Streckensterben (1): Visselhövede - Celle (82-87,m21B)
Verfasst: Sa 13. Feb 2010, 09:35
Hallo Freunde norddeutscher Bahnen,
mein ursprünglich zu langer Bericht ließ sich gestern nicht hochladen, so dass ich ihn aufteilen musste - aber es hat endlich geklappt.
Auslöser meines heutigen Berichtes sind die Schilderungen eines frühzeitig verstorbenen Arbeitskollegen aus Visselhövede, der ein Schienenbusfan war und bis in die 60er Jahre als Jugendlicher häufig mit der Bahn seine Großeltern bei Braunschweig besuchte. Ich hatte ihm nämlich vor 25 Jahren Jahren von meinen Fototouren im Celler Land erzählt, worauf er dann von seinen Fahrten auf heute längst abgebauten Bahnstrecken schwärmte. Besonders war er von der Relation Visselhövede – Walsrode – Schwarmstedt – Celle – Plockhorst – Braunschweig angetan: Eine kurze, aber zeitaufwändige Verbindung durch wenig besiedelte Landschaften; Bahnerlebnisse mit morbidem Einschlag ..... Die 35 Kilometer längere Fahrt über Uelzen hätte ihm beispielsweise einen Fahrzeitgewinn von einer Stunde beschert.
Als ich unlängst meine in den 80er Jahren entstandenen Bilder aus jener Region betrachtete, kam die Erinnerung an meinen Bekannten wieder auf – und ich versank alsbald in alten Kursbüchern. So reifte das Projekt, eine seiner Fahrten an Hand meiner Bilder aus den 80er Jahren nachzuempfinden.
Werft zunächst einen Blick auf eine Streckenskizze (basierend auf einer BD-Karte von 1945), in der ich die Route farbig (heute aktueller Streckenzustand) eingezeichnet und die Foto-Orte blau hervorgehoben habe.

In Visselhövede, einem kleinen Bahnknoten an der Amerika-Linie (Magdeburg – Stendal – Bremerhaven), begann seine Reise. Die Tour über Walsrode und Celle war allerdings nur noch bis 27. Mai 1962 möglich, da ab diesem Zeitpunkt der Personenverkehr auf der Teilstrecke Plockhorst – Braunschweig-Gliesmarode eingestellt wurde. Im Winterfahrplan 1961/62 hätte sich die Fahrt (Mo – Fr) wie folgt gestaltet:
Visselhövede ab: 8.11 mit dem 3584 (Schienenbus)
Walsrode an: 8.32
Walsrode ab: 8.38 mit dem E 634 (Hmb – Han – Altenbeken)
Schwarmstedt an: 9.06
Schwarmstedt ab: 9.30 mit dem 3505 (Schienenbus)
Celle an: 10.20
Celle ab: 11.04 mit dem 3100 (Schienenbus)
Braunschweig Hbf an: 12.43

Bild 1:
Am 19. Mai 1986 war ich in Visselhövede und fotografierte zunächst das farblich auffällige Empfangsgebäude.

Bild 2:
Dann rollte ein 624/634-Gespann mit dem 624 673 an der Spitze als 6572 nach Bremen auf Gleis 1 ein.

Bild 3:
In Visselhövede am links zu sehenden Bahnsteig 6 konnte damals die Fahrt beginnen. Rechts sieht man zwei Kilometersteine: 70,2 für die Amerikalinie und 77 für die Linie aus Walsrode.
Am 19. Mai 1986 fährt der 624 629 als 6571 nach Uelzen aus. Das Stellwerk Vo ist noch besetzt.

Bild 4:
Die erste Station war der Bahnhof Jarlingen. Zwischen Visselhövede und Walsrode konnte man mit der DB noch bis zum 31. Mai 1980 reisen. Mit Ablauf des 30. September 1984 wurde der Abschnitt Visselhövede – Cordingen für den Gesamtverkehr stillgelegt. Im Zeitpunkt der Aufnahme am 19. Mai 1986 lagen aber die Gleise – bis auf wenige hundert Meter – noch. Dieser Abschnitt wurde dann im Juni 1986 abgebaut.

