet aus 515 104 + 515 015 + 815 624, ab.
Bild 9:
Die Garnitur von Bild 8 aus der Nähe.
Vom Hochsommer nun in den eiskalten Winter:
Am Donnerstag, den 3. Januar 1985, meldete man in weiten Teilen Rheinhessens eine Höchsttemperatur von minus 5 Grad. Das hielt Andreas und mich nicht ab, den ganzen lieben Tag auf Fototour zu sein. Unsere einzige Sorge galt lediglich den Batterien bzw. Akku-Konstruktionen für unsere Canon-Kameras, die an der frischen Luft schnell einen Spannungsabfall erlitten. Wir hielten sie aber mit Körperwärme leistungsbereit.
Bild 10:
An jenem 3. Januar 1985 standen wir um 15.18 Uhr in Alzey an Gleis 3 und hatten so freien Blick auf den gerade hereingekommenen Wendezug 8372 (Mainz 14.26 – Alzey 15.16) mit seiner 212 362.
Im Hintergrund sieht man die Südausfahrt mit dem Rechteckschuppen rechts, der damals noch auf einem Gleis von einem Triebfahrzeug genutzt werden konnte. Die übrigen Stände beanspruchten meistens Bahnbusse.
Bild 11:
Wir drehten uns einmal um, und schon war der gerade von der heute demontierten Bodenheimer Strecke („Amiche“) hereingerollte 515 126 als 6585 (Mainz Hbf 14.20 – Bodenheim 14.34 – Alzey 15.20) um 15.18 Uhr auf Gleis 1 im Bild.
Das Empfangsgebäude war am 10. Oktober 1944 durch Kriegseinwirkung völlig zerstört worden. Der Neubau wurde am 22. Juli 1954 eröffnet.
Bild 12:
Das Fahrzeug von Bild 11 um 15.24 Uhr: Der 515 126 hatte bereits die roten Schlussscheiben gesetzt bekommen, um die an diesen Tag letzte Fahrt übers „Amiche“ als 6594 (Alzey 15.32 -Gau Odernheim – Bodenheim – Mainz Hbf 16.32) zu absolvieren.
Bild 13:
20 Minuten später kam dann der 515 005 als 6872 (Worms 15.09 – 15.41 Alzey 15.54 – Bingen (Rh) 16.32) auf Gleis 1 herein, welcher damit die komplette Rheinhessenbahn abfuhr.
Dann wurde die hochnebelartige Wolkenschicht, die uns den ganzen Tag begleitet hatte, immer dünner. Für Fahrtaufnahmen war es zwar jetzt zu spät. Aber dafür gab es gegen 16.30 Uhr erste Anzeichen für ein interessantes Abendrot.
Was sich dann aber am südwestlichen Himmel entwickelte, war einfach atemberaubend. Das Fotografieren eines so prächtigen, feuerroten Abendhimmels hatten wir diesmal in aller Ruhe vorbereiten können – wir warteten gespannt mit Stativen und Spiegelreflex-Kameras auf den richtigen Zeitpunkt. Um kurz vor 17 Uhr ging es los. Per Drahtauslöser experimentierten wir mit verschiedenen Belichtungsvarianten. Auch kam unser lichtstarkes, leichtes Teleobjektiv mit 85 mm Brennweite zum Einsatz. Aber allzu viel Zeit hatten wir natürlich nicht ….
Bild 14:
Diese akzeptable Aufnahme gelang gemäß der Uhr vor dem Lokschuppen um 17.01 Uhr.
Bild 15:
Als die Ausfahrt für den 6679 (Bingerbrück 16.14 – 17.01 Alzey 17.16 – Worms 17.48) auf Gleis 3 gezogen wurde, probierten wir noch ein letztes Bild; es war 17.14 Uhr und schon deutlich dunkler.
Beim jetzt kaum erkennbaren Gleissperrsignal der Südausfahrt Gleis 3 (hier rechts) war die Beleuchtung ausgefallen.
