(Zwischen)Bericht aus Emden
Verfasst: Di 13. Okt 2015, 20:14
Moin Moin aus Emden!
Aktuell mal wieder als Dozent unterwegs bereite ich gerade 19 angehende Lokführer der Westfalenbahn auf ihre Prüfungen vor....
Diesmal führt mich der Weg in den äußersten Nordwesten, nach Emden. Ups - soeben brennt mir die Schreibtischlampe durch - naja, nehmen dir die Birne aus der zweiten Nachttischlampe...und weiter geht's!
Und wie es sich gehört - Anreise per Bahn. Der Anfang, wie von DB Fernverkehr gewohnt, absolut chaotisch:
- 14:40 Uhr: Ankunft in Montabaur, 14 Minuten vor Plan. Ein Blick auf den DB-Navigator: "+20 - technische Störung an einem anderen Zug!" - komisch, bei der Abfahrt zu Hause stand da noch nix von im Netz...war ja klar! Wär ich auf den letzten Drücker gekommen, wär der wieder plan gewesen...
- 15:05 Uhr: Nun wird der Zug auch auf dem Anzeiger am Bahnsteig angezeigt: Entgegen Wagenstandanzeiger und Fernbahn.de mit zwei 403ern, die 1. Klasse vorn und hinten. Nanu? Mal schauen, ob das alle Fallblattanzeiger sagen, oder nur der eine? Nein, tatsächlich! Naja, ein außerplanmäßig langer Zug, umso besser...
- 15:07 Uhr: Eine menschliche Stimme (Oh Wunder, keine Blechelse!) verkündet das gleiche, wie die Fallblattanzeiger: "Erste Klasse in den Abschnitten A und F!" - na super - aber welche Wagennummern? Ich hab Wagen 28!!!
- 15:09 Uhr: Lotto, ich entscheide mich für den Weg an die Spitze bzw. einen interpolierten Standort zwischen Haltetafel "210 m" und der am Bahnsteigende....
- 15.11 Uhr: D'r Zoch kütt - was kommt da? Ein einzelner 403 - erste Klasse natürlich hinten, was solls? Sind ja nur fast 200 m Zuglänge plus 100 bis zur Zugspitze....Zurück im Schweinsgalopp - mit Koffer natürlich!
- 15:12 Uhr: Hab nur drei Wagenlängen auf dem Bahnsteig geschafft, als der Zugführer pfeift - also rein und mit dem Koffer durch mit Gepäck vollgestellte Gänge....
- 15:18 Uhr: Der Zug rauscht bereits mit über 200 durch den Westerwald, als ich mein Abteil erreiche - drin (und auch auf meinem reservierten Platz) drei Leute mit Koffern, die den Rest des Platzes blockieren. Ich sage, daß ich gern auf meinen reservierten Platz möchte, erkenne aber angesichts meines Koffers und des Gepäcks der Drei schnell: Zwecklos, Blödsinn...und beschließe: Der Klügere gibt nach, und such mir nen anderen Platz. Die Trulla auf meinem Platz sagt noch: "Da hinten im Großraum haben wir reserviert, da können Sie sich hinsetzen!" - Ahja, dafür hab ich mir also meinen "Wunschsitzplatz" gebucht, wie es in der Werbung heißt. Um einem Tobsuchtsanfall aus dem Weg zu gehen, nehme ich einen freien 2er mit Tisch im Großraum, den ich so liebe....gut, daß die Leute so doof sind, die "Bedarfsreservierung" bahn.comfort als Reserviert zu betrachten, und nicht als "ggf. freizugeben".
- 15:49 Uhr: Trotz Reserven auf der SFS KRM hat unser Zug nix rausgefahren, und wir stehen auf der Brücke bei Köln-Mülheim, um uns nach dem Halt in K.-Deutz Tief in die Hauptbahn nach Düsseldorf einzufädeln. Bange öffne ich das "Zugradar" auf meinem Handy, um nach dem IC 2004 zu sehen, den ich bekommen muß...na super, fährt gerade über die Hohenzollernbrücke...wenn der in fünf Minuten unter uns durch fährt, raste ich aus!
