Begebenheiten anläßlich "letzter Fahrten"...mit ?
Verfasst: Fr 18. Nov 2016, 20:40
Thema: Bevorstehende Stillegung
Unterthema: unterschiedliche Szenarien anläßlich der sog. "letzten Fahrt"
-> Welche Stories habt ihr bei "letzten Fahrten" erlebt ?
Vermutlich haben alle hier im Forum an einer "letzten Fahrt" teilgenommen oder sogar selbst organisiert.
Erl.: Solche letzten Fahrten werden kurz vor einem rechtskräftigen Bescheid zum Abschluß eines Verfahrens nach § 11 (AEG) von diversen Eisenbahner-Vereinen organisiert, oder eben die letzte planmässige Fahrt genutzt, um.....
Richtig ist auch: Es gilt, Stillegung eines Schienenweges bezieht sich auf die Infrastruktur von A nach B und die letzte planmässige Fahrt eines (Personen)-Verkehrsunternehmens kann dann nicht unbedingt eine Stillegung zur Folge haben, wenn aus verschiedenen Gründen noch Güterverkehre oder militärische Andienung etwa einer Kaserne, oder touruistische Nutzungen als Leistungen abzuwickeln sind.
Die Prozedur einer "Letzten Fahrt" unterscheidet sich von Fall zu Fall. Und darum geht es in der Frage.
(hessische) Fallbeispiele: sie sind manchmal wie "Schlachtfeste" organisiert.
a) damals 1985 in Grävenwiesbach hat sogar, wenn ich micht recht entsinne, eine Blaskapelle aufgespielt.
b) anlässlich der Stilllegung der hessischen Weiltalstrecke gab es 1969 einen Sonderzug Weilburg-Grävenwiesbach, in dem ein Sonderpostamt eingerichtet war. Es wurden nur an diesem Tag und in diesem Zug besondere Postkarten ausgegeben, auf denen der Streckenverlauf stilisiert dargestellt war; die Karten wurden mit einem besonderen Stempel abgestempelt. Heute bei Sammlern sehr gefragt.
c) in Schotten (ex Nidda - Schotten) marschierte aus demselben Anlass 1959 ein veritabler Leichenzug (Herren in Frack und Zylinder) zum Bahnhof; in der Presse wurde eine Todesanzeige geschaltet!
d) wehmütige, zum Anlass extra verfasste Gedichte sind aus der Literatur z.B. von der Biebertalbahn (bei Gießen) und von der Strecke Waldkappel-Malsfeld bekannt. ("Sauerampfer"-Gedichte; diese Pflanze wächst oft an Bahndämmen)
e) die letzten Fahrten auf der Aar-Sälzböde-Bahn (ex KBS 624 Niederwalgern - Hartenrod - Herborn) = 2 Stillegungen bzw abschnittweise a) östlich imJuni 1995 und b) westlich in 2001) Letztere mutierte zu einem regelrechten Volksfest mit vollbesetztem langem Dampfzug (aus Siegen); Erstere im östlichen Teil war eine leere Dienstfahrt als Überführungsfahrt zweier VT 628 von Gladenbach nach Niederwalgern....und weiter nach Gießen. (die Fahrzeuge blieben sonst an der Dienststelle Gladenbach mit Betriebsruhe über Sonntag abgestellt). An diesem letzten Fahrtag, einem Samstag, trugen die Nahverkehrszüge dann außen aufgeklebte Namen: "Fischbachs Fluch" (so hieß der 1. Kreisbeigeordnete); "Kliems Zorn" (so hieß der damalige Landrat); und "Böser Bartnik" (so hieß der Bürgermeister der Stadt Gladenbach). Alle 3 verabredeten im Kreistag die Abbestellung der Verkehrsleistungen im östlichen Teil. Die Regionalisierungsmittel für Niederwalgern - Hartenrod wurden dann auf Marburg - Laasphe "umgebucht".
f) die letzte planmässige Personenzugfahrt auf der Kanonenbahn zwischen Lollar und Wetzlar fand Ende Mai 1980 mit einer dreiteiligen VT 798 Garnitur statt. Der Zug war sehr gut, aber nicht probbevoll besetzt. Soweit es möglich war, haben etliche Fahrgäste das Spektakel fotographiert. Sonst war da nix.
Resultat typisches Szenarios unter Regentschaft der alten Bundesbahn:
* Verkehrsleistungen im Ermessen des Verkehrsbetriebes
* Unattraktiver Fahrplan;
* veraltete Fahrzeuge;
* keine guten Anschlüße ( bei f) die Kreisstadt Gießen wurde nicht angefahren)
* teilweise schlechter Fahrweg, dadurch langsame Fahrt,......
