[UK] Ein Besuch in England Teil 4 -letzter Teil
Verfasst: Fr 7. Okt 2016, 16:52
Am nächsten Morgen starteten wir nach wieder einem typisch englischen Frühstück zu Fuß zum Bahnhof Pickering. Mein Freund hatte schon viele Wochen zuvor Karten für den ersten Zug nach Whitby an der Nordsee gekauft. Wir sollten die gesamte landschaftlich reizvolle Strecke einmal vom Zug aus erleben.
Er war fest der Überzeugung, dass der Zug von einer Dampflok gezogen würde. Nun wenn man den Fahrplan; in englisch timetable, richtig las, dann wurde der erste Zug diesel geführt. Nun ich wollte mit ihm nicht diskutieren und wartete einfach ab. Als wir den Bahnhof erreichten war seine Enttäuschung groß, vor dem Zug stand eine alte Diesellok vom Typ Class 37 Co-Co. Nun für mich war auch diese Lok nicht uninteressant und so machte ich mich auf den Weg Lok und Zug abzulichten.
Zu meinem Erstaunen; schon der erste Zug war so gut wie ausgebucht. Es wurden sogar noch zwei zusätzliche Personenwagen angehängt!
Der Führerstand der Lok stand offen und so warf ich einen Blick hinein. Ich fragte den Lokführer ob ich einige Aufnahmen auf dem Führerstand machen dürfte. Freundlich rief er mir zu: Come in! Das musste er mir nicht zweimal sagen und schon stand ich auf dem Führerstand!
Total von der Situation überrollt und vertieft ins Fotografieren, kam das Abfahrtsignal. Schnell wollte ich in den Zug wechseln, wo meine Frau und mein Freund mit seiner Frau schon Platz genommen hatten, doch da sagte der Lokführer: Stay in, it´s ok! Das war natürlich die absolute Krönung, schnell rief ich meine Frau über Handy an und erklärte ihr die Situation, denn ich war mir sicher, dass sie mich schon vermisst hatten. Von nun an konnte ich die Fahrt auf dem Führerstand der Lok und den grandiosen Blick genießen. Natürlich kam ich auch ins Gespräch mit dem Lokführer und so erfuhr ich einige interessante Dinge über die North York Moors Railway.
Hier der Token; nur wer ihn besitzt, ist zum Befahren des eingleisigen Streckenabschnitts berechtigt. Dieses System zur Zugsicherung war und ist in Großbritanien sowie in den ehemaligen britischen Kolonien sehr verbreitet.
Einfahrt in den Bahnhof Levisham:
Im Gespräch mit dem Lokführer, der im Übrigen ein exelenter Kenner der Deutschen Eisen- und Museumsbahnen ist, erfuhr ich, dass die Strecke, die wir nun befuhren, eine ehemalige LNER-Strecke (London & North Eastern Railway) war. Sie wurde in den Sechzigern stillgelegt, aber vom Rückbau verschont. Der erste Museumszug lief bereits am 2. Februar 1969 und der regelmäßige Museumszugbetrieb begann 1972. Jährlich transportiert diese Bahn die unglaubliche Zahl von über 305000 Fahrgästen. Das zu glauben fiel mir nicht schwer, denn in den zurückliegenden Tagen konnte ich selbst ja sehen, dass die Züge immer gut besetzt waren.
Er erzählte mir auch von seinen vielen Besuchen in Sachsen und dem Harz. Schnell hatten wir eine gemeinsame Gesprächsebene.
Kontinuierlich steil bergan ging es nun in die Hochebene der wunderschönen Landschaft.
Gerne hätte ich auch am Streckenrand gestanden und Aufnahmen auf freier Strecke gemacht. Das war aber auf Grund der Kürze des Besuchs nicht möglich. Außerdem musste ich Rücksicht auf meine Begleiter nehmen, die sind alle keine Eisenbahnfans und tolerieren meinen Fabel für die Eisenbahn.