- 15:55 Uhr: Es ging weiter...aber nicht weit: Wir stehen bei Köln-Stammheim an einem Signal - zum Glück ist der 2004 hinter uns - und steht auch! Hoffentlich kommt jetzt kein Fdl auf die Idee, es gut zu meinen, und auf einem der anderen drei Gleise rauschen eine 101 und ein paar weiße Wagen an uns vorbei....es fährt nämlich wegen Gleisbauarbeiten alles mögliche - nur nicht auf den Gleisen, auf denen man damit rechnet - ein RE5 überholt uns im S-Bahn-Gleis...
- 16:10 Uhr: Wir erreichen Düsseldorf Hbf mit +21. Da der Zug wegen des abgefackelten Stellwerks dort endet, natürlich nicht auf Gleis 18, sondern 19, also wie ein Irrer zur Unterführung und ab auf den proppenvollen Bahnsteig 18! Oh mein Gott! Aber zum Glück ist es alles Nahverkehrskundschaft, die auf den RE5 (den wir zwischenzeitlich wieder überholt hatten!) und den ebenfalls verspäteten RE1 wartet. Mit Zehn Minuten Plus rollt mein Zug ein - in planmäßiger Reihung, ich glaub's nicht!
- 16:40 Uhr: Nach dem ganzen Heckmeck und Getrödel rauscht der IC durchs nördliche Ruhrgebiet, mein Platz, ja das ganze Abteil ist frei - HURRAAAA! Endlich (nach nur 90 Minuten DB-Schikane) macht sich zum ersten mal "Reisegefühl" breit....
Nachdem im hektischen (und durch den Stellwerksbrand gehandicapten) Ballungsraum Rhein-Ruhr keinerlei Aufholen der Verspätung möglich war, staune ich ein weiteres mal nach langer Pause (Meine ex-Frau kommt ja von dort) darüber, daß die Industrielandschaft nur wenige hundert Meter hinter Recklinghausen Hbf wie mit der Schere abgetrennt der "Haardt" weicht, einer von viel Grün und Landwirtschaft geprägten Region vorm Münsterland! Ab jetzt wird es flach...
Münster - Rheine...keinerlei Highlights außer ein paar verkehrsroten FLIRTs neueren Datums und jede Menge interessanter Wagen (Auch DDm) in Münster. Doch plötzlich...was war das??? Mit ca. 150 Sachen flog was am Abteilfenster vorbei...ein Formvorsignal??? Die sind ja bekanntlich in Fahrtstellung relativ unauffällig. Tatsächlich - tausend Meter weiter reckt ein sehr hohes Hauptsignal seinen Flügel in die Höhe!!!
Rund um Lingen hat die EStw-Seuche noch nicht zugeschlagen. Tolle Ziegel-Stellwerke, Formsignale und Stelldrähte begleiten das ansonsten wenig spannende Fernsehprogramm im Avmz-Fernseher mit der großzügigen Bilddiagonale auf über 40 km. Ich erinnere mich an Tramper-Monats-Ticket-Zeiten. Kiefern, Bauernhöfe, endlose Flächen, wieder Kiefern...ja, hier hat sich nicht viel geändert - von den immer wieder das Bild störenden Windmonstern mal abgesehen.
Die Ankunft ist um 19:25 vorgesehen. Regelmäßige Blicke in den "Reiseplan", der früher IZB "Ihr Zugbegleiter" hieß, verraten: Der Kollege scheint in Emden Feierabend zu haben, die Verspätung schmilzt dahin. Der Kollege vom "Am-Platz-Service" kommt stets aufmerksam vorbei, und fragt nach Wünschen...ich vertreibe mir die Zeit mit dem dritten Eifelbräu am Wagenende, und beobachte die silbernglänzenden Schienenköpfe, die sich in der Ferne zu vereinen scheinen, durch die Fenster der Stirntüren mit dem messingfarbenen Vorlegebalken (Über 160 km/h Vorschrift!), Mutter Natur serviert einen prächtigen Abendhimmel mit allen Nuancen zwischen tiefblau und hellorange dazu....GEIL!!!