Mehrere Jahre später dann nochmal eine sog. "Letzte (Sonder-)Fahrt", auch mit VT 798 ab Wetzlar bis Kinzenbach.
Zusatz: öfter waren an Fahrzeugen dieser letzten regelmässigen Personenzugfahrten die Beschriftungen wie "Letzte Fahrt" oder ein Kranz aus Tannenzweigen angeheftet
g) die letzte Fahrt auf der alten Vogelsbergbahn von Lauterbach nach Grebenhain-Crainfeld fand dann mit 2 x VT 628 in Mintgrün/weiss als Sonderfahrt statt. An dieser Fahrt nahmen viele Ortsansässige teil. Aber keine Blaskapelle u.s.w.
h) Haiger-Breitscheid: da war ein steilstreckentauglicher VT 798 der OEF in Beauftragung der Eisenbahnfreunde aus Herborn unterwegs. Auch "probbevoll"; es gab gegrillte Würstchen im Zug.....
i) Dillenburg - Ewersbach: da war ein Versuch einer letzten Fahrt mit VT 798, die aber wegen eines umliegenden dicken Baumes hinter Frohnhausen (Dillkreis) nicht bis Ewersbach durchgeführt werden konnte.
J) Hungen - Wölfersheim; April 2003; Fahrzeug HLB GTW 2/6:: Wenige schwarz gekleidete Personen, Protestversammlung am Bf. in Hungen ein großes Schild am Bf. Hungen: "zurück ins 19.te Jahrhundert ?" und "Junge komm bald wieder"
k) Jossa - Wildflecken; mit OEF VT 798 (teilweise 5 und 6 teilige Garnituren) zum Parkfest nach Bad Brückenau; Eine dieser Fahrten wurde dann dort als Fotofahrt erweitert und als Fotomotiv mit historischem Feuerwehrfahrzeug Magirus Rundhauber umfunktioniert. Es gab auch Stichfahrten nach Oberwildflecken bis fast zur Kaserne.
Was fällt euch kurisoses ein ?
(ja, in Kürze steht im Lumdatal eine solche Veranstaltung bevor; der dort agierende Verein beabsichtigt einen Vortrag im Zug inkl. Kinderbespaßung mit Kinderpunsch und Kasperletheater auf die Beine zu stellen)
Unterthema: unterschiedliche Szenarien anläßlich der sog. "letzten Fahrt"
-> Welche Stories habt ihr bei "letzten Fahrten" erlebt ?
Vermutlich haben alle hier im Forum an einer "letzten Fahrt" teilgenommen oder sogar selbst organisiert.
Erl.: Solche letzten Fahrten werden kurz vor einem rechtskräftigen Bescheid zum Abschluß eines Verfahrens nach § 11 (AEG) von diversen Eisenbahner-Vereinen organisiert, oder eben die letzte planmässige Fahrt genutzt, um.....
Richtig ist auch: Es gilt, Stillegung eines Schienenweges bezieht sich auf die Infrastruktur von A nach B und die letzte planmässige Fahrt eines (Personen)-Verkehrsunternehmens kann dann nicht unbedingt eine Stillegung zur Folge haben, wenn aus verschiedenen Gründen noch Güterverkehre oder militärische Andienung etwa einer Kaserne, oder touruistische Nutzungen als Leistungen abzuwickeln sind.
Die Prozedur einer "Letzten Fahrt" unterscheidet sich von Fall zu Fall. Und darum geht es in der Frage.
(hessische) Fallbeispiele: sie sind manchmal wie "Schlachtfeste" organisiert.
a) damals 1985 in Grävenwiesbach hat sogar, wenn ich micht recht entsinne, eine Blaskapelle aufgespielt.
b) anlässlich der Stilllegung der hessischen Weiltalstrecke gab es 1969 einen Sonderzug Weilburg-Grävenwiesbach, in dem ein Sonderpostamt eingerichtet war. Es wurden nur an diesem Tag und in diesem Zug besondere Postkarten ausgegeben, auf denen der Streckenverlauf stilisiert dargestellt war; die Karten wurden mit einem besonderen Stempel abgestempelt. Heute bei Sammlern sehr gefragt.
c) in Schotten (ex Nidda - Schotten) marschierte aus demselben Anlass 1959 ein veritabler Leichenzug (Herren in Frack und Zylinder) zum Bahnhof; in der Presse wurde eine Todesanzeige geschaltet!
