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? bezügl. Güterverkehr Mayen - Andernach & Mayen - Koblenz

Verfasst: Fr 21. Aug 2009, 21:37
von gsl
Hallo zusammen,

hat jemand Infos welche Güter auf den genannten Strecken befördert wurden, wo bzw. welche Gleisanschlüsse es gab und wie sich das Transportaufkommen bis hin zur Einstellung des Güterverkehrs entwickelt hat? Ideal wäre, wenn sich das Ganze mit entsprechenden Zahlen belegen ließe.

Für etwaige Hinweise bereits im Voraus vielen Dank!

Gruß

Re: ? bezügl. Güterverkehr Mayen - Andernach & Mayen - Koblenz

Verfasst: Fr 28. Aug 2009, 06:37
von mendener
Ich habe zwar auch keine genaue Zahlen, aber ich meine , dass die Tubag in Kruft und die Bundeswehr via Ladestraße in Mendig bis zuletzt bedient wurde. Früher (bis in die 70er Jahre) gab es zwischen Andernach und Mayen eine große Menge von Gleisanschlüssen zu den hier ansässigen "Bimssteinwerken".
Eventeuell hat die IHK Koblenz in ihrem Archiv genauere Daten.

Re: ? bezügl. Güterverkehr Mayen - Andernach & Mayen - Koblenz

Verfasst: Sa 29. Aug 2009, 21:58
von gsl
Danke für die Infos und den Tipp!

Gruß

Re: ? bezügl. Güterverkehr Mayen - Andernach & Mayen - Koblenz

Verfasst: So 30. Aug 2009, 23:17
von Knipser1
Hallo Steph,

du hattest ja u.a. nach dem Güterverkehr Mayen-Andernach gefragt.

Ich versuch´mich mal an einer Aufstellung ohne Gewähr auf absolute sachliche Richtigkeit.

Aus dem Jahr 1927 gibt es recht genaue Aufstellungen von den transportierten Tonnagen, da wird einem schwindlig :roll:

Na, dann fangen wir mal in Mayen an und arbeiten uns nach Andernach vor....

Mayen West
2 Anschlussgleise an ein Tanklager/Brennstoffhandlung (Kohle) und ein Sägewerk (Holz)

Mayen Ost

diverse Rampenladegleise zur Güterverladung:
Hauptkunden bis in die 1980er Jahre
- Fa. Rathscheck Schiefer
- Fa. Weig-Karton Altpapier / Zellstoff
- Bundeswehr (Fahrzeuge)

Anschlußgleis Adorf KG
- Steinschotterwerk + Werksteine

Kottenheim
- Ausweichanschlußstelle Mayko-Steinwerke (Basaltschotter) bis 2001
- Anschluß Winfeld Brechwerk (Schotterverladung) bis ca. 1980
- Anschlußgleis Winfeld-Rampe (Werkstein-Verladung) bis 1986
- 1 langes Rampengleis (Verladung TUBAG Werksteine, Mühlsteine, landwirtschaftliche Produkte, Kohlen ) bis 1986
- 1 kurzes Rampengleis Holzwollfabrik Anton Schlagwein (Empfang: Holz - Versand: Holzwolle) bis 1986

Thür
- Ausweichanschlußstelle am alten Haltepunkt (Raiffeisen-Lager / Landwirschaftliche Produkte) bis in die 1980er Jahre

Mendig
- 1 langes Ausziehgleis in Richtung Flughafen (Treibstoff für Hubschrauber) - Verlängerung des "Rampengleises"
- 1 langes Rampengleis neben Gleis 3 (Landwirtsschaftliche Produkte / Fa. Geisen, Werksteinverladung / Mühlsteine)
- diverse Ladegleise für Fahrzeuge Bundeswehr, Werksteinverladung
- 1 langes Anschlußgleis neben Gleis 1 zur Spedition Mosolf (Fahrzeuge) und zur Fa. Continental (Fahrzeugsitze)


Kruft
- diverse Anschlußgleise zu den Bimsbaufirmen in Richtung Mendig (Zieglowski) - Binsversand, Bimssteinversand
- Anschluß Tubag Kruft (heute nur noch werksinterner Inselbetrieb mit 2 Köfs) - hauptsächlich Zement und Trass
- lange Güterladegleise (Güterrampen) im Bahnhofsbereich für diverse Ladungen (u.a. 1 x jährlich Kleidersammlung der Kath. Jugend)
- in Richtung Plaidt Anschluß Meurin (bis Anfang der 1990er Jahre sogar mit einem Ts-Signal gesichert) - Trassverladung