Die Blaue Stunde ist erreicht...ich verkrümel mich mit meinem Eifelbräu wieder in meine kuscheligen Sessel - schade, daß die Leseleuchten im Stil der 90er-Modernisierung aus diesen gräßlichen Energiesparlampen bestehen...ein wenig Gelb aus dem digitalen Malkasten entschärft die Situation...
Ich erreiche Emden bei Finsternis, lasse mich mit dem Taxi ins Hotel fahren, um festzustellen: Zurück geh ich zu Fuß....schon wegen der sechs Euro Grundpreis!
Am nächsten Tag lerne ich meine Klasse kennen...motivierte Truppe, macht Spaß. Der erste Tag geht drauf, um zu wissen, wo der Hebel nun in den nächsten Tagen angesetzt wird. Danach geht es mal zum Bahnhof...Was ist denn das? Die kenne ich ja sonst nur aus'm Netz!
Die "110 043" der PRESS in Sonderwerbelack für den britischen NX-Konzern steht herum - wofür auch immer. Kurz ein paar Worte zum wechselhaften Leben dieser Maschine. Am 26.05.1983 verunglückte nach einem (durch Dritte verursachten) Erdrutsch 110 477 in Groß-Königsdorf bei Köln mit dem Oostende-Wien-Expreß so schwer (Zusammenprall mit einer massiven Straßenbrücke nach Entgleisung), daß sie ausgemustert werden mußte. Nun war der Bedarf an 140 (150) km/h schnellen Loks zu jener Zeit SO groß, daß 1985 die 139 134 mit den Drehgestellen der Unfallmaschine versehen, von grün in ozeanblau/beige umlackiert, und einfach an die Nummernreihe 110 101 bis 510 angeschlossen wurde. Und so gab es eine Kastenzehner mit 500er Nummer, die 110 511 war geboren. 2000 wurde sie dann in Köln-Deutzerfeld ausgemustert, allerdings 2005 reaktiviert, und machte fortan in weißer Sonderlackierung für die Instandhaltung in Dessau Werbung. Im Oktober 2013 kam sie zur Pressnitztalbahn, wurde im Dezember nun (110er-typisch) kobaltblau lackiert, und macht seitdem für National Express Werbung, welche in NRW eine Ausschreibung gewonnen haben. NX wurde jedoch auch dadurch bekannt, daß sie dem ET403 eine Chance auf ein neues Leben ermöglichen - wir sind weiterhin gespannt! Derweil stand am anderen Bahnhofskopf eine MEG-143 ziemlich unfotogen abgestellt.
Dann plagte mich die Langeweile, und auch das trübe Wetter machte wenig Lust auf große Expeditionen, und so löste ich ein Ticket zum Außenhafen, der seit Sommer 2006 (leider) über Fahrleitung verfügt - ich fand es immer lustig, daß die Hafenzüge immer mit DEM bespannt wurden, was gerade da war. Im "langweiligsten" Falle war es eine V100 - es kamen aber auch V60 und 291 zum Zug...
Am Außenhafen angekommen stellte ich dann fest, daß entweder die Inselbahn "aufgerüstet" oder die Insel Borkum ihr geografisches Territorium ausgedehnt hatte:
Da es ja in dieser Woche meine Aufgabe ist, Lokführer für die blau-grünen FLIRT der Westfalenbahn auszubilden, hielt ich es für ratsam, die formschöne 111 noch einmal festzuhalten...
Heute wiederum brummte es gewaltig im Bahnhof, als ich noch nach Unterrichtsende ein Schwätzchen mit dem Betriebsleiter der Westfalenbahn hielt. Anschließend konnte ich mich vom imposanten Anblick des "silver-orange-Tigers" der HVLE überzeugen, welche mit 35 Kieswagen von Enercon aufwartete. Immerhin transportieren sie Baumaterialien auf der Schiene, wenn ihre Produkte schon ganze Landstriche verschandeln....
An der Stelle der MEG-143 fand ich eine blaue EGP-140 vor....
Komischer Bahnhof. Zwei Tage, völlig verschiedene Gäste...
So weit erst mal der Lagebericht aus Emden - Bones fängt gleich an, danach ab ins Restaurant, den "Adlertopf", die Spezialität des Hauses, muß ich unbedingt kosten.