Bild 5:
Der nördliche Bahnhofsbereich von Cordingen mit intakter Signalausstattung am 3. März 1985.

Bild 6:
Und so sah es am gleichen Tage im Südbereich von Cordingen aus. Rechts die Gleisanlagen für die Werkbahn Wolff Walsrode. Links im Hintergrund das Dienstgebäude aus dem Jahr 1967.

Bild 7:
Das Bahnhofsgebäude aus der Nähe. Rechts am Masten der früheren Oberleitung ein Schild, das auf den damals noch bestehenden – beschränkt öffentlichen - Personen-Werkverkehr (+ 24.05.1991) hinweist.

Bild 8:
Dieses bemerkenswerte Gebäude hat es verdient, separat abgelichtet zu werden. Nach meinen Informationen wurde es in der 2. Hälfte der 80er Jahre abgerissen.

Bild 9:
Dieser kleine Abstecher – trotz der Betriebsruhe an jenem Samstag – muss sein: Die Endstation Bomlitz, die an eine Kapelle erinnert.
Unverkennbar ist hier, dass das Bahnsteiggleis Richtung Werkbahnhof stark ansteigt. Im Hintergrund zwei von der DB angemietete Reisezugwagen.

Bild 10: Unvermeidlich für mich auch ein Foto der beiden mit Dampf vorgeheizten Reisezugwagen auf einem Abstellgleis:
Der vordere Wagen ist ein Byg 515 mit der Nummer 50 80 29-12 416-3. Dahinter ein Byl 421.

Bild 11:
In Walsrode gelangen wir an die auch heute noch bedeutende Heidebahn (Buchholz – Soltau – Hannover).
Am 3. März 1985 fotografierte ich zunächst die Nordausfahrt.

Bild 12:
Dann ein Bild mit dem Empfangsgebäude.

Bild 13: In Schwarmstedt kreuzt die Allerbahn (Verden – Celle – Gifhorn) die Heidebahn. Links sieht man auf diesem Bild die Einmündung des westlichen Teilstückes der Allerbahn aus Richtung Verden (+P Wahnebergen – Schwarmstedt – Celle 24.09.1966).
Von der mittlerweile demontierten Fußgängerbrücke sind im Vordergrund zwei Kilometersteine erkennbar:
36,1 für die Allerbahn und 40,3 für die Heidebahn.

Bild 14:
Das altertümlich wirkende Empfangsgebäude von Schwarmstedt am gleichen Tage.
Hier folgen wir dann dem mittleren Stück der Allerbahn bis Celle.

Bild 15:
Im Bahnhof Jeversen lagen im März 1985 keine Gleise mehr. Nach der Einstellung des Pv mit Ablauf des 24. Mai 1966 endete hier zwischen Schwarmstedt und Wietze-Steinförde auch am 31. Dezember 1973 der Gesamtverkehr.

Bild 16:
Ab Wietze-Steinförde lagen hingegen zu jener Zeit noch Gleise; das Bild zeigt das Streckenende westlich des Bahnhofs am Kilometerstein 20,8.

Bild 17:
Wietze-Steinförde mit Blickrichtung Osten.

Bild 18:
Das östliche Ende des Bahnhofes Wietze-Steinförde.

Bild 19:
Winsen (Aller) am 14. März 1982.

Bild 20:
Hambühren am 3. März 1985.
Wietze-Steinförde – Wietzenbruch wurde am 2. Juni 1986 für den Gesamtverkehr stillgelegt; der Abbau begann einen Monat später. Das Reststück bis Celle verlor in der Zeit vom Ende des Jahres 2004 bis Mitte Mai 2006 seine Gleise.