Einfahrt in den Bahnhof Goathland:
In Goathland ist der Scheitelpunkt der Strecke erreicht. Der Bahnhof ist die bedeutendste Zwischenstation der North York Moors Railway. Mitten in den "Moors" gelegen kann man den Ort mit seinem Bahnhof mit dem Auto nur über sehr schmale und kurvige Straßen erreichen. Hier ist ein komplettes "Northern"- Schema erhalten, mit Fußgängerbrücke, Wasserturm, Güterschuppen und Kohleverladung. Das Dorf liegt in unmittelbarer Nähe und ist durch seine malerischen Häuser ein beliebtes Ausflugsziel nicht nur für Eisenbahnfreunde. Im Ort wurde die überaus populäre britische Fernsehserie "Heartbeat" gedreht. Aber auch in Harry-Potter-Filmen spielte der Bahnhof eine Rolle und wurde zu diesem Zweck in "Hoagsmead" umbenannt. Auf der Strecke verkehrte im Film die Lok "Hogwarts Castle", die eigentlich eine rot lackierte Great Western-Lok der Hall-Klasse war.
„Dieselpower“ hatte es mir ja in einem Kommentar zu meinem gestrigen Bericht schon vorweggenommen! Trotzdem danke für die Rückmeldung, es freut mich, das diese Art der Berichterstattung dem ein oder anderen gefällt! DANKE für die bisherigen positiven Rückmeldungen!
In Goathland hatten wir eine Zugkreuzung mit einem aus Grosmont kommenden Zug, der mit der aus den Vortagen bekannten 80072 bespannt war.
Von nun an ging es bergab in Richtung Grosmont:
Einfahrt in den Tunnel von Grosment:
Blick auf den Bahnhof Grosment:
In Grosmont musste ich den Füherstand verlassen; hier fand ein Lokwechsel mit einer Class 25 der Network Rail statt. Sie brachte den Zug dann nach Whitby. Zuvor tauschten wir gegenseitig noch unsere Erreichbarkeiten aus und seitdem besteht zwischen uns ein regelmäßiger eMail-Verkehr. Wer weiß……….?
Wir fuhren dann nach dem Lokwechsel mit dem Zug zu unserem Tagesziel dem Küstenort Whitby. Whitby ist ein bedeutender historischer Küstenort in der englischen Grafschaft North Yorkshire. Der Hafen von Whitby dient vor allem einer größeren Fischereiflotte. In der Stadt wurde auch Großbritanniens bedeutendster Seefahrer James Cook ausgebildet. Die Schiffe seiner zahlreichen Seereisen wurden hier gebaut und auch die bedeutende Südseereise von 1768 nahm hier ihren Anfang. Sein Denkmal überblickt den Hafen der Stadt. Als Bram Stoker 1890 in Whitby residierte, diente die kleine Stadt und die Ruinen einer Abtei oberhalb der Stadt als Inspiration und Kulisse für sein Meisterwerk Dracula, das 1897 veröffentlicht wurde. Bei seiner Reise nach England landete Graf Dracula mit seinem Schiff in Whitby. Die Stadt hat daher auch ein Dracula-Museum und zweimal im Jahr findet das Whitby Gothic Weekend statt, ein Fest für Angehörige der Gothic-Kultur. (Die Informationen habe ich einem Stadtprospekt entnommen).
Hier ein paar Eindrücke aus dem wunderschönen Whitby:
Über die über 100 Jahre alte, nach wie vor voll funktionstüchtige Drehbrücke gelangt man auf die andere Seite des Hafens
Blick auf die Hafenmohle:
Blick von der anderen Seite auf die Stadt und den Fels mit der Klosterruine:
Nach dem Sightseeing ging es wieder zurück zum Bahnhof. Hier fiel mir wieder die typische englische Gelassenheit und strikte Disziplin beim Warten auf dem Bahnsteig auf. Ruhig und in einer Reihe stehend, warteten die Reisenden ohne Drängelei auf den Zug. Im Übrigen habe ich das überall in England erlebt, ob an Haltestellen des ÖPNV oder an Bankautomaten; halt überall da, wo Menschen auf Irgendetwas warteten! So was wünschte ich mir mal bei uns in Deutschland!
Hier unser Zug, noch bevor die Lok umgespannt hatte. Bei der Lok handelt es sich um eine Diesellok der Class 25 Bo-Bo:
Leider änderte sich mal wieder das Wetter, halt typisch englisch und so ging es im Regen zurück über Grosmont nach Pickering. In Grosmont erhielten wir dann den gewünschten Dampfvorspann!
Hier ein paar Eindrücke von der Rückfahrt:
Von Pickering ging es dann am darauffolgenden Tag wieder zurück nach Oxford, wo wir vor unsere Rückreise noch 3 Tage bei unseren Freunden verbrachten.
Ich hoffe Euch hat mein Reisebericht aus England gefallen!