Aktuell mal wieder als Dozent unterwegs bereite ich gerade 19 angehende Lokführer der Westfalenbahn auf ihre Prüfungen vor....
Diesmal führt mich der Weg in den äußersten Nordwesten, nach Emden. Ups - soeben brennt mir die Schreibtischlampe durch - naja, nehmen dir die Birne aus der zweiten Nachttischlampe...und weiter geht's!
Und wie es sich gehört - Anreise per Bahn. Der Anfang, wie von DB Fernverkehr gewohnt, absolut chaotisch:
- 14:40 Uhr: Ankunft in Montabaur, 14 Minuten vor Plan. Ein Blick auf den DB-Navigator: "+20 - technische Störung an einem anderen Zug!" - komisch, bei der Abfahrt zu Hause stand da noch nix von im Netz...war ja klar! Wär ich auf den letzten Drücker gekommen, wär der wieder plan gewesen...
- 15:05 Uhr: Nun wird der Zug auch auf dem Anzeiger am Bahnsteig angezeigt: Entgegen Wagenstandanzeiger und Fernbahn.de mit zwei 403ern, die 1. Klasse vorn und hinten. Nanu? Mal schauen, ob das alle Fallblattanzeiger sagen, oder nur der eine? Nein, tatsächlich! Naja, ein außerplanmäßig langer Zug, umso besser...
- 15:07 Uhr: Eine menschliche Stimme (Oh Wunder, keine Blechelse!) verkündet das gleiche, wie die Fallblattanzeiger: "Erste Klasse in den Abschnitten A und F!" - na super - aber welche Wagennummern? Ich hab Wagen 28!!!
- 15:09 Uhr: Lotto, ich entscheide mich für den Weg an die Spitze bzw. einen interpolierten Standort zwischen Haltetafel "210 m" und der am Bahnsteigende....
- 15.11 Uhr: D'r Zoch kütt - was kommt da? Ein einzelner 403 - erste Klasse natürlich hinten, was solls? Sind ja nur fast 200 m Zuglänge plus 100 bis zur Zugspitze....Zurück im Schweinsgalopp - mit Koffer natürlich!
- 15:12 Uhr: Hab nur drei Wagenlängen auf dem Bahnsteig geschafft, als der Zugführer pfeift - also rein und mit dem Koffer durch mit Gepäck vollgestellte Gänge....
- 15:18 Uhr: Der Zug rauscht bereits mit über 200 durch den Westerwald, als ich mein Abteil erreiche - drin (und auch auf meinem reservierten Platz) drei Leute mit Koffern, die den Rest des Platzes blockieren. Ich sage, daß ich gern auf meinen reservierten Platz möchte, erkenne aber angesichts meines Koffers und des Gepäcks der Drei schnell: Zwecklos, Blödsinn...und beschließe: Der Klügere gibt nach, und such mir nen anderen Platz. Die Trulla auf meinem Platz sagt noch: "Da hinten im Großraum haben wir reserviert, da können Sie sich hinsetzen!" - Ahja, dafür hab ich mir also meinen "Wunschsitzplatz" gebucht, wie es in der Werbung heißt. Um einem Tobsuchtsanfall aus dem Weg zu gehen, nehme ich einen freien 2er mit Tisch im Großraum, den ich so liebe....gut, daß die Leute so doof sind, die "Bedarfsreservierung" bahn.comfort als Reserviert zu betrachten, und nicht als "ggf. freizugeben".
- 15:49 Uhr: Trotz Reserven auf der SFS KRM hat unser Zug nix rausgefahren, und wir stehen auf der Brücke bei Köln-Mülheim, um uns nach dem Halt in K.-Deutz Tief in die Hauptbahn nach Düsseldorf einzufädeln. Bange öffne ich das "Zugradar" auf meinem Handy, um nach dem IC 2004 zu sehen, den ich bekommen muß...na super, fährt gerade über die Hohenzollernbrücke...wenn der in fünf Minuten unter uns durch fährt, raste ich aus!
