Gerade zu diesem Streckenabschnitt möchte ich gerne noch etwas ergänzen:
Die Züge der DB Regio warten in Limburg generell nicht mehr. Ausnahmefälle werden durch die BZ Frankfurt geregelt. So weit die Theorie. Die Praxis sieht jedoch wie folgt aus:
- Die meisten Verspätungen auf dieser Strecke entstehen gerade im Bereich Niederzeuzheim - Limburg. Warum? Nun, weil es hier ganz bestimmte Fdl-Koryphäen gibt, die vermutlich Ehrenmitglieder beim ADAC sind. Die Schranken in Hadamar und Staffel werden oft viel zu spät geschlossen, Züge werden so ausgebremst und sind dann dank PZB90-Zugbeeinflussung oft hunderte Meter nur noch mit Schneckentempo unterwegs. Man nennt das restriktive Beeinflussung - Auch das macht der Lokführer nicht, um Reisende zu verärgern, was man immer wieder hört. Wenn die bei EIn- UND Ausfahrt kommt, sind das bis zu 500 Meter, die man dann mit nur 25 (Vorsichtshalber wegen Tachoabweichungen lieber 20) km/h fahren darf. Es kommt immer wieder vor (seltsamerweise IMMER bei bestimmten Gesichtern auf dem Stellwerk, bei anderen Kollegen ist komischerweise immer "grüne Welle"), daß der Zug trotz Laub, Eis, Schnee und was weiß ich den ganzen Westerwald ohne Verspätung durchfahren hat, und vor Zeuzheim beginnt der Stop-and-go-Spießrutenlauf. Und in Limburg schließt der Frankfurter seine Türen, während man nebenan an den Bahnsteig rollt, weil man durch die Trödelei sich auf den letzten 10 km durch unnötige Haltsignale - oder eben durch Fehlverhalten von Reisenden (Tür blockieren, damit auch der letzte noch seinen Glimmstengel bis zum Schluß auslutschen kann) ein paar Minuten "plus" eingehandelt hat.
- Hat man nun Anschlußreisende drin, steht man vor der Entscheidung "Soll ich Limburg anfunken wegen Übergang?" oder läßt man es bleiben, weil die Antwort wie so oft lautet "Wir dürfen das nicht mehr, muß die BZ entscheiden!" - und das dann auf den letzten 5 Minuten, weil die Verspätung weitere 5 min. vorher noch gar nicht absehbar war. Denn hier muß eine Meldehierarchie eingehalten werden: Die HLB-Leitstelle muß das beantragen. Also Meldeweg Lokführer -> Leitstelle -> BZ -> Fdl Limburg. Wenn da auch nur einer in der Meldekette noch "auf der anderen Leitung spricht", kann man es sowieso knicken. Wenn dann in Elz auch noch ein Rollstuhl dazwischen kommt, ist die Chose gleich ganz gelaufen.
- Wartet der Anschluß wider Erwarten doch mal, liegt es meist an einem Fdl, der den Frankfurter "ganz vergessen hat", natürlich nur aus Versehen
. Denn auch da gibt es nämlich noch einige Eisenbahner, denen das Wohl der Kundschaft sehr wohl etwas bedeutet. Für schlafmützige Kollegen kann ein Fahrgast nämlich in der Tat nichts, wohl aber für sein Erscheinen am Bahnsteig ohne Fahrkarte, wenn die Abfahrtszeit schon erreicht bzw. überschritten ist. Wäre der Zug in Frickhofen bei dem geschilderten Fall auf die Sekunde pünktlich gewesen, wäre er nämlich eh bereits fort gewesen...In anderen Ländern gibt es diesbezüglich sogar Regeln. Große britische Bahnhöfe z.B. schließen die wiedereingeführten Bahnsteigsperren bis zu 120 Sekunden vor der Planabfahrt, um die Zugabfertigung und Abfahrt pünktlich durchzuführen!
Letztendlich wäre die ganze Situation vielleicht nicht erforderlich gewesen, vielleicht hätte der Lokführer ja auch wirklich warten können, ABER:
- Es waren zwei Reisende, also zwei Tickets - und das kann am Automaten durchaus seine Zeit dauern, von wenigen Augenblicken kann man da wohl kaum sprechen.
- Um noch mal auf die Unart der "letzten Sekunde" zu sprechen zu kommen...das ist nur eine Unart - inzwischen glaubt nämlich gefühlt so ziemlich jeder 2. Bahnkunde, machen zu dürfen, was er will: Er darf sich einfach eigenmächtig in die 1. Klasse setzen, wenn die 2. voll ist (wo steht das?), er darf sich noch im Zug eine Fahrkarte lösen, wenn ein Automat im Zug ist (wo steht das?), er darf aus dem letzten Zug nicht rausgeschmissen werden (wo steht das?), er darf wie ein Bekloppter mit dem Fahrrad über den Bahnsteig rasen (DAS steht unter "Verbote" ganz klar in der Hausordnung!), er darf die Gleise an jeder x-beliebigen Stelle überqueren, und auch noch blöd werden, wenn man ihn darauf aufmerksam macht...Ihr glaubt gar nicht, wie oft ich den Spruch höre "Wußte ich nicht, daß man das nicht darf", oder "Ich kenne mich hier nicht aus!" oder ähnlichen Schwachsinn - und zwar in einwandfreiem bis "gar keinem" Deutsch. Es nervt einfach nur noch. Und diese beiden in Frickhofen sind nun mal offenbar leider mit durchs Raster gefallen...
Lokführer zu sein bedeutet inzwischen ja nicht nur das Bedienen und sichere Steuern eines Zuges. Gerade wenn man allein unterwegs ist, ist man Auskunft, Service, Kummerkasten, der Universalschuldige für alles Mögliche, Chauffeur, Klempner, Butler (vorgestern fragt doch tatsächlich ein Asylant auf Reisen im LINT nach Getränkeservice...auf Englisch - und ist entsetzt, daß wir das nicht hatten - "Sorry, no Dining car today!"), kurzum man ist Trottel für alles. Bei manchen EVUs darf man sogar die Vakuumklos entleeren, na Danke! Und es ist stets erbaulich und motivierend, wenn immer nur herumgemeckert wird, wenn der Zug z.B. morgens 3 min. zu spät bereitgestellt wird. Daß man sich zu diesem Zeitpunkt jedoch schon eine Stunde mit mangelhaften Rangierwegen, unbeleuchteten Abstellplätzen, zickigen Plastikbähnchen voller unzuverlässiger Elektronik und knöchelhohem Schneematsch herumgeschlagen hat - vom Weg zur Arbeit mitten in der Nacht ganz abgesehen - damit er einen (hoffentlich warmen) Zug bereitgestellt bekommt, interessiert den Reisenden nicht.