Bild 16:
Danach drehten wir sogleich die Stative Richtung Bahnsteige, wo bereits die Dunkelheit um sich griff. Bei diesen Lichtwechseln und der knappen Zeit waren wir uns nicht sicher, diese faszinierende Idylle auch wirklich einfangen zu haben. Heute wäre das kein Problem mehr.
- Auf Gleis 5 (also links) standen noch die Nahverkehrswagen (Silberlinge) des von einer 212 gezogenen 8376 (Mainz 16.17 – Alzey 17.12).
- Auf Gleis 4 war abfahrbereit der beige-ozeanblaue 515 432 als 6679 (Bingerbrück 16.14 – Bingen (Rh) – 17.01 Alzey 17.16 – Worms 17.48).
- Und auf Gleis 3 sollte der rote 515 548 als 6878 (Worms 16.36 – 17.13 Alzey 17.31 – Bingen (Rh) 18.07) in die Gegenrichtung fahren.
Bild 17:
Dann wechselten wir rasch an das nördliche Ende des Bahnsteigs zwischen den Gleisen 2 und 3.
Für Gleis 3 stand schon die Ausfahrt (Hp 2) für den bereits auf Bild 16 zu sehenden roten 515 548 als 6878.
Im Hintergrund erkennt man das erleuchtete Wärterstellwerk „An“.
Nach der Wegfahrt des Akku-Triebwagens nach Bingen kehrte eine bemerkenswerte Stille in dem jetzt vor Kälte klirrenden Bahnhof ein. Da mir ohne Handschuhe fast die Finger am Stativ festgefroren wären, beschlossen wir, mit einem letzten Bild den Besuch des Alzeyer Bahnhofs abzuschließen.
Bild 18:
Das war also das Abschiedsbild in Blickrichtung Südwest.
Betrachte ich aber heute dieses Bild im Detail, bedaure ich, nicht mehr gemacht zu haben.
Diese Teleaufnahme von etwa 17.45 Uhr zeigt das Fahrdienstleiter-Stellwerk „Af“ auf dem Bahnsteig zwischen den Gleisen 4 und 5, das ich sträflichst vernachlässigt habe. Dann sieht man die Lichter aller fünf Ausfahrsignale im Südwesten und den beleuchteten Lokschuppen.
Auf der Heimfahrt nach Rüdesheim im beheizten Pkw beschlich uns eine Sehnsucht, so schnell wie möglich wiederzukommen. Und das geschah sogar schon am nächsten Tag, weil die Wettervorhersage uns anhaltenden Sonnenschein prognostiziert hatte.
Nach Zwischenstopps u. a. beim „Amiche“ (Bodenheim – Alzey) waren wir also am Freitag, den 4. Januar 1985, mittags wieder da; diesmal auf dem Nordteil des Hausbahnsteiges.
Bild 19:
In Anlehnung an die Nachtaufnahme von der Nordausfahrt (Bild 17) nun die gleiche Szenerie bei Sonnenschein.
Bild 20:
Zunächst sahen wir eine dreiteilige Akkutriebwagen-Garnitur mit dem 515 522 am Schluss sowie einem 515 und einem 815 als 6870 (Worms 13.22 – 14.04 Alzey 14.09 – Gensingen-Horrweiler (!) 14.38).
Bild 21:
Wenig später kam an jenem 4. Januar 1985 der 515 555 mit einem weiteren 515 als 6873 (Bingen (Rh) 13.24 – 14.11 Alzey 14.28 – Worms 14.57) auf Gleis 5 herein.
Bild 22:
815 610 und 515 120 verlassen auf Rangierfahrt das Gleis 2.
Wir verlegten dann am 4. Januar 1985 wieder zum „Amiche“ (Alzey – Bodenheim). Aber das wäre eine andere Geschichte.
Bild 23:
Exakt gleicher Fotostandort (Hausbahnsteig) am 26. Oktober 1985: In der Zuckerrübensaison kam uns die 211 177 mit ihrer Übergabe entgegen.
Nun zum ehemaligen Bahnbetriebswerk. Alzey war seit 1954 Außenstelle des Bw Worms geworden.
Dort lichteten wir am 2. August 1986 einige Fahrzeuge ab, die dort pausierten:
Bild 24:
Die Darmstädter 212 357.