- 15:55 Uhr: Es ging weiter...aber nicht weit: Wir stehen bei Köln-Stammheim an einem Signal - zum Glück ist der 2004 hinter uns - und steht auch! Hoffentlich kommt jetzt kein Fdl auf die Idee, es gut zu meinen, und auf einem der anderen drei Gleise rauschen eine 101 und ein paar weiße Wagen an uns vorbei....es fährt nämlich wegen Gleisbauarbeiten alles mögliche - nur nicht auf den Gleisen, auf denen man damit rechnet - ein RE5 überholt uns im S-Bahn-Gleis...
- 16:10 Uhr: Wir erreichen Düsseldorf Hbf mit +21. Da der Zug wegen des abgefackelten Stellwerks dort endet, natürlich nicht auf Gleis 18, sondern 19, also wie ein Irrer zur Unterführung und ab auf den proppenvollen Bahnsteig 18! Oh mein Gott! Aber zum Glück ist es alles Nahverkehrskundschaft, die auf den RE5 (den wir zwischenzeitlich wieder überholt hatten!) und den ebenfalls verspäteten RE1 wartet. Mit Zehn Minuten Plus rollt mein Zug ein - in planmäßiger Reihung, ich glaub's nicht!
- 16:40 Uhr: Nach dem ganzen Heckmeck und Getrödel rauscht der IC durchs nördliche Ruhrgebiet, mein Platz, ja das ganze Abteil ist frei - HURRAAAA! Endlich (nach nur 90 Minuten DB-Schikane) macht sich zum ersten mal "Reisegefühl" breit....
Nachdem im hektischen (und durch den Stellwerksbrand gehandicapten) Ballungsraum Rhein-Ruhr keinerlei Aufholen der Verspätung möglich war, staune ich ein weiteres mal nach langer Pause (Meine ex-Frau kommt ja von dort) darüber, daß die Industrielandschaft nur wenige hundert Meter hinter Recklinghausen Hbf wie mit der Schere abgetrennt der "Haardt" weicht, einer von viel Grün und Landwirtschaft geprägten Region vorm Münsterland! Ab jetzt wird es flach...
Münster - Rheine...keinerlei Highlights außer ein paar verkehrsroten FLIRTs neueren Datums und jede Menge interessanter Wagen (Auch DDm) in Münster. Doch plötzlich...was war das??? Mit ca. 150 Sachen flog was am Abteilfenster vorbei...ein Formvorsignal??? Die sind ja bekanntlich in Fahrtstellung relativ unauffällig. Tatsächlich - tausend Meter weiter reckt ein sehr hohes Hauptsignal seinen Flügel in die Höhe!!!
Rund um Lingen hat die EStw-Seuche noch nicht zugeschlagen. Tolle Ziegel-Stellwerke, Formsignale und Stelldrähte begleiten das ansonsten wenig spannende Fernsehprogramm im Avmz-Fernseher mit der großzügigen Bilddiagonale auf über 40 km. Ich erinnere mich an Tramper-Monats-Ticket-Zeiten. Kiefern, Bauernhöfe, endlose Flächen, wieder Kiefern...ja, hier hat sich nicht viel geändert - von den immer wieder das Bild störenden Windmonstern mal abgesehen.
Die Ankunft ist um 19:25 vorgesehen. Regelmäßige Blicke in den "Reiseplan", der früher IZB "Ihr Zugbegleiter" hieß, verraten: Der Kollege scheint in Emden Feierabend zu haben, die Verspätung schmilzt dahin. Der Kollege vom "Am-Platz-Service" kommt stets aufmerksam vorbei, und fragt nach Wünschen...ich vertreibe mir die Zeit mit dem dritten Eifelbräu am Wagenende, und beobachte die silbernglänzenden Schienenköpfe, die sich in der Ferne zu vereinen scheinen, durch die Fenster der Stirntüren mit dem messingfarbenen Vorlegebalken (Über 160 km/h Vorschrift!), Mutter Natur serviert einen prächtigen Abendhimmel mit allen Nuancen zwischen tiefblau und hellorange dazu....GEIL!!!