Plaidt

- unzählige Gütergleise, teilweise mit Laderampen
- Raiffeisenlager
- in Richtung Kruft Anschlußstelle Herfeld (Bimssteine, Bims)
- in Richtung Kruft ein weiteres Anschlußgleis zu einem Metall-Schrotthändler
- in Richtung Saffig ein mehrere Kilometer langes Anschlußgleis quer durch den Ort zu einem Lavawerk (bis Ende 1990er Jahre)
- neben Gleis 1 Ladegleis Fa. Pinger Stahlbau (u.a. Oberleitungsmasten für die Bundesbahn)
- in Richtung Miesenheim Anschlußgleise zu mehreren Bimsbetrieben (Bimssteine, Bimsversand)

Miesenheim

- nur Haltepunkt, keine bekannte Güterverladung


Andernach

- in Richtung Plaidt Anschlüsse zu diversen Bimsbetrieben

Na, du wirst ja anhand einiger Berichte im "Damals"- Forum schon gesehen haben, was in den 1970er Jahre die 50er so an Lasten den Berg hoch zu schleppen hatten ;-)

Was die Strecke Mayen-Koblenz anbelangt so kann man bis auf Ochtendung (Lavawerk) davon ausgehen, das landwirtschaftliche Produkte (Zuckerrüben!) hier den Güterverkehr geprägt haben. Hier gab es fast in jedem Bahnhof ein entsprechendes Raiffseisenlager.
Heute meist noch an alter Stelle vorhanden.
In Nettesürsch (Haltepunkt) wurde wohl auch mal Schiefer verladen.

Viele Grüße

Guido

Re: ? bezügl. Güterverkehr Mayen - Andernach & Mayen - Koblenz

Verfasst: Mo 31. Aug 2009, 11:16
von gsl
Hallo Guido!

Perfekt, genau so eine Auflistung habe ich gesucht, vielen Dank! Was die Tonnagen aus dem Jahr 1927 angeht: Sind das Angaben zu den insgesamt auf der Strecke trasportierten Gütern oder für die einzelnen Kunden?

Gruß

Re: ? bezügl. Güterverkehr Mayen - Andernach & Mayen - Koblenz

Verfasst: Mo 31. Aug 2009, 20:22
von Knipser1
Hallo Steph,

das sind Tonnagen für die Gesamtstrecke mit Angaben je Bahnhof in Verladung und Empfang

Also XX Stück Großvieh, XX Stück Kleinvieh, XX Liter Milch, XX Tonnen Getreide....

Für Kottenheim schaut das wie folgt aus:

Versand:
85.832 Tonnen diverse Wagenladungen
32.287 Tonnen Dienstgut (vermutlich Bahnschotter)
288 Tonnen Stückgut
7 Tonnen Expreßgut
3 Tonnen Gepäck

Empfang:
3.733 Tonnen diverse Wagenladungen
343 Tonnen Stückgut
276 Tonnen Dienstgut
23 Tonnen Expreßgut
4 Tonnen Gepäck
15 Tonnen Milch
45 Stück Großvieh
2 Stück Kleinvieh

Gesamttransportmenge zwischen Mayen und Andernach im Jahr 1927: 1.191.959 Tonnen (in Worten fast 1,2 Millionen Tonnen)

Die Zahlen stammen aus dem Buch " Die Geographie der Eisenbahnen und Landstraßen im Wirtschaftsgebiet der Eifel" Autor: Dr. Peter Kessel, erschienen 1931.

Viele Grüße

Guido

Re: ? bezügl. Güterverkehr Mayen - Andernach & Mayen - Koblenz

Verfasst: Mo 31. Aug 2009, 22:52
von OliBoe
Knipser1 hat geschrieben: Plaidt

- unzählige Gütergleise, teilweise mit Laderampen
- Raiffeisenlager
- in Richtung Kruft Anschlußstelle Herfeld (Bimssteine, Bims)
- in Richtung Kruft ein weiteres Anschlußgleis zu einem Metall-Schrotthändler
- in Richtung Saffig ein mehrere Kilometer langes Anschlußgleis quer durch den Ort zu einem Lavawerk (bis Ende 1990er Jahre)
- neben Gleis 1 Ladegleis Fa. Pinger Stahlbau (u.a. Oberleitungsmasten für die Bundesbahn)
- in Richtung Miesenheim Anschlußgleise zu mehreren Bimsbetrieben (Bimssteine, Bimsversand)

Viele Grüße

Guido
Hallo Guido,
hast Du bzgl. des Anschlussgleises nach Saffig noch weitere Informationen?
Wenn man aus Plaidt in Richtung Rauschermühle fährt, dann ist das alter Werk direkt an der Strasse gemeint, oder?
(Ich meine mich zu erinnern, dass da Gleise lagen?)
Aber wie war der Verlauf zum Bahnhof?
Außerdem stand mal vor einigen Jahren ein Artikel in der Rhein-Zeitung, dass auf der Strecke nach Saffig (da es keine andere gab, muss es diese gewesen sein) Görings Befehlszug (ich weiß nicht, wie ich das genau nennen soll) gestanden haben soll.
Und im Buch 'Luftkrieg im Raum KOblenz 1944/45' (http://openlibrary.org/b/OL3819490M/Luf ... nz-1944/45 - erschütternd, was die Menschen damals mitgemacht haben müssen!) wurde ein Flakzug auf dem Anschlussgleis erwähnt (der angegriffen wurde und damit Schäden in Plaidt verursacht hat).