Bild 21:
In Celle an der Hauptbahn von Hamburg nach Hannover verlassen wir die Allerbahn, die Richtung Osten bis Gifhorn reichte. Stellvertretend hier ein Bild vom 20. Februar 1982 mit einer Reisebüro-Sonderzuggarnitur, die u.a. aus den Triebköpfen 601 011 sowie 601 019 (am Schluss) bestand.
Fortsetzung in Teil 2.
Es grüßt euch
Günter
mein ursprünglich zu langer Bericht ließ sich gestern nicht hochladen, so dass ich ihn aufteilen musste - aber es hat endlich geklappt.
Auslöser meines heutigen Berichtes sind die Schilderungen eines frühzeitig verstorbenen Arbeitskollegen aus Visselhövede, der ein Schienenbusfan war und bis in die 60er Jahre als Jugendlicher häufig mit der Bahn seine Großeltern bei Braunschweig besuchte. Ich hatte ihm nämlich vor 25 Jahren Jahren von meinen Fototouren im Celler Land erzählt, worauf er dann von seinen Fahrten auf heute längst abgebauten Bahnstrecken schwärmte. Besonders war er von der Relation Visselhövede – Walsrode – Schwarmstedt – Celle – Plockhorst – Braunschweig angetan: Eine kurze, aber zeitaufwändige Verbindung durch wenig besiedelte Landschaften; Bahnerlebnisse mit morbidem Einschlag ..... Die 35 Kilometer längere Fahrt über Uelzen hätte ihm beispielsweise einen Fahrzeitgewinn von einer Stunde beschert.
Als ich unlängst meine in den 80er Jahren entstandenen Bilder aus jener Region betrachtete, kam die Erinnerung an meinen Bekannten wieder auf – und ich versank alsbald in alten Kursbüchern. So reifte das Projekt, eine seiner Fahrten an Hand meiner Bilder aus den 80er Jahren nachzuempfinden.
Werft zunächst einen Blick auf eine Streckenskizze (basierend auf einer BD-Karte von 1945), in der ich die Route farbig (heute aktueller Streckenzustand) eingezeichnet und die Foto-Orte blau hervorgehoben habe.

In Visselhövede, einem kleinen Bahnknoten an der Amerika-Linie (Magdeburg – Stendal – Bremerhaven), begann seine Reise. Die Tour über Walsrode und Celle war allerdings nur noch bis 27. Mai 1962 möglich, da ab diesem Zeitpunkt der Personenverkehr auf der Teilstrecke Plockhorst – Braunschweig-Gliesmarode eingestellt wurde. Im Winterfahrplan 1961/62 hätte sich die Fahrt (Mo – Fr) wie folgt gestaltet:
Visselhövede ab: 8.11 mit dem 3584 (Schienenbus)
Walsrode an: 8.32
Walsrode ab: 8.38 mit dem E 634 (Hmb – Han – Altenbeken)
Schwarmstedt an: 9.06
Schwarmstedt ab: 9.30 mit dem 3505 (Schienenbus)
Celle an: 10.20
Celle ab: 11.04 mit dem 3100 (Schienenbus)
Braunschweig Hbf an: 12.43

Bild 1:
Am 19. Mai 1986 war ich in Visselhövede und fotografierte zunächst das farblich auffällige Empfangsgebäude.

Bild 2:
Dann rollte ein 624/634-Gespann mit dem 624 673 an der Spitze als 6572 nach Bremen auf Gleis 1 ein.

Bild 3:
In Visselhövede am links zu sehenden Bahnsteig 6 konnte damals die Fahrt beginnen. Rechts sieht man zwei Kilometersteine: 70,2 für die Amerikalinie und 77 für die Linie aus Walsrode.
Am 19. Mai 1986 fährt der 624 629 als 6571 nach Uelzen aus. Das Stellwerk Vo ist noch besetzt.

Bild 4:
Die erste Station war der Bahnhof Jarlingen. Zwischen Visselhövede und Walsrode konnte man mit der DB noch bis zum 31. Mai 1980 reisen. Mit Ablauf des 30. September 1984 wurde der Abschnitt Visselhövede – Cordingen für den Gesamtverkehr stillgelegt. Im Zeitpunkt der Aufnahme am 19. Mai 1986 lagen aber die Gleise – bis auf wenige hundert Meter – noch. Dieser Abschnitt wurde dann im Juni 1986 abgebaut.

