Hallo Guido, Hallo allerseitZ,
Deine Postkarte habe ich zum Ablass genommen, das wunderschöne Wetter heute Nachmittag auszunutzen, um ein paar Vergleichsbilder zu machen.
An die "richtige Stelle" kommt man leider nicht dran. Man müsste aus dem Restaurant der Marienburg fotografieren, und dort ist, nachdem die gesamte vergangene Saison "wegen Personalmangel" geschlossen war, Winterpause... Frustrierte Grüße an die Bistums-eigene TBT GmbH. Aber das ist ein ganz anderes Thema...
Neben den Eisenbahn-technischen Dingen gibt es aber noch viele andere interessante Details auf Guidos Postkarte zu sehen. So ist die Mosel noch nicht kanalisiert, heute erreicht die Mosel den ersten Pfeiler auf Bullayer Seite. Damals standen die ersten 3 Pfeiler bei "Normalwasser" allesamt auf dem trockenen.
Auch die Entwicklung des Ortes Bullay ist im Zusammenhang mit der Bahn sehr interessant. War es vor dem Bahnbau ein unbedeutendes Dorf, hat es sich heute zu einer großen Gemeinde gamausert. Die Häuser, die man rechts auf der Postkarte sieht, gehörten damals noch zu Neu-Merl, einem Ortsteil der Gemeinde Merl, die heute zu Zell gehört. 1964 wurde Neu-Merl gegen Waldland auf dem Berg mit Bullay getauscht. Auch heute noch profitiert Bullay vom Bahnhof, und dessen guten Anschlüssen als IC-Station. So gibt es entgegen dem allgemeinem Trend in Bullay immer noch nennenswerten Einwohner-Zuwachs.
Doch nun zu den Vergleichsbildern. Beginnen möchte ich nun aus etwas anderer Position mit einem Überblick über den heutigen Stand. Einmal als "unbekritzeltes" Bild, und einmal mit Erklärungen:
Aus etwas anderer Perspektive, am Haus Waldfrieden, ist das Gelände der Moselbahn besser zu erkennen. Auch heute noch ist die Moselbahn hier präsent, wenn auch nur mit einer mittlerweile weitgehend ungenutzten Bushalle, und einigen am Wochenende im Freien abgestellten Bussen. Neben der Bushalle ist noch ein Edeka-Markt auf dem Gelände. Ansonsten dominiert auf dem Terrain das Raiffeisen-Lager mit angeschlossener Tankstelle (oder ist es mittlerweile umgekehrt?):
Die Sackgasse liegt genau auf dem Verlauf des Übergabegleises von Staats- zu Moselbahn. Im Vordergrund überquerte das Gleis schräg die Bahnhofstraße.Der Straßenname sorgt heute oft für Verwirrung, weil die Straße eben nicht "am Bahnhof" liegt. Die Straße ist nämlich nach dem Moselbahnhof benannt. Der "Staatsbahnhof" war früher nur "von oben", also nicht direkt aus dem Ort heraus erreichbar. Den Zugang auf dem Bild zur DB-Station gibt es erst seit dem Umbau des Bullayer Bahnhofes zum Umweltbahnhof. Das Signal in Stellung HP1,5 gehörte da nie hin, es ist Teil des "Kultur-Historischen Wanderweges Kanonenbahn".
Ein Blick in die andere Richtung zeigt ein letztes Stück Gleis, das damals liegen geblieben ist. Derzeit sind auf dem Gleis 2 alte Boote abgelegt. Die Gemeinde Bullay will hier "irgendwann mal irgendwas Eisenbahniges" aufstellen. Links sieht man die Gelb-Grüne Halle der Moselbahn herausschauen, und im Hintergrund ist die Bullayer Brücke zu erahnen.
Ein Blick von der alten Moselbahntrasse auf den Durchlass der Doppelstockbrücke. Der Bahnübergang war mit einer Schranke innerhalb der Brücke gesichert. Auf Guidos Postkarte ist das Wärterhäuschen erkennbar.
So zeigt sich das Gelände heute. Der alte Bahndamm wurde vor geschätzt 15 Jahren abgetragen. Dort wo die Steine liegen, war früher die Straßen-Unterführung die ich auf dem zweiten Bild markiert habe.
Ein Blick von der Trasse in Richtung Zell. Die Trasse verlief hier auf einem Damm über die Wiese, um dann quer über das Gelände der heutigen Kläranlage (im Hintergrund zu erahnen) zu führen.
Helmut Reichelt hat geschrieben:Was wäre das für ein schöner Museumsbahnhof geworden und Jörg Neidhöfer wird mir bei meiner Behauptung sicherlich rechtgeben, dass man auch in späteren Jahren noch die Verbindung zur Schwarzen Katz in Zell durchaus hätte wieder aufbauen können. Wie die Trasse jetzt aussieht, entzieht sich leider meiner Kenntnis.
Der Bereich zwischen Merl und Zell könnte knifflig werden. Dort wird gerade ein Haus errichtet, das teilweise auf der alten Trasse steht. Auch müsste man vielen Anliegern die Sicht mit einem wieder zu errichtenden Damm nehmen, oder aber die Gärten zubauen. Es dürfte also leider nur ein Traum bleiben. Schade, zumal ja auch der Zeller Bahnhof wunderschön erhalten ist, und sich regelrecht als Endstation des wiedererstehenden Saufbähnchens eignen würde.