Google-Maps hat mir nicht wirklich geholfen, da dort kaum/nichts mehr zu erkennen ist...
(Vor allem, wenn wirklich bis Ende der 1990er der Anschluss noch bedient wurde)

Anbei ein Ausschnitt aus Google-Maps:
Bild
Das von mir gemeinte Werk liegt ziemlich genau am unteren Ende in der Mitte.

Bild
So könnte ich mir den Streckenverlauf vorstellen. Liege ich da richtig?

Bild
Und hier noch mal das Werk in Großaufnahme.

lg,
Oliver

Re: ? bezügl. Güterverkehr Mayen - Andernach & Mayen - Koblenz

Verfasst: Mo 31. Aug 2009, 23:04
von Knipser1
Hallo Oliver,

das bei Google ist auf jeden Fall das richtige Werk.

Auf den ersten Blick liegst du auch mit dem eingezeichneten Verlauf der Strecke richtig.

Vor Ort wüßte ich genauer zu sagen, wo es da rüber ging. Bin das Ganze auch schon mal abgelaufen wo noch Gleise dort lagen.

Ich erinnere mich auch an einen kleine Steinbrücke zur Überquerung der Nette

Zu der Sache mit Görings Befehlszug kann ich leider nichts sagen. Nach meinen Informationen stand der in einem der beiden Hausener Tunnel auf der Strecke Mayen-Koblenz. Das wäre meiner Meinung nach auch logischer gewesen, als den mitten in einem Ort hinzustellen.
Da erscheint mir die Sache mit dem Flakzug eher wahrscheinlich.
Aber wer weiß - vielleicht hat man darauf gesetzt, das dieses Anschlußgleis der feindlichen Aufklärung recht unbekannt ist und auch teilweise durch den dichten, grünen "Rauscher-Park" führt.

Vielleicht kann ein "Einheimischer" das hier noch weiter ergänzen?

Viele Grüße

Guido

Re: ? bezügl. Güterverkehr Mayen - Andernach & Mayen - Koblenz

Verfasst: Di 1. Sep 2009, 00:03
von gt
Hallo Oliver,

den Streckenverlauf hast du richtig markiert. Ich war mal in Saffig vor Ort, habe aber aus mir (heute) nicht nachvollziehbaren Gründen keine Bilder gemacht.

Bildmaterial gibt es andererseits. Leider bewegt sich der mir bekannte Besitzer nicht in der Öffentlichkeit.


Beste Grüße

Gerd

Re: ? bezügl. Güterverkehr Mayen - Andernach & Mayen - Koblenz

Verfasst: Di 1. Sep 2009, 22:01
von OliBoe
Hallo,
ich habe einmal im Online-Archiv der RHein-Zeitung gestöbert...

Die Gleise sind anscheinend 2006 entfernt worden, siehe:
Gleise werden demontiert und Silos abgerissen

SAFFIG/PLAIDT. Ein halbes Dutzend Männer ist derzeit mit Abriss- und Entsorgungsarbeiten an den Gleisen der alteingesessenen Firma Theis in Saffig beschäftigt. Die Gleise werden bei einer Recyclingfirma in Koblenz aufgearbeitet. Danach werden die Silos, die zwischen Saffig und Plaidt stehen, abgerissen.

Dabei müssen rund 1000 Tonnen Material sortiert und abtransportiert werden. Die Kosten für dieses Projekt gehen deutlich in den sechsstelligen Bereich. Der Gleisbereich hatte im Zweiten Weltkrieg als Flak-Stützpunkt strategische Bedeutung - daran erinnern sich Zeitzeugen aus Plaidt.

Bericht auf Seite 16.
Rhein-Zeitung vom 04.02.2006

Und der Artikel bzgl. der Flak:
Gleise überstanden Weltkrieg

Flak hatte auf Schienen Geschütz positioniert - Bomben waren die Folge

In Plaidt war im Zweiten Weltkrieg ein Geschütz der Flugabwehr stationiert. Es wurde auf den Gleisen in immer neue Stellungen gefahren. Wie in der Chronik von Karl Wind aus Andernach steht, war diese Flak wegen ihrer Zielgenauigkeit gefürchtet. Am 18. Oktober 1944 schoss sie ein Flugzeug ab, das über Kretz in Brand geriet und hinter dem Andernacher Krahnenberg abstürzte. Dies berichtet Frank Neupert in seinem Beitrag in den "Plaidter Blättern" 2005.

