Der Posten 22 in Gau-Algesheim
Verfasst: Di 8. Mär 2016, 23:58
Der Posten 22 in Gau-Algesheim war einer der neuralgischsten Bahnübergänge der Rheinstrecke.
Schon 1951 hatte man ermittelt, daß der BÜ von 24 Stunden täglich 13 Stunden geschlossen und zusammengerechnet nur 11 Stunden geöffnet war. Über ihn führte die vielbefahrene B 41, gleichzeitig ging hier die zweigleisige Strecke nach Bad Kreuznach ab, aufgrund des starken Personen- und Güterverkehrs auf beiden Strecken gab es tagsüber oft eine Zugfolge im Drei-Minuten-Abstand.
Der Bf Gau-Algesheim besaß damals ein mechanisches Stellwerk mit zwei Wärterstellwerken in der Straße "Am Heutor" und an der "Sanderbrücke" kurz vor Ingelheim sowie dem Fdl-Stellwerk im Empfangsgebäude.
Der BÜ auf dem Bahnhofsgelände wurde von einem Wärter bedient, der in einer Wellblechbude zwischen Gleis 3 und Gleis 4 ansässig war. In der Hauptverkehrszeit war der Autoverkehr hier so stark und betriebsgefährdend, daß sich regelmäßig Beamte der Gendarmeriestation Gau Algesheim positionieren mußten um z.B. Verkehrsteilnehmer, die trotz sich senkender Schranken eilig weiterfuhren, jenseits des BÜ gebührenpflichtig zu verwarnen. (5 Mark waren dann fällig, gemessen an der Kaufkraft in etwa heute 40 Euro).
Ein besonders eifriger Beamter war Gendarmeriehauptwachmeister Boos, der nicht selten bis zu 15 angehaltene Fahrzeuge pro Stunde schaffte.
Mitte der 1950er Jahre war das ganze Geschehen hier für alle Beteiligten derart nervenaufreibend, daß man etwas schaffte, was schon damals, aber erst recht gemessen an heutigen Bauprojekten dieser Art sensationell war: Innerhalb von zwei Jahren -vom Beginn der Planungen bis zur Fertigstellung- realisierte man ein Überführungsbauwerk und es konnte im Juli 1958 eingeweiht werden.
Bahnhofsvorsteher Walter Schmidt sowie sein Stellvertreter Fritz Bieser samt aller Mitarbeiter konnten fortan um einiges erleichterter ihren Dienst verrichten, denn es war in all den Jahren nach dem Krieg zum Glück trotz des "explodierenden" Straßenverkehrs nie zu einem Unfall gekommen.
Das mechanische Stellwerk wurde dann 10 Jahre später, am 4.Dezember 1968 durch ein SpDr60-Stellwerk Bauart Lorenz ersetzt, das heute noch fast unverändert seinen Dienst tut. Lediglich ein Selbststellbetrieb für die Gleise der Rheinstrecke sowie ein Felderblock Richtung Büdesheim-Dromersheim (nach Auflassung des Bf Ockenheim 1978) wurden später hinzuinstalliert.
Die nachfolgenden Bilder stammen aus dem Nachlaß von Gau-Algesheimer Eisenbahnerfamilien und ich freue mich, sie Interessierten hier im Forum präsentieren zu können.
Der Posten 22 von der Baustelle der Überführung aus.
Die beiden Gleise 1 und 2 rechts: Von und nach Bad Kreuznach, dann Gleis 3 (Ri Mainz) und Gleis 4 (Ri Bingen). Zwischen Gleis 3 und 4 die Wärterbude.
Der BÜ als Bundesstraße 41, Blickrichtung Ingelheim in Gau Algesheim. Eine damals typische Szene. Dem Fahrer des amerikanischen Straßenkreuzers geht es nicht schnell genug - er überholt mitten in der Ortslage und noch auf dem Bahnübergang.
Hinten links das legendäre Gasthaus Winzerhaus - eine auch bei Eisenbahnern beliebte Einkehrmöglichkeit.
Noch in derselben Stunde, in der die Überführung eingeweiht wird, wird der BÜ endgültig geschlossen.