Für mich steht jedenfalls fest: Ich komme wieder! Brexit hin oder her! Vielleicht wird es dann ja auch etwas günstiger; jedenfalls ist das Britische Pfund am Fallen!
Viele Grüße: Albert Lehmann; alias HeizerALF
Er war fest der Überzeugung, dass der Zug von einer Dampflok gezogen würde. Nun wenn man den Fahrplan; in englisch timetable, richtig las, dann wurde der erste Zug diesel geführt. Nun ich wollte mit ihm nicht diskutieren und wartete einfach ab. Als wir den Bahnhof erreichten war seine Enttäuschung groß, vor dem Zug stand eine alte Diesellok vom Typ Class 37 Co-Co. Nun für mich war auch diese Lok nicht uninteressant und so machte ich mich auf den Weg Lok und Zug abzulichten.
Zu meinem Erstaunen; schon der erste Zug war so gut wie ausgebucht. Es wurden sogar noch zwei zusätzliche Personenwagen angehängt!
Der Führerstand der Lok stand offen und so warf ich einen Blick hinein. Ich fragte den Lokführer ob ich einige Aufnahmen auf dem Führerstand machen dürfte. Freundlich rief er mir zu: Come in! Das musste er mir nicht zweimal sagen und schon stand ich auf dem Führerstand!
Total von der Situation überrollt und vertieft ins Fotografieren, kam das Abfahrtsignal. Schnell wollte ich in den Zug wechseln, wo meine Frau und mein Freund mit seiner Frau schon Platz genommen hatten, doch da sagte der Lokführer: Stay in, it´s ok! Das war natürlich die absolute Krönung, schnell rief ich meine Frau über Handy an und erklärte ihr die Situation, denn ich war mir sicher, dass sie mich schon vermisst hatten. Von nun an konnte ich die Fahrt auf dem Führerstand der Lok und den grandiosen Blick genießen. Natürlich kam ich auch ins Gespräch mit dem Lokführer und so erfuhr ich einige interessante Dinge über die North York Moors Railway.
Hier der Token; nur wer ihn besitzt, ist zum Befahren des eingleisigen Streckenabschnitts berechtigt. Dieses System zur Zugsicherung war und ist in Großbritanien sowie in den ehemaligen britischen Kolonien sehr verbreitet.
Einfahrt in den Bahnhof Levisham:
Im Gespräch mit dem Lokführer, der im Übrigen ein exelenter Kenner der Deutschen Eisen- und Museumsbahnen ist, erfuhr ich, dass die Strecke, die wir nun befuhren, eine ehemalige LNER-Strecke (London & North Eastern Railway) war. Sie wurde in den Sechzigern stillgelegt, aber vom Rückbau verschont. Der erste Museumszug lief bereits am 2. Februar 1969 und der regelmäßige Museumszugbetrieb begann 1972. Jährlich transportiert diese Bahn die unglaubliche Zahl von über 305000 Fahrgästen. Das zu glauben fiel mir nicht schwer, denn in den zurückliegenden Tagen konnte ich selbst ja sehen, dass die Züge immer gut besetzt waren.
Er erzählte mir auch von seinen vielen Besuchen in Sachsen und dem Harz. Schnell hatten wir eine gemeinsame Gesprächsebene.
Kontinuierlich steil bergan ging es nun in die Hochebene der wunderschönen Landschaft.
Gerne hätte ich auch am Streckenrand gestanden und Aufnahmen auf freier Strecke gemacht. Das war aber auf Grund der Kürze des Besuchs nicht möglich. Außerdem musste ich Rücksicht auf meine Begleiter nehmen, die sind alle keine Eisenbahnfans und tolerieren meinen Fabel für die Eisenbahn.
Einfahrt in den Bahnhof Goathland:
In Goathland ist der Scheitelpunkt der Strecke erreicht. Der Bahnhof ist die bedeutendste Zwischenstation der North York Moors Railway. Mitten in den "Moors" gelegen kann man den Ort mit seinem Bahnhof mit dem Auto nur über sehr schmale und kurvige Straßen erreichen. Hier ist ein komplettes "Northern"- Schema erhalten, mit Fußgängerbrücke, Wasserturm, Güterschuppen und Kohleverladung. Das Dorf liegt in unmittelbarer Nähe und ist durch seine malerischen Häuser ein beliebtes Ausflugsziel nicht nur für Eisenbahnfreunde. Im Ort wurde die überaus populäre britische Fernsehserie "Heartbeat" gedreht. Aber auch in Harry-Potter-Filmen spielte der Bahnhof eine Rolle und wurde zu diesem Zweck in "Hoagsmead" umbenannt. Auf der Strecke verkehrte im Film die Lok "Hogwarts Castle", die eigentlich eine rot lackierte Great Western-Lok der Hall-Klasse war.
