Als Gast der entscheidenden Ratssitzung am 6.Mai und HWB bzw. HRB-Aktiver kann ich dazu folgendes beitragen: Zunächst einmal zeigten sich alle Fraktionen unisono vollkommen falsch oder gar nicht über den derzeitigen Stand der Dinge informiert.
Dieses Informationsdefizit "verdanken" die Volksvertreter freilich in erster Linie ihrem eigenen Desinteresse, denn ich muß von einem Mandatsträger erwarten, daß er sich von Fakten, über die er befinden soll, eigenständig Kenntnis verschafft.
Und wer dies möchte, findet uns. Wir wären keiner Anfrage ausgewichen.
Ausgewichen allerdings ist uns der Verbandsbürgermeister Harald Rosenbaum, der unseren HWB-Geschäftsführer und HRB-Vorsitzenden wieder ausgeladen hat, nachdem bereits ein Informationsgespräch vereinbart war.
Bei diesem Gespräch hätten wir ein Konzept vorgelegt, wie wir gedenken, die Strecke kostendeckend zu betreiben und kostengünstig vorzuhalten.
Wenn also das Ratsmitglied selbst keine Gelegenheit zum eigenständigen Faktenerwerb hat -warum auch immer- muß es sich auf eine sorgfältig recherchierte Beschlußvorlage seines Bürgermeisters verlassen können.
Dieser Informationspflicht ist an diesem Abend der Verbandsbürgermeister interessanterweise bei den anderen "Großthemen" der Sitzung (Einzelhandelskonzept und Windkraftvorrangflächen) auf sehr professionelle Weise nachgekommen - das muß ich ihm lassen. Nur eben nicht in Sachen Hunsrückbahn. So konnte es also passieren, daß der Kenntnisstand der Entscheidungsträger in den Jahren 1988 bis 2001 stehen geblieben ist.
Der eine oder andere sprach immer noch von "Bundesbahn", ein anderer Mandatsträger meinte, wenn schon ein Konzern wie die DB nicht in der Lage sei, eine solche Strecke rentabel zu betreiben, könne dies ein kleines Unternehmen erst recht nicht,(dabei ist es eher gerade anders herum: Was die DB nicht schafft, machen Private besser) ein weiteres Ratsmitglied unterstellte, hier wollten sich nur ein paar schienenbusverliebte Spinner mit kommunalen Mitteln einen Vereinsspielplatz finanzieren lassen. Andere ängstigt die Vorstellung von "80 Güterzügen pro Woche durch Sohren und das vor allem nachts" (schön wären ja acht Güterzüge pro Monat, fest bestellt für ein Jahr und das tagsüber, wir würden ja Freudensprünge bis zu den Isolatoren der Fs-Leitung machen) usw. usw.
Fazit: Bei den Fraktionen kein Interesse, sich eigenständig mit der Materie zu befassen - beim VG-Bürgermeister kein Interesse, die ihm bekannten Fakten zu publizieren. Wichtiger war da die eventuelle Ansiedlung von H&M auf dem Hahn oder der Bau eines kik-Einkaufsmarktes auf dem Felkegelände in Sohren.
Da konnten sich die VG-Räte so richtig heiß reden.
Der Erhalt einer Strecke, deren Bau heute eine Milliarde Euro kosten würde und auf der einmal täglich 150 Lastzüge vergleichsweise emissionsarm Richtung Westen und 10000 Berufspendler an ihr Ziel rollen könnten, ist nicht mal wert, daß man sich vernünftig mit der Materie befaßt.
Nun, der Ortsbürgermeister von Wahlenau, Rolf Müller war der einzige, der -mit dem nötigen Hintergrundwissen ausgestattet- den Durchblick bewies: "Ich habe jetzt über 6 Monate mit diesen Leuten von der Bahn geschafft - und ich traue ihnen auch zu, daß sie diese Bahnstrecke zu einem Erfolg machen."
So ist es Herr Müller. Rund 2000 Anmeldungen für die Sonderfahrten allein an Pfingsten sprechen wahrscheinlich eine deutlichere Sprache als 39 Ratsmitglieder in einem künstlich belichteten Ratskeller (der Architekt der Anlage verzeihe mir an dieser Stelle meine Assoziationen hinsichtlich der Bischofsgruft im Trierer Dom).
Gewissermaßen in letzter Sekunde dann kam aber doch noch ein Antrag der WG Elsen durch. Nämlich jetzt nicht die Tür zuzuschlagen, und sich noch eine Eintrittsmöglichkeit in den Zweckverband offenzuhalten (weder durch die Vorder-, noch die Hintertür, sondern wohl eher durchs Kellerfenster), so daß der folgende Beschluß eine Mehrhheit fand: Der VG-Rat erwartet von den Initiatoren des
Zweckverbandes bzw. dem Betreiber der Strecke ein betriebswirtschaftliches Konzept, alsdann wird der Verbandsgemeinderat erneut über eine Beteiligung am Zweckverband befinden.
So nett diese freundliche Zensur der ursprünglich anvisierten Ablehnung auch ist, beweist doch gerade sie, daß man nicht weiß, wovon man spricht. Denn dieses betriebswirtschaftliche Konzept ist der VG bereits mit dem Reaktivierungsgutachten -das die VG übrigens mitgetragen und mitfinanziert hat-als sogenannte Gewinn- und Verlustrechnung zugegangen.
Man hätte halt nur einfach einmal in den eigenen Unterlagen nachrecherchieren müssen, worüber man abstimmt...