Dazu passen auch die aktuellen Zahlen der Personalentwicklung der rheinland-pfälzischen Polizei.
Inzwischen scheiden sukzessive die starken Jahrgänge aus (Geburtsjahrgänge 1951-1961).
Sie folgten in den 1970er und 1980er Jahren den personalstarken Jahrgängen, die noch aus der Zeit der Gendarmerien (bis 1974) kamen.
Damals wurde im Schnitt ein Polizeiamt (Vorläufer der heutigen Polizeiinspektion) durch etwa 12-18 Beamte aus zwei bis drei aufgelösten Gendarmeriestationen "verstärkt".
Damit konnte man endlich mal ein Fünf-Dienstgruppen-System installieren, da man alle Dienstgruppen ausreichend besetzen konnte.
(System "Spät-Früh-Nacht-frei-frei" - d.h. jeder Beamte im Einzeldienst beginnt in seiner jeweiligen Dienstgruppe mit Spätdienst, hat dann eine Nachtschicht frei, dann geht es weiter mit Frühdienst, dem am selben Tat -Spätschicht frei- der Nachtdienst folgt, danach kommen zwei freie Tage).
Diese halbwegs komfortable Dienstgestaltung ist nun durch erhebliche Personalengpässe gefährdet - Überstunden laufen in beängstigender Höhe auf.
Auch hat der heutige ausersehene Kommissarnachwuchs zunehmend bessere Alternativen, denn mit "Fachabi" hat man im allgemeinen bessere Chancen, auch in der "freien" Wirtschaft.
Da uns die neu kreierten Schulformen (Realschule+ und Gesamtschule) immer mehr "Fachabiturienten" bescheren und der Polizeiberuf trotz zweigeteilter Laufbahn immer unattraktiver wird, kann bis 2024 jede vierte frei werdende Stelle nicht mehr besetzt werden.
Rheinland-Pfalz hat daher einen einmaligen Kunstgriff getan und wirbt nun wieder unter Mittlere-Reife-Absolventen.
Sie besuchen jetzt in Bad Kreuznach, Lahnstein und Ludwigshafen zwei neu eingerichtete Bildungsgänge, die Höhere Berufsfachschule für Polizeidienst und Verwaltung, schimpfen sich danach "Staatlich geprüfter Assistent für Polizeidienst und Verwaltung", erreichen somit das "Fachabi" (was ja korrekterweise Fachhochschulreife heißen müßte) und können dann direkt in das Bachelor-Studium zum Polizeikommissar wechseln.
http://www.polizei.rlp.de/internet/nav/ ... 2222222222
http://www.bbswkh.de/schulformen/hbf-po ... erwaltung/
Wie ich jedoch von Lehrern höre, die hier unterrichten, ist der hier herangezogene Polizeinachwuchs alles andere als qualifiziert und unter den "echten" Abiturienten schwindet die Attraktivität des Polizeiberufs angesichts des steigenden Fachkräftebedarfs in allen möglichen attraktiven Wirtschaftsbereichen.
Hinzu kommt noch die fehlende Attraktivität ländlicher Regionen für junge Leute.
Vereinfacht ausgedrückt:
Wer möchte schon in Hachenburg als 27-jähriger Polizeikommissar im familienfeindlichen Drei-Schichten-Dienst versauern, wenn er als Bankbetriebswirt in Koblenz ein Drittel netto mehr verdient bei normaler Arbeitszeit?
Die Sicherheitslage auf dem Land wird also in den nächsten Jahren noch düsterer.
Schon jetzt schlagen hier osteuropäische Einbrecherbanden zu und sind wegen der langen Anfahrtswege der unterbesetzten Polizei (teilweise Nachtdienst mit 4 Beamten für 50 Orte etc.) kaum zu fassen.