„Dieselpower“ hatte es mir ja in einem Kommentar zu meinem gestrigen Bericht schon vorweggenommen! Trotzdem danke für die Rückmeldung, es freut mich, das diese Art der Berichterstattung dem ein oder anderen gefällt! DANKE für die bisherigen positiven Rückmeldungen!
In Goathland hatten wir eine Zugkreuzung mit einem aus Grosmont kommenden Zug, der mit der aus den Vortagen bekannten 80072 bespannt war.
Von nun an ging es bergab in Richtung Grosmont:
Einfahrt in den Tunnel von Grosment:
Blick auf den Bahnhof Grosment:
In Grosmont musste ich den Füherstand verlassen; hier fand ein Lokwechsel mit einer Class 25 der Network Rail statt. Sie brachte den Zug dann nach Whitby. Zuvor tauschten wir gegenseitig noch unsere Erreichbarkeiten aus und seitdem besteht zwischen uns ein regelmäßiger eMail-Verkehr. Wer weiß……….?
Wir fuhren dann nach dem Lokwechsel mit dem Zug zu unserem Tagesziel dem Küstenort Whitby. Whitby ist ein bedeutender historischer Küstenort in der englischen Grafschaft North Yorkshire. Der Hafen von Whitby dient vor allem einer größeren Fischereiflotte. In der Stadt wurde auch Großbritanniens bedeutendster Seefahrer James Cook ausgebildet. Die Schiffe seiner zahlreichen Seereisen wurden hier gebaut und auch die bedeutende Südseereise von 1768 nahm hier ihren Anfang. Sein Denkmal überblickt den Hafen der Stadt. Als Bram Stoker 1890 in Whitby residierte, diente die kleine Stadt und die Ruinen einer Abtei oberhalb der Stadt als Inspiration und Kulisse für sein Meisterwerk Dracula, das 1897 veröffentlicht wurde. Bei seiner Reise nach England landete Graf Dracula mit seinem Schiff in Whitby. Die Stadt hat daher auch ein Dracula-Museum und zweimal im Jahr findet das Whitby Gothic Weekend statt, ein Fest für Angehörige der Gothic-Kultur. (Die Informationen habe ich einem Stadtprospekt entnommen).
Hier ein paar Eindrücke aus dem wunderschönen Whitby:
Über die über 100 Jahre alte, nach wie vor voll funktionstüchtige Drehbrücke gelangt man auf die andere Seite des Hafens
Blick auf die Hafenmohle:
Blick von der anderen Seite auf die Stadt und den Fels mit der Klosterruine:
Nach dem Sightseeing ging es wieder zurück zum Bahnhof. Hier fiel mir wieder die typische englische Gelassenheit und strikte Disziplin beim Warten auf dem Bahnsteig auf. Ruhig und in einer Reihe stehend, warteten die Reisenden ohne Drängelei auf den Zug. Im Übrigen habe ich das überall in England erlebt, ob an Haltestellen des ÖPNV oder an Bankautomaten; halt überall da, wo Menschen auf Irgendetwas warteten! So was wünschte ich mir mal bei uns in Deutschland!
Hier unser Zug, noch bevor die Lok umgespannt hatte. Bei der Lok handelt es sich um eine Diesellok der Class 25 Bo-Bo:
Leider änderte sich mal wieder das Wetter, halt typisch englisch und so ging es im Regen zurück über Grosmont nach Pickering. In Grosmont erhielten wir dann den gewünschten Dampfvorspann!
Hier ein paar Eindrücke von der Rückfahrt:
Von Pickering ging es dann am darauffolgenden Tag wieder zurück nach Oxford, wo wir vor unsere Rückreise noch 3 Tage bei unseren Freunden verbrachten.
Ich hoffe Euch hat mein Reisebericht aus England gefallen!
Für mich steht jedenfalls fest: Ich komme wieder! Brexit hin oder her! Vielleicht wird es dann ja auch etwas günstiger; jedenfalls ist das Britische Pfund am Fallen!
Viele Grüße: Albert Lehmann; alias HeizerALF