d) wehmütige, zum Anlass extra verfasste Gedichte sind aus der Literatur z.B. von der Biebertalbahn (bei Gießen) und von der Strecke Waldkappel-Malsfeld bekannt. ("Sauerampfer"-Gedichte; diese Pflanze wächst oft an Bahndämmen)
e) die letzten Fahrten auf der Aar-Sälzböde-Bahn (ex KBS 624 Niederwalgern - Hartenrod - Herborn) = 2 Stillegungen bzw abschnittweise a) östlich imJuni 1995 und b) westlich in 2001) Letztere mutierte zu einem regelrechten Volksfest mit vollbesetztem langem Dampfzug (aus Siegen); Erstere im östlichen Teil war eine leere Dienstfahrt als Überführungsfahrt zweier VT 628 von Gladenbach nach Niederwalgern....und weiter nach Gießen. (die Fahrzeuge blieben sonst an der Dienststelle Gladenbach mit Betriebsruhe über Sonntag abgestellt). An diesem letzten Fahrtag, einem Samstag, trugen die Nahverkehrszüge dann außen aufgeklebte Namen: "Fischbachs Fluch" (so hieß der 1. Kreisbeigeordnete); "Kliems Zorn" (so hieß der damalige Landrat); und "Böser Bartnik" (so hieß der Bürgermeister der Stadt Gladenbach). Alle 3 verabredeten im Kreistag die Abbestellung der Verkehrsleistungen im östlichen Teil. Die Regionalisierungsmittel für Niederwalgern - Hartenrod wurden dann auf Marburg - Laasphe "umgebucht".
f) die letzte planmässige Personenzugfahrt auf der Kanonenbahn zwischen Lollar und Wetzlar fand Ende Mai 1980 mit einer dreiteiligen VT 798 Garnitur statt. Der Zug war sehr gut, aber nicht probbevoll besetzt. Soweit es möglich war, haben etliche Fahrgäste das Spektakel fotographiert. Sonst war da nix.
Resultat typisches Szenarios unter Regentschaft der alten Bundesbahn:
* Verkehrsleistungen im Ermessen des Verkehrsbetriebes
* Unattraktiver Fahrplan;
* veraltete Fahrzeuge;
* keine guten Anschlüße ( bei f) die Kreisstadt Gießen wurde nicht angefahren)
* teilweise schlechter Fahrweg, dadurch langsame Fahrt,......
Mehrere Jahre später dann nochmal eine sog. "Letzte (Sonder-)Fahrt", auch mit VT 798 ab Wetzlar bis Kinzenbach.
Zusatz: öfter waren an Fahrzeugen dieser letzten regelmässigen Personenzugfahrten die Beschriftungen wie "Letzte Fahrt" oder ein Kranz aus Tannenzweigen angeheftet
g) die letzte Fahrt auf der alten Vogelsbergbahn von Lauterbach nach Grebenhain-Crainfeld fand dann mit 2 x VT 628 in Mintgrün/weiss als Sonderfahrt statt. An dieser Fahrt nahmen viele Ortsansässige teil. Aber keine Blaskapelle u.s.w.
h) Haiger-Breitscheid: da war ein steilstreckentauglicher VT 798 der OEF in Beauftragung der Eisenbahnfreunde aus Herborn unterwegs. Auch "probbevoll"; es gab gegrillte Würstchen im Zug.....
i) Dillenburg - Ewersbach: da war ein Versuch einer letzten Fahrt mit VT 798, die aber wegen eines umliegenden dicken Baumes hinter Frohnhausen (Dillkreis) nicht bis Ewersbach durchgeführt werden konnte.
J) Hungen - Wölfersheim; April 2003; Fahrzeug HLB GTW 2/6:: Wenige schwarz gekleidete Personen, Protestversammlung am Bf. in Hungen ein großes Schild am Bf. Hungen: "zurück ins 19.te Jahrhundert ?" und "Junge komm bald wieder"
k) Jossa - Wildflecken; mit OEF VT 798 (teilweise 5 und 6 teilige Garnituren) zum Parkfest nach Bad Brückenau; Eine dieser Fahrten wurde dann dort als Fotofahrt erweitert und als Fotomotiv mit historischem Feuerwehrfahrzeug Magirus Rundhauber umfunktioniert. Es gab auch Stichfahrten nach Oberwildflecken bis fast zur Kaserne.
Was fällt euch kurisoses ein ?
(ja, in Kürze steht im Lumdatal eine solche Veranstaltung bevor; der dort agierende Verein beabsichtigt einen Vortrag im Zug inkl. Kinderbespaßung mit Kinderpunsch und Kasperletheater auf die Beine zu stellen)