Auch wegen der Flak bombardierten die Amerikaner die Gegend. Beim ersten Fliegerangriff am 19. Oktober 1944 fiel eine Bombe in das Bahnhofsgebäude, zwei trafen den Güterschuppen und zwei weitere den Park der Rauschermühle. Beim zweiten Fliegerangriff auf den Bahnhof Plaidt am 5. Dezember 1944 starben vier Menschen. Am 29. Januar 1945 fielen insgesamt 61 Bomben, die im südlichen Ortsteil erhebliche Schäden anrichteten. Die Bombenkette zog sich über die Ochtendunger Straße, die Saffiger Straße und durch das Nettetal bis zur Mühlenstraße. Viele Häuser wurden zerstört und beschädigt, darunter auch die Papierfabrik Noldensmühle. Fünf Menschen starben.

Kurz vor dem Eintreffen der Amerikaner wurde der Bahnhof am 23. Februar 1945 nochmals angegriffen. Von der damaligen Fußgängerbrücke blieben nur Trümmer übrig. Nachzulesen ist dies in der Andernacher Volkszeitung vom 26. Januar 1955 in dem Artikel "Endphase des Krieges in der Pellenz".

Das Industriegleis hatte auch einen Abzweig zur RWE. Darüber wurde früher die Kohle für Beheizung und Stromerzeugung angeliefert. Auf dem Schienenweg erreichten auch Großgeräte wie Transformatoren die Umspannanlage der RWE, erinnert sich deren ehemaliger Chef, Wolfgang Wilhelm. Seitlich der Gleise war das Mastenlager.

Die Rhein-Zeitung berichtete im April 1969 von einem spektakulären Unfall auf den Gleisen: "... nachmittags fuhr eine kleine Diesellok mit zwei Güterwaggons Richtung Saffig. In der Gemarkung "An der Mühle" (...) kam es auf dem Bahnübergang eines Feldweges zu einem Zusammenstoß mit einem Traktor, mit angehängter Sämaschine, wobei letztere erfaßt wurde. Der Lokführer sprang, um womöglich den Zusammenstoß noch zu vermeiden, kurz vor dem Überweg ab, stürzte jedoch und geriet mit einem Bein unter den nachrollenden Waggon. Mit erheblichen Kopf- und Beinverletzungen wurde er in das Andernacher Krankenhaus gebracht, wo ein Fuß amputiert werden mußte. Der Fahrer der Zugmaschine, ein Saffiger Landwirt, kam mit leichten Verletzungen davon."

Nach Recherche von Wolfgang Horch vom Plaidter Geschichtsverein handelte es sich allerdings nicht um eine Sämaschine, sondern um eine Egge. Das bestätigen auch Plaidter Bürger. Der verunglückte Engelbert Meyer ist 14 Tage später an den Unfallfolgen gestorben. Es kam in diesem Zusammenhang zu einer Gerichtsverhandlung. (cts)
ebenso Rhein-Zeitung vom 04.02.2006

lg,
Oliver

Re: ? bezügl. Güterverkehr Mayen - Andernach & Mayen - Koblenz

Verfasst: Di 1. Sep 2009, 22:11
von Knipser1
Hallo Oliver,

tolle Ergänzung und interessante Informationen.
Das es sogar eine Abwzeig zur RWE gab :shock:

Danke für das Einstellen.

Den RZ Artikel kannte ich so noch gar nicht.

Das begeistert mich immer wieder am "Damals-Forum", was hier immer so ausgegraben wird ;-)

Viele Grüße

Guido

Re: ? bezügl. Güterverkehr Mayen - Andernach & Mayen - Koblenz

Verfasst: Mi 2. Sep 2009, 06:32
von mendener
OliBoe schrieb: Görings Befehlszug (ich weiß nicht, wie ich das genau nennen soll) gestanden haben soll.

Diese Art von Zügen wurden "Kommandozug" genannt. Neben der Luftwaffe hatten auch das Heer und die Marine einen solchen Zug. Im Verlaufe des Krieges bekammen diese Sonderzüge zusätzlich auch "Flakwagen" zugeteilt. Die Kommandozüge bestanden teilweise aus umgebauten 4 achsigen Schnellzugwagen der DRG (Wohn/Schlafwagen, Küchenwagen, Besprechnungswagen) bzw. waren extra für ihren Zweck gebaut (Nachrichtenwagen = Funkwagen).