Seite 1 von 1

Re: Radweg soll Alternative zur Hochwaldbahn werden

Verfasst: Fr 18. Dez 2015, 21:12
von Horst Heinrich
ivie0810 hat geschrieben: In eine Reaktivierung des Bahnverkehrs müssten hohe Millionenbeträge investiert werden. Dies belegt auch die Mobilitätsstudie zum Nationalpark. Sie geht davon aus, dass nur etwa 3 Prozent der Besucher den öffentlichen Nahverkehr zur Anreise wählen werden. Das derzeitige Potenzial der Hochwaldbahn für den Alltagsverkehr wird als unbedeutend eingeschätzt, da beim Busverkehr die Linienführung flexibler an die Fahrgastbedürfnisse angepasst werden kann.
Ein Paradebeispiel für eine konstruierte und lancierte Retorteninformation, die mit der Wirklichkeit etwa soviel zu tun hat, wie der Mann im Mond.

Eine beauftragte Studie, mit klaren Ergebnisvorgaben und verordneten Scheuklappen, bringt genau das hervor, was man dann wieder als Gutachtermeinung für den Abbau der Strecke verkaufen kann.

Mit denselben gutachterlichen Instrumenten könnte jede Regierung dieser Republik auch nachweisen, daß jede zweite Polizeidienststelle, jeder zweite Notarzt und jeder zweite Feuerwehrstützpunkt folgenlos eingespart werden und man die entsprechenden Immobilien abreißen und durch eine lukrativere Bebauung ersetzen könnte.

Es ist eigentlich schon eine Frechheit, daß Politiker glauben, sich am Wähler vorbei an nahezu jedes Ziel heranmanipulieren zu können. Obwohl: Da man 80% der Deutschen das selbständige Denken aberzogen hat, stoßen solche Pressemitteilungen ja ohnehin kaum auf Widerstand.

Re: Radweg soll Alternative zur Hochwaldbahn werden

Verfasst: Sa 19. Dez 2015, 09:09
von Bernd Heinrichsmeyer
Es wäre natürlich außerordentlicher Bockmist, wenn Steuergelder in einen ISV investiert werden, wenn man eigentlich längst beschlossen hat, einen Radweg zu bauen. Von diesem etwaig verplemperten Geld renoviert man besser die nächste Kita oder kauft PC für die nächste Schule ... o.ä..
Ein Engangement von Rh-P im Saarland, das der Hochwaldbahn längst Lebewohl gesagt hat und explizit nicht mehr will, ist m.M. der allergrößte Unsinn (und nach meiner bescheidenen Rechtsauffassung mit der Landesverfassung Rh-P nicht vereinbar). Man kann das nicht künstlich erzwingen, die Akzeptanz muss vor Ort da sein. Und man muss es ja mal weiterspinnen: angenommen, man will Reaktivieren, soll dann Rh-P auch im Saarland die Kosten für die Instandhaltung übernehmen?

Man muss im LK St. Wendel auch die Gemengelage berücksichtigen. Mit der Ostertalbahn hat man dort eine Ausflugsbahn in Kreisverantwortung. Die Strecke zu halten, ist schwer genug. Sich noch eine Strecke aufzuhalsen, die Luftlinie nur 20km entfernt ist und so viele Mängel hat, ist politisch nicht darstellbar.

Re: Radweg soll Alternative zur Hochwaldbahn werden

Verfasst: Sa 19. Dez 2015, 12:22
von Horst Heinrich
Bernd Heinrichsmeyer hat geschrieben:Ein Engangement von Rh-P im Saarland, das der Hochwaldbahn längst Lebewohl gesagt hat und explizit nicht mehr will, ist m.M. der allergrößte Unsinn (und nach meiner bescheidenen Rechtsauffassung mit der Landesverfassung Rh-P nicht vereinbar).
Ein einigermaßen kompetenter Jurist würde das allerdings mit einer guten Argumentation mit der Landesverfassung im Sinne eines Präjudizes in Einklang bringen, weil hier -aufgrund einer unbedachten Schwäche der Bahnreform- ein Land durch die konträren Weichenstellungen eines anderen Landes um ein wichtiges, überregional bedeutendes Instrument der Infrastrukturentwicklung gebracht würde.

Konkret: Wenn Rheinland-Pfalz die Wichtigkeit des westlichen Anschlusses "ihres" Streckenteils an die Nahebahn bejahen würde, das Saarland aber die fraglichen 20 km gerne abbauen würde, sähe ich ein Engagement von Rheinland-Pfalz hier als durchaus vereinbar mit der Landesverfassung, zumal die Trassenstücke nicht Eigentum der Länder, sondern des Bundes sind.

Man kann z.B. einen Vergleich mit den Konversionsliegenschaften herstellen, etwa rund um den Truppenübungsplatz Baumholder. Auch hier sorgen rheinland-pfälzische Gebietskörperschaften auf dem Grund und Boden des Bundes da, wo gewünscht und für nötig befunden, für Erhalt und Verbesserung der Infrastruktur, z.B. für den Ausbau von Wirtschaftswegen.

Aber es ist richtig, Bernd, der Anstoß für einen Erhalt der Strecke müßte von den Kommunen kommen (z.B. "Wir Morbacher oder Hermeskeiler lassen uns durch die Saalänner nicht vom Schienennetz abklemmen..."), dann käme auch die richtige Bewegung in die Sache.

Re: Radweg soll Alternative zur Hochwaldbahn werden

Verfasst: Sa 19. Dez 2015, 21:28
von Westeifelbahner
Mal abgesehen aller juristischer Fragen und persönlichen Meinungen, gehen wir doch alle davon aus, dass RLP nicht für Kosten aufkommen wird, die im Saarland entstehen.

Trotzdem sehe ich keinen zwangsläufigen Grund für einen "Abgesang". Sollte RLP ernsthaft Erhalt und Reaktivierung der Strecke verfolgen, kann das Saarland doch so lange und so viel es will einen Radweg planen, aber nicht bauen. Immerhin haben wir noch Gott sei Dank den § 23 AEG.

Vielleicht sollte man daher der saarländischen Regierungskoalition eine ausgedehnte Reise zur Ilztalbahn, ins Wiehltal und in die Westeifel empfehlen ehe auch nur ein Euro für ein Gutachten ausgegeben wird, dass sich ganz schnell erledigt, wenn ein Verkehrsbedürfnis aufgrund der Pläne jenseits der Landesgrenze bestehen sollte.

Gruß Westeifelbahner

Re: Radweg soll Alternative zur Hochwaldbahn werden

Verfasst: So 20. Dez 2015, 03:02
von Olli74
Warum mit 5 Mio eine nachhaltige Infrastruktur erhalten, wenn man für 20 Mio Teer drüberschmieren kann?

Re: Radweg soll Alternative zur Hochwaldbahn werden

Verfasst: So 20. Dez 2015, 10:50
von Bernd Heinrichsmeyer
Olli74 hat geschrieben:Warum mit 5 Mio eine nachhaltige Infrastruktur erhalten, wenn man für 20 Mio Teer drüberschmieren kann?
a) Weil Radfahrer eine Lobby haben, der Bahnerhalt nicht.
b) Weil auf mirakulöse Weise für Sch.... in diesem Land immer Geld da ist, für nachhaltiges Erhalten einer Infrastruktur jedoch nicht.