Hallo zusammen,
ich bin meinem Vorredner zu Dank verpflichtet, da er mir aus der Seele geschrieben hat. Leider werde ich den Verdacht nicht los, dass die BIKO e.V. einem Vergleich mit anderen Vereinen und deren Strecken unterzogen wird, obwohl dieser mit den genannten Beispielen so gar nicht gezogen werden kann. Auch wenn es sich bei hunderten von Strecken allesamt um Schienenwege handelt, so hat doch jede ihre eigene Geschichte und ihre eigenen Probleme, was die Reaktivierung anbetrifft.
Schwierig ist es vor allen Dingen, wenn eine touristische Bahnstrecke wie Brexbachtal mit der Strecke Koblenz-Ochtendung verglichen wird, die vorrangig für den Güterverkehr genutzt würde. Am Beispiel Brex sieht man doch, dass die Gegner mit einer Gefahr des Gütertransports argumentieren! Machen wir uns also nichts vor - die Bevölkerung hat dann immer die schlimmsten Befürchtungen - auch wenn sie unberechtigt sind. Eine touristische Attraktivität wie bei der Brex ist nicht gegeben. Eine Bahnstrecke wie KO-Ochtendung muss sich wirtschaftlich rechnen, sonst kanns nicht funktionieren. Momentan ermitteln wir daher alle Güter, die über diese Strecke transportiert werden können - sehr Zeitaufwendig und leider auch sehr unauffällig. Wir nehmen ansonsten gerne Spenden entgegen, um die doppelte Kreuzungsweiche ohne Transportaufträge schnellstmöglich einsetzen zu können
Ich persönlich würde auch liebend gerne mit dem Freischneider herumlaufen und die Trasse von der Vegetation befreien. Leider hat uns die DB kürzlich aber nur eine Betretungsgenehmigung, nicht aber eine Erlaubnis für den Vegetationsrückschnitt erteilt - warum sollte sie auch, wenn es einen anderen zahlungskräftigen Kaufinteressenten gibt. Mir gefällt das auch nicht, ich nehme es jedoch geduldig hin, da wir mit der DB weiterhin in Verhandlung stehen werden. Wenn ihr freischneiden möchtet, ist es eure Entscheidung, die keiner verhindern kann (außer die DB selbst) - das Risiko liegt bei euch. Wir als Verein werden uns an die Spielregeln halten. Reaktivierung von Bahnstrecken bedeutet immer dicke Bretter bohren - auch wenn es wenige rasante Beispiele gibt.
Wie vielleicht bekannt ist, liegt die Schwierigkeit in unserem Fall der Reaktivierung am politischen Willen von 2 CDU-dominierten Verbandsgemeinden (Weißenthurm und Maifeld). Beide wollen den Maifeldradweg von Ochtendung nach Bassenheim erweitern, ohne diesen näher begründen zu können. Beide haben auch gemeinsam schon vor Jahren die Kaufverhandlungen mit der DB aufgenommen. Jetzt kommt etwas, was einigen nicht schmecken wird: Wenn die BIKO e.V und vormals die Initiative "Ich tu's" nicht gewesen wäre, hätte sich die Strecke schon längst erledigt. Sie wäre schlichtweg ein Radweg. Der augenscheinliche Stillstand, der von einigen so bemängelt wird, hat die Kommune ebenfalls zu beklagen. Oder glaubt ihr, dass es für die Kommunen in den letzten 5 Jahren einfach war, ihren Bürgern zu erklären, dass immer noch kein Fahrrad dort fährt, weil eine Initiative "Ich tu's" mit Sage und Schreibe 6 Mitgliedern das bislang zu verhindern wusste?
Auf ein paar Aussagen möchte ich antworten:
1. Der Gleisanschluss der Deponie Eiterköpfe macht für uns nach wie vor Sinn. Der verbrannte Müll muss als Schlacke schließlich zur Deponie kommen - der Zug fährt somit nie leer. Müll stinkt - das ist wahr. Er stinkt aber noch mehr, wenn er im LKW auf der Straße transportiert wird - bzw. es stinkt der LKW. Mit dem Schienenverkehr zur Deponie wollen wir die Kommune auch auf ihre Verantwortlichkeit zum Wohle der Bevölkerung hinweisen. Neben positiven Umwelteffekten würden im Kreis MYK jährlich über 700.000 Euro eingespart werden. Erkenntnis: Es interessiert nicht mal die Grünen.
