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"Baedekers Rheinlande"

Verfasst: Fr 3. Okt 2008, 00:27
von I-O Freak
Hallo liebes Forum :)

Ich wei? nicht, ob es einigen von euch ein Begriff ist. Ich bin seit heute in dem Besitz des Buchen "Baedekers Rheinlande", einem Handbuch f?r Reisende von Karl Baedeker. Das Buch ist 1925 in Leipzig ver?ffentlich worden, folglich schon ein st?ckweit antik ;).

In diesem Buch wird auch viel auf die Eisenbahnen in der Region Rheinland eingegangen, ich wei? zwar nicht, ob ihr Interesse daran habt, dennoch ein paar Zeilen aus diesem Buch:

"Die Eisenbahnen im besetzten Gebiet werden z.Z. von der sog. Regie betrieben. Die Bahnbeamten sind Deutsche, die Leitung ist franz?sisch. Die R?ckgabe an die deutsche Verwaltung steht nach dem Abschluss des Londoner Abkommens in Aussicht. Bei der Einreise achte man darauf, da? die Fahrkarte auch f?r die Regiestrecke G?ltigkeit hat. Zu beachten ist ferner, das die Fahrpl?ne sich im Winter nach westeurop?ischer Zeit richten. In den Monaten April bis Oktober wird die Bahnzeit einstweilen um eine Stunde vorausger?ckt und entspricht dann also der mitteleurop?ischen Zeit."

Einzeln wird hier auf einige Streckenabschnitte und auch z.T. Bahnh?fe kurz eingegangen.
z.B: "Eisenbahn von Bingerbr?ck bis Kreuznach, 16 km in 18 bis 35 Minuten; bis M?nster a. St. 20 km, 30 bis 45 Minuten. - Bingerbr?ck (84 km)- Die Eisenbahn f?hrt am 1. Ufer der Nahe aufw?rts, z.T. am Flusse hin, durch fruchtbares Land und Weinberge. Jenseit (3km) M?nster m?ndet 1. eine Zweigstrecke von R?desheim ein [denke, hier handelt es sich wohl um die Zufahrt zur Hindenburgbr?cke] - 6 km Laubenheim - 8 km Langenlonsheim (89 km), Knotenpunkt f?r Bingerbr?ck - Simmern 11 km [Bingerbr?ck - Simmern auch wieder auf einer anderen Seite erl?utert] - 11 km Bretzenheim. Die Bahn ?berschreitet die Nahe und erreicht Bad Kreuznach."

Auch interessant die weitere Fahrtzeit etc. Richtung Saargebiet auch mit wichtigen Informationen :D

"Eisenbahn von Bingerbr?ck bis Oberstein-Idar: 68 km in 1 1/2 bis 3 Stunden; bis Birkenfeld-Neubr?cke, 86 km in 3 1/4 bis 3 3/4 Stunden. bis Saarbr?cken 142 km in 3 3/4 bis 6 1/2 St. - Wer ins Saargebiet reisen will, nehme die Fahrkarte gleich bis zur Zielstation, da auf den saarl?ndischen Bahnh?fen der Fahrpreis in Franken erhoben wird."

Frage: Liege ich richtig, wenn ich denke, dass der heutige Bahnhof Idar-Oberstein vor der Zwangsvereinigung der St?dte Idar und Oberstein "Oberstein-Idar" hie??

Sollte noch Interesse an Texten aus diesem Buch bestehen, bitte ich dies mitzuteilen.

Also ich wei? jetzt was ich in den Ferien lese ;)

LG Rouven

Verfasst: Di 14. Okt 2008, 04:13
von eta176
Vor 75 Jahren erfolgte die Zusammenlegung von Oberstein und Idar und damit auch die Umbenennung des Bahnhofes.

"Seit ?ber 40 Jahren empfing die Reisenden, die mit der Bahn kamen, der Stationsname Oberstein-Idar,
so stand er in den Kursb?chern, so wurde die Doppelstadt immer schon bezeichnet."

