TroubadixRhenus hat geschrieben:Hey Marko,
genau so ein vielfarben-IC steht bei mir im Maßstab N im Regal, den ich mir absichtlich so zusammen gestellt habe. So fuhren die Züge halt rum in "meiner großen Bahnzeit", als ich die Eisenbahn Ende der 80er bis Mitte der 90er per "Tramper Monatsticket" so richtig entdeckt habe! Die 103 davor ist dann allerdings doch TEE-farben (mit Orient-Latzrot konnte ich mich auch nie anfreunden), aber man merkt, wie emotional das Thema "Farbgebung" auch sein kann.
Grüsse:
Thomas
Hallo Thomas!
Genau in diese Zeit fallen auch meine TMTs - aber ich erinnere mich, die kunterbunten Züge nur vereinzelt zu Lästerzwecken fotografiert zu haben, wenn es gar zu bunt war - das war ja nicht "schön bunt" wie ein internationaler D-Zug. Aus dieser Zeit existieren nur ein paar Dutzend Bilder solcher Züge - na gut, die schrecklich orientroten Tfz waren so weit verbreitet, daß es nicht immer ohne ging - sogar im Oleftal am Militärzug hing ein frisch in den Farbtopf gefallenes Bonbon der BR 215.
Als das immer mehr wurde, hab ich sogar immer häufiger die Kamera in den Schrank gestellt, anstatt z.B. öfter in den Osten der Republik zu reisen, was ein Fehler war...ich habe nachher sogar den Auslöser NICHT betätigt, wenn ich doch mal wieder draußen an der Strecke war, aber eine dieser für meinen Geschmack "wenig ästhetischen" bunten Würste daherkam, wobei die S12 es mir immer wieder leicht gemacht hat, DOCH mal draufzudrücken: Orientrote 140 mit fünferlei (!) Silberlings-Varianten...aber letztendlich war diese Zeit bei mir eine echte "Schaffenspause", bevor ich das Ausland für mich entdeckt habe, und - vom Schüler zum Berufstätigen geworden - mir das auch leisten konnte.
Noch heute reißt mich das meiste von dem "roten Geraffel" oder dem bunten Plastikrollmaterial nicht wirklich vom Hocker, eine saubere 111 mit sauberen Rotlingen? Ja, okay, die nehm ich auch noch mit, aber auch das Umfeld...Mobilfunkmasten, Windräder, Megadiscounter, schäbige graue Stelzenkabelkanäle, verkrautete Gleisanlagen, entmenschte Bahnhöfe mit Laufschriftanzeigern und "Blechelse", langweilige Ks-Signale, teils schreckliche Phantasiefarbgebungen an alten Klassikern (s.o., aber auch z.B. NbE-Loks oder gelber Kram)...es ist für mich schon schwierig geworden, die Ansprüche (auch an mich selbst) an die Bahnfotografie komplett zu erfüllen. Ich weiß, "tempora mutantur" und "πάντα ῥεῖ", "Die Zeiten ändern sich" und "Alles fließt", aber tatsächlich bin ich irgendwie blockiert, das alles hier noch als "meine Bahn" anzusehen, ich kann mich - obwohl hauptberuflich nun schon im 18. Jahr Eisenbahner - nicht mehr mit diesem ganzen börsentauglichen (oder auch nicht) Knallbonbongedöns identifizieren, also ist die Speicherkarte der "guten" Kamera mittlerweile voll mit "anderen" Motiven. Andererseits ist ja durch moderne Kameras wirklich mittlerweile jeder in der Lage, wie wild drauf los zu "knipsen" - als der CT100 inklusive Entwicklung ohne Rahmung noch freundliche 9 DM kostete (Inkl. Postversandbeutel zum AGFA-Service Bonn, später Gera), war man doch etwas mehr auf Klasse denn auf Masse geeicht. Dabei waren 9 DM viel Geld, dafür konnte man mit Junior-Paß (noch ohne GroßBuchStaben mitten im Wort) noch von Köln nach Eitorf und zurück fahren - heute € 22,60, also das fünffache!
Was mich dabei mittlerweile ein wenig traurig macht, daß auch im Ausland bald nur noch Triebwagen ihre Runden drehen, keine Züge mehr am "Verkehrskreuz des Westens", die schon durch klangvolle Namen wie "Holland-Italien-Expreß" oder "FD Bodensee" ein "echtes" Fernweh auslösen. Na gut, wer sitzt schon gern im ICE mit defekter Klimaanlage, und liest den Zugnamen "Südwind" im Display...
Die große Zeit der Züge ist vorbei, machen wir uns nichts vor. Der Ausdruck "Renaissance der Eisenbahn" trifft es nur beschränkt, das ganze (und da werden mir 90% der echten Eisenbahner beipflichten) ist nämlich keine Eisenbahn mehr - nur noch das System Rad/Schiene. Ein Betrieb aus mehr oder weniger schnellen Fernstraßenbahnen auf einem kastrierten Rumpfnetz, die alle im Takt ohne Rücksicht auf Anschlüsse mehr oder weniger pünktlich hin und her flitzen, einige wenige Nostalgiestrecken, die allesamt um ihre Existenz bangen und Containerzüge, bei denen man die Lok kaum von der kunterbunten Ladung unterscheiden kann, das ist die Zukunft - es gibt ja auch andere schöne Hobbies....
Ach ja, was die LEDs betrifft: Bei mir zu Hause auch gern, hab schon weitgehend komplett umgestellt, aber die weißen Augen an einer Lok? Da muß ich immer an den Titel des Edgar-Wallace-Klassikers denken: "Die toten Augen von London" - weiße LED-Panels hinter Klarglas! Konventionelle Lampen hatten noch irgendwie "Augencharakter", entweder war eine Glühlampe zu sehen, oder andeutungsweise hinter dem gerippten Glas die Konstruktion der kombinierten weiß/rot-Halogenlampe. Bei manchen Fahrzeugen ist es ja sehr gut gelöst mit den Schlußlichtern...z.B. schön hinter den originalen Streuscheiben versteckt!
Ach schon wieder so ausschweifend und fast-OT - wenn ich einmal am Tippen bin, gibt ein Satz den nächsten - Ich bitte um Entschuldigung!