Bild 25:
Dann die 212 359, ebenfalls eine Darmstädterin, vor einem aus Silberlingen bestehenden Zug.
Bild 26:
Der 515 022 stand am 2. August 1986 an der Ladestation.
Bild 27:
Der 515 022 war wohl besonders gerne beim Laden – so auch wieder am 15. Februar 1988 an der Ostwand der Lokhalle.
Bild 28:
Dann hatten wir endlich auch am 15. Februar 1988 die Gelegenheit, den 1954 in Dienst gestellten Prototyp 515 002 angemessen zu fotografieren. Er war derzeit ebenfalls in Mainz stationiert und wurde ein Jahr später in Mönchengladbach ausgemustert. Zwischen 1960 und 1962 war er zum Beispiel auch mal in Oberlahnstein beheimatet.
Bild 29:
Der Mainzer Regionalbus der Marke Magirus-Deutz 260 L 117 mit dem amtlichen Kennzeichen DB 22-1 aus dem Jahr 1980 stand am 15. Februar 1988 auf dem Gelände des ehem. Bahnbetriebswerkes so schön im Licht, dass wir gnädiger weise noch ein Dia investierten.
Heute bin ich aber auch deshalb sehr froh über diese Aufnahme, weil von rechts noch ein wenig Flair der damals intakten alten Alzeyer Bahnwelt rüberkommt.
Bild 30:
Fünf Monate später, am Mittwoch, den 27. Juli 1988, kamen Andreas, Karl-Heinz R. und ich bei wechselhaftem Wetter auf Rückfahrt von einer Schwaben-Tour in Rheinhessen durch. Skeptisch positionierten wir uns im Nordteil des Bahnhofs Alzey – schräg gegenüber dem Wärterstellwerk „An“ -, um den 6887 (Bingen (Rh) 17.24 – 18.09 Alzey 18.24 – Worms 18.53) aufzunehmen. Während dann das Stellwerk bereits in der Sonne lag, verdunkelte die uns allen bekannte und verhasste „Fotowolke“ die Einfahrt der Prototyps 515 002. Dafür kamen aber zwei Regenbögen – der Rechte besonders schön ausgeprägt – gut zur Geltung.
Für mich wars ein Abschiednehmen: Denn weder den 515 002 noch den Bahnhof Alzey habe ich wiedergesehen.
Wie trostlos das heute m. E. in Alzey aussieht, hat Rodrigo H. Gebhard eindrucksvoll dokumentiert:
https://rgebhard.de/seite838.htm
Es gibt aber auch Positives zu berichten: Am 30. Mai 1999 – also lange nach unseren Fototouren – reaktivierte man das Teilstück der Donnersbergbahn von Alzey nach Kirchheimbolanden, das bereits am 20. Mai 1951 den Personenverkehr verloren hatte.
Ursprünglich verband die Donnersbergbahn ja die Stationen Alzey und Marnheim und war eine zukunftsträchtige Hauptbahn, die durch Sprengung des Pfrimmtalviaduktes zum Ende des Zweiten Weltkrieges zwischen Kirchheimbolanden und Marnheim für immer unterbrochen wurde. Im Sommer 1939 verkehrte noch beispielsweise ein Eilzugpaar (E 414 & E 431) zwischen Mainz – Armsheim – Alzey – Marnheim – Langmeil – Kaiserslautern – Pirmasens.
Heute verbinden die Züge Kirchheimbolanden mit der Landeshauptstadt Mainz im Stundentakt.
Die Lage der Donnersbergbahn sowie weiterer Bahnen in Rheinhessen zeigt der folgende Ausschnitt aus der „Eisenbahnkarte Deutschlands“ vom Juni 1939, die im Original im Maßstab 1 zu 300.000 hergestellt wurde und m. E. wegen ihrer Übersichtlichkeit von mir sehr geschätzt wird.
Hierzu habe ich mal vier Karten zusammengefügt (Nr. 35, 36, 43, 44; das Schnittkreuz lag leider Mitten in Rheinhessen) und geringfügig restauriert.
Scan 30a
Es grüßt Euch
Günter