Ein großes Aufatmen bei allen Gau Algesheimer Eisenbahnern.
Schon 1951 hatte man ermittelt, daß der BÜ von 24 Stunden täglich 13 Stunden geschlossen und zusammengerechnet nur 11 Stunden geöffnet war. Über ihn führte die vielbefahrene B 41, gleichzeitig ging hier die zweigleisige Strecke nach Bad Kreuznach ab, aufgrund des starken Personen- und Güterverkehrs auf beiden Strecken gab es tagsüber oft eine Zugfolge im Drei-Minuten-Abstand.
Der Bf Gau-Algesheim besaß damals ein mechanisches Stellwerk mit zwei Wärterstellwerken in der Straße "Am Heutor" und an der "Sanderbrücke" kurz vor Ingelheim sowie dem Fdl-Stellwerk im Empfangsgebäude.
Der BÜ auf dem Bahnhofsgelände wurde von einem Wärter bedient, der in einer Wellblechbude zwischen Gleis 3 und Gleis 4 ansässig war. In der Hauptverkehrszeit war der Autoverkehr hier so stark und betriebsgefährdend, daß sich regelmäßig Beamte der Gendarmeriestation Gau Algesheim positionieren mußten um z.B. Verkehrsteilnehmer, die trotz sich senkender Schranken eilig weiterfuhren, jenseits des BÜ gebührenpflichtig zu verwarnen. (5 Mark waren dann fällig, gemessen an der Kaufkraft in etwa heute 40 Euro).
Ein besonders eifriger Beamter war Gendarmeriehauptwachmeister Boos, der nicht selten bis zu 15 angehaltene Fahrzeuge pro Stunde schaffte.
Mitte der 1950er Jahre war das ganze Geschehen hier für alle Beteiligten derart nervenaufreibend, daß man etwas schaffte, was schon damals, aber erst recht gemessen an heutigen Bauprojekten dieser Art sensationell war: Innerhalb von zwei Jahren -vom Beginn der Planungen bis zur Fertigstellung- realisierte man ein Überführungsbauwerk und es konnte im Juli 1958 eingeweiht werden.
Bahnhofsvorsteher Walter Schmidt sowie sein Stellvertreter Fritz Bieser samt aller Mitarbeiter konnten fortan um einiges erleichterter ihren Dienst verrichten, denn es war in all den Jahren nach dem Krieg zum Glück trotz des "explodierenden" Straßenverkehrs nie zu einem Unfall gekommen.
Das mechanische Stellwerk wurde dann 10 Jahre später, am 4.Dezember 1968 durch ein SpDr60-Stellwerk Bauart Lorenz ersetzt, das heute noch fast unverändert seinen Dienst tut. Lediglich ein Selbststellbetrieb für die Gleise der Rheinstrecke sowie ein Felderblock Richtung Büdesheim-Dromersheim (nach Auflassung des Bf Ockenheim 1978) wurden später hinzuinstalliert.
Die nachfolgenden Bilder stammen aus dem Nachlaß von Gau-Algesheimer Eisenbahnerfamilien und ich freue mich, sie Interessierten hier im Forum präsentieren zu können.
Der Posten 22 von der Baustelle der Überführung aus.
Die beiden Gleise 1 und 2 rechts: Von und nach Bad Kreuznach, dann Gleis 3 (Ri Mainz) und Gleis 4 (Ri Bingen). Zwischen Gleis 3 und 4 die Wärterbude.
Der BÜ als Bundesstraße 41, Blickrichtung Ingelheim in Gau Algesheim. Eine damals typische Szene. Dem Fahrer des amerikanischen Straßenkreuzers geht es nicht schnell genug - er überholt mitten in der Ortslage und noch auf dem Bahnübergang.
Hinten links das legendäre Gasthaus Winzerhaus - eine auch bei Eisenbahnern beliebte Einkehrmöglichkeit.
Noch in derselben Stunde, in der die Überführung eingeweiht wird, wird der BÜ endgültig geschlossen.
Ein großes Aufatmen bei allen Gau Algesheimer Eisenbahnern.