2. Die Initiative "Ich tu's" hat das Thema Reaktivierung der Bahnstrecke nicht aufgenommen, weil dort reduziert Bahnfans waren, sondern weil es Ochtendung und die VG Maifeld als Wirtschaftsstandort stärkt. Die Bahnstrecke stellt die einzige Möglichkeit dar, das Ochtendung den Status Grundzentrum erlangt. Somit ist "Ich tu's" nie eine Initiative gewesen, die sich nur um das Thema Bahn, sondern um alle wichtigen Bereiche im Kreis MYK kümmert - es wäre sonst auch eine sehr einseitige Kommunalpolitik. Im übrigen setzt sich "Ich tu's" auch für einen Bahnhaltepunkt in Bendorf und für den Zusammenschluss der Tarifgebiete VRM und VRS ein! Das wussten sicherlich die wenigsten.
3. BIKO e.V. ist hingegen ein reiner "Bahnverein", der die aktive Reaktivierungsarbeit der Bahnstrecke Koblenz-Ochtendung vor Ort leistet. Sie führt die Verhandlungen mit der Bahn, leistet Öffentlichkeitsarbeit, hält Kontakt zu den Kommunen und Gütertransportinteressenten, schreibt in Foren und schneidet frei (wenn erlaubt).
Ein paar Mitglieder von "Ich tu's" sind auch die Gründer der "BIKO" (weil es andere nicht gibt, die es getan haben...- wie lange sollten wir denn noch warten, dass sich jemand dazu hinreißen lässt?)
Wie ist der Stand der Dinge?
1. Wir haben über 100 Briefe an die Ratsmitglieder von Ochtendung, Bassenheim und die VG-Räte Maifeld und Weißenthurm gesandt und über den Status der Bahnstrecke und dem gemeinsamen Ziel mit dem Bahnbetreiber RSE informiert.
2. RSE-Chef Rainer Bohnet hatte daraufhin einen Gesprächstermin in der VG Weißenthurm, wo ihm die ablehnende Haltung der Kommune vor Ort vermittelt wurde.
3. Vor wenigen Wochen hatten die beiden Vorsitzenden der BIKO e.V. eine Begehung der Bahntrasse mit einem Projektleiter von IKEA. Es wird derzeit ermittelt, ob ein Bahnhaltepunkt am IKEA interessant sein könnte.
4. Von Seiten der BIKO wird tatsächlich jetzt die Kommunalwahl abgewartet, da die Verhandlungspartner andere sein könnten. Auch bleibt abzuwarten, in welcher Position "Ich tu's" stehen wird.
5. Für dieses Jahr ist eine Veranstaltung namens "Verkehrspolitischer Ratschlag" in Koblenz angedacht. Hier werden Problemfelder an wechselnden Standorten abgehandelt. Die Veranstaltung wird durch die BIKO unterstützt, da dort mehrere Verkehrswissenschaftler u.a. auch unser Vorsitzender Dr. Karl-Georg Schroll das S-Bahn-Konzept für Rheinland-Pfalz Nord thematisieren möchten. Unsere Bahnstrecke KO-Ochtendung hat dort auch einen wichtigen Stellenwert.
Westeifelbahner hat es eigentlich auf den Punkt gebracht. Ein Bahnverein lebt von Mitmachenden. Wenn alle diejenigen, die mit den Fingern auf uns zeigen, sich entschließen würden, Mitglied in unserem Verein BIKO zu werden, wäre dies sicherlich für die Bahnstrecke KO-Ochtendung förderlich. Allerdings wird viel geschrieben und leider viel weniger getan...
...Tu du's - (er, sie es tut's vielleicht nicht)
so stehts aktuell auf den Wahlplakaten
Bis demnächst
Patrick
2. Vorsitzender
Bahn-Initiative Koblenz-Ochtendung e.V.