Bild 5:
Der nördliche Bahnhofsbereich von Cordingen mit intakter Signalausstattung am 3. März 1985.

Bild 6:
Und so sah es am gleichen Tage im Südbereich von Cordingen aus. Rechts die Gleisanlagen für die Werkbahn Wolff Walsrode. Links im Hintergrund das Dienstgebäude aus dem Jahr 1967.

Bild 7:
Das Bahnhofsgebäude aus der Nähe. Rechts am Masten der früheren Oberleitung ein Schild, das auf den damals noch bestehenden – beschränkt öffentlichen - Personen-Werkverkehr (+ 24.05.1991) hinweist.

Bild 8:
Dieses bemerkenswerte Gebäude hat es verdient, separat abgelichtet zu werden. Nach meinen Informationen wurde es in der 2. Hälfte der 80er Jahre abgerissen.

Bild 9:
Dieser kleine Abstecher – trotz der Betriebsruhe an jenem Samstag – muss sein: Die Endstation Bomlitz, die an eine Kapelle erinnert.
Unverkennbar ist hier, dass das Bahnsteiggleis Richtung Werkbahnhof stark ansteigt. Im Hintergrund zwei von der DB angemietete Reisezugwagen.

Bild 10: Unvermeidlich für mich auch ein Foto der beiden mit Dampf vorgeheizten Reisezugwagen auf einem Abstellgleis:
Der vordere Wagen ist ein Byg 515 mit der Nummer 50 80 29-12 416-3. Dahinter ein Byl 421.

Bild 11:
In Walsrode gelangen wir an die auch heute noch bedeutende Heidebahn (Buchholz – Soltau – Hannover).
Am 3. März 1985 fotografierte ich zunächst die Nordausfahrt.

Bild 12:
Dann ein Bild mit dem Empfangsgebäude.

Bild 13: In Schwarmstedt kreuzt die Allerbahn (Verden – Celle – Gifhorn) die Heidebahn. Links sieht man auf diesem Bild die Einmündung des westlichen Teilstückes der Allerbahn aus Richtung Verden (+P Wahnebergen – Schwarmstedt – Celle 24.09.1966).
Von der mittlerweile demontierten Fußgängerbrücke sind im Vordergrund zwei Kilometersteine erkennbar:
36,1 für die Allerbahn und 40,3 für die Heidebahn.

Bild 14:
Das altertümlich wirkende Empfangsgebäude von Schwarmstedt am gleichen Tage.
Hier folgen wir dann dem mittleren Stück der Allerbahn bis Celle.

Bild 15:
Im Bahnhof Jeversen lagen im März 1985 keine Gleise mehr. Nach der Einstellung des Pv mit Ablauf des 24. Mai 1966 endete hier zwischen Schwarmstedt und Wietze-Steinförde auch am 31. Dezember 1973 der Gesamtverkehr.

Bild 16:
Ab Wietze-Steinförde lagen hingegen zu jener Zeit noch Gleise; das Bild zeigt das Streckenende westlich des Bahnhofs am Kilometerstein 20,8.

Bild 17:
Wietze-Steinförde mit Blickrichtung Osten.

Bild 18:
Das östliche Ende des Bahnhofes Wietze-Steinförde.

Bild 19:
Winsen (Aller) am 14. März 1982.

Bild 20:
Hambühren am 3. März 1985.
Wietze-Steinförde – Wietzenbruch wurde am 2. Juni 1986 für den Gesamtverkehr stillgelegt; der Abbau begann einen Monat später. Das Reststück bis Celle verlor in der Zeit vom Ende des Jahres 2004 bis Mitte Mai 2006 seine Gleise.

Bild 21:
In Celle an der Hauptbahn von Hamburg nach Hannover verlassen wir die Allerbahn, die Richtung Osten bis Gifhorn reichte. Stellvertretend hier ein Bild vom 20. Februar 1982 mit einer Reisebüro-Sonderzuggarnitur, die u.a. aus den Triebköpfen 601 011 sowie 601 019 (am Schluss) bestand.
Fortsetzung in Teil 2.
Es grüßt euch
Günter