Die Blaue Stunde ist erreicht...ich verkrümel mich mit meinem Eifelbräu wieder in meine kuscheligen Sessel - schade, daß die Leseleuchten im Stil der 90er-Modernisierung aus diesen gräßlichen Energiesparlampen bestehen...ein wenig Gelb aus dem digitalen Malkasten entschärft die Situation...
Ich erreiche Emden bei Finsternis, lasse mich mit dem Taxi ins Hotel fahren, um festzustellen: Zurück geh ich zu Fuß....schon wegen der sechs Euro Grundpreis!
Am nächsten Tag lerne ich meine Klasse kennen...motivierte Truppe, macht Spaß. Der erste Tag geht drauf, um zu wissen, wo der Hebel nun in den nächsten Tagen angesetzt wird. Danach geht es mal zum Bahnhof...Was ist denn das? Die kenne ich ja sonst nur aus'm Netz!
Die "110 043" der PRESS in Sonderwerbelack für den britischen NX-Konzern steht herum - wofür auch immer. Kurz ein paar Worte zum wechselhaften Leben dieser Maschine. Am 26.05.1983 verunglückte nach einem (durch Dritte verursachten) Erdrutsch 110 477 in Groß-Königsdorf bei Köln mit dem Oostende-Wien-Expreß so schwer (Zusammenprall mit einer massiven Straßenbrücke nach Entgleisung), daß sie ausgemustert werden mußte. Nun war der Bedarf an 140 (150) km/h schnellen Loks zu jener Zeit SO groß, daß 1985 die 139 134 mit den Drehgestellen der Unfallmaschine versehen, von grün in ozeanblau/beige umlackiert, und einfach an die Nummernreihe 110 101 bis 510 angeschlossen wurde. Und so gab es eine Kastenzehner mit 500er Nummer, die 110 511 war geboren. 2000 wurde sie dann in Köln-Deutzerfeld ausgemustert, allerdings 2005 reaktiviert, und machte fortan in weißer Sonderlackierung für die Instandhaltung in Dessau Werbung. Im Oktober 2013 kam sie zur Pressnitztalbahn, wurde im Dezember nun (110er-typisch) kobaltblau lackiert, und macht seitdem für National Express Werbung, welche in NRW eine Ausschreibung gewonnen haben. NX wurde jedoch auch dadurch bekannt, daß sie dem ET403 eine Chance auf ein neues Leben ermöglichen - wir sind weiterhin gespannt! Derweil stand am anderen Bahnhofskopf eine MEG-143 ziemlich unfotogen abgestellt.
Dann plagte mich die Langeweile, und auch das trübe Wetter machte wenig Lust auf große Expeditionen, und so löste ich ein Ticket zum Außenhafen, der seit Sommer 2006 (leider) über Fahrleitung verfügt - ich fand es immer lustig, daß die Hafenzüge immer mit DEM bespannt wurden, was gerade da war. Im "langweiligsten" Falle war es eine V100 - es kamen aber auch V60 und 291 zum Zug...
Am Außenhafen angekommen stellte ich dann fest, daß entweder die Inselbahn "aufgerüstet" oder die Insel Borkum ihr geografisches Territorium ausgedehnt hatte:
Da es ja in dieser Woche meine Aufgabe ist, Lokführer für die blau-grünen FLIRT der Westfalenbahn auszubilden, hielt ich es für ratsam, die formschöne 111 noch einmal festzuhalten...
Heute wiederum brummte es gewaltig im Bahnhof, als ich noch nach Unterrichtsende ein Schwätzchen mit dem Betriebsleiter der Westfalenbahn hielt. Anschließend konnte ich mich vom imposanten Anblick des "silver-orange-Tigers" der HVLE überzeugen, welche mit 35 Kieswagen von Enercon aufwartete. Immerhin transportieren sie Baumaterialien auf der Schiene, wenn ihre Produkte schon ganze Landstriche verschandeln....
An der Stelle der MEG-143 fand ich eine blaue EGP-140 vor....
Komischer Bahnhof. Zwei Tage, völlig verschiedene Gäste...
So weit erst mal der Lagebericht aus Emden - Bones fängt gleich an, danach ab ins Restaurant, den "Adlertopf", die Spezialität des Hauses, muß ich unbedingt kosten.