Den umfangreichen Artikel aus der offenen Demo-Ausgabe der Nahe-Zeitung vom 4.10. k?nnen sich Interessierte bei Bedarf kopieren und anschlie?end vergr??ern, da weitgehend OT

Vor allem der neue Name regte die Menschen vor 75 Jahren in Idar-Oberstein auf - Zwangsfusionierung kam quasi ?ber Nacht

Als vor 75 Jahren Idar und Oberstein - ebenso wie weitere Gemeinden im Kreis Birkenfeld - zusammengelegt wurden, geschah dies auch im Rahmen einer Verwaltungsreform. Doch anders als heute gab es damals keine Konferenzen und B?rgerbeteiligungen - das "Verwaltungsvereinfachungsgesetz" wurde 1933 von oben diktiert, ohne Wenn und Aber.


IDAR-OBERSTEIN. Vor genau 75 Jahren wurde die Stadt Idar-Oberstein aus der Taufe gehoben - selbst f?r jene ?berraschend, die eine Fusion aus wirtschaftlichen Gr?nden begr??ten. Zu den wenigen, die hofften, mit diesem Schritt der zunehmenden Not entgegenwirken zu k?nnen, geh?rte der Obersteiner B?rgermeister Ludwig Berg?r, der von einem gemeinsamen Krankenhaus, einer Festhalle oder einem Schlachthof tr?umte (eine gemeinsame Schule und gemeinsame Energieversorgung gab es schon). Doch sein Idarer Kollege Otto Schmidt wehrte sich mit H?nden und F??en. So kam es, dass sich die beiden stark wachsenden Kommunen in Richtung Tiefenstein beziehungsweise Nahbollenbach ausdehnten - "man strebte auseinander statt zusammen", schreibt Berg?r in seinen Memoiren.
Quasi mit einem Handstrich unter einem Gesetz beendete die damals schon NSDAP-gef?hrte oldenburgische Regierung die ?berlegungen und verf?gte die Zwangsfusion zum 1. Oktober 1933.

Idar und Oberstein als St?dte
Begonnen hatte alles eigentlich schon im Jahre 1865, als das Oldenburger Staatsministerium die drei Orte Oberstein, Birkenfeld und Idar zu Stadtgemeinden erhob. Oberstein und Idar erhielten 1902 und 1909 gar den Status einer eigenen Stadtb?rgermeisterei - sie unterlagen damit nicht mehr der staatlichen Aufsicht und konnten ihre kommunalen Belange in eigener Regie regeln. "Die ?brig gebliebene Staatsb?rgermeisterei erhielt nach der Ausgliederung der Stadt Idar die Bezeichnung Idar-Land und bestand aus den Gemeinden Algenrodt, Enzweiler, Gerach, G?ttschied, Herborn, Hettenrodt, Hettstein, Kirschweiler, Mackenrodt, Regulshausen, Veitsrodt und Vollmersbach", schreibt Stadtarchivar Manfred Rauscher in seinem aufwendig recherchierten Begleitheft zur Ausstellung "75 Jahre Idar-Oberstein", die derzeit im Foyer der Stadtverwaltung zu sehen ist.
Die Vereinigung kam damals f?r alle Beteiligten - auch das Dorf Algenrodt wurde zwangseingemeindet - v?llig ?berraschend - vor allem das Tempo war so nicht erwartet worden. Schon eine Woche nach der Verk?ndung des "Gesetzes f?r den Landesteil Birkenfeld betreffend die Vereinfachung und Verbilligung der ?ffentlichen Verwaltung" am 22. September 1933 trat selbiges bereits in Kraft.
Einen ersten Hinweis auf eine bevorstehende Verwaltungsreform hatte Berg?r durch ein Schreiben der Birkenfelder Regierung vom 27. Juli 1933 erhalten. Darin wurde er aufgefordert, Vorschl?ge auszuarbeiten, wie die Verwaltung bei einer Vereinigung der beiden St?dte effektiver und sparsamer organisiert werden k?nnte. Am 12. August 1933 reichte der Stadtb?rgermeister sein Gutachten ein, in dem er eine Vereinigung der Schwesterst?dte aus finanziellen, wirtschaftlichen und administrativen Gesichtspunkten lebhaft bef?rwortete und die schon vorhandenen Gemeinsamkeiten hervorhob. Er vertrat die Auffassung, dass sich die beiden St?dte in r?umlicher Hinsicht nicht weiter auseinander entwickeln d?rften. Das k?nnte durch die Bebauung des Klotzberges verhindert werden, wodurch eine Verbindung zwischen den beiden St?dten hergestellt sei, unterstrich Berg?r.

Tiefenstein wollte den Bus
Schon 1909 gab es eine erste Zusammenlegung, als die Gemeinde Hettstein und das bislang zur B?rgermeisterei Herrstein geh?rende Obertiefenbach zur neuen Gemeinde Tiefenstein zusammengelegt wurden - auch hier per Dekret. Zwei Jahrzehnte sp?ter n?herte sich die neue Gemeinde Tiefenstein an Idar an: Beide Seiten hatten, wie Rauscher recherchiert hat, "?bereinstimmungen bez?glich der wirtschaftlichen Struktur und bei der Verfolgung gemeinsamer Interessen" erkannt - die Eingemeindung Tiefensteins war nur noch eine Frage der Zeit.
Eine der Forderungen Tiefensteins war die Einbindung ins ?ffentliche Verkehrsnetz, was mit einer neuen Omnibuslinie geschah. Am 27. Februar 1930 stimmte der Tiefensteiner Gemeinderat f?r die Eingemeindung, die Idarer R?te gaben einen Tag sp?ter ihre Zustimmung. Rauscher: "Im Nachhinein stellt diese Kooperation jedoch keine Vorstufe des endg?ltigen Zusammenschlusses dar, sondern muss als St?rkung Idars gegen das expandierende Oberstein zu sehen sein." So wurde auch ein eigenes Standesamt ins Leben gerufen, um sich vom ungeliebten Nachbarn abzutrennen.
Gegen den verordneten Zusammenschluss drei Jahre sp?ter gab es keine offiziellen Proteste - die demokratischen Grundrechte waren zu diesem Zeitpunkt bereits beschnitten. Wohl aber regte sich des Volkes Zorn, als der Name der neuen Stadt bekannt wurde: "23 000 Menschen waren aus dem H?uschen", erinnert sich Berg?r. "Die Obersteiner w?ren zufrieden gewesen, wenn der Name nicht gewesen w?re. Seit ?ber 40 Jahren empfing die Reisenden, die mit der Bahn kamen, der Stationsname Oberstein-Idar, so stand er in den Kursb?chern, so wurde die Doppelstadt immer schon bezeichnet." Zudem war Oberstein die gr??ere der beiden St?dte.
Die Idarer dagegen verstiegen sich zur Behauptung, sie m?ssten nun die Obersteiner Schulden bezahlen - was Unfug war. Wie Berg?r bei seinem Amtsantritt verbl?fft feststellte, "waren die Idarer Kassenverh?ltnisse schlechter als die Obersteiner".

Verwaltung auf der "Voh"
Doch schon vor dem Zusammenschluss gab es Gemeinsamkeiten zwischen den beiden St?dten, wie die Ausstellung des Stadtarchivs herausarbeitet: Etwa das gemeinsame Gaswerk oder die "Oberstein-Idarer Elektrizit?tswerke", die beide St?dte versorgten, sowie die gemeinsam unterhaltene Oberrealschule, das sp?tere G?ttenbach-Gymnasium. Die Schule am G?ttenbach musste 1933 der neuen Verwaltung weichen, die von Berg?r bewusst auf die "Voh", das "Grenzgebiet" zwischen den beiden Stadtteilen, gelegt wurde. Sie zog in die Schiller-Schule, wo heute die Stadtverwaltung untergebracht ist.


Die Ausstellung "75 Jahre Idar-Oberstein" ist bis zum 6. Februar 2009 werkt?glich im Foyer der Stadtverwaltung Idar-